Was bei allen dicken Frauen gleich ist - eine Idee!

  • Hallo Ihr Lieben!
    Ich möchte eine ganz provokative These aufstellen: Alle dicken Frauen habe das gleiche erlebt in ihrer Kindheit.
    Ich würde mich über Kritik, Bestätigung und weitere Gemeinsamkeiten freuen.


    1.) Alle dicken Frauen durften als Mädchen nicht weinen. Alle dicken Frauen hatten Mütter, die eher als gefühlskalt beschrieben werden können. Als kleines Mädchen durften negative Gefühle wie Traurigkeit, Wut und Schmerz nicht ausgelebt werden. Sprüche: Jetzt stell dich nciht so an. Du bist ja wieder sensibel. Was soll das Verhalten jetzt?


    2.) Alle dicken Frauen wurden auf ihr Gewicht auch schon als kleines Mädchen angesprochen und das Gewicht war Gesprächsthema. (von angeblich gut gemeint bis hin zu arschfies)


    3.) Als Jugendliche haben dicke Frauen sich selbst gehasst. Egal was sie nach außen gelebt haben, innerlich war wenig Selbstwertgefühl da.


    4.) Sexualität wurde von der Mutter entweder gar nicht gelebt oder als etwas "mit dem man Männer unter Kontrolle hat", "verbotenes" oder "nicht lustvolles" vorgelebt.


    Was sagt Ihr?

  • muß mich lulu anschließen -
    trifft genau
    cailly
    ps: was würde denn dann wirklich helfen mit diesen doch schwerwiegenden Problemen zurecht zu kommen?

  • Hallo Ihr Lieben!
    Ich nehme ab und das seit 1.1 (war der Vorsatz für dieses Jahr). AUf diesem Weg muss ich mich natürlich dauernd mit meinen Ängsten, Fressanfällen und meinen Erfahrungen aus meiner Therapie (hab ich vor 6 Jahren angefangen und vor 4 Jahren beendet) auseinander setzten.


    Die Erkenntnisse, die oben stehen, bedeuten für mich heute, dass ich Fressanfälle bekommen, wenn fiese Gefühle auftauchen. Fiese Gefühle - ich habe noch nicht mal ein WOrt für diese Gefühle. Ich beschreibe Euch mal eine Situation: Meine Freundin sagte, sie wolle am Abend anrufen. Um 21 Uhr hat sie es noch immer nicht getan. Jetzt fallen mir so Sachen ein wie, dass ich sie immer anrufen muss, dass ich immer auf der Geberseite bin etc. Ich spüre den Wunsch nach Essen. Ich überlege, ob ich sie anrufen soll. Entscheidung ist gefallen: Nein, nicht schon wieder und ich beginne zu essen.
    Im Nachhinein kann ich klug analysieren, dass ich mich zurück gestoßen gefühlt habe. In der Situation selber habe ich nur den Essensdruck gespürt. Ich spüre keine Trauer, keine Wut und keine Schmerzen.
    Das ganze ist vor 5 Wochen passiert und ich habe dem Essensdruck nicht nachgehen müssen, denn mittlerweile weiß ich, dass immer wenn ich Essensdruck habe, dann ist da ein negatives Gefühl. Bevor ich esse (bei Fressanfall) spreche ich mit mir selber und frage mich, was der Auslöser sein könnte. In 50 Prozent meiner Fressanfälle verschwindet der Essensdruck nach dem Überlegen und Analysieren. In den anderen gönne ich mir meinen FA, weil ich weiß, dass ich über keine weitere Verarbeitungsmöglichkeit verfüge.


    Die Erkenntnisse oben habe mir geholfen, meine Fressanfälle als ein Überleben anzuerkennen und ich hasse mich nach einem FA nicht mehr.


    Ich bin übrigens der Meinung, dass ich für den Rest meines Lebens bei negativen Gefühlen Essensdruck haben werde.


