Ist man nur frei, wenn man alleine ist?

  • vielleicht ist man ja, wenn man alleine ist - frei von der gesellschaft - am ehrlichsten und unverfälschtesten? weil man sich nicht anpassen muss?


    vielleicht ist damit die art von freiheit gemeint, sich so geben zu können, wie man im innersten eigentlich ist.

    wobei das jetzt nicht wertend gemeint ist. denn die gesellschaft (egal ob Familie, Partnerschaft, Freunde oder Arbeit gemeint ist) verändert einen ja auch.

    aber gewinnt man nicht durch die einschränkung der anpassung an neuer freiheit durch die veränderung? dass man manch menschlichen zug gar nicht entwickelt hätte, hätte man seine freiheit nicht eingeschränkt?

    hmmm.....grübel...werde weiter darüber nachdenken.

  • Zitat von Sophonisbe

    Ich wüsste gern, ob ich's richtig verstanden habe, deswegen paraphrasiere ich mal: Jemand, der nur allein frei sein kann, ist in seinem Freiheitsempfinden höchst abhängig - von der Abwesenheit anderer nämlich - und gerade deshalb unfrei.

    Richtig?

    Das wäre ein berechtigter Einwand, glaube ich. Ich werde das noch einmal durchdenken.


    Ja, genau so meinte ich das :) .

    Ich hätte es vielleicht anders formulieren sollen, etwa so:

    Wie frei ist man, wenn man sich nur unter bestimmten Bedingungen (alleine sein) frei fühlen kann - und jetzt möchte ich aber noch ergänzen: Kann man dann auch tatsächlich frei sein oder hindert uns dann nicht das
    immer und überall präsente Über-Ich daran?

  • Zitat von NiceTalk

    Was ist das Über-Ich, Lunix? :confused:

    Ich bin zwar nicht Lunix, hoffe, ich kann dennoch helfen...

    Das Über-Ich ist in der Psychoanalyse nach Freud, laut dem Instanzenmodell (wenn da noch Begriffsklärung herrscht, einmal bitte schreien!:D ), der Teil der Psyche, der das "Gewissen" ist. In diesem befinden sich Werte-, Moral- und Normenvorstellungen und regelt - vereinfacht gesagt - was "Gut" und "Böse" ist.

  • *versucht auch mal ne Erklärung*


    Freuds Über-Ich sind internalisierte, also verinnerlichte Anforderungen, die die Außenwelt an das Individuum stellt, welche es aber in die eigene Persönlichkeitsstruktur, eben in Form des Über-Ich, übernommen hat. Das Über-Ich sagt, was man sein und tun soll, insofern ist eines seiner Funktionen auch das Gewissen. Die Internalisierung geht dabei oft so weit, dass man nicht mehr zu erkennen vermag, dass es eigentlich fremde Forderungen sind.

    Dem Über-Ich ist das Es entgegengesetzt, welches für die Triebstrukturen des Menschen stehen. Aufgabe des Über-Ich ist, das Es zu bändigen und die Triebe in "erlaubte" Bahnen umzuleiten.

    Ich glaube, Ich würde diesen Begriff hier nicht einführen wollen, eben weil er spezifisch psychoanalytischer Natur ist. Und nicht jeder die Psychoanalyse als ERklärungsmuster anerkennt.

    Wenn die Frage allerdings lautet, ob man überhaupt, auch im Alleinsein, in der Lage ist, sich vom äußeren Einfluss frei zu machen, dann könnte man drüber reden.

  • Zitat

    Was ist das Über-Ich, Lunix? :confused:

    Ok, jetzt haben schon andere geantwortet (ich musste mal meine Fenster putzen :D ), dem kann ich nichts mehr hinzufügen.

    @Sophonisbe

    Zitat
    Zitat
    Zitat
    Zitat

    Ich glaube, Ich würde diesen Begriff hier nicht einführen wollen, eben weil er spezifisch psychoanalytischer Natur ist. Und nicht jeder die Psychoanalyse als ERklärungsmuster anerkennt.

