Benötige Unterstützung...

  • Hallo liebe „Mitbetroffene"


    Gerade war ich - wie so oft in letzter Zeit - im Internet auf der Suche nach wirkungsvollen Tipps um meinen Essanfällen entgegen zu wirken...bei meiner heutigen, nächtlichen Suche bin ich auf dieses Forum hier gestossen. Spontan habe ich den Entschluß gefasst mich zu registrieren - nicht zuletzt in der Hoffnung vielleicht ein, zwei Menschen zwecks Erfahrungsaustausch & Motivation näher kennen zu lernen.


    Als erstes ein paar Worte zu meiner Person. Gleich vorweg...meine „Geschichte" klingt sicherlich etwas abenteuerlich und für so manchen unter Euch bestimmt unglaubwürdig, dennoch sei gesagt, es handelt sich hierbei wirklich um Tatsachen....leider.


    Ich bin 30 Jahre jung und war schon immer das was man als dick bezeichnet. Es ging in der Kinderzeit los...und zog sich wie ein roter Faden durch mein ganzes bisheriges Leben. Häufige Diätversuche brachten langfristig nichts...da ich selten konsequent in der Umstellung meiner Ernährung war, wohl auch aufgrund meiner Lebenssituation. Essen war und ist für mich...wie für viele andere Übergewichtige auch - Ersatzbefriedigung. Ich esse wenn ich mich einsam fühle...traurig bin, Stress habe und so weiter...


    Mit 18 Jahren hatte ich das erste Mal ein Gewicht von 150 Kilo erreicht. Das war der Zeitpunkt an dem ich eine Diät begann und auch erfolgreich abnahm. 75 Kilo leichter begann ich ein neues Leben. Heiratete, bekam ein Kind...und...nahm wieder zu...


    Aufgrund meiner Ehe, die von Anfang an sehr schlecht verlief...fing ich an immer mehr unter schweren Depressionen zu leiden...meine Essstörungen wurden immer massiver...meine Depressionen ebenfalls...es war ein Teufelskreis. Aber mir fehlte die Kraft etwas zu ändern. Eines Tages war meine Situation so unerträglich, das es mir unmöglich war mich selbst und meine Familie (Haushalt) zu versorgen. Ich war auf einmal „schwerbehindert" und nur weil ich mein Essverhalten nicht in den Griff bekam...doch ich betäubte mich weiter mit Essen... Dies ging so lange bis ich mir eines Tages sagte, ich sei noch zu jung um so zu enden...denn es war die Endstation für mich an der ich angekommen war...mein Leben war besiegelt...ich war verdammt dazu auf meiner Sofaecke sitzend auf den Tod oder das Pflegeheim zu warten...


    Ich beschloss also es noch ein letztes mal zu versuchen - nämlich etwas Grundsätzliches in meinem Leben zu verändern und abzunehmen... Leider war es mir bei meinem Gewicht unmöglich eine Waage zu finden auf der ich mich hätte wiegen können...und so entschloß ich mich einen Schrottplatz aufzusuchen um mich wiegen zu lassen. Es war wohl die peinlichste Situation in meinem Leben (oder eine davon). Das Ergebnis führte dazu das ich beinahe in Ohnmacht fiel...350 Kilo... Bis zu diesem Zeitpunkt hätte ich mir nicht vorstellen können das ein Mensch jemals soviel wiegen könnte...


    Der derzeitige "Stand der Dinge" ist ein Teilerfolg. Ich habe von besagten 350 Kilo mittlerweile ca. die Hälfte verloren. Momentan wiege ich 162 Kilo...bin also von meinem Ziel (75 kg) noch sehr weit entfernt...aber ich möchte weitermachen. Merke jedoch das mir momentan die Kräfte fehlen und ich seit 10 Wochen nicht mehr abnehme. Ich weiß natürlich dass das normal ist...das solche Nichtabnahmephasen durchaus eintreten, aber mein Problem ist...das ich meine Essensmengen wieder steigere...Essattaken häufiger eintreten...ich nichts dagegen tun kann und davor habe ich große Angst. Ich will nie nie wieder zunehmen...


    Es wäre daher sehr schön, wenn mir jemand von Euch etwas hilfreich zur Seite stehen könnte.


    Danke...


    Herzliche Grüße, Dragonfly-Lady

  • Liebe Dragonfly-Lady !


    Zunächst einmal herzlich Willkommen hier im Forum!
    Schön das Du zu uns gefunden hast!


    Das Du von 35O Kilo auf 162 abgenommen hast ist
    ja Wahnsinn !! Wie hast Du das geschafft und vor
    allem in welchem Zeitraum ? Mir steht der Mund auf
    vor Bewunderung vor so einer Leistung !


    Es wäre schön wenn Du näheres darüber berichten
    könntest.Du kannst mir auch gerne eine PN schicken.