    Alles Gute
    pegbundy


    PS: Soll ich noch was zur Sexualität schreiben? *grins*

  • hi peggy,
    hm mag zwar komisch klingen, aber ich habe keine ess-anfälle, im gegenteil wenn bei mir solch ein druck wie der von dir beschribene auftaucht kann udn mag ich gar nicht mehr essen und das kann von wenigen stunden bis zu mehreren tagen andauern.
    Trotzdem bin ich aber Übergewichtig - für viele menschen in meinem Umfeld auch "zu dick" - und nicht so wie ich meinem Ess-verhalten nach sein müßte - denn damit müßte ich eher schlank sein.
    Nachdenkliche Grüße
    cailly

  • @ pegbundy und alle anderen natürlich auch:
    Ja, bei den meisten der von Dir oben genannten Punkte kann auch ich mich nur ertappt fühlen. Passt genau! :) Gut beobachtet!
    Das mit dem Essanfall bei negativen Gefühlen... hmm, also richtig große Freßattacken oder so habe ich nicht, aber ich bin sowohl Frust-,Streß- als auch Langeweileesserin und leider tritt meistens zumindest eines der Gefühle auf :( .
    Das mit einer Therapie muss ich auch endlich mal in Angriff nehmen, denn es könnte mir sicher helfen, mich selbst oft besser zu akzeptieren und auch, mit Frustration besser umzugehen. Scheint Dir und anderen ja für den Umgang mit dem Alltag wirklich zu helfen. In "irgendwie läuft alles schief"-Phasen ist es immer besonders schlimm mit Gewichtszunahme, weil ich mich dann im Haus verkrieche und weniger Kalorien verbrenne aber gleichzeitig mehr esse. Teufelskreis...

  • @pegbundy: deine Thesen in Bezug auf den häuslichen (=mütterlichen) Einfluss treffen genau zu. jedoch geht es mir wie cailly. ich esse kaum etwas und wenn, dann mit wenig fett, bewege mich regelmäßig, schiebe regelmäßige fastenkuren ein - und bin trotzdem fett :(

  • Liebe pegbundy,


    ohne Dir zu nahe treten zu wollen, aber ich halte Deine Thesen für falsch. Und zwar halte ich sie deswegen für falsch, weil sie mit "ALLE dicken Frauen" beginnen. Es mag sein, dass das auf viele dicke Frauen zutrifft, aber ganz bestimmt nicht auf alle. Ich kann mich nicht im Geringsten damit identifizieren. Im Einzelnen:


    Zitat

    1.) Alle dicken Frauen durften als Mädchen nicht weinen. Alle dicken Frauen hatten Mütter, die eher als gefühlskalt beschrieben werden können. Als kleines Mädchen durften negative Gefühle wie Traurigkeit, Wut und Schmerz nicht ausgelebt werden. Sprüche: Jetzt stell dich nciht so an. Du bist ja wieder sensibel. Was soll das Verhalten jetzt?

    Ich hatte eine phantastische Kindheit, in der ich jede Menge Aufmerksamkeit und Zärtlichkeit bekam. Dabei war ich so frei wie ein Vogel. Mein Vater arbeitete zu Hause, so dass es immer einen Ansprechpartner gab. Mein 11 Jahre älterer Bruder wollte mir vor einiger Zeit einreden, meine Kindheit sei traumatisch gewesen, weil unsere Eltern keine Zeit für mich gehabt hätten. Es mag sein, dass sie weniger Zeit für mich hatten als für ihn, aber FÜR MICH war das gut. Ich habe meine Kindheit als ein Leben in enormer Freiheit in Erinnerung, aber gleichzeitig hatte ich immer diesen Anker, mein Zuhause, an dem ich mich orientieren konnte.


    Jeden Mittag habe ich nach dem Essen eine Viertelstunde auf Mutters Schoß gesessen und mit ihr geschmust. Das war einfach nur wunderbar. Bis heute schmuse ich gerne mit meiner inzwischen 80-jährigen Mutter, die ich sehr liebe.


