Die verrückte Geschichte der Diät: Schlankheitswahn und Schönheitskult

  • Die verrückte Geschichte der Diät: Schlankheitswahn und Schönheitskult von Anja Dostert



    Ein sehr unterhaltsames und kurzweiliges Buch über die Geschichte der Diät von der Steinzeit bis heute.


    Die absurdesten Methoden, vom Erbrechen im alten Ägypten, dem giftigen Zuckerersatz "Bleizucker" bei den Römern, den Mastkuren des Rokoko, Diäten die nur aus Fleisch und Alkohol bestehen, oder solche die auf Wasserentzug beruhen, einem Diätbrot in den 20iger Jahren mit Rizinusöl .... Low Carb, Low Fat, Schlank im Schlaf ... alles schon hundertfach in der Geschichte dagewesen, wieder verworfen und immer wieder aufs neue aufgelegt worden. Nichts was man nicht schon seit Jahrhunderten gekannt hätte.


    1880 wurden für einen ruhenden Erwachsenen noch 2400 kcal empfohlen, Alles unter 1800 kcal täglich galt als lebensgefährdend.


    Bereits 1920 waren 500 kcal Diäten an der Tagesordnung, ebenso wie freiwillig verschluckte Bandwürmer und niedrig dosiertes Arsen.
    Hauptsache schlank.:rolleyes:


    1859 wurde erstmals eine Fallstudie zum äthema Fettleibigkeit bei Kindern publiziert, 1924 sollen bereits 3 von 4 Amerikanern zu dick gewesen sein und das erste Diätbuch speziell für Kinder wurde veröffentlicht.


    Und immer wieder fällt auf, dass die Diätprogramme von Laien stammen die sich mit spezieller Ernährung selbst heilten und "from fat to fame" dann Berühmtheit erlangten.


    Wirklich lesenswert. :)

  • Alles unter 1800 kcal täglich galt als lebensgefährdend.


    Interessant dazu vielleicht noch, daß 1945 im Minnesota-Experiment 1600kcal "benutzt" wurden, um die akute Hungersituation von Kriegsflüchtlingen und anderen Betroffenen nachzubilden.


    Das dürfte ebenfalls eine ganze Menge darüber aussagen, auf welcher Grundlage so manches achso hilfreich helfenwollende Diätprogramm beruht :rolleyes:


  • Das dürfte ebenfalls eine ganze Menge darüber aussagen, auf welcher Grundlage so manches achso hilfreich helfenwollende Diätprogramm beruht :rolleyes:


    Das stimmt.


    Am Buch hat mich überrascht wie unglaublich willkürlich die Regeln oft festgelegt wurden und wie lange sich dann sowas dennoch hält. Teilweise ja bis in die heutige Zeit.


    Dass Vollkornbrot bis heute also so wahnsinnig gesund gilt, geht zum großen Teil auf einen Lebensreformer (Kollath) zurück der von den Nazionalsozialisten gefördert wurde, weil seine Theorie eben gerade ganz gut in den allgemeinen Plan passte. Weil die Mehabfälle im Mehl belassen werden konnte steigerte sich die Ertragsmenge.
    (Reichsvollkornbrotausschuss ;) - wirklich wahr!)


    Kurzerhand wurde Kollaths Werk "Die Ordnung unserer Nahrung" als kriegswichtig eingestuft und unters Volk gebracht.


    Nach dem Krieg ersetzte Kollath Goebbels gegen Goethe und strich die passagen zur Zwanssterilisation ... das Buch verkauft sich noch heute als unentbehrliches Standardwerk zur Vollwertkost. :rolleyes:

  • Dass Vollkornbrot bis heute also so wahnsinnig gesund gilt, geht zum großen Teil auf einen Lebensreformer (Kollath) zurück der von den Nazionalsozialisten gefördert wurde, weil seine Theorie eben gerade ganz gut in den allgemeinen Plan passte. Weil die Mehabfälle im Mehl belassen werden konnte steigerte sich die Ertragsmenge.


    Dasselbe dürfte für ähnliche Gesundheitsmärchen (in diesem Fall negativer Art) rund um Milch und Milchprodukte gelten.
    Denn wenn man bedenkt, welche Wahnsinnsressourcen und -organisationsstrukturen allein für "Herstellung" und Verteilung dieses Nahrungsmittels draufgehen, ist es kein Wunder, daß es zu Kriegszeiten in krasser Konkurrenz zu militärischen Notwendigkeiten steht. Straßen für den Transport? Zerbombt. Fahrzeuge? An der Front? Landarbeiter? An der Front. Deren Frauen? Granaten zusammenbauen. Kühe? Als Fleisch weniger verderblich als Milch.


    Aber wie bringt man eine Bevölkerung dazu, ohne Aufstand auf ein wichtiges und nahrhaftes Grundlebensmittel zu verzichten? Genau... erzählen wir einfach rum wie schädlich es ist für die Volksgesundheit.
    Und Butter... ganz böse. Nehmen wir lieber Margarine.
    Nur blöd, wenn sich diese Stories dann noch die nächsten 100 Jahre hartnäckig halten, weil genug Ärsche erkannt haben, wieviel Geld sich damit auch in zivilen Zeiten verdienen läßt :rolleyes:


  • Aber wie bringt man eine Bevölkerung dazu, ohne Aufstand auf ein wichtiges und nahrhaftes Grundlebensmittel zu verzichten? Genau... erzählen wir einfach rum wie schädlich es ist für die Volksgesundheit.
    Und Butter... ganz böse. Nehmen wir lieber Margarine.



    Und Saccherin statt Zucker. Die Zuckerrüben wurden nämlich als Tierfutter gebraucht. ;)

  • Ich finde es wunderbar wie umfassend euer Wissen ist und Danke, dass ihr dieses auch teilt.

    Das empfohlene Buch, von Anja Dostert, kommt auf meine Bücherliste!

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