Die Seele kennt kein Übergewicht

  • Hallo Crassa !


    Ich habe versucht, auf den Beitrag zu antworten aber anscheinend kann man das bei "Links" nicht ...?


    Wie auch immer, ich habe mir das Buch gekauft und muß sagen, ich bin total enttäuscht. Was ich hier wiedergebe ist natürlich nur meine ganz subjektive Meinung und es kann sein, daß es anderen Leuten ganz anders geht.


    Die Autorin hatte eine wirklich furchtbare Kindheit mit einer Mutter, die sie gequält hat und einem Vater, der soff. Die Mutter hat sich dann auch noch erhängt und die kleine Tochter hat sie gefunden. Dann ist sie in eine unglückliche Ehe eingegangen und ihr Mann erzählt ihr, daß sie zu dick ist und überhaupt nölt er nur an ihr herum. Jetzt ist sie Mitte 50 und hat zwei Kinder und befreit sich anscheinend so langsam, indem sie sich nichts mehr gefallen läßt. Die Autorin hatte also ein richtiges Scheiß-Leben, jetzt ist es allerdings besser und sie ist schlank. (Ich habe das Buch nicht zu Ende gelesen, es hat mich zu sehr aufgeregt).
    Diese Frau hatte also allen Grund, dick zu sein, zu überessen und unglücklich zu sein. Den habe ich so offensichtlich nicht. Ich bin trotzdem dick und unglücklich.


    Meine Mutter hat mich nicht gequält, jedenfalls nicht bewußt, und ich hatte auch keine unglückliche Kindheit. Ich bin Mitte 30, war noch nie verheiratet und habe keine Kinder. Ich habe einen sehr lieben Freund, der total zu mir steht und mich in allem untestützt. Das war übrigens bei Ex-Freunden genauso. Ich habe einen guten Job, genug Geld und nette Freunde, die sich nie über mein Übergewicht mokieren.


    Jetzt halte mich bitte nicht für völlig oberflächlich, ich kann und muß natürlich keine Geschichte lesen, die von einem Leben handelt, daß ähnlich wie meines ist (wär ja auch langweilig) und natürlich kann ich versuchen mich in ein so schreckliches Schicksal hineinversetzen und Mitleid haben - aber der Bezug zu meinem Leben und meinem Denken fehlt mir total. Welchen Grund habe ich, daß ich dick bin, welche Entschudligung ? Darf ich überhaupt dick und unglücklich sein ohne eine so schreckliche Vergangenheit ? Habe ich das Recht dazu ? Das ist jetzt alles sehr konfus aber verstehst Du, was ich meine ? Dieses Buch hat in mir ein noch schlechteres Gewissen geweckt, weil ich so undiszipliniert bin und es nicht auf die Kette kriege, mich zu beherrschen.
    Mir ging es bei der Lektüre so richtig schlecht und deshalb rate ich von den Buch ab.


    Das ist alles - wie bereits gesagt - meine persönliche Meinung und muß auf andere Menschen überhaupt nicht zutreffen.


    Außerdem mag ich den Schreibstil nicht, er ist ausgesprochen aggressiv und schert vieles über einen Kamm. An Erkenntnissen über Dicke, deren Verhalten und das Verhalten der Umwelt Dicken gegenüber gibt es nichts Neues, was nicht längst hier im Forum sehr viel netter und sachlicher diskutiert worden wäre.


    Schönen Gruß


    Rosie

  • Liebe Rosie,


    toll! Ich find's klasse, dass Du das so offen schreibst. Ich habe den Thread hierher verschoben, damit wir richtig diskutieren können.


    Ich habe das Buch noch nicht gelesen, wohl aber die Leseproben. Das hat mich schon veranlasst, Frau Schütze eine Mail zu schreiben, dass ich mich mit dem, was sie schreibt, überhaupt nicht identifizieren kann. Trotzdem wollte ich aber diese Info hier nicht vorenthalten. Ich könnte mir schon die eine oder andere hier vorstellen, der es vielleicht hilft.


    Mir geht es genauso wie Dir. Ich hatte eine wunderschöne Kindheit und habe einen klasse Mann.


    Allerdings denke ich nicht, dass Du Dir nun ein schlechtes Gewissen machen musst. Wie Du schon schreibst: Man kann die Dinge nicht über einen Kamm scheren. Der eine so, der andere anders. Jeder Mensch ist ein Individuum und ich wage mal die Behauptung, dass es so viele Umgangsweisen mit dem Dicksein gibt, wie es dicke Menschen gibt.