    Solange ich mich erinnern kann, wurden Probleme gemeinsam besprochen und es wurden gemeinsam Lösungen gesucht. Wenn ich traurig war, wurde ich aufgebaut und dazu angehalten, all das zu sehen, was gut an mir und meinem Leben ist. Lachender Standardspruch meines Vaters, wenn ich mit einer Vier nach Hause kam: "Das ist die Zwei des kleinen Mannes!"


    Zitat

    2.) Alle dicken Frauen wurden auf ihr Gewicht auch schon als kleines Mädchen angesprochen und das Gewicht war Gesprächsthema. (von angeblich gut gemeint bis hin zu arschfies)

    Da ich kein dickes Kind war, war das nicht so. Ich wurde erst mit 13 dick (was aus heutiger Sicht auch lächerlich war). Da war das wohl Gesprächsthema z.B. im Freundeskreis meiner Eltern, aber das hat meine Mutter mir erst vor wenigen Jahren erzählt, verbunden mit dem Zusatz, dass meine Eltern auf Bemerkungen der Freunde, sie haben ein dickes Problemkind, ziemlich giftig reagiert haben, denn ein Problemkind war ich nie.


    Natürlich wurde ich auch in der Schule mit Sprüchen belegt. Gleichzeitig hatte ich aber eine hohe Akzeptanz. Problematisch fand ich meine Schulzeit nur deswegen, weil ich eben so frei aufwuchs und meine Schulkameradinnen, die von ihren Eltern zu Höchstleistungen getriezt wurden, kein Verständnis dafür hatten.


    Zitat

    3.) Als Jugendliche haben dicke Frauen sich selbst gehasst. Egal was sie nach außen gelebt haben, innerlich war wenig Selbstwertgefühl da.

    Wenngleich ich geglaubt habe, ich sei zu dick, und Diäten gemacht habe, habe ich nie an meinem Wert gezweifelt. Das mag aber auch an der Haltung meiner Mutter liegen, die bis heute (und inzwischen wiege ich über 170 kg) sagt: "Du kannst grün und blau kariert sein, Du bist mein Kind, ich liebe Dich."


    Zitat

    4.) Sexualität wurde von der Mutter entweder gar nicht gelebt oder als etwas "mit dem man Männer unter Kontrolle hat", "verbotenes" oder "nicht lustvolles" vorgelebt.

    Gut. In den 60ern war es eine andere Zeit. Man sprach über derlei nicht so offen wie heute, aber wenn ich Fragen hatte, bekam ich - mitunter auch sehr persönliche - Antworten, wobei mein Vater da immer offener war als meine Mutter. Über die Jahre habe ich aber doch auch von ihr so viele Informationen erhalten, dass ich eine ziemlich klare Vorstellung vom Sexualleben meiner Eltern habe, die übrigens eine - in meinen Augen - Traumehe geführt haben. Sie sind mein großes Vorbild. Seit einem Jahr habe ich einen Partner, der diesem Vorbild gerecht wird. Leider war es zu spät, um noch Kinder zu bekommen.


    Crassa, die in keiner Weise essgestört ist

    [ 22-06-2003, 11:10: Beitrag editiert von: Crassa ]

  • Hallo Leute!


    Gratulation Crassa, dein Leben hört sich fantastisch an.


    Zwei Leute hier haben erzählt, dass sie wenig essen, aber trotzdem dick sind. Darf ich die Fragen stellen: Gibt es ein Problem mit der Schulddrüse? Esst ihr weniger als 40 Gramm Fett am Tag?
    Ich habe nämlich in diesem Xenical-Werbungsbuch (Weg mit dem Fett) gelesen, dass bei 40 Gramm Fett am Tag nicht nur eine Masse an Vitaminen zusätzlich genommen werden müssen, sondern der Körper so niedrig fährt, dass Abnehmen schwierig ist.


