Als essgestörte Adipöse bei neuen Ärzten - Tipp...

  • Ich habe gelesen, dass einige eine Scheu vor Ärzten haben bzw. Hemmungen sich nackt mit einer Übergewichtigen Figur Ärzten zu zeigen.


    Seit mir bewusst ist, dass mein verunstalteter Körper lediglich Ausdruck meiner seelischen Leiden und erlittener Verletzungen ist und nicht meine "Schuld" und dieser Ausdruck von seelischem Leid nichts ist, wofür ich mich schämen muss, gehe ich Arztbesuche relativ locker an und eher offensiv.


    Als ich einen neuen Internisten suchte vor einigen Jahren, um mal wieder wegen meiner Schilddrüse Blut untersuchen zu lassen, etc., stieg mein Blutdruck schon im Vorfeld wieder an, weil ich schon wieder befürchtete, dass von sich mit Essstörungen nicht auskennenden Ärzten wieder mal der übliche nichtssagende Sermon von "ein bisschen mehr Salat essen, ein wenig Diät halten, etwas mehr Sport usw usw kommen würde.
    Daher sagte ich ihm gleich nach den ersten 2 Begrüssungssätzen, dass ich seit 25 Jahren eine Essstörung, nämlich Binge Eating habe und deshalb die letzten Jahre in relativ kurzer Zeit sehr stark an Gewicht zugenommen habe und daher jetzt mal wieder meine Blutwerte udn Mineralstoffwerte etc überprüfen lassen möchte. Vor allem auch möchte ich auf evtl. Diabetes untersucht werden, da ich öfters Schwindelgefühle habe und nach stundenlangen Zucker-Kohlehydrate-Exzessen in letzter Zeit EINSCHLAFE ohne mir dessen bewusst zu werden und befürchte, dass dies von meinem Essverhalten herkommen könnte. Dies brachte ich alles mit fester Stimme und ganz sachlich vor, so dass dem auch nichts anderes übrig blieb, als auf DIESER sachlichen Ebene mit mir zu diskutieren und mir nicht mit dümmlichen Diätvorschlägen oder sowas zu kommen!


    Ich hab das jetzt bei einigen "neuen" Ärzten so durchgezogen, und ich muss sagen, das entspannt mein Verhältnis zu "meinen Körper Ärzten nackt zeigen" beträchtlich.
    Auch sprach ich meinen Phlebologen gleich bei meinem ersten Bescuh sofort darauf an, ob mein Lymphödem eventuell auch von meiner starken Gewichtszunahme wegen einer Essstörung herrühren koenne - was der zu meinem Erstaunen übrigens grösstenteils verneinte, es wäre eher "vererblich". Das hohe Übergewicht koenne höchstens den Ausbruch der Lympherkrankung beschleunigt haben und jetzt, wenn ich nicht etwas abnehme, zu einem etwas SCHNELLEREN Verschlechterung des Zustandes führen, aber bekommen hätte ich die Krankheit auch ohne Übergewicht.

  • Hallo Kampfblaumeise,


    vielen Dank für Deinen Tipp/Rat, ich werde das bei meinem nächsten Besuch gleich versuchen anzuwenden - ganz sachlich -. Meist bin ich schon von vornherein "eingeschüchtert", eben weil man immer mit den gewissen Texten rechnen muß. Und ich habe mich schon oft über so viele Ärzte geärgert. Alles auf das Gewicht geschoben und fertig waren sie damit....
    Anfang Juli kann ich das gleich bei einem neuen Arzt anwenden.


    Liebe Grüße
    Hanna

  • Hallo Hanna, also wenn dir einer dieser Wald- und Wiesen-allgemeinärzte ohne jegliches aktuelles(!) Wissen über Übergewicht wieder mal mit Diätvorschlägen kommt, dann sag ihm einfach, wie ich, dass Du dank jahrelanger Diäten erst so richtig adipös gedworden bist und eine Essstörung bekommen hast (kannst du auch sagen, wenn du OHNE Essstörung dick geworden bist, denn das stopft ihnen normalerweise den Mund!), die du bereits wo ANDERS behandeln lässt! Das zeigt ihm dann gleich, dass seine 08-15-Diät-Übergewichts-Auskünfte überflüssig sind. :))

  • Hi Kampfblaumeise,


    mittlerweile teile ich das jedem Arzt mit, daß ich bzgl. meiner Eßstörung in Therapie bin.
    Heute konnte ich das sogar beim Arbeitsamt gut anwenden und prompt wurde das Gespräch nicht abwertend - "Na, mit dem Übergewicht ist es ja eh schwer einen Job zu finden" -
    Hat super geklappt, die Dame hat dann noch hinterfragt, weil sie da keine Ahnung von hat.
    ....es war ein angenehmes Gespräch und hab dann auch gleich von Ihr noch Vorschläge erhalten und ein kostenlosen Seminartag wg. Existensgründung.
    ....I feel good.... :D


    LG Hanna

  • Hallo Hanna,


    na sag ich doch!! :) Das freut mich, dass es dann ein etwas aufbauendes Erlebnis für Dich war.


    Man muss den Leuten gleich den Wind aus den Segeln nehmen durch eigene SACHLICHKEIT gegen die eigene Erkrankung!