    Ich möchte Dich fragen, ob Du wirklich so undiszipliniert bist oder ob Du nur schlicht und einfach völlig normal isst, das aber für undiszipliniert hältst, weil Du ja (trotzdem) dick bist. Ich hatte heute Abend so ein Gespräch mit meinem Freund. Ich habe ihn mit der Glutamat-Diskussion konfrontiert und ihm klar gemacht, dass man wenn Glutamat vollständig vermeiden will, praktisch alles, aber auch wirklich alles selber machen muss, was für ihn ein größeres Problem ist als für mich. Er ist unglücklich über sein Übergewicht, verdankt es aber auch seiner eindeutig falschen Ernährung. Ich habe ihm aber auch erzählt, dass ich mich frage, wieso die Asiaten nicht dick davon werden. Da sagte er zu mir, dass er in den letzten Wochen mal seine Kollegen in der Kantine beobachtet habe: Die meisten seien dünn wie Spargel und fräßen wie die Scheunendrescher. Er glaube einfach nicht mehr daran, dass das alles an der falschen Ernährung liege.


    Ich erzähle Dir das, weil ich fest davon überzeugt bin, dass die meisten von uns kein bisschen weniger diszipliniert sind als "Normale" bzw. sogar in der Mehrzahl der Fälle disziplinierter. Es gibt irgendetwas, was uns dick werden lässt. Oft ist es - wie bei mir z.B. - auch eine Kombination aus verschiedenen Dingen (in meinem Fall Schilddrüse plus Diäten ohne Ende). Kommt dann noch Industriezucker, Süßstoff und Glutamat dazu, hat man ganz schlechte Karten.


    Bitte mache Dich nicht so fertig. Ich bin fest davon überzeugt, dass Du Dich selbst für ein Problem fertig machst, dessen Schlüssel Du nicht in der Hand hast. Das ist selbstzerstörerisch und tut Dir nicht gut. Es macht Deine Situation nur schlimmer.


    Das Letzte, was ich mit diesem Tipp wollte, war Menschen ein schlechtes Gewissen zu machen, weil sie ohne offensichtlichen Grund dick sind. *seufz*


    Ich hoffe, das hilft Dir jetzt ein bisschen.


    Liebe Grüße
    Crassa

  • Eine Sache die mir immer und immer wieder negativ auffaellt ist, dass Essensmengen mit Disziplin in einen Topf geworfen werden. Die Bandbreite der Gruende, warum Menschen dick werden muss ich ja hier nicht kommentieren, aber ich glaube, dass viele dicke Menschen eher dem Selbsthass verfallen (weil sie ja so undiszipliniert sind) als sich einzugestehen, dass ihr Essverhalten einfach gestoert ist, und zwar genauso wie das einer Magersuechtigen oder einer Bulimikerin. Essstoerungen haben mit Disziplin nichts zu tun, sondern mit der Stoerung des Essverhaltens aus so vielen Gruenden wie es essgestoerte Menschen gibt. Als ich mir eingestanden habe, dass ich eine Essstoerung habe, habe ich genau geschaut, wann ich viel esse. Und es war spannend zu sehen, wie das Essen meinen Seelenzustand widergespiegelt hat. UND: Ich hatte eine schoene Kindheit, etc. ABER habe sehr frueh unter meinem vermeintlichen Uebergewicht gelitten. Und ich behaupte einfach frech von der Leber weg: Das Kontrollieren des Essverhaltens fuehrt zu einer Stoerung desselben.


    Liebe Rosie, vielleicht hat Crassa einen guten Punkt gebracht und Du isst gar nicht mehr als andere Menschen. Aber selbst wenn, dann hat doch auch das einen Grund.


    Du haeltst Dich fuer undiszipliniert, aber ist Deine Essverhalten nicht vielleicht Ausdruck fuer andere Dinge? Du hasst Deinen eigenen Koerper und was wir essen fuehrt (mit Ausnahmen) dazu, dass unser Koerper so oder so aussieht. Ist es denn da ein Wunder, dass Du ein gestoertes Verhaeltnis zum Essen hast, wenn Du ein gestoertes Verhaeltnis zu Deinem Koerper hast?


    Hast Du mal eine Therapie gemacht oder dran gedacht? Seelische Schmerzen muessen nicht immer von extremen Erfahrunge hervorgerufen werden. Und schliesslich ist das Dicksein in Deutschland ein enormer Druck. Ich habe davon mit Sicherheit meine Schaeden davongetragen...