    Ich selber bin dick, weil ich so viel esse. Eine Freundin von mir ist dick und berichtet aber genau wie Ihr, dass auch sie so wenig isst, dass sie eigentlich schlank/normalgewichtig sein müsste.
    pegbundy

  • Hi Pegbundy,


    ja, ich habe Probleme mit der Schilddrüse, die jedoch lange Zeit nicht entdeckt wurden, weil mein damaliger Haus-Weißkittel mich nicht ernstnahm. Dieser hat mir auch Xenical verschrieben, was nicht nur absolut überteuert, sondern auch - bei mir - wirkungslos ist. Ich wiege meine Fett-Menge nicht ab, aber ich nehme ganz normal Käse und sonstige Molkereiprodukte zu mir, ohne zuviel zu nehmen und ohne zu geizen.


    @Crassa:
    ich hatte eine schreckliche Kindheit. Nachdem mir bewusst geworden ist, dass meine Mutter außer sich keinen Menschen liebt, und ich ganz aus ihrem Leben verschwunden bin, nehme ich langsam, aber sicher ab. Ohne weniger zu essen ohne mehr Sport - ab und zu bin ich sogar faul und bleib im Sessel und ab und zu könne mir ne Pizza :p
    Ich werde um nichts auf der Welt mit dieser Frau wieder Kontakt aufnehmen, so weh mir das auch tun mag - der Schmerz über dieses Bewusstsein ist einer, mit dem ich leben kann - und langsam eine menschlichere Figur bekomme! :(


    LG
    Lulu

  • Liebe pegbundy, liebe Lulu,


    bitte versteht mich richtig. Ich weiß, dass das bei vielen dicken Menschen so ist. Ich habe ja schließlich eine Selbsthilfegruppe zu diesem Thema geführt. Ich empfinde auch sehr viel Mitgefühl, wenn ich solche Geschichten höre. Und ich weiß, wie gesegnet ich bin, aber es stört mich einfach, wenn ein "dickes Problem" zum Problem aller Dicken gemacht wird, weil das so nicht stimmt. Ich muss mir oft von neunmalklugen Menschen anhören, welchen psychischen Schaden ich doch wohl aus meiner Kindheit mit mir rumschleppen muss und, wenn ich das abstreite, dass ich es nur nicht wahr haben will (das sieht im Übrigen auch mein Bruder so, aber jeder, der mich besser kennt als mein Bruder, schütttelt darüber nur den Kopf; er projiziert, er legt seine eigenen Maßstäbe an, ohne zu bedenken, dass jeder Mensch anders ist - und das gilt für alle, die verallgemeinern.)


    Mich nervt es, so immer wieder in Situationen zu geraten, in denen ich mich für etwas rechtfertige(n muss), was vollkommen irreal ist. Deshalb wehre ich mich gegen diese Art von Verallgemeinerungen. Stünde in Deinen Thesen, pegbundy, dass das bei "vielen" Frauen so ist, hätte ich mit diesen Formulierungen kein Problem.


    Im Übrigen bin ich auch schilddrüsenkrank und, wie sich vor Kurzem herausgestellt hat, fast 30 Jahre lang falsch behandelt worden. Gewürzt habe ich das noch mit jeder Menge Diäten, die die Stoffwechselprobleme noch verschärft haben.


    Liebe Grüße
    Crassa

  • Hallo Ihr Lieben!
    Provokativ ist es nur, wenn es hart ist. "Alle" ist immer falsch, aber auch immer hart.
    Es sollte ja Reaktionen hervorrufen und ich wollte auch negative Kritik hören.
    Übrigens und nur mal so nebenbei, beschäftigen wir uns oft nur mit der Mutter. Dabei war mein Vater (obwohl er immer so viel gearbeitet hat, dass ich ihn kaum sah) auch entscheidend wichtig in meiner Erziehung, denn so wie Nicht-Kommunikation eine Art der Kommunikation darstellt, ist auch Nicht-Erziehen eine Form der Erziehung.
    Ich habe mit 22 es auch darauf ankommen lassen und zwei Jahre meine Mutter distanziert und schuldig behandelt. Es hätte schnlecht ausgehen können, ich hatte Glück, ich habe noch Kontakt. Ich kann Frauen, die keinen anderen Weg sehen, als Schluss zu machen, nur unterstützen und auch wenn es jetzt nicht so aussieht, erst wenn du oder sie tot ist, ist wirklich keine Chance für ein Gespräch mehr da.


    pegbundy *die immer zwanzig tausend themen auf einmal bespricht*

  • @Crassa
    Nein, ich hab mich nicht angegriffen gefühlt. Viele haben unterschiedliche Ursachen für dieselbe Wirkung.


