Mangelndes Selbsbewußtsein

  • Hallo Ihr Lieben


    Ich hoffe Ihr könnt mir ein wenig weiterhelfen. Vielleicht hat hier der ein oder andere schon davon gelesen, das ich seid 2 Jahren fast gar nicht mehr meine Wohnung verlassen habe. Warum? Ganz einfach, aus Angst das mich draußen jemand blöd anmacht oder ich mich irgendwie blamiere. (ich denke da an zu enge Wege, zerbrechliche Stühle, etc.) Aber ich gehe so langsam vor die Hunde, wenn sich nicht bald etwas ändert. Ich lebe nun seit 3 Jahren in München und kenne hier noch überhaupt keine Leute, was ja auch ganz logisch ist. Die Menschen haben ja gar keine Chance mich kennenzulernen, wenn sie nicht wissen, das ich existiere. Aber irgendwie gibt es in meinem Kopf nur noch Menschen, die nichts mit so jemand wie mir anfangen wollen. Alle sind sie gegen mich und ekeln sich vor mir. Das blöde ist, das ich nie gelernt habe Selbstbewußt zu sein, mir wurde von Klein auf vermittelt das ich ein hässliches Dickes Ding bin. Ich möchte mich aber nicht weiter mit den Gedanken quälen, wie ich am schnellsten und am besten abnehmen kann, denn ich weiß es ist solange zum scheitern verurteilt, bis ich mich akzeptieren werde. Wie habt Ihr gelernt Euch mit jedem Gramm zu mögen und schön zu finden? Kennt Ihr vielleicht irgendwelche Bücher in denen es um dieses Thema geht.


    LG Sad-Sandy

  • Dein Problem hört sich für mich ganz danach an, als bräuchtest du dringend professionelle Hilfe. Meiner besten Freundin ging es vor vielen Jahren ähnlich wie dir - sie hat sich kaum noch aus der Wohnung getraut, und tat sie es dennoch, hatte sie mit fürchterlichen Angstattacken, Durchfall, Kreislaufkollaps usw. zu kämpfen.


    Die Diagnose lautete schließlich: Angstneurose. Dagegen kann man aber eine Menge tun, was sie dann auch in Angriff genommen hat. Heute lebt sie völlig normal und kann mit ihrem Problem sehr gut umgehen.


    Tu dir selbst bitte den Gefallen, das Problem mit deinem Arzt zu besprechen und dir einen guten Therapeuten zu suchen.


    Buchtips, die ich dir mitgeben möchte: "Kann denn Dicksein Sünde sein" von Shelley Bovey. Und "Dick das Leben leben" von Gisela Enders.


    Liebe Grüße
    Rascha

    [ 28-05-2004, 13:27: Beitrag editiert von: Rascha ]

  • Och, Sandy... [Blockierte Grafik: http://www.mainzelahr.de/smile/liebe/troest.gif]...es ist nicht einfach, das zu ändern, was einem in der Kindheit vermittelt wurde. Ich kenne das gut von mir selbst, leider. Und ich habe mich auch daheim "versteckt", wann immer es möglich war. Die Couch war mein bester Freund und mein schlimmster Feind. :(


    Mir hat es am Anfang geholfen, hier im Forum ganz viel zu lesen und mich mit MIR zu beschäftigen. Nicht immer mit der GANZEN Pandora, sondern mit Teilen von mir - das war für mich weniger furchteinflößend ;) . Ich habe mich langsam mit dem Gedanken vertraut gemacht, daß ich ok bin, so wie ich bin. Ich muß nicht schlank sein, um liebenswert zu sein, mein Mann (der mich übrigens schlank kennengelernt hat) zeigt mir das jeden Tag. Und auch dieses Feedback von außen brauche ich. Ich habe mich ausprobiert, da "draußen". Ich bin mit erhobenem Kopf und einem Lächeln auf den Lippen (ich fing sogar wieder an, mit dem Hintern zu wackeln *g*, das habe ich seit der ÜHU-Kilo-Marke nicht mehr getan) z.B. durch den Supermarkt gegangen - und habe so manches nette Lächeln zurückbekommen. Dadurch wurde es immer besser und ich fing an, mich mit mir selbst wohler zu fühlen. Es ist sicher noch nicht, wie es sein sollte...aber mit der Zeit wird es das noch, da bin ich zuversichtlich.


    Vielleicht findest du ja im Unterforum "Dicke Literatur" etwas, das dich anspricht. Oder google dich doch einmal mit dem Begriff "Selbstakzeptanz" durchs WWW. Es gibt sicher Möglichkeiten, etwas zu finden. Nur - die Lösung für dich steht nicht in Büchern, sie ist nur in dir zu finden. Glaub mir, sie ist da - auch wenn du sie noch nicht sehen kannst.


    Liebe Grüße
    Pandora

  • Hi Sandy,


    wenn Du Probleme hast, mich zu besuchen, dann komm ich eben einfach vorbei :)


    Nadie und ich wollen uns nächste Woche mal zum Badminton treffen und das evtl. vertiefen. Sollte das Wetter nicht so berauschend sein, wollen wir ne Runde spazieren gehen. Wenn Du Lust hast, dann verlagern wir das auch mal gern zu Dir. :) Sag einfach Bescheid. Weißt ja, wo Du mich findest :D


    Halt den Kopf hoch und ich würd sagen, wir testen das mal mit dem rausgehen. Wenns dann trotzdem so schlimm ist, dann solltest Du Dich wie Rascha schon schrieb, wirklich an einen Arzt wenden.


