DIABETES...und man wird gleich in eine Schublade gesteckt

  • Hallo zusammen.


    Ich bin jetzt seid fast 7Jahren Typ1-Diabetikerin und dazu noch übergewichtig.
    Typ1,sprich,ich kann gar nichts dafür und es kommt nicht vom übergewicht,sondern ist erblich bedingt.


    Und trotzdem wird man von der Gesellschaft in eine Schublade gesteckt."Die hat Zucker und ist fett...typisch".


    Habt ihr auch solche Erfahrungen gemacht???


    Würde mich über viele antworten freuen.;)


    Liebe Grüße,
    Nadine

  • Mit den Vorurteilen und der Stereotypisierung ist das ja so eine Sache...jeder Mensch hat Vorurteile und urteilt über andere bzw. steckt Menschen in Schubladen - und jeder Mensch wird irgendwann mal Zielscheibe.


    Wenn wir einen ärmlich aussehenden Menschen auf der Straße sehen, der vielleicht auch noch torkelt, denken die Meisten von uns sofort: "Ein besoffener Penner". Wenn wir einen Menschen mit bunten Haaren und Ohrringen sehen: "Ah, ein Punker! Bestimmt arbeitslos und ein Schnorrer".


    Warum ist das so?


    Wir müssen unheimlich viele Eindrücke am Tag verarbeiten. Da ist es (um es einfach zu fomulieren) das Einfachste, die Schublade im Gehirn aufzumachen, den Eindruck/das Urteil zu verstauen, die Schublade zu zumachen und nicht weiter darüber nachzudenken.


    Also keine weiteren Fragen zu stellen wie: "Vielleicht ist der Mann krank und torkelt deswegen? Vielleicht spart er nur auf einen Traum und trägt deswegen alte Kleidung? Vielleicht kommt der Mann mit den bunten Haaren von einer Faschingsparty oder will dorthin?".


    Wenn wir uns all diese Fragen ständig stellen würden, wäre unser Gehirn gandenlos überfordert.


    Das soll natürlich nicht heißen, dass Vorurteile oder Stereotypisierung fair ist - das ist es mit Sicherheit nicht. Aber niemand kann sich (ob als "Opfer" oder "Täter") dagegen wehren.


    Was mich aber speziell in Deinem Fall interessieren würde ist, wer das von Dir denkt? Ärzte? Freunde/Verwandte?


    LG,
    Nadja

  • Hallo Nadja,


    wer denkt sowas von mir....viele....


    Oft wenn ich beim Arzt sitze und meinen DiabetesAusweis in der Hand halte,weil mal wieder besprechung anliegt, bekomm ich dieses nuscheln von anderen Patienten mit....


    Wenn ich unterwegs bin und meine Spritz u. Messutensilien raus hole höre ich dieses nuscheln...


    Ständig und überall...


    Ich könnte dir sehr viele beispiele nennen...aber das würde hier den rahmen sprengen..


    Traurig aber wahr....


    LG,
    Nadine;)

  • Hallo Nadine,


    dann müssen sich die Menschen schämen, die tuscheln - und nicht Du Dich.


    Ich selbst hatte Diabetes Typ II - allerdings ist mir das Getuschel anderer Menschen niemals aufgefallen. Kann es denn nicht vielleicht auch sein, dass Du das Getuschel der Anderen einfach so auf Dich beziehst? Dass Du vielleicht gar nicht Gegenstand des Tuschelns bist?


    Ansonsten: Lass sie doch tuscheln!


    Ich muss dazu sagen, dass ich ein Mensch bin, der nichts auf das Getuschel oder auf die Meinung Fremder gibt. Aber auch das musste ich im Laufe meines bisherigen dicken Lebens erst lernen...das war ein Prozess von mehreren Jahren.


    LG,
    Nadja

  • Hallo Nadja.


    Das ging ja schon so weit, das die Leute mit dem Finger auf mich gezeigt haben.
    Stören tut mich das ganze eigentlich nicht und mir ist es eigentlich relativ egal, was Leute über mich denken, aber manchmal nervt es einfach nur noch.
    Manchmal denke ich "Mensch,ich muss ja was besonderes sein,das ich so einen Gesprächsstoff für andere Menschen liefern kann".