    Ich freue mich echt und ehrlich dafür, dass du in deiner Familie die Akzeptanz und den Respekt bekommst, der dir auch wirklich zusteht. So verstehe ich auch Liebe bin froh, dass es noch Menschen gibt, die Angehörigen und Kinder lieben.


    LG
    Lulu

  • Auf mich triffts auch nicht zu - dafür aber erkenne ich mich in allen Punkten wieder, die Crassa genannt hat. Außer dass ich erst mit 15 dick wurde (und mit 18 dann so richtig!).


    Was mir ganz wichtig ist: nicht jede(r) Dicke hasst sich selbst und ist ein Trauerklops. Ich habe nie unter mangeldem Selbstbewusstsein gelitten, und das wünsche ich jedem anderen auch.


    Malwine

  • also ich schließe mich Malwine mal an. War nie ein dickes Kind, erst mit 15 dick durch die Pille und jetzt gehts nicht runter. Mein Selbstbewusstsein war immer so gut, dass ich mich nicht verkriechen musste, weil ich mich nichts getraut habe. Eher hatte ich den Zugzwang, zu beweisen, dass hinter meinen großen Klappe mehr steckt, als nur heiße Luft... :D


    Zitat

    1.) Alle dicken Frauen durften als Mädchen nicht weinen. Alle dicken Frauen hatten Mütter, die eher als gefühlskalt beschrieben werden können. Als kleines Mädchen durften negative Gefühle wie Traurigkeit, Wut und Schmerz nicht ausgelebt werden. Sprüche: Jetzt stell dich nciht so an. Du bist ja wieder sensibel. Was soll das Verhalten jetzt?

    Stümmt nicht für mich. Meine Eltern haben mich immer unterstützt und gefördert. Sie haben mich geliebt und meine Mutter liebt mich immer noch... :D


    Zitat

    2.) Alle dicken Frauen wurden auf ihr Gewicht auch schon als kleines Mädchen angesprochen und das Gewicht war Gesprächsthema. (von angeblich gut gemeint bis hin zu arschfies)

    Da ich kein dickes Kind war, stimmt das auch nicht für mich. Als ich dicker wurde, kamen sicherlich Bemerkungen, aber es war nie das Hauptthema oder sowas.


    Zitat

    3.) Als Jugendliche haben dicke Frauen sich selbst gehasst. Egal was sie nach außen gelebt haben, innerlich war wenig Selbstwertgefühl da.

    Nö, stümmt auch nicht. Mein Freund war immer für mich da und ihn hat mein Gewicht nie gestört.


    Zitat

    4.) Sexualität wurde von der Mutter entweder gar nicht gelebt oder als etwas "mit dem man Männer unter Kontrolle hat", "verbotenes" oder "nicht lustvolles" vorgelebt.

    Find ich ziemlichen Käse....das ist nur meine persönliche Meinung und soll niemanden angreifen. Aber meine Eltern waren sehr offen und Sexualität war immer ein Thema, über das ich mit ihnen reden konnte. Außerdem war bei uns Nacktheit kein Problem. Ich weiß wie meine Eltern nackt aussehen und sie wie ich. Normal eben...


    Ich schließe mich dann noch in Crassas Meinung an, dass - so wie es keine Patentlösung für gesundes Abnehmen und dauerhaftes Halten des Gewichtes gibt - es auch keine Patentursache für Übergewicht gibt. Deswegen finde ich das Wort "ALLE" falsch und noch nicht einmal provokativ. Es ist eher peinlich, dass es Menschen gibt, die solche Thesen aufstellen...