    Liebe Grüße und einen riesigen Knuddler
    die Grit

  • Hallo Sandy,


    Da ich früher nur seltenmal hier gelesen habe und erst die letzten tage viel lese und schreibe, habe ich noch nicht gehört, daß du seit ca. 2 Jahren kaum noch das Haus verläßt, habe mir aber dafür einige der Infos auf deiner HP durchgelesen.
    Übrigens gefallen mir die Bilder vom Weißen Ring auch sehr gut und mich hat das Plakat mit dem Kleinkind "Dies ist die **** die ihren Mann verführte" (so ähnlich) umgehauen, als ich das im fernsehen mal in einer Reportage über diese Kampagne sah.


    >Ganz einfach, aus Angst das mich draußen jemand blöd anmacht oder ich mich irgendwie blamiere.


    Und weißt du was? Das kann wirklich passieren.
    Und weißt du noch was? Das kann dir auch passieren, wenn du eine normale Figur hast. Es kann dir auch passieren, weil du grüne Augen hast. Es kann dir auch wegen deiner Frisur passieren und es kann dir auch passieren, weil dein Gegenüber besoffen ist und sich einfach nur vorgenommen hat "Die nächste, die hier vorbeikommt, die laber ich scief von der Seite an".


    Vielleicht passiert aber auch nichts.
    Obwohl du dick bist.
    Obwohl du braune Haare hast.
    Obwohl du schlank bist.
    Obwohl du Beinamputiert bist.
    Obwohl deine Blumen auf der Fensterbank verdursten.


    >Aber ich gehe so langsam vor die Hunde, wenn sich nicht bald etwas ändert.


    SICH...
    Wer soll denn etwas ändern?


    >Aber irgendwie gibt es in meinem Kopf nur noch Menschen, die nichts mit so jemand wie mir anfangen wollen.


    "so jemand wie du" bedeutet was?
    Jemand der dumm ist?
    Jemand der häßlich ist?
    Jemand der Mißbrauch erlebt hat?
    Jemand der dick ist?
    Jemand der traurig ist?
    Jemand der tot ist?


    >Alle sind sie gegen mich und ekeln sich vor mir.


    Es ist unfair, daß du anderen unterstellst, daß sie gegen dich sind und sich vor dir ekeln oder hast du mit ihnen darüber gesprochen und sie haben das gesagt?


    Du kannst nur über dich reden und du kannst nur bei dir was ändern.


    Mit wem möchtest du denn raus, wo du Angst hast, daß sie sich ekeln könnten und was möchtest du mit ihen beim ersten mal machen?


    >Wie habt Ihr gelernt Euch mit jedem Gramm zu mögen und schön zu finden?
    Ich las das Buch "Essen als Ersatz" von Geneen Roth und wußte, daß das ich bin und das ich eßgestört bin. Jetzt wußte ich wo ich ansetzen konnte und habe mir eine Therapeutin gesucht.


    Und in der Therapie habe ich Wege gelernt die ich dann gegangen bin (unter anderem habe ich mir durch etliche ONS viel Selbstbestätigung geholt was das Aussehen meines Körpers betrifft. In dem Moment war das für MICH richtig.) um meinen Körper zu akzeptieren, kennenzulernen und dann auch zu fühlen und zu hören.


    Ich würde mich freuen mehr von dir zu lesen,
    Teichrose


    (die gerade gefrustet ist, weil beim Wechsel des Providers mal wieder nicht alles geklappt hat und jetzt ist meine homepage offline .... :(

  • Hallo Sandy,


    es hilft auch , wenn man den Leuten, die einem so auf der Straße entgegenkommen, einfach ins Gesicht zu sehen.
    Ich hatte auch sehr große Hemmungen (weit über 100kg, riesen Oberweite, aber eine Seite amputiert;ich sehe also "etwas" assymmetrisch aus, laufe aber meistens ohne Brustprothese rum), tatsächlich registrieren das aber die wenigsten, weil sie ins Gesicht zurückschauen.


    Blöde Sprücheklopfer gibt es aber leider überall.


    Ich hoffe, Du findest einen guten Therapeuten, der Dir helfen kann! Ich stelle es mir wirklich schlimm vor, nicht aus der Wohnung zu können.

  • Mensch ich bin echt Srachlos. Danke für Eure lieben Antworten. Ich werde wohl mal das Pfingstwochenende nutzen um mich neu zu ordnen und mich meinen Ängsten zu stellen. Ich glaube an einer Therapie komme ich auf keinen Fall vorbei aber dafür muss ich erstmal wieder lernen überhaupt aus dem Haus zu gehen. Bin froh das Forum gefunden zu haben und hoffe hier noch viele Ding lesen zu dürfen die mich motivieren.


    Danke Eure gerührte (nicht geschüttelte)
    Sandy


    PS: Jörg falls Du das ließt: Danke für Deine Mail. Ich hätte gern zurückgeschrieben, habe aber im Eifer des Gefächts Deine Mail nach dem lesen mit den alten gelöscht.

  • Als Tip für die Suche nach einem guten Therapeuten in Deiner Gegend: www.sozialphobie.de.
    Wenn vor meiner Tür Millionen von Bayern lauern würden, hätte ich auch Angst, das Haus zu verlassen.
    Mein Selbstbewußtsein basiert auf der simplen Tatsache, daß ich alles bin, was ich habe. Als Buchtip, auch wenn es nichts mit dem Gewicht zu tun hat, aber das ist auch nicht wirklich das eigentliche Problem, denke ich: Max Stirner: "Der Einzige und sein Eigentum".

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