    Bis denn..


    Liebe Grüsse
    Tessa

  • hallo Dragonfly Lady :)


    schön, daß du her gefunden hast. in deiner geschichte kann man deutlich die katze sehen, die sich "in den schwanz" beißt. mit dem auf und ab deines gewichtes, verbrachtest du dein bisheriges leben.


    aber weißt du was. dein gewicht ist mit sicherheit nicht DAS problem. deine essstörung zeigt deutlich auf, daß es eigentlich um andere dinge geht. um deine seele. essen ist lediglich der ausdruck deines inneren schmerzes. mit essen "füllt man etwas auf": leere im inneren, man "schluckt" den schmerz herunter, man betäubt gefühle und läßt ihnen keinen raum, weil sie einen sonst überwältigen. ich würde dir dringend raten eine therapie zu machen, es sollte jemand sein, der sich mit essstörungen etwas auskennt, den du magst und wo du ein vertrauensverhältnis aufbauen kannst.


    bücher helfen auch schon stückweit weiter. ich lese gerade das buch von Renate Göckel: Esssucht, oder die angst vor dem leben. zwischendurch dachte ich öffter mal, mich hätte ein pferd getreten, weil die dinge passten, wie die faust aufs auge. zum einen merkst du, daß du kein "unheilbarer fall" bist, zum anderen gibt es gute denkanstöße, die einem helfen über sich und situationen nachzudenken und sie zu ändern.


    jetzt, wo du schon so viel abgenommen hast und dich ja auch wieder etwas bewegen kannst, das gewicht also nicht mehr so im vordergrund steht, solltest du die gewichtsreduktion vielleicht erst mal "ruhen" lassen um dich auf anderes zu konzentrieren. auf deine verletzte, schreiende seele. der weg zu einer besserung geht einzig und alleine über dich und aus dir. du mußt lernen dich mit deinen gefühlen auseinanderzusetzen und sie zuzulassen, lernen grenzen zu setzen und zu überschreiten - und vor allem: dich zu lieben. als der mensch der du bist. wenn du zu dir stehst, dich akzeptierst und liebst, dann hören die essanfälle und depressionen auf, denn dann haben sie keinen zweck mehr.


    besser wird es immer schon , wenn man sich mit dingen beschäftigt, die einem freude und spaß machen. egal was! malen, basteln, nähen - sonstwas. und dabei kommt es nicht auf ein vorzeigbares "endprodukt" an, sondern darum, daß du freude beim TUN empfindest. sei gut und lieb zu dir, verurteil dich nicht. sag, daß du eine wunderbare, einzigartige frau bist. du bist auf dieser erde für DICH da. alles an dir passt zu dir, weil es aus dir kommt und dich ausmacht. alles gehört zusammen - gute wie "schlechte" eigenschaften, gedanken, gefühle...und alles zusammen ergibt dich.


    gib dir raum, zwänge dich nicht ausschließlich in auf die schiene "ich bin lediglich eine depression und dick". hilfe ist dringend von nöten, alleine weil ein nicht involviertes "gegenüber" situationen spiegeln kann, dinge aus einer ganz anderen position sieht und erkennt und deswegen gute denkanstöße geben kann.


    ich wünsche dir viel spaß hier im forum


    Stöpsel

  • Liebe Dragonfly-Lady!


    Erstmal - sei ganz herzlich willkommen bei uns. Deine Geschichte klingt ganz und gar nicht unglaubwürdig, im Gegenteil. Auch ich war schon ein dickes Kind, habe mich irgendwann wie du "halbiert", um dann alles und noch mehr wieder zuzulegen. Etliche Diäten habe ich auch hinter mir, zu denen ich dir nur sagen kann: Laß es, es bringt nichts außer einem defekten Stoffwechsel und noch mehr Gewicht, der Jojo-Effekt läßt sich nun mal durch unseren Willen nicht überlisten. :rolleyes:


    Irgendwann war ich auch sehr unbeweglich, habe mich zwar mit Müh und Not noch zur Arbeit geschleppt, aber ansonsten nur noch auf der Couch gesessen und fern gesehen und - gegessen. Mein Leben war ziemlich trist, das wollte ich nicht mehr. Vor ungefähr zwei Jahren bin ich das erste Mal durch andere Umstände (wenn du magst, kannst du dir "Meine Eßstörung" mal durchlesen, steht weiter unten in diesem Forum) darauf gekommen, daß ich unter Eßsucht leide. Essen als Ersatzbefriedigung, wie du ganz richtig schreibst. Und ich wollte wissen, warum ich eßsüchtig bin und was ich dagegen tun kann. Körperlich war - bis auf die Gelenke - bei mir ja alles in Ordnung, Ärzte konnten mir also nicht helfen. Ich entschloß mich dazu, eine Therapie zu machen.