  • hi ihrs,
    also bei mir treffen die von peggy aufgezählten Punkte voll zu - wobei ich auch weiß das sie garantiert nicht bei "allen" Dicken stimmen, aber doch bei mehr als man denken mag- zumindest teilweise.
    Was die Fettmenge die ich zu mir nehme betrifft - ja ich wiege es zwar nicht ab, nehme aber aufgrund einer Umstellung nach erhöhten Cholesterinwerten nur noch sehr wenig Fett zu mir, leider hat das jedoch nicht die geringste wirkung gezeigt, im gegenteil unter fett & kalorienreduzierter Diät (in ner Rehaklinik) gingen meine Cholesterinwerte noch weiter hoch.
    Das ich mit meinem Körper nicht zurechtkomme und sogar zeitweise "extreme Hassgefühle" gegen meinen Körper empfinde, ja das liegt an dem zusammenspiel von erziehung (mit traumatischen erlebnissen die als "ist normal wenn du als mädchen so fett bist - fette Mädchen haben nunmal nix anderes um akzeptabel zu sein" - wobei es um Mißbrauch ging, der eben damit entschuldigt wurde, von meiner Mutter und der Tatsache das ich als Kleinkind schon "weggesperrt wurde, damit niemand dieses häßliche fette Mädchen ansehen muß") und den Ärztlichen reaktionen (besonders auch dem Abstreiten das Cortison dick macht und ja nur "mein zuviel essen" - was ja gar nicht stimmt! schuld an meinem Übergewicht wäre)und dem "nichtbehandeln" wegen dem Übergewicht entstanden ist und eben auch aufrechterhalten wird. Akzeptanz habe ich auch von meinen bisherigen Partnern nur als "vorgebliches akzeptieren" kenengelernt, wo eigentlich immer in streitsituationen dann mein "aussehen" als Abwertungsmöglichkeit benutzt wurde, obwohl vorgeblich eine völlige akzteptanz da war.
    liebe grüße
    cailly

  • Zitat

    1.) Alle dicken Frauen durften als Mädchen nicht weinen. Alle dicken Frauen hatten Mütter, die eher als gefühlskalt beschrieben werden können. Als kleines Mädchen durften negative Gefühle wie Traurigkeit, Wut und Schmerz nicht ausgelebt werden. Sprüche: Jetzt stell dich nciht so an. Du bist ja wieder sensibel. Was soll das Verhalten jetzt?

    stimmt für mich. obwohl meine mutter nach außen hin eine sehr warmherzige und herzliche fassade hatte.


    Zitat

    2.) Alle dicken Frauen wurden auf ihr Gewicht auch schon als kleines Mädchen angesprochen und das Gewicht war Gesprächsthema. (von angeblich gut gemeint bis hin zu arschfies)

    oja! gutgemeint kann arschfies sein. dabei war ich als kleines mädchen nicht mal dick, objektiv gesehn :rolleyes:


    Zitat

    3.) Als Jugendliche haben dicke Frauen sich selbst gehasst. Egal was sie nach außen gelebt haben, innerlich war wenig Selbstwertgefühl da.

    stimmt auch, ich hielt mich für abschaum. bis ich mit 19 beschloß, daß ich keine diäten mehr machen werde. danach wollte ich nie wieder abnehmen. vielleicht eine trotzhaltung, mir hat das enorm geholfen, mich selber zu akzeptieren und von anderen akzeptiert zu werden. wirkliches selbstwertgefühl hab ich erst mit über 30 in der therapie entwickelt.


    Zitat

    4.) Sexualität wurde von der Mutter entweder gar nicht gelebt oder als etwas "mit dem man Männer unter Kontrolle hat", "verbotenes" oder "nicht lustvolles" vorgelebt.

    meine mutter wollte ursprünglich nonne werden - das sagt alles ;)


    für mich stimmen die thesen peggy.


    ich esse übrigens auch normal und habe eine hypothyreose, die erst seit ca 10 jahren behandelt wird.


    lg rita


    am dauereditieren seh ich, wie betroffen mich das thema macht.