    LG,
    Nadine;)

  • Oft wenn ich beim Arzt sitze und meinen DiabetesAusweis in der Hand halte,weil mal wieder besprechung anliegt, bekomm ich dieses nuscheln von anderen Patienten mit....



    ich bin auch Diabetikerin und hatte bisher keinerlei Schwierigkeiten jedwelcher Art auch immer.
    Ich gehe mit dieser Krankheit sehr offensiv um und informiere meine Umwelt über meine Krankheit. Zu meiner eigenen Sicherheit.
    Allerdings halte ich selten meine Diabetikerausweis in der Hand, den behalte ich meist in der Tasche. Es ist doch absurd, dass man sich in einer Arztpraxis/Wartezimmer über eine Allerweltskrankheit echauffiert.

    Zitat

    Wenn ich unterwegs bin und meine Spritz u. Messutensilien raus hole höre ich dieses nuscheln...

    Ständig und überall...



    Ich spritze nicht, aber ich weiss von Diabetikern die sich spritzen müssen, dass man das ohne Schwierigkeiten diskret und ohne großen Aufwand über die Bühne bringen kann.
    Wenn ich das allerdings zelebriere, dann muss ich eben mit neugierigen Blicken rechnen.
    Als Häme würd ich das allerdings wirklich nicht bezeichnen, sondern einfach als menschliche Neugierde.

    toni

  • Ich habe auch Typ 1- Diabetes. Aber getuschelt wird erst dann, wenn ich diese Krankheit in der Öffentlichkeit "zelebriere". Und man kann diese Krankheit auch diskreter behandeln. Mir ist es auch lieber, ich spritze in einem diskreteren Raum.


    Im Wartezimmer mit dem blauen Ausweis zu sitzen, das würde mir auch nicht einfallen. Und da ist es egal, obs in der Diabetologie oder beim Allgemeinmediziner ist. In der Diabetologie ist es eh klar, warum man da ist, da sind mir auch schon dumme Blicke begegnet. Aber so lange ich weiss, warum und wieso, ist der Rest mir gelinde gesagt egal.


    Typ 1 ist übrigens nicht erblich bedingt (wer hat Dir das denn bitte schön erzählt?) und ein Typ 2 kann auch nur bedingt etwas für seine Situation. Früher oder später erwischt es den, der es erwischen soll.
    Mich stört das schon etwas, dass man immer unbedingt die Grenzen ziehen muss. Aber nicht, weil es verschiedene Krankheiten sind, sondern weil man in die Schubladen "Schuld" und "Unschuld" zu sehr betont.

  • Typ 1 ist übrigens nicht erblich bedingt (wer hat Dir das denn bitte schön erzählt?)


    Nicht nur, aber kann auch einen großen faktor spielen...ich bin altenpflegerin und hab es so gelernt....und auch mein diabetologe sagte mir, das meine früheren Verwandten, die auch diabetes hatten, ihren Teil dazu beigetragen haben.


    Ob man nun mit Ausweis oder ohne da sitzt, spielt doch nun wirklich absolut keine Rolle. Ich stehe zu meinem Diabetes. Und auch spritzen etc in der öffentlichkeit macht mir nix aus.Der Diabetes lebt mit mir und nicht ich mit dem Diabetes.


    Gruß
    Nadine

  • Ja, kann, muss aber nicht. Als Fachkraft solltest Du aber wissen, dass die Bauchspeicheldrüsen bzw. die Zellen durch Antikörper zerstört werden. Dass die vererbt werden, ist mir neu.


    Die Möglichkeit, an Typ 1 zu erkranken liegt bei 5%, wenn ein Elternteil Typ 1 hat(te), bei 20% wenn beide Eltern Typ 1 haben. Bei einer Erkrankung durch den Vater soll die Möglichkeit der Vererbung etwas höher sein. Ist für mich kein allzu grosser Faktor.
    Typ 2 ist die wesentlich höhere Vererbungsmöglichkeit.
    Das kannst Du auch so ziemlich auf allen einschlägigen Seiten nachlesen.


    Du sollst ja auch weiterhin offensiv damit umgehen, aber es kommt auf die Art und Weise an, wie man es macht (diskret oder schon auffällig) ;-). Solltest Du es zelebrierend machen, kann es sein, dass die Leute tuscheln. Passiert auch schlanken Typ 1ern... ("Du bist doch gar nicht so dick..", "Zu jung und schon so eine Krankheit ...")
    Ansonsten geh zu den Leuten doch hin und frage, ob sie ein Problem haben. Oder vielleicht wollen die was wissen... Kann man alles bereden...

  • Ich bin Typ II Diabetikerin und muss spritzen. Auch ich informiere meine Umwelt über meine Krankheit und gehe damit sehr offen um. Bislang hatte ich keine Probleme mit den lieben Mitmenschen.