    In einer Therapie (bei mir war's stationär in einer Fachklinik für suchtkranke Frauen) lernst du herauszufinden, wofür du das (Über-)Essen brauchst, denn es hat ja durchaus eine Bedeutung (als Symptom, es ist nicht die Ursache!). Mit diesem Wissen erst kannst du etwas dagegen tun. Mir hat diese Therapie sehr gut getan. Ich habe gelernt, mir nichts mehr zu verbieten und mich (mit anfangs 160 kg) zu bewegen. Heute kann ich mit meinem Hund, der seit Beendigung meines Aufenthaltes in der Klinik bei uns ist, herumtollen, Spaziergänge machen oder auch mal einen Stadtbummel, wenn mir danach ist.


    Im Moment bin ich ohne akute Eßanfälle, d.h. ich esse mich 3 mal am Tag satt und wenn der Tag geschafft ist, nasche ich auch noch etwas, wenn mir danach ist. Allein das Wissen, daß ich immer genug essen DARF, hat mir geholfen.


    Hast du schon mal eine Therapie in Erwägung gezogen bzw. bist du vielleicht schon mittendrin? Wenn nicht, kann ich dir das nur empfehlen. Ursachenforschung, nicht Symptombekämpfung, ist das einzige, was meiner Meinung nach helfen kann, aus einer Sucht herauszukommen. Und eine Sucht ist das Essen nun mal für uns. Wenn du Fragen dazu hast, wie du an eine Therapie kommen kannst, beantworte ich dir diese gerne. Auch per PN oder per Mail.


    Deine Angst, wieder zuzunehmen, kann ich gut verstehen. Was eben bei Eßstörungen ein großes Problem ist, ist, daß man sich von den Zahlen auf der Waage so leicht den Tag verderben läßt, nicht wahr? Mir jedenfalls geht es so. Ich fühle mich mit ca. 140 kg inzwischen recht wohl - jedenfalls bis ich auf die Waage steige, das bringt mein Seelenleben immer noch ganz schön durcheinander. ;) Was die Eßattacken angeht - hast du eine Möglichkeit, dich für den Moment durch irgendetwas abzulenken? Bzw. wie ist es mit deinen Mahlzeiten? Ißt du regelmäßig? Bei mir ist der Heißhunger immer dann aufgekommen, wenn ich zu lange gewartet habe mit dem Essen. Oder wenn ich wußte, daß nichts im Haus ist. Das heißt, so komisch es klingt, eigentlich bekämpfe ich meine Eßsucht mit Essen - paradox, nicht?


    Laß dich nicht unterkriegen, Dragonfly-Lady. Es geht immer weiter, auch wenn die Waage uns das manchmal nicht sehen läßt.


    Liebe Grüße
    Pandora

  • @Stöpsel - das hast du wieder schööön gesagt. Mir geht immer das Herz auf bei diesen Beiträgen von dir und ich wünschte, ich könnte mich auch so ausdrücken. :rolleyes:


    Liebe Grüße
    Pandora

  • das kannst du genauso, es sind ja nur die worte unterschiedlich. :)
    ich finde den namen dragonfly lady übrigens ganz toll, vor allem auch zweideutig.


    drachen(die ja vom ursprung her weiblich sind), sind zum einen groß (man kann sie nicht "klein" machen), sie sind weise (keiner kann ihnen ein x für ein u vormachen), man sieht ihnen ihren gemütszustand an (wenn sie sauer werden, kommen hier und da schon mal rauchwolken aus der nase und zeigt:du, mit mir ist nicht zu spaßen) und sie können sich sehr gut verteidigen - indem sie ihren "gegner" zu toast machen, wenn sie wollen.


    vielleicht ist der name nicht nur "so" gewählt und das sind alles eigenschaften, die tief drinnen vorhanden sind und die bloß rausgelassen werden wollen ;)


    Stöpsel

  • Liebe Dragonfly Lady,


    auch von mir ein herzliches Willkommen!
    Ich kann mich meinen beiden Vor-Schreiberinnen nur anschliessen. Und denke auch, dass du die Gewichtsabnahme mal eine Weile ruhen lässt, um mit deinem Leben wieder anzufangen. Sonst kommst du zu leicht in den Stress, dass du erst richtig leben "darfst", wenn du schlank bist.


    Ich selbst bin auch übergewichtig, aber nicht sooo stark. Ich wäre allerdings schlanker, wenn ich nicht immer versucht hätte, noch dünner zu sein. Ich hatte auch viele Jahre meines Lebens eine Essstörung, die heute allerdings viel besser ist.