    Übrigens passiert mir das auch öfters, dass die dann mit eIGENEN Essproblemen dann anfangen und ALLES - aber echt ALLES - über meinen Roseneck-Aufenthalt etc. wissen möchten und mir LANGE von ihrer eigenen Esskarriere erzählen (zuletzt passierte es mir mit meiner Hautärztin, bei der dies NIE ein THEMA war und bei meinem Augenarzt erst gestern. Mit dem hab ich mir glatt n rund 20-minütiges Streitgespräch über Ernährung/Diäten und die Öffentliche Meinung zu Dicken im Besonderen geführt...*G*)

    [ 25-06-2004, 20:40: Beitrag editiert von: Kampfblaumeise ]

  • ooops, ich les grad entsetzt in einem anderen Beitrag von Crassa glaub ich, dasss GROSSBUCHSTABEN hier im Forum offiziell als jemanden laut "Anschreien/Anbrüllen" gelten...Nehme daher alle meine bisherigen Grossbuchstaben in meinen Beiträgen zurück!! *G* :)

  • Hallo Kampfblaumeise,

    die Erfahrung mit den Ärzten habe ich auch gemacht. Ich habe es schon als Kind gehasst, zu essen, musste regelrecht dazu "geprügelt" werden. Mit 13 Jahren bereits meine erste Diät gemacht, obwohl ich viel zu dünn war und festgestellt, ich liebe es, zu hungern. Bin dann durch eine erneute Diät und ein schweres Trauma in die Magersucht gerutscht und nicht wieder rausgekommen. Irgendwann fing ich dann an, trotz Hungern ständig zuzunehmen, also noch mehr gehungert, noch mehr zugenommen. Habe ca. 10 Jahre lang 800-Kalorien zu mir genommen (inklusive Getränke) und war der Meinung, ich sei sowas von verfressen, das müsste ich mehr kontrollieren.

    Bei Ärzten bekam ich ständig zu hören, haben sie es schon mit Diät und Sport versucht? Also fühlte ich mich bestätigt, verfressen zu sein und habe noch mehr gehungert. Bei Dick+Dünn bekam ich zu hören, ich passe in keine Gruppe, magersüchtig mit dem Aussehen einer Fresssüchtigen, da käme nur Einzeltherapie in Frage.

    Inzwischen gebe ich sogar öffentlich zu, eine Essstörung zu haben und bin auf überraschte Blicke gestoßen. Durch mein Aussehen haben mich alle für verfressen gehalten. Als ich fragte, habt ihr mich schon mal etwas essen gesehen, haben sie erstmal nachgedacht und dann zugegeben, dass sie nie darüber nachgedacht haben. Bei mir liegen viele Süßigkeiten herum, die nur da liegen, und die ich dann alle paar Monate (mit schlechtem Gewissen) aussortiere, aber nicht esse. Ist einfach nur das Gefühl, es ist da, aber ich brauche es nicht. Man hat ständig gute Ausreden, ... habe gerade gegessen, bin sowas von satt ...

    Habe schon fast die Hoffnung aufgegeben auf ein normales Leben ohne den ständigen Kampf wegen dem Essen (gegen das Hungern), auch wenn ich vom Verstand her weiß, es ist schlecht, denke ich immer noch, weniger essen - weniger wiegen.

    Inzwischen ist meine Gesundheit ruiniert, habe sämtliche Schilddrüsenerkrankungen durch. Mache gerade, motiviert von dem Forum Arzterlebnisse - Schilddrüsenunterfunktion, einen erneuten Versuch, beim richtigen Arzt die richtige Behandlung zu bekommen. Gegen meine Essstörung werde ich wohl nach über zwanzig Jahren nicht mehr ankommen. Aber wenn mir noch einmal ein Arzt mit Diät und Sport kommt, dann bekommt er etwas von mir zu hören.:mad:

    Gruß
    Marion

  • Du hast aber schon mitbekommen dass der letzte Beitrag zu diesem Thema über 2 Jahre zurückliegt?


    Nur als Anmerkung- um Missverständnissen vorzubeugen;)



    Gruss


    Andreas

  • Hallo


    ich habe es bei meiner jetzigen Ärztin ähnlich gemacht und seitdem hat sie nie ein Wort über mein Gewicht verloren. Habe gleich gesagt, daß ich eine Eßstörung habe, aber daran arbeite. Oft hilft wirklich nur die Flucht nach vorn. :)

    Liebe Grüße Mendi


    "Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid. Mein Name ist Hase, ich weiß Bescheid." (Bugs Bunny)

  • Zitat von jamona_dea

    Aber das "Problem" an sich ist irgendwie immer aktuell!!


    Gegen das "Problem" habe ich ja auch nichts gesagt, oder?



    Gruss


    Andreas

  • Zitat von Mendi

    Hallo


    ich habe es bei meiner jetzigen Ärztin ähnlich gemacht und seitdem hat sie nie ein Wort über mein Gewicht verloren. Habe gleich gesagt, daß ich eine Eßstörung habe, aber daran arbeite. Oft hilft wirklich nur die Flucht nach vorn. :)



    Hallo!
    Ich glaube diese Art von offenem Umgang mit dem Thema ist auch wichtig. Bevor ich zu diesem "Verfahren" übergegangen war, hatte ich oft den Eindruck, die Ärzte würden denken, ich würde mein Übergewicht gar nicht wahrnehmen und deshalb müssten sie mich umso aggressiver darauf aufmerksam machen:confused:. Dachten die ich hätte keinen Spiegel:rolleyes:?

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