    Richtig, der Begriff ist sehr speziell. Ich habe ihn mir sozusagen bei Siggi Freud ausgeborgt, weil ich dachte, dann weiß jede/r was ich meine - mein Fehler.

    Zitat
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    Wenn die Frage allerdings lautet, ob man überhaupt, auch im Alleinsein, in der Lage ist, sich vom äußeren Einfluss frei zu machen, dann könnte man drüber reden.

    Tatsächlich habe ich das so gemeint.




  • hallo ihr diskutierenden,

    bin neu hier und wage es dennoch, meine meinung darzustellen (jedenfalls versuch ich es).

    was ist denn freiheit? ich denke, jeder definiert und empfindet das individuell. wenn ich ehe als fessel betrachte, dann ist es logisch, dass ich glaube nur frei zu sein, wenn ich die fessel ablege bzw. alleine lebe. bin ich jedoch gerne mit einem partner zusammen, bereichert mich diese beziehung, dann werde ich auch frei sein können - zumindest von dem gedanken, angebunden zu sein.

    freiheit! ein zustand, für den gekämpft wurde und wird. es gibt aber auch die von der welt abgewandte freiheit. die innere... sie ist ganz unabhängig davon, mit wem oder wo ich lebe. es ist ein gemüts- ein geisteszustand.

    die beste antwort habe ich bei prof. tepperwein gefunden, einem sehr interessanten und spirituellen menschen, der (u.a.) "die geistigen Gesetze" geschrieben hat (Goldmann-Esoterik). mein exemplar ist so alt, dass es noch keine isbn-nr. hat *lach*...

    Franz von Assisi wird von ihm zitiert:
    "Selig ist der Mensch, der den Nächsten in seiner Unzulänglichkeit genauso erträgt, wie er von ihm ertragen werden möchte"

    Tepperwein sagt, und da stimme ich ihm bedingungslos zu, dass jeder mensch das ergebnis seiner anlagen und seiner umwelt, seiner lernerfahrungen und seiner bereitschaft zu wachsen ist (meine eigenen worte). der mensch allein hat die macht, sich aus allem was ihn hindert, zu befreien (selbst erprobt und es IST so).
    das ist also die äußere freiheit. wie steht es nun mit der inneren. wann bin ich frei von ängsten, zwängen und dem nagenden wunsch nach mehr, dem anderen, das mich glücklich machen soll usw.???

    ich versuche auch das mit meinen eigenen worten zu äußeren...
    hilfreich dabei ist die erkenntnis, dass alles was wir brauchen, was wir zu brauchen scheinen! eine illusion ist. wir kamen nackt und wir gehen nackt. nichts können wir mitnehmen außer erkenntnisse und unsere seele. wenn ich mich diese illusion erkannt habe, dass ich nichts was ich gerafft und gesammelt habe, mitnehmen kann, dann kann ich loslassen. loslassen von wünschen, von habenwollen und habenmüssen, von falschen befriedigungen usw. auch von erwartungen, vorstellungen, von gemütszuständen und verhaltensweisen.
    zugegeben, das ist nicht einfach - und ist ein prozess, der wohl lebenslang dauert, da es - und hier geht es in die psychologie - unser ego gibt. es wird kämpfen gegen das über-ich, das sich nach wachstum sehnt.
    und das ist die basis, wo das leben eingreift, wenn ich nicht selbst "meinen" ureigensten weg gefunden habe bzw. gehe. schicksalsschläge nennen wir es was vom leben als korrektur gemeint ist. ja, es ist schmerzhaft, und ja es ist nicht immer möglich, den tieferen sinn dahinter zu sehen.

    ich glaube, die einzige wahre freiheit ist, dass ICH die wahl habe zu entscheiden. und mit den konsequenzen muss ich leben!

    *nachdenklich zum frühstücken gehe*

    grüße von
    der

    herzdame

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