Guckt mal, was ich gestern abend gefunden habe!
...Um dieses Ziel zu erreichen, waren in den fünfziger Jahren ein neuer Modeltyp - der "sozialistische Mensch, den es zu bekleiden gilt" - und weitere sozialistische Modeleitbilder geschaffen worden. Deren Vorbild war die "stärker gebaute" Frau, die in der Produktion in Stadt und Land kräftig zupacken konnte. Die Bauernzeitung vom 1. Mai 1956 befand, dass es - in Abgrenzung zum "westlichen" Typ des schlanken Models, eher der "Typ der etwas vollschlanken Frau" sei, den die Landbevölkerung sehen wolle. Und so sollte dieser Frauentyp die Mehrzahls der "Models" stellen, die auf bis zu 160 ländlichen Modeschauen die neuesten sozialistischen Kollektionen präsentierten. Bei alledem ging es nicht nur darum, akute Versorgungsengpässe zu überwinden. Einige Wirtschaftsplaner gedachten allen Ernstes, die "kräftige Frau " als allgemeines Schhönheitsideal zu etablieren, in der Hoffnung damit mittel- und langfristig die Nachfrage nach Damenoberbekleidung zu senken. Schließlich hätten Verbrauchenumfragen gezeigt, dass korpulente Frauen nicht jeden modischen Kleiderwechsel mitmachten...
(aus:Kaminsky,Wohlstand, Schönheit, Glück - Kleine Konsumgeschichte der DDR,Beck-Verlag München 2001)
stübbken