    Ich habe allerdings viele Freundinnen, die um 140/160 Kilo wiegen, also so viel wie du. Diese Frauen sind prachtvolle Weiber, haben fast alle nette Freunde (ich hab keinen) und machen klasse Dinge in ihrem Leben. Ich lerne von ihnen sehr viel, ich würde nie zulassen, dass sie beleidigt werden würden wegen ihres Gewichts, ich finde sie schön, üppig und auch wiederum sehr "normal".
    Auch sie haben eine Geschichte, mit Schmerz, Verletzung, und auch Freuden.


    Insofern: ich würde mich freuen, dich kennenzulernen, möchte dir gerne Mut machen. Lleb dein Leben - es gibt soviel mehr als Gewicht und Essen!


    Herzliche Grüsse
    Gabriele

  • hallo dragonfly lady,
    also erstmal auch von mir herzlich willkommen :)
    zu deiner Geschichte - nein so unglaublich find ich sie auch nicht, im gegenteil für mich ist sie ohne weiteres Glaubwürdig und nachvollziehbar, wie für die anderen ja auch.
    Was du geschafft hast ab zu nehmen dazu fällt mir nur eins ein: unglaubliche Leistung
    aber und da schließe ich mich meinen Vorrednerinen an - dein problem ist nur als Symptom das Essen - du schreibst selbst das es für dich - es gibt auch DICKE wo es das absolut NICHT ist - eine ersatzbefriedigung darstellt und genau daran solltest du nun erstmal arbeiten, denn sonst rutscht du wieder in ein altes und ja durchaus bewährtes verhaltensmuster rein, das du unbedingt vermeiden willst - das essen als ersatzbefriedigung - bisher hast du es aufgrund deines Abnehmerfolges sicherlich gut kompensieren können, aber ich denke genau da ist erstmal schluß mit, weil dein Körper es nicht mehr schafft noch mehr Gewichtsverlust hin zu nehmen.
    Deshalb mein Rat an dich erstmal mit einem Stillstand zu leben und die Ursachen an zu gehen - bevor du dich eventuell nochmal den Symptomen zuwenden kannst, möglicherweise wird das allerdings nach einer Therapie nicht mehr wirklich nötig sein.
    Liebe grüße Und viel glück,
    cailly *die eine ganz anders geartete Störung des Ess- Verhaltens hat*

  • Guten Abend zusammen,


    Heute möchte ich Euch allen (endlich) für Eure aufmunternden Zeilen danken und ganz besonders dafür, das Ihr mein Anliegen wirklich ernst genommen habt... Aus Euren Worten kann ich deutlich lesen das Ihr Frauen seid die in der Tat ernsthaft etwas zu diesem Thema zu sagen/schreiben haben und das tut mir sehr gut, denn zu oft begegnete ich bisher im täglichen Leben Menschen die einfach nur mitreden wollten ohne auch nur ansatzweise zu wissen was es bedeutet essgestört und extrem übergewichtig zu sein. Etwas das mir aufgefallen ist und ich unbedingt erwähnenswert finde ist, das ich es als sehr angenehm empfand Eure Beiträge zu lesen...ich hatte teilweise das Gefühl Euch gegenüber zu sitzen...


    Es ist nun gar nicht so einfach in passender Form auf Eure Beiträge zu antworten. Zum einen aufgrund der Fülle an Dingen die ich gerne schreiben und/oder beantworten möchte...zum anderen möchte ich Euch aber auch nicht mit meiner Lebensgeschichte langweilen indem ich hier einen Roman verfasse...ich befürchte aber, das ich es doch tue....nicht unbedingt langweilen, aber einen Roman verfassen :)


    Zuerst einige Worte an Dich...Stöpsel. Besonders Deine Gedanken bargen für mich eine Art Aha-Effekt...ich dachte beim Lesen mehrmals...ja, so ist es. Ich weiß sehr wohl das meine Eßstörung nur das sichtbare Zeichen für eine tiefergehende „Störung" ist. Ich habe das natürlich in den Jahren meines Leidens klar erkannt...oder besser gesagt zwangsweise erkennen müssen.