    Liebe Gruesse,
    Griseldis

  • Hallo zusammen,


    hier noch eine subjektive Beurteilung des Buches (wie solls auch anders sein ;) ).


    Zuerst muß auch ich anführen, dass ich es noch nicht zuende gelesen habe, werd ich wohl auch nicht.
    ich denke Frau Schütze hat das Buch zu einem großen Teil zur Aufarbeitung ihrer schlimmen Erlebnisse geschrieben. Das ist vollkommen legitim, wäre aber vielleicht unter einem anderen Titel / Rahmen passender.
    Ich gehöre auch zu der Fraktion mit nicht sooo prickelnder Kindeheit, finde mich aber trotzdem nicht ansatzweise in dem Buch wieder.


    Argumentieren kann ich nur emotional: Mir fehlt die ruhige emotionale Weisheit in dem Buch. Ich fühlte mich beim Lesen hin und hergezerrt, fühlte viele noch nicht abgeschlossene und wirklich verarbeitete Dinge. Ich kann die Stellen jetzt nicht mehr benennen, und mag auch nicht nochmal nachlesen, teilweise irritierte mich aber auch die drastische Schilderung ihres Übergewichtes (was soll ich da mirt noch 40 kg mehr sagen???) und den unterschwellig vorhandenen zusammenhang schlank = gut und frei.


    Fazit: Noch ein Buch über Übergewicht, das in meinem regal verstauben wird (bisher stehen da ca. 10, von denen ich nur 1 als wirklich gut ansehe :( )


    Lg
    Jesse

  • Wenn Bücher von Autoren finanziert werden, wie hier geschehen (der "Verlag" ist nur eine Druckerei - man erkennt diese Bücher an den unüblichen Größen und horrenden Preisen), sollte man hinsichtlich des Inhalts von vorneherein misstrauisch sein. Ich weiß, es gibt auch gelungene Ausnahmen (Gisela Enders), aber so etwas ist in der Regel ein Hinweis auf genau das:


    Zitat

    ich denke Frau Schütze hat das Buch zu einem großen Teil zur Aufarbeitung ihrer schlimmen Erlebnisse geschrieben.

    Bei Biografien unbekannter Leute winken Verlage immer ab, sofern da nicht etwas wirklich Ungewöhnliches zu berichten ist.

  • na jaaaa ... das ALLEIN ist kein Kriterium, denn Verlage lehnen heute ebenso wie die Musikindustrie alles ab, was nicht ins Mainstream-Format passt und fette :)) Verkäufe erhoffen lässt. Es gibt neben Giselas Buch auch noch eine ganze Reihe andere "Books on demand" u.ä., die ihr Geld wahrlich wert sind.


    Das Entscheidende an diesem Fall ist, denke ich, dass die persönlichen Traumata der Autorin einer sachlichen Analyse des Themas im Weg stehen. Aber eine sachliche Analyse soll das Buch wohl auch gar nicht sein. Ich habe es nicht gelesen, aber man kann der Frau sicher nicht vorwerfen, dass sie ihre ganz persönliche Geschichte aufschreibt. Auch nicht, dass sie sie versucht zu verkaufen. Höchstens, dass sie ihren Weg als den selig machenden für den Rest der (dicken) Menschheit hält. Wobei man sich dann auch noch fragen muss, inwieweit man selbst das hineininterpretiert ...


    Bedenklich finde ich allerdings an dem Ausschnitt auf der Homepage, dass sie Dicken grundsätzlich ein gestörtes Essverhalten attestiert. Die ersten zwei Postings hier in diesem Thread haben mich mal wieder sehr nachdenklich gemacht. Denn auch ich sehe täglich viele Menschen (auch Kollegen in der Kantine z.B.), die von den "Teilchen" zum zweiten Frühstück über die Schokoriegel zwischendurch und den Kuchen am Nachmittag über fettes Fleisch und Fritten zum Mittagessen bis zu Chipstüten am Abend nichts auslassen. Dennoch wirft ihnen niemand ihr Essverhalten vor, weil sie "naturschlank" sind. Nur wir suchen immer Gründe ...


    Von den zwei Festmetern Büchern zum Thema, die auch ich in den letzten 20 Jahren gesammelt habe, finde ich nur gut:


    ... mein allererstes von 1984, von Martina Bick, "Warum sollen wir Dicken uns dünne machen", damals erschienen in der rororo-Reihe "Die Frau in der Gesellschaft" und eines der frühesten Anti-Diät-Bücher und


    ... mein letztes aus dem vergangenen Jahr, von Anita Johnston, "Die Frau, die im Mondlicht aß". Auch wenn es so angekündigt ist - es geht in dem Buch eigentlich nicht um Essstörungen, sondern um eine gesunde Selbstwahrnehmung. Und das ist verpackt in wunderschöne alte Geschichten, Märchen und Mythen.