    Bei Verwandten und Bekannten spritze ich in deren Gegenwart. Anfangs waren alle neugierig, aber inzwischen hat man sich daran gewöhnt und es wird kaum noch beachtet. In der Öffentlichkeit (z.B. Restaurant) kann man auch diskret, evtl. im Schutz von den mit am Tisch sitzenden Personen, spritzen. Sollte es nicht gehen, dann kann man sich auch zur Not in eine andere Räumlichkeit zurück ziehen.

    Allerdings habe ich so meine Probleme mit diversen Ärzten. Egal mit welchen Symptomen ich zum Arzt gehe, wird es gleich auf mein Diabetes zurück geführt und somit auch gleichzeitig auf mein Übergewicht. Oftmals bekomme ich dann Antworten wie: "Das könnte von Ihrem Diabetes kommen, da kann man nicht viel machen. Sie müssten abnehmen, dann besteht die Möglichkeit, dass die Symptome verschwinden." So oder ähnliche lauten die Antworten.

  • Hallo Moppelinchen.


    Ich meine,ich stell mich auch nicht in ein Restaurant und rufe laut "Hallo,ich spritze jetzt".Nee,nee...Diskret unterm Tisch oder so...trotzdem fällt es oft genug auf.


    Normalerweise gehen mir solche Sprüche auch am A**** vorbei, aber es kommt halt vor, das ich es einfach nur noch nervig finde.


    Und JustMe:
    Wann bist du denn eher "gefährdet" an Diabetes zu erkranken???Wenn es in deiner Familie vorkommt oder eher wenn nicht????????:confused:


    Schönen Tag noch.


    Gruß
    Nadine

  • Ich habe doch geschrieben, wenn Du in der Familie Typ 2 hast, ist die Möglichkeit wesentlich grösser, auch einen Typ 2 zu bekommen.


    Ist nur Typ 1 vertreten, dann ist die Chance so ziemlich gering, dass Du wirklich auch einen Typ 1- Diabetes bekommst.
    Stellt sich die Frage, ob es in Deiner Familie nun Typ 1- oder Typ 2- Diabetiker gab und gibt. Got it?


    Es gibt genügend Typ 1er, die in ihrer Familie überhaupt keine Diabetiker haben oder hatten. Ergo scheint es doch eher Zufall zu sein.


    Diabetes ist eben nicht immer gleich Diabetes.


    Aber wenn Du es nervig findest, warum ziehst Du denn nicht Deine Konsequenzen daraus, damit es eben nicht erst so weit kommt? Das verstehe ich nun wirklich nicht.


    Moppelinchen: diese Situationen kommen doch mir sehr bekannt vor. Aber manchmal bringt es doch keine Linderung, wenn man bessere Werte hat oder auch weniger wiegt. Es gibt zwar genügend Erkrankungen, die durch den Diabetes entstehen können, aber nicht zwangsläufig müssen. Bezieht sich das denn auf ziemlich alle Ärzte oder nur auf spezielle, einzelne?

  • Hallo JustMe,


    ganz einfach...ich sehe es nicht ein mich zu verstecken....sollen die Leute denken was sie wollen und es doch einfach für sich behalten...


    In meiner Familie gibt es Typ1er und Typ2er...schon als Kind wurde bei mir regelmäßig besonders der BZ kontrolliert, weil es immer hieß, das ein Risiko besteht.


    Und vor knapp 7Jahren kam dann die Diagnose...


    Ich denke,wie du schon sagst, Diabetes ist nicht gleich Diabetes.


    Bei dem einen steckt es in den Knochen und bei anderen eben nicht...Und das ist auch gut so...stellen wir uns mal vor jeder wäre gleich...wär doch langweilig....


    Gruß
    Nadine

  • Na ja, es ging mir nur darum, wenn Du davon genervt bist, dass Du das dann eben verhinderst. Ich weiss nicht, welche Antwort Du davon erwartet hast, dass Dich das Getuschel und Geschwätz stört. Letztendlich hast Du ja nur zwei Möglichkeiten.
    Irgendjemand muss immer über etwas reden - das ist menschlich und kannst Du nicht unterbinden. Wenn es nicht Dein Diabetes wäre, würde man vielleicht über einen Freund von Dir tuscheln. Aber wie Nadja schon schrieb, man darf nicht immer alles auf sich beziehen.