    Angefangen mit dem übermässigen Essen habe ich als Kind weil ich sehr isoliert aufgewachsen bin...ich war wohl schon immer etwas anders als andere von meiner Art und meinem Wesen her...so dass ich meist der Aussenseiter war...egal wo. Ich war sehr einsam...und verletzbar...dadurch flüchtete ich mich immer weiter in meine eigene Welt...in der nur Essen mir kurzfristig ein bisschen Freude in mein tristes Leben brachte. Das Essen nur ein Ersatz war & ist für die Leere in mir habe ich erst als erwachsene Frau begriffen...und ich nahm wie schon in meinem ersten Posting erwähnt mein Leben (scheinbar) in die Hand...indem ich eine Radikalkur machte (Schreibe dazu später noch Näheres). Ich wollte unbedingt endlich Menschen die mich mögen & lieben kennen lernen, dachte ich sei als Dicke nicht liebenswert....(welche Ironie) Also nahm ich ab...suchte krampfhaft einen Partner...fand ihn mittels einer Kontaktanzeige ziemlich schnell...innerhalb von vier Wochen war ich verlobt...nach weiteren acht Wochen war ich verheiratet. Was war ich glücklich... Das abnehmen hatte sich „gelohnt"...dachte ich... Ich will nicht über Ehen schreiben die zu schnell geschlossen wurden. Es steht zwar für mich fest, das ich es nie wieder so schnell angehen würde...aber das ist sicher darin begründet das ich einfach Pech hatte...und an den falschen (unpassenden) Menschen geraten bin...und dies dann zu spät merkte... Mein Mann war/ist Borderliner - das heisst ein Mensch, der sich selbst verletzt...schlägt...schneidet usw. Dies mitzuerleben war furchtbar...ich kämpfte anfangs für meinen Mann mit...um ihm zu helfen davon loszukommen. Ich verlor diesen Kampf...und verlor auch wieder mich...und meine Ziele aus den Augen... Ich hielt nervlich dieser Situation nicht stand....Nachdem mein Mann den Versuch unternahm sich vor meinen Augen das Leben zu nehmen war ich am Boden zerstört...ich fing an depressiv zu werden...und begann wieder permanent große Mengen zu essen...um daraus Energie zu schöpfen. Reden konnte ich über meine Probleme mit niemandem...denn alle hatten mich vor der schnellen Eheschliessung gewarnt...und ich wollte mir die Blösse nicht geben...deshalb frass ich buchstäblich alles in mich hinein...um nach aussen den schönen Schein zu wahren....und die perfekte Beziehung vorzuspielen... Innerhalb von 8 Jahren nahm ich von knapp 80 Kilogramm bis zu den besagten 350 kg zu... Ich weiß nicht mehr so genau wie es kam...aber irgendwann erwachte mein Selbsterhaltungstrieb...der jahrelang begraben war...er begann auf einmal zu rotieren... Ich begann mich gefühlsmässig abzugrenzen von meinem Mann....weil ich wusste, nur so kann ich es schaffen zu überleben... Und ich dachte an meinen kleinen Sohn...der seine Mutter braucht...dachte auch daran, das ich gerne noch ein paar schöne Jahre verleben würde...


    ....und Stöpsel...weil mein Drang nach Leben...nach diesen furchtbaren traurigen Jahren so groß ist, kann ich einfach nicht aufhören...mit dem Abnehmen. Gerade weil es mir im Moment so unheimlich schwer fällt weiter zu machen, denn der Druck von aussen ist so stark...permanenter Stress von Seiten meines Nochmannes...ich meine erste eigene Wohnung bezogen habe...ich das erste Mal auf eigenen Füssen stehe...finanzielle Sorgen...da ohne Arbeit momentan. Ich merke wie ich mich schon wieder ins Essen flüchte...und mich deshalb als Versager fühle... Ich kann so nicht mehr leben...und ich will es auch nicht. Deshalb kämpfe ich jeden Tag gegen mich selbst...verliere oft...gebe aber nicht auf...denn ich WILL es schaffen.


    Eine Therapie habe ich in der Tat schon in Erwägung gezogen...aber ich habe Probleme damit Verantwortung abzugeben...selbst ist die Frau... Ich habe es bis hierher geschafft...und hoffe, das es ohne geht. Auch wenn die Chancen nicht gut stehen...es ohne Hilfe zu schaffen... (Ich weiß das.)


    Ich habe Probleme damit mich abzulenken...wenn so eine Heißhungerattake kommt...erliege ich meist...weil ich keinen Ersatz habe. Regelmässiges Essen gibt es bei mir nicht...was sicherlich auch ein Fehler ist. Ich versuche immer nichts zu essen...das schaffe ich dann auch meist bis 16.00 oder 17.00 Uhr...und dann überkommt mich der Hunger...und ich esse viel mehr als gut ist...dies wiederum ist natürlich eine totale Überlastung für meinen Kreislauf...der ja noch diese schnelle gewaltige Gewichtsabnahme zu verarbeiten hat...auch die ist nicht spurlos an mir vorüber gegangen.


    ....


    Hier an dieser Stelle ende ich... Falls Ihr spezielle Fragen habt dann stellt sie bitte...ich werde sie beantworten... Falls es Euch interessiert schreibe ich auch noch etwas über meine Gewichtsabnahme - wie ich meine Ernährung umgestellt habe usw.


