Bin ich essgestört?

  • Hallo Zusammen!


    Nachdem ich nun schon einige Monate um dieses Forum herum schleiche, habe ich mich gerade angemeldet, da mir klar geworden ist, dass ich meinem Problem nicht länger aus dem Weg gehen kann.


    Ich habe keine Ahnung, ob mein Beitrag hier richtig ist, ich versuch es einfach mal.


    Ich bin fast 30 Jahre alt und wiege momentan 132 kg, im letzten Jahr habe ich gut 10kg abgenommen, einfach weil ich meine Ernährung ein bisschen umgestellt habe.
    Ich bin seit 6 Jahren glücklich verheiratet, arbeite als Freiberufler- verdiene damit keine Unsummen aber bin doch recht erfolgreich. Ich habe Familie, Freunde, ein gutes soziales Umfeld. Man liebt mich, wie ich bin. Alles in allem kein Grund zum Jammern. Wenn da nicht dieses Gefühl wäre, dass etwas nicht stimmt.


    Meine Kindheit war nicht so schön, aber auch nicht wirklich schlimm. Mein Verhältnis zu meinem Vater ist gestört, das zu meiner Schwester konnte ich inzwischen selbst "heilen". Ich war schon als kind mollig, meinen Mann lernte ich kennen, da wog ich ca. 110 kg, seit gut 7 Jahren wiege ich nun konstant 140kg. Bzw. nun nur noch 132- an guten Tagen auch mal 130. Wir wollen ein Baby, aber da ich meine Regel nicht bekomme, kann das "schwierig werden", wie der Arzt es ausdrückte.


    All das führt mich nun aber zum Punkt: ich WEISS, dass ich abnehmen muss. Ich FÜHLE es. Aber ich KANN es nicht. Seit so vielen Jahren versuche ich es nun schon, wenn ich mir heute vornehme, dass ich abnehmen will, habe ich es morgen vergessen. Das ist mein Ernst. Jetzt sitze ich hier und denke: ach, das schaff ich schon. Wenn ich morgen früh aufstehe, ist alles wie immer.


    Ich esse relativ gesund: ganz selten Fleisch, ich hasse fettige Speisen und kann sie auch nicht essen, ich liebe Obst und koche gern gesund, ohne Tütenzeug und Co. Pizza gibt es nur zu besonderen Anlässen. Ich weiß genau, was gesund ist und was man lieber lassen sollte. Wenn wir am Wochenende einkaufen, sieht unser Einkaufskorb so gesund aus, als würde er aus einem Diätbuch stammen. Gut, bis auf die Schokolade. Wobei ich mir auch hier einbilde, dass ich nicht mehr nasche als schlanke Menschen.


    Um das Ganze hier mal irgendwie einzugrenzen: ich habe das Gefühl, dass ich ein Wahrnehmungsproblem habe. Ich habe schon ganz früh gelernt, Dinge zu verdrängen oder sie mir schön zu reden. Ich habe gelernt, Probleme einfach zu übergehen, zu vergessen. Wenn ich an mein Dicksein erinnert werde, dann habe ich das Gefühl, dass eine Schranke runterklappt und einen Bereich in meinem Hirn absperrt und ich darauf keinen Zugriff mehr habe. Ja keine Emotionen freisetzen und länger darüber nachdenken. Sehe oder lese ich etwas über Übergewicht und vor allem dessen Folgen, schalte ich einfach ab- und nicht nur den Fernseher. Auch mein Hirn. Deswegen werde ich auch morgen früh so sein wie immer und erst wenn ich hier wieder rein schaue, werd ich mich erinnern.


    Ich lebe nun viele Jahre so und da sich dieses Problem auch auf den Rest des Lebens auszuweiten versucht, möchte ich etwas unternehmen. Aber es ist so schwer sich so etwas einzugestehen und den ersten Schritt zu tun. Wem soll man so etwas anvertrauen? Und ist es überhaupt "merkwürdig" oder ist es vielleicht ganz normal und nur eine "Macke"?


    Wenn es irgendjemand geschafft hat, sich bis hier her durchzukämpfen, dann wäre ich sehr froh über eine Antwort.


    S.

  • Moin Sammy,
    ich habe deinen Beitrag komplett gelesen und mir fiel dazu nur ein:
    wo ist denn nun wirklich dein Problem?