    Wie sind eigentlich so Deine HbA1c-Werte? Bei mir waren die in der letzten Zeit immer über 7. Mein Arzt hat aber keinen Behandlungsbedarf gesehen, er meinte halt, wegen Gewicht etc. Aber ich habe nun gewechselt. Mal sehen, wie es bei ihm ist.

  • Hallo JustMe,


    mein letzter HbA1c lag bei 6,4% wenn ich mich recht erinnere.


    Ich bin wirklich super eingestellt,was auch lange,lange Zeit gedauert hat.Und mein Doc der kümmert sich richtig gut um einen.Zu meinem Gewicht sagt er mittlerweile nichts mehr,weil ich seid letztem Jahr Dezember knapp 40kg abgenommen habe.Er sagt immer nur:Klasse,weiter so...


    Wie wurde bei dir denn der Diabetes festgestellt????


    Gruß Nadine

  • Ich bin nach meinem Umzug wegen eines Abzesses zu einem mir noch unbekannten Arzt gegangen. Er hat ein grosses Blutbild gemacht und da war es dann. Die Diagnose hatte ich jedoch bereits vorher erahnt. Mich eben nur nicht getraut.. Na ja..


    Anfänglich war ich auch gut eingestellt, HbA1c von 5, 8% geschafft, ohne Unterzuckerungen. Tolle Sache. Und dann ging es ab- bzw. in dem Falle aufwärts. Bin nun dieses Quartal bei 6,7% gewesen, damit seit langem der erste etwas bessere. Würde aber gern wieder knapp unter 6% kommen. Wird zwar schwer werden, aber durch den Arztwechsel und Umstellung von (Bolus)Human- auf (Bolus)Analogainsulin und dadurch neue Motivation hoffe ich und arbeite dran.

  • Hhmm...das war bei mir fast genau so...habe auf der geschlossenen in einer Psychiatrie gearbeitet und ein Abzess bekommen...immer durst,ständig müde...ne Kollegin hat dann gemessen...528mg/dl...bin dann am nächsten Tag zum Arzt...der hat erstmal das Abzess aufgestochen....schrei....und am nächsten Tag lag ich schon im KH...


    Momentan kämpfe ich mit meiner Krankenkasse um die Genehmigung einer Pumpe...mal sehen ob das dieses Jahr noch was gibt...


    Gruß
    Nadine

  • Seit wann läuft der Antrag denn? Ich wünsche Dir da viel Erfolg, bekomme es ja auch mit, dass die KK bzw. der MdK gerne Zicken macht. Was ist denn der Grund für die Pumpe?


    Ich hatte bei dem ersten Messen "nur" einen Wert um die 390 mg/dl, dann war's stets besser geworden. Aber Krankenhaus war nicht, wurde ambulant eingestellt - was auch gut so war.

  • Hallo JustMe,


    es gibt mehrere Gründe weshalb ich eine Pumpe haben möchte.
    Erstens sind meine Werte zwar vom HbA1c her gut, aber ich habe oft Hypos(das niedrigste war 32mg/dl), welche ich auch erst sehr spät merke.
    Zweitens besteht bei meinem Schatz und mir ein Kinderwunsch,so das noch bessere Werte für die Schwangerschaft ja von Vorteil wären.
    Drittens soll die Pumpe algemein für noch bessere Werte sorgen.
    Diese 3 nur mal als Beispiel...könnte dir noch mehr Gründe nennen...


    Mein Arzt meinte, das die KK sich leider immer sehr viel Zeit für solche Entscheidungen lässt.Antrag läuft jetzt seid knapp 7wochen...Bin mal gespannt,was dabei raus kommt.


    Welches Insulin spritzt du denn???


    Ich spritze momentan noch Humalog und abends um 22Uhr Basal...


    Gruß
    Nadine

  • Vernünftige Gründe also und nicht einfach nur aus "Spass an der Freud", wie es mir bei manchen vorkommt. Weisst Du schon, welche Du dann nehmen würdest?


    Als Bolusinsulin nehme ich Novo Rapid, bei längeren Verstoffwechslungen wie Pizza dann Humaninsulin von B.Braun/ratiopharm. Als Basal habe ich das von der gleichen Firma, was ich mir abends und morgens spritze. Sollte zwar mittags spritzen, aber da bin ich immer drüber weggekommen. Novo Rapid habe ich nun auch erst seit knapp 2 Wochen. Der Diabetologe vorher wollte mir kein Analoga geben.


    Wenn Du willst, können wir ja privat schreiben. Ich glaube, dass es hier sonst zu einem Dialog kommt ;-).

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