    Herzliche Grüße, Dragonfly-Lady

  • hallo Drangonfly Lady :)
    schön, daß du so offen bist. ein guter schritt, sich anderen mit - zu - teilen. so können aus den geschriebenen bzw. gelesenen geschichten und erfahrungen denkanstöße werden.


    wegen deiner isoliertheit in deiner kindheit (was mir auch sehr bekannt vor kommt) zitiere ich mal folgendes:


    "....die gemeinsamen wurzeln von essstörungen beleuchten. diese liegen -allgemein gesagt- im ganz frühen genährt werden, in der bedürfnisbefriedigung des säuglings. was kann ein säugling tun, dessen bedürfnisse nach nahrung, schutz, wärme und geborgenheit nicht adäquat befriedigt werden? er kann versuchen, die mutter "herbeizulocken". wenn ihm dies jedoch nicht gelingt, dann resigniert er und versucht, seine bedürfnisse einzuschränken. das gefühl, das aus einer solchen resignation erwächst und bis zum erwachsenenalter erhalten bleibt, ist das gefühl, nicht genug bekommen zu haben, zu kurz gekommen zu sein.


    eßgestörte haben aber nicht nur zu wenig bekommen. häufig haben sie nahrung, schutz, angenommenwerden auch nicht zu dem zeitpunkt erhalten, zu dem sie zuwendung gebraucht hätten, sondern dann, wenn die pflegeperson es für richtig hielt, ihnen etwas zu geben. was kann ein säugling unter solchen bedingungen lernen? er lernt, zuzugreifen und unerbitterlich festzuhalten, wenn er tatsächlich etwas bekommt.


    da er noch kein zeitbegriff hat, handelt er nach der devise jetzt oder nie . dieses verhaltensmuster läßt sich bei eßgestörten auch im erwachsenenalter gut beobachten: geringe frustrationstoleranz, gier, unersättlichkeit, anklammern in freundes- und partnerbeziehungen sind typisch für menschen mit eßstörungen. das vertrauen, daß sie genug bekommen werden, und zwar auch in dem augenblick in dem sie es wollen, fehlt völlig.....


    ....durch ihre(körperliche) distanz zu anderen, schützen sie sich davor, daß diese ihnen zu nahe kommen. sie haben berührungsängste in jeder hinsicht. jemanden berühren heißt auch jemanden anrühren , jemanden rühren . rührung hat mit emotionen zu tun, mit schwäche, kontrollverlust.diese rührung enthält auch bewegung, man sagt jemand ist tief bewegt. wenn man gerührt ist, kommt etwas in bewegung. eine lawiene käme ins rollen, und das spüren eßgestörte frauen. alle tief versteckten nicht befriedigten bedürfnisse kämen in aufruhr . und dann?


    nein, da halten sie lieber distanz zu anderen menschen und auch zu ihren eigenen gefühlen. durch den eßanfall oder durch hungern werden emotionen betäubt, was wesentlich sicherer ist, als sich gehen zu lassen oder fortgerissen zu werden.


    wenn ich jemanden ganz nahe an mich heranlasse, so sieht der andere zwangsläufig hinter die fassade, er erkennt mich so, wie ich wirklich bin. dieses erkanntwerden fürchten eßgestörte frauen sehr. sie brauchen ja die distanz, um nicht als das erkannt zu werden, was sie im grunde sind: bedürftige, halbverhungerte wesen mit einer großen angst, abgelehnt zu werden und auch diesmal nicht zu bekommen, was sie sich wünschen. sie glauben wenn sie "gut genug" wären, hätten sie eine chance, ein bißchen liebe und zuneigung zu erhalten.


    also versuchen sie so zu werden, wie sie ihrer meinung nach sein müssen, um sich liebe zu verdienen: nützlich, stark, zuverlässig, klug und vieles mehr. wenn jemand ihre schutzwälle überwindet und sieht wie sie "in wirklichkeit sind", ergreift sie panische angst nun abgelehnt und verlassen zu werden....."


    du schreibst auch, daß der druck (druck erzeugt IMMER gegendruck) um dich herum im moment (wieder) sehr groß ist und und du deswegen flüchtest, nämlich ins essen. klar auch, was anderes hast du ja nie zur konfliktbewältigung gelernt. und dann fühlst du dich als "versagerin" (weil du dem druck nicht standhalten kannst - aber wer könnte das in deiner situation? überleg mal) und genau da fängt der strudel sich wieder an abwärts zu bewegen.


    du kommst in die nächste phase des kreislaufes des essens, sich verachtens, noch mehr essens ect.
    spiel da bitte nicht mehr mit. steig aus! rede mit dir, du bist keine versagerin, streiche dieses wort in bezug auf dich. mache dir gute gedanken über dich, sag dir : ich werde das alles schaffen, eines nach dem anderen. gehe kleine schritte vorwärts, sehe nicht das ganze, was dich zwangsläufig erschlägt.


    und der versuch den ganzen tag nichts zu essen ist katastrophal. damit provozierst du direkt einen essanfall. versuch doch 5(!) mahlzeiten zu dir zu nehmen, dann kommt dieser riesenhunger nicht auf. der heißhunger ist etwas anderes, da spricht deine seele mit dir und verlangt nach etwas ganz anderem.