  • Es gibt bei den Pfundsweibern auch einen Thread dazu, lesenswert allerdings erst ab Seite 5, weshalb ich die auch hier gelinkt habe (... wie ich gerade gesehen habe, gibt es dort mittlerweile auch einen Querverweis zu diesem Thread *hihi* - danke, Ulrike [möchtest Du nicht vielleicht Dein Foto auch in unsere Forengalerie (zurzeit in optischer Überarbeitung) setzen?]. Jedenfalls hat Heike Schütze bei den Pfundsweibern sehr ausführlich geantwortet. Ich habe ihr auch den Link auf diesen Thread hier geschickt. Sie will sich auch bei uns noch melden.


    Ein Book on Demand sei ihr Buch allerdings nicht, hat sie dort geschrieben.


    Ich bin gespannt, was sie uns antwortet.


    Crassa

    [ 11-02-2004, 14:43: Beitrag editiert von: Crassa ]

  • Zitat

    das ALLEIN ist kein Kriterium, denn Verlage lehnen heute ebenso wie die Musikindustrie alles ab, was nicht ins Mainstream-Format passt

    Das stimmt nicht. Sie lehnen zu 99%, weil die Manuskripte schlecht sind und nicht zielgerichtet verschickt werden.


    Ein Book on Demand bezeichnet nur ein Herstellungsverfahren. Das Prinzip ist aber das Gleiche: Der Autor gibt es in Auftrag. Es gibt keine wie auch immer geartete Vorauswahl. Sofern der Geldbeutel stimmt, kann schlichtweg alles gedruckt werden. Und das schadet auch den wenigen guten (ich kenne nur eines, und das ist von der Benjamin-Blümchen-Erfinderin Donnelly, also einem Profi, edit! Und natürlich das von Enders, also zwei) selbstproduzierten Büchern.


    Aber das ist jetzt ziemlich off topic, und ich hab selbstverständlich nicht den leisesten Schimmer, was sich Frau Schütze dabei dachte. :)

    [ 11-02-2004, 15:06: Beitrag editiert von: nin-nanna ]

  • Hallo,
    hier meldet sich die Autorin des Buches, um das es hier geht.
    Wer sich mit einer Veröffentlichung aus dem Fenster lehnt, muss damit umgehen können, dass es harsche Kritik gibt. Schade, dass Crassa die Diskussion bei Pfundsweib.de erst ab Seite 5 lesenswert fand. Ich finde nämlich vor allem interessant, wie sich aus heftigem "in die Tonne treten" eine ganz starke Diskussion entwickelt hat. In dem Thread habe ich Fragen von Euch eigentlich schon beantwortet. Also - schaut da ruhig mal rein.
    Alle, die mein Buch erst angelesen haben, und es Sch... finden, bitte ich, es doch zu Ende zu lesen, auch wenn es schwer fällt. Wenn es solche negativen Emotionen verursacht, so schwingt doch etwas mit, worüber man diskutieren könnte.
    Liebe Crassa, dass Du mir erlaubst, mich hier zu äüßern, finde ich absolut klasse. Dein Feedback an Rosie ist toll und ich kann das nur unterstützen.
    Liebe Griseldis, Eure sachliche Diskussion gefällt mir sehr.
    Liebe nin-nanna, wer glaubt, dass nur "richtige" Verlage Qualität liefern, ist auf dem Holzweg. Diese Diskusssion hatte ich schon bei den "Pfundsweibern".
    So, bis hier.
    Viele Grüße - Heike Schütze

  • Zitat

    Liebe nin-nanna, wer glaubt, dass nur "richtige" Verlage Qualität liefern, ist auf dem Holzweg. Diese Diskusssion hatte ich schon bei den "Pfundsweibern".

    Ich weiß, ich hatte den ganzen Thread gelesen. Finde ihn auch von Anfang an lesenswert. ;)


    An meiner Meinung über Dienstleisterverlage und deren Produkte hat sich allerdings nichts geändert.

  • Liebe Heike,


    JEDER darf hier schreiben *lach*. Dafür brauchst Du doch keine Erlaubnis.


    Ich fand den Thread deshalb erst ab Seite 5 lesenswert, weil ich die ersten Seiten für Zeitverