Kuckuckskinder

  • Zitat von caramba_owl

    Verantwortung für eigenes Handeln zu übernehmen ist ein Frage der Moral und des Anstandes.


    Hallo Klaus,


    Deinem letzten Satz stimme ich vorbehaltlos zu, daher kann ich mir auch keine Situation vorstellen, in der es gerechtfertigt sein soll, dem Partner ein Kind "unterzujubeln".


    Allerdings würde ich die Verantwortung für das eigene Handeln auch von Männern, die heimlich ihre Vaterschaft überprüfen lassen, einfordern. Daher bin ich gegen heimliche Tests. Was ist für Deine zustimmende Haltung zu diesen Tests ausschlaggebend? Die Verhältnismäßigkeit des Vertrauensbruchs? Immerhin wurde ja weiter oben gesagt, dass in 75% aller Verdachtsfälle keine Täuschung der Mutter vorlag.


    Mir kommt es in der öffentlichen Diskussion - soweit ich sie verfolgt habe - so vor, als ob dieses Thema zu einem "Geschlechterkampfthema" gerät. Daher hoffe ich mal, das Du meine Frage nicht mißverstehst, mich interessiert der Punkt, warum auf jeden Fall die Heimlichkeit weiterhin gewährleistet bleiben soll. Verantwortung für das eigene Handeln sieht doch anders aus.


    Gruß
    Lapis

  • Zitat von Lapis

    Hallo Klaus,
    [...]mich interessiert der Punkt, warum auf jeden Fall die Heimlichkeit weiterhin gewährleistet bleiben soll. Verantwortung für das eigene Handeln sieht doch anders aus.


    Ich hänge nicht an der Heimlichkeit. Wenn es ein gesetzlich geregeltes Prozedere gäbe das Tests erlaubt, auch gegen die Einwilligung der Mutter, von mir aus durch den Amtsarzt nach richterlicher Anordnung, wäre es für mich in Ordnung.


    Gruß


    Klaus

  • Danke für die Antwort :)


    Soweit ich das verstanden habe, soll das "gesetzlich geregelte Prozedere" ja im Zusammenhang mit dem Verbot der heimlichen Tests einfacher zugänglich gemacht werden. Mal sehen, was dann letztendlich wirklich in den Gesetzen drin steht.


    Grüße
    Lapis :)

  • Zitat von Lapis

    Soweit ich das verstanden habe, soll das "gesetzlich geregelte Prozedere" ja im Zusammenhang mit dem Verbot der heimlichen Tests einfacher zugänglich gemacht werden. Mal sehen, was dann letztendlich wirklich in den Gesetzen drin steht.


    Lies mal den Thread hier quer. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Es wird ohne Tricksereien fast unmöglich gemacht.

  • Hi Klaus,


    ich hab mich nicht auf Aussagen hier im thread bezogen, sondern auf Artikel, die ich in der Presse gelesen hatte. Daher auch meine Anmerkung, dass abzuwarten bleibt, was letztendlich wirklich gesetzlich festgelegt wird, d.h. ob es im Gegenzug zum Verbot der heimlichen Tests tatsächlich Erleichterungen im gesetzlichen Ablauf geben wird. Ich weiß nicht, was an diesen Aussagen dran ist, könnte mir aber vorstellen, dass die Gesetzesentwürfe nach der ganzen, aufgrund der Komplexität auch sehr emotional ausgetragenen Diskussion schon noch die eine oder andere Änderung erfahren.


    Ich sehe durchaus die gesetzliche Schieflage, die sich für Männer, die in ihrer Vaterschaft getäuscht werden, ergibt, aber mir ist nicht verständlich, warum sich dadurch die heimlichen Tests legitimieren sollten. Eine richtig gute Lösung kann ich natürlich nicht anbieten, mir persönlich gefällt aber der Aspekt nicht, dass bei solch wichtigen Fragen eine Heimlichkeit akzeptiert wird, auch wenn ich bei der Verhältnismäßigkeit des "Hintergehens" die Lüge bezüglich der Vaterschaft für schwerwiegender erachte.


    Ich will gar keine neue Diskussion lostreten, nur ist mir nicht klar, warum der "Vaterschaftsanzweifler" in der Frage der Verantwortlichkeit nicht auch gefordert ist, für sein Handeln einzustehen. Du sagst, er hat keine Wahl, aber genau das ist mMn noch gar nicht entschieden.


    Grüße
    Lapis

  • Vor allem werden bei der ganzen Diskussion hier zwei Dinge miteinander vermischt die gar nichts miteinander zu tun haben. Es geht in diesem Gesetzentwurf darum das Persönlichkeitsrecht des Kindes zu schützen und nicht darum das Vätern das Recht genommen werden die Vaterschaft zu überprüfen.


    Und noch etwas stört mich ganz gewaltig an dieser Diskussion und der Berichterstattung es wird überall davon geredet das die Mutter dem test zustimmen müße. Das ist aber de Facto nicht richtig. es geht um das Einverständnis des Kindes. Das heißt bei minderjährigen Kindern muß der Sorgeberechtigte einem Vaterschaftstest zustimmen und der Sorgeberechtigte kann durchaus der Vater sein.


    http://www.123recht.net/articl…cht_20050112-15358ymq&p=2

  • Zitat von gittal

    @Caramba - ich hab´s nicht nötig dich zu beeindrucken aber du bist wiedermal ein typisches Beispiel für einen ehrlichen aber verständnißlosen Mann.