    Zitat

    Eine Therapie habe ich in der Tat schon in Erwägung gezogen...aber ich habe Probleme damit Verantwortung abzugeben ...selbst ist die Frau..

    das tust du in einer therapie ganz und gar nicht - im gegenteil. es ist von nöten, DAß du alles alleine erarbeitest. dein gegenüber spiegelt dich lediglich und kann in situationen, wenn du erzählst zum beispiel zwischenfragen stellen zb: du warte mal, was hast du grad gesagt, wie meinst du das...ect.


    lass es zu, daß man dir hilft, du darfst hilfe bekommen :) es dreht sich alles um deine verletzten gefühle. bis die nicht von dir (an)-erkannt werden, läufst du weiter verzerrt herum wie ein gesprungener spiegel.
    sei lieb zu dir - HAB dich lieb :) nur so findest du den weg.


    liebe grüße Stöpsel

  • Stimmt genau! In der Therapie wird die Eigenverantwortung (mein Lieblingswort ;) ) groß geschrieben. Keiner nimmt dir die Zügel aus der Hand oder fällt gar Entscheidungen für dich, Dragonfly-Lady. DU entscheidest, was wann gemacht und worüber wann geredet wird, niemand sonst. Mir hat die Therapie sehr geholfen, selbst die schwierigsten Zeiten möchte ich nicht missen. :)


    Und zu den Mahlzeiten - es war für mich DER Schlüssel gegen die Heißhungerattacken, regelmäßig zu essen. Ich merke immer wieder, wie wirklich wichtig das ist. Wenn ich es mal "vergesse" oder aus Zeitmangel oder anderen Gründen eine Mahlzeit versäume oder auch nur um 1-2 Stunden verschiebe, esse ich mehr als gewöhnlich. Für mich persönlich sind 3 Mahlzeiten ausreichend, selten "brauche" ich mal etwas zwischendurch. Aber auf die Anzahl kommt es gar nicht mal so sehr an, jeder Mensch hat da andere Bedürfnisse und mit der Zeit findest du sicher heraus, wann dein Körper (!) das Bedürfnis nach Essen hat. Mit deiner Seele ist das eine andere Sache - die ist (jedenfalls jetzt noch) ständig hungrig, weil sie ja im Endeffekt bisher noch nicht bekommen hat, was sie möchte.


    @Stöpsel - ich hab schon wieder eine Gänsehaut, muß das denn sein? *g*
    Verrätst du mir, woher der obige Text stammt? Hat mich wieder wie der Hammer ins Gesicht getroffen - im positiven Sinn.


    Liebe Grüße
    Pandora

  • hi dragonfly,
    erstmal herzlichen glückwunsch!!! das ist ja eine wahnsinnsleistung, diedu da gebracht hast. ich finde jedenfalls, dass du allen grund hast, stolz auf dich zu sein, und die zukunft und alles was noch kommen (oder gehen *g*) mag, optimistisch zu sehen. du hast bewiesen, dass du sehr viel disziplin aufbringen kannst wenn du wirklich willst; denk immer daran, wie stark und durchsetzungsfäähig du bist; dann schaffst du auch alles was du dir noch vornimmst.
    weiterhin alles gute,
    indigo

  • Guten Abend alle zusammen,


    lange habe ich mich nicht mehr gemeldet, sondern war die letzte Zeit nur als stiller Mitleser hier unterwegs.


    Ich wollte mich noch einmal ganz herzlich für all eure aufmunternden Kommentare bedanken.


    Sie haben mich tatsächlich ein gewaltiges Stückchen voran gebracht. Ich habe mich entschlossen eine Verhaltenstherapie zu beginnen um meine Eßstörungen in den Griff zu bekommen. Bisher hatte ich mich immer vor diesem Thema verschlossen, doch durch einen Kommentar hier habe ich für mich erkannt, das es wirklich nichts mit Verantwortung abgeben zu tun hat...
    Glücklicherweise wurde ich im Internet fündig und entdeckte eine Psychologin hier in meiner Nähe die sich mit Eßstörungen auskennt & zudem noch freie "Kapazitäten" hat. Nächste Woche habe ich schon den dritten Termin...insgesamt fünf und dann wird sich entscheiden ob wir "kompatibel" sind. Ich spüre, das ist der richtige Weg für mich...und ich bin sehr motiviert.


    Desweiteren habe ich mich entschlossen etwas mehr Bewegung in mein Leben zu bringen und mich in einem Fitneßstudio angemeldet. Bin in den letzten zwei Wochen schon 9 Mal dort gewesen...und es bekommt meinem Körper und vorallem meiner Psyche sehr gut. Ich habe entgegen meiner Ängste mein Gewicht gehalten und nun durch den Sport sogar ein Kilo verloren...