    Was du zum Thema "Übergewicht" schreibst klingt für mich doch völlig "gesund" und "normaler" wie bei den meisten anderen Menschen.


    Vielleicht liegt das aber auch daran das ich diese Einstellung mühsam erarbeiten musste und dazu viel gelesen habe was diese "fixierung auf vermeintliches Normalgewicht" alles anrichten kann und bei mir auch angerichtet hatte.


    Sorry wenn du nun das Gefühl hast mich nicht verstehen zu können, aber ganz ehrlich ich beneide dich darum wie du mit dem Thema "Abnehmen müssen" umgehen kannst. Weil ich weiß das dies sehr viel "gesünder" ist, wie ich selbst es tue.


    Liebe Grüße,
    Cailly

  • Tja, wenn ich das nur selbst wüßte. Mein Problem ist wirklich, dass ich nicht durchhalte und dass ich eben viel zu gut verdrängen kann. Wenn ich mir jetzt mal wieder vornehme, endlich abzunehmen, dann ist der Vorsatz morgen weg. So lange, bis ich wieder in einem Tief sitze.


    Ich weiß ehrlich nicht, wo genau mein Problem liegt und das ist mein Problem.

  • Nunja, ich würde mal sagen, dass dein Instinkt verdammt gut funktioniert - sonst würdest du am Ende doch noch mit Abnehmen anfangen ;)
    Tipp, wie du es "besser machen" kannst, wirst du hier nicht bekommen, so nebenbei gesagt. Ich nehme an, dass du weißt, dass das Forum diätfrei ist...


    Mal zwei andere Sachen:
    1. Wird dein Problem mit deiner Regel behandelt? Und wenn ja, wie?
    2. Gesundes Essen ist so wie guter Geschmack sehr individuell - was der eine mag/verträgt, bekommt dem anderen noch lange nicht. Da der Rat an dich: hör auf, dich an Vorgaben zu klammern, was "gesund" ist. Gesund ist für dich, was du verträgst und magst. Und wenn das jeden Tag Thunfischpizza ist, ist das auch in Ordnung. Weniger Richtlinien, weniger Verbote, mehr auf die Bedürfnisse des Körpers hören.



    Kinderwunsch hängt nunmal nicht vom Gewicht ab.
    Nach einer Essstörung hört sich das Ganze bei dir allerdings absolut nicht an. Vielleicht bist du eher im Schwangerschaftsteil unseres Forums richtig - da wirst du sicher Tipps bekommen, was man abklären sollte, wenn man einen unerfüllten Kinderwunsch hat.


    Gruß
    Dani

    Dress for the body you have RIGHT now. There is nothing wrong with you right now, and there is sure as heck no reason to wait to look good. Get up, get dressed and face the world and then do it again tomorrow. (Malia Anderson)

  • Danke für deine Antwort, Dani.


    Das mit dem Kinderwunsch ist im Moment nebensächlich. Ich hab es schon mit Tropfen versucht, damit ich meine Tage bekomme, das hat nicht geholfen. Nun sollte ich die Pille für 3 Monate nehmen, damit da erstmal überhaupt was passiert, aber das schieb ich nun seit September vor mir her, weil ich mich einfach nicht bereit dazu fühle. Wir versuchen noch nicht schwanger zu werden, weil ich mich zu dick fühle und einfach andere Probleme habe. Und zugegeben: ich habe ein Problem mich zu entscheiden und kann mich nicht dazu durchringen, es zu versuchen. Aus Angst, dass es nicht klappt.


    Vielleicht habe ich dann keine Essstörung sondern eine allgemeine psychische Störung. Vielleicht bin ich auch ganz normal und wünsche mir eine "Störung", damit ich "geheilt" werde und alle Probleme sich in Luft auflösen.

  • Hm, auch wenn du noch keinen expliziten Kinderwunsch hast, solltest du nicht damit warten, deine Regel "in Schwung" zu bringen... Weißt du denn, worans liegt mit der fehlenden Regel? PCO?
    Es kann einfach sein, dass du zu viele männliche Hormone hast. (Die machen Frauen meist auch dick.)

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  • Ja, es sind wohl zu viele männliche Hormone na und abnehmen soll ich eben auch- das übliche eben. Ich kann mich einfach nicht dazu durchringen es überhaupt zu beginnen. Vielleicht ist es besser, es nicht zu versuchen.

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