    [ 04-07-2003, 07:47: Beitrag editiert von: ritathedolphin ]

  • Vorab @ Crassa
    einen von Neid geprägten schmerzhaften Stich fühle ich beim Lesen Deiner Zeilen. Oder wie soll ich das anders beschreiben, wenn plötzlich ein Kloß im Hals sitzt und die Tränen steigen? Und gleichzeitig freue ich mich und beglückwünsche Dich zu dieser großartigen Kindheit!
    -----------------------------------------------------


    Die Verallgemeinerung "ALLE" halte ich nicht für stimmig, wie viele Antworten hier auch beweisen. Aber bestimmt ging es vielen so oder ähnlich.
    Eine interessante Frage, die grad ganz schön in mir aufwühlt.


    Zitat

    1.) Alle dicken Frauen durften als Mädchen nicht weinen. Alle dicken Frauen hatten Mütter, die eher als gefühlskalt beschrieben werden können. Als kleines Mädchen durften negative Gefühle wie Traurigkeit, Wut und Schmerz nicht ausgelebt werden. Sprüche: Jetzt stell dich nciht so an. Du bist ja wieder sensibel. Was soll das Verhalten jetzt?

    Da stimme ich ziemlich zu. Ich kann mich nicht erinnern, mit meiner Mutter geschmust zu haben, kann mich nicht erinnern, daß sie jemals stolz auf mich war und mich das auch nur mit einem Hauch spüren ließ. Kein Lob, keine Freude, sondern Druck in schulischen Leistungen und ich hatte zu funktionieren. Die Worte "Entschuldigung" oder "tut mir leid" gibt es nicht in meiner Mutter Wortschatz.
    In einer psychosomatischen Fachklinik sollte ich mein Zimmer mit Schokolade dekorieren und spüren, wer die Macht hat - die Schoki oder ich. Und immer, wenn ich etwas davon essen wollte, mich fragen, was mir tatsächlich fehlt. Nun dort konnte ich statt Schokolade zu essen in den Gemeinschaftsraum gehen und den/die Nächste/n bitten, mich zu umarmen. Das wars dann schon.
    Heute weiß ich, es gibt einen Grund für jede Tafel Noisette und jeden BigMäc...


    Zitat

    2.) Alle dicken Frauen wurden auf ihr Gewicht auch schon als kleines Mädchen angesprochen und das Gewicht war Gesprächsthema. (von angeblich gut gemeint bis hin zu arschfies)

    Oh ja, der komplette Bekanntenkreis meiner Eltern, die Verwandten, alle:
    "Ei Mädsche, gugg Disch doch emol ooh"


    Zitat

    3.) Als Jugendliche haben dicke Frauen sich selbst gehasst. Egal was sie nach außen gelebt haben, innerlich war wenig Selbstwertgefühl da.

    Woher auch, wenn ich auch sonst für meine nächsten Bezugspersonen nicht liebenswert war. Dabei habe ich mich für ein bißchen Anerkennung quasi auf den Kopf gestellt, sprich mich enorm angestrengt. Das verfolgt mich bis heute: Etwas, um das ich nicht bis aufs Letzte gekämpft habe, ist nichts wert. Und eine Anerkennung, die an keine erbrachte Leistung geknüpft ist, sondern einfach mir als Mensch gilt, weil ich bin, wie ich bin, lerne ich erst jetzt, ganz langsam, anzunehmen. Ich wundere mich noch immer, warum mich manche Menschen mögen, so blöd das klingt. Das führt zu einem sehr komischen Mißtrauen.
    Als Kind war ich aber in der Schule etc. Hans-Dampf und Pausenclown und hab mich so in den Vordergrund gespielt. Immer für nen Lacher gut.


    Zitat

    4.) Sexualität wurde von der Mutter entweder gar nicht gelebt oder als etwas "mit dem man Männer unter Kontrolle hat", "verbotenes" oder "nicht lustvolles" vorgelebt.