    Ach Gittal, sorry, beleidigen wollte ich Dich nicht. Ich würde auch nicht an der Lauterkeit Deiner Überzeugungen zweifeln wollen. Aber wir kommen definitiv nicht auf einen Nenner.


    Klaus

  • Also - das einzige was ich mit der Lamerei sagen wollte ist doch nur "Niemand kann beurteilen, warum etwas gemacht wird" (ganz egal worum es geht) und daß es durchaus IMMER Gründe gibt in denen es nicht gut, aber verständlich ist. Es steht keinem zu irgendjemanden zu verurteilen nur weil derjenige was gemacht hat, was man selbst nicht "verstehen kann" oder "verstehen will".

    Vielleicht hätt ich das gleich so schreiben sollen.

  • Der Vaterschaftstest - Beziehungsterror oder Sargnagel für ein patriarchales Arrangement?


    VON MARTIN REICHERT (taz)


    "Bist du mein Fleisch und Blut? Ein von Misstrauen gequälter Vater schleicht des Nachts durch die eigene Wohnung; bewaffnet mit Q-Tips und Plastiktüten, pirscht er sich in Richtung Kinderzimmer vor, um heimlich und verschlagen wie ein gedungener Mörder Ohrenschmalzproben seines kleinen Kevin zu entnehmen und den Schnuller mitgehen zu lassen. In einem klandestinen Verzweiflungsakt schickt er seine Beute an ein Genlabor, um einen Vaterschaftstest machen zu lassen. "Was bedeutet es, wenn Männer den Frauen so massiv misstrauen?", fragte die Bundesjustizministerin sich und ihre weiblichen Wählerinnen bestürzt ausgerechnet in der Brigitte - als ob sie aus allen Wolken fiele.


    Den von Misstrauen geplagten Vater gibt es jedoch nicht erst seit diesem Jahr, sondern seit Erfindung der Vaterschaft - denn die ist eine kulturelle Erfindung, soziale Vaterschaft eine Rolle, mühevoll einstudiert und im Laufe der Geschichte Wandlungen unterworfen, die aktuell den Typus des "neuen Vaters" hervorgebracht haben - eines Vaters, der sich nicht nur dem Beruf widmet und der Familie als autoritärer Patriarch vorsteht, sondern seine "weibliche Seite" zulässt und sich intensiv an der Aufzucht der Kinderschar beteiligt. Die "neuen Väter" haben sich in den bürgerlichen Milieus von Freiburg bis Prenzlauer Berg etabliert, ein Typus Mann, der angeblich keine Angst hat, dass seine Gefährtin ihm ein Kuckuckskind untergeschoben haben könnte, denn so, wie er treu ist und sich von archaischen Fantasien des Samenstreuens verabschiedet hat, ist sie natürlich weit davon entfernt, ihn auf der Suche nach womöglich geeigneterem genetischem Material zu betrügen. Und überhaupt: Auch Kuckuckskinder, ein solches soll angeblich jedes zehnte Kind sein, haben einen Anspruch auf Liebe - was bedeutet da schon der Prestigeverlust, den ein "gehörnter" Mann traditionell zu verbuchen hat, was der Abschied von der Hoffnung auf die eigene Unsterblichkeit? Und was bedeutet schon solch kleingeistig-egoistisches Denken in Anbetracht eines solch bezaubernden kleinen Lebewesens? Die soziale Vaterschaft - ein Segen und zugleich die Überwindung des tierischen Infantizids: Papa Löwe beißt Klein Löwe den Kopf ab, weil es sich bei ihm nicht um einen leiblichen Nachkommen seiner selbst handelt. Die schöne neue Ehewelt ist dagegen eine moderne Gartenlaubenidylle, in der ein heimlicher Vaterschaftstest völlig überflüssig ist - und falls doch einmal Zweifel auftauchen sollten, kann der Mann ja, so Zypries, "mit der Frau reden". Bei so viel Großzügigkeit und Vertrauen müsste es auch einer Frau egal sein, ob ihr Baby im Krankenhaus vertauscht wurde - es hat doch so schöne Augen.


    (...)"


    Weiterlesen (sehr interessant!) unter


    http://www.taz.de/pt/2005/01/1…t.tname,a0287.re,hi.idx,0

  • SPIEGEL ONLINE: Was steckt Ihrer Ansicht nach hinter dem Bestreben, heimliche Vaterschaftstests unter Strafe zu stellen?


    Haas: "Die Datenschutzbedenken sind meiner Meinung nach vorgeschoben. Vielmehr geht es um die materielle Versorgung untergeschobener Kinder. Wenn die Kuckucksväter nicht mehr zahlen, fallen viele solcher Kinder dem Staat zur Last, denn die wirklichen Väter sind oft nur schwer oder überhaupt nicht mehr zu ermitteln. Und die, die im Nachhinein durch Tests festgestellt werden, sind oft zahlungsunwillig oder zahlungsunfähig."




    So sehe ich das auch.

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