    Aber das Wichtigste ist für mich nun endlich die Ursachen zu bekämpfen...und nicht weiter nur die sichtbaren Auswirkungen.


    Herzliche Grüße, Dragonfly-Lady

  • *freuhüpf* [Blockierte Grafik: http://www.mainzelahr.de/smile/huepfend/1149.gif]
    Liebe Dragonfly-Lady, was sind das für tolle Nachrichten! Wow, ich freu mich wirklich sehr für dich. Und du hattest mit der Therapie großes Glück; viele PsychologInnen sind auf Monate hin ausgebucht - ich drück dir wirklich sehr die Daumen, daß du mit dieser Therapeutin arbeiten kannst. Und auch noch Fitneß-Studio...ich bin wirklich (fast) sprachlos vor Begeisterung!
     [Blockierte Grafik: http://www.mainzelahr.de/smile/froehlich/klatsch01.gif]
    Liebe Grüße
    Pandora

  • Pandora, dich "sprachlos" zu machen...ich glaube das schafft niemand :)


    Morgen findet nun die dritte Sitzung statt. Ich habe gerade ein Formular vor mir liegen auf dem ich eine Aufstellung meiner Ziele machen soll.


    1. Langfristig - Lebensziele
    2. Mittelfristig - in den folgenden 5 Jahren
    3. Kurzfristig - im nächsten Jahr


    Hat jemand ein paar Anhaltspunkte für mich was ich da am besten schreiben könnte? Meine Ziele für die Zukunft (kurz-, mittel- und langfristig) sind mein Gewicht zu reduzieren, dann zu halten. Berufliches Vorankommen und privates Glück in einer Partnerschaft finden. Reicht das oder klingt das vielleicht zu "einfach"?


    Nette Grüße, Dragonfly-Lady

  • hallo Dragonfly Lady!
    das sind ja total tolle neuigkeiten!*freu hüpf* das finde ich sehr mutig von dir, du wirst sehen, das es das richtige ist. alleine schon aus dem grund, weil du dich selber motiviert hast. du kannst sehr stolz auf dich sein! und auch wenn es manchmal schwer wird und der weg steinig - egal, es lohnt sich, weil es für dich ist!


    auch wer stolpert kommt ein stück vorwärts ;)


    zu deinem formular kann ich dir nichts raten, am besten du füllst es nach deinen gedanken aus, das, was dir so als erstes beim lesen in den sinn kommt.


    weiter so! [Blockierte Grafik: http://groups.msn.com/isapi/fetch.dll?action=MyPhotos_GetMBPhoto&ImageID=nEwAAAHgGJTVooIFapghGN*Qt6rcs2dIXtm659y0gdNZfzIMwGbi9UA] Stöpsel

  • Vielleicht kannst Du ja etwas konkreter werden mit Deinen Zielen?
    Also z.B. nicht "berufliches Fortkommen" sondern "ich will Abteilungsleiterin werden" (ist nur ein Beispiel, ich hoffe, Du verstehst, wie ich das meine).
    Darcy

  • Zitat

    Pandora, dich "sprachlos" zu machen...ich glaube das schafft niemand :)

    Was soll DAS denn heißen? [Blockierte Grafik: http://www.mainzelahr.de/smile/froehlich/biggrin3.gif] Zu deinen Zielen... die sind natürlich individuell und bei jedem Menschen verschieden. Mein persönliches Ziel ist es, Frieden mit mir selbst zu schließen und am Leben teilzunehmen. Teilweise habe ich das schon verwirklicht, heute abend geh ich sogar tanzen *ganzaufgeregtbin*. [Blockierte Grafik: http://www.mainzelahr.de/smile/huepfend/001.gif]


    Am besten setzt du dich mal in Ruhe hin und überlegst, was dir an deinem Leben nicht gefällt und was du ändern möchtest. Das Gewicht ist ein Punkt, aber bestimmt nicht alles. Du hast in deinen Beiträgen geschrieben, daß du isoliert aufgewachsen bist und Außenseiterin warst - das zu ändern, wäre doch ein Ansatz, finde ich. Dir fällt bestimmt noch einiges mehr ein, mit dem du nicht zufrieden bist.


    Ich würde mich sehr freuen, wenn du weiter hier mitsenfst! :)


    Liebe Grüße
    Pandora

  • Zitat

    Mein persönliches Ziel ist es, Frieden mit mir selbst zu schließen und am Leben teilzunehmen. Teilweise habe ich das schon verwirklicht, heute abend geh ich sogar tanzen *ganzaufgeregtbin*.

    pandora, das ist super! ich kann mich noch gut erinnern was für ein problem das für dich war.


    :)

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