    Es wurde nicht groß drüber gesprochen, aber es war nichts Schlimmes. Gemeinsam Nacktsein im Bad war selbstverständlich, bis ich etwa 13/14 war. Aufgeklärt wurde ich auch, da kann ich also nicht zustimmen.
    Aber im Bett habe ich zum ersten mal ganz allein für mich "Anerkennung" erfahren. Also etwas, was ich konnte, was nur ich konnte und weshalb ich wertvoll war. Wohin dieser Gedanke führte, könnt Ihr Euch sicher denken.
    Erst vor ein paar Jahren habe ich kapiert, daß ich von den 10 Minuten Streicheln danach (wenn überhaupt) niemals satt werden kann. Dann gabs ca. zwei Jahre keinen Sex und heute erlebe und genieße ich es bewußter den je.

  • Es tut mir leid, Moosrös'chen, dass ich diese Gefühle bei Dir verursacht habe. Das ist genau der Grund, weshalb ich mit dieser Art von Äußerungen eher zurückhaltend bin (siehe den Thread von funky-bear). Aber, wie ich schon erklärte, manchmal nervt es mich, mich ständig in dieser Schublade wiederzufinden.


    Es gibt allerdings eine Sache, in der ich Dich beruhigen kann:


    Zitat

    Erst vor ein paar Jahren habe ich kapiert, daß ich von den 10 Minuten Streicheln danach (wenn überhaupt) niemals satt werden kann.

    Das geht mir nicht anders. Das Erwachsenenleben hat nicht viel Zärtlichkeit für mich bereit gehalten. Daher war ich sehr ausgehungert, als ich in meine derzeitige Beziehung gegangen bin. Und auf Grund der Entfernung von knapp 600 km, die uns im Moment noch trennen, kann mein Freund dem auch nicht wirklich nachhaltig begegnen, da wir uns nur alle 14 Tage sehen.


    Ich hatte zwar immer einen Klüngel, der die notwendigsten Bedürfnisse stillte, aber seit ich erwachsen bin, habe ich das Gefühl, mir fehlt etwas.


    Liebe Grüße
    Crassa

    [ 05-07-2003, 01:32: Beitrag editiert von: Crassa ]

  • hi ihrs,
    ich möchte gern mal zu dem was crassa da als letztes geschrieben hat etwas sagen.
    Ich habe das Gefühl das ihr es unangenehm findet wenn ihr diesem Gefühl NEID begegnet - warum?
    Neid kann durchaus etwas gesundes belebendes sein - weil neid veranlassen kann sich dem worauf man neidisch ist an zu nähern, mit diesen Punkten auseinanderzustezen - etwas positiv zu verändern.
    Und ich denke das ist leider etwas worüber sich kaum einer Gedanken macht, für fast alle wird Neid als etwas negatives gesehen und dementsprechend vermieden sich damit auseinander zu setzen, dabei muß Neid nicht zwangsläufig negativ sein.
    Sicher Neid verursacht in dem Moment wo er aufkommt erstmal negative Gefühle - aber wer bereit ist die aus zu halten, wird merken das noch viel mehr (und durchaus positives) dahintersteckt.
    Wer sich wirklich mal mit seinen Gefühlen auseinandersetzt wenn er/sie dieses Gefühl von Neid hat, kann damit vieles über sich selbst rausfinden, erfahren wo sind dinge die mir fehlen? und wie kann ich das kompensieren bzw nach ersatz dafür suchen?
    So betrachtet wird NEID zu einem Gefühl das veränderungen zum Positiven bewirkt.
    Neid spielt übrigens auch eine große Rolle wenn es um Vorbilder geht - man nimmt immer solche Menschen zum Vorbild die man um Irgendetwas beneidet - weil man entweder das was sie haben auch haben möchte, oder eben genauso sein oder mit der welte oder sich selbst umgehen möchte wie diese "beneideten Vorbilder".
    Und auch hier spielt es eine rolle das diese Gefühl etwas "positiv verändert".
    nachdenkliche grüße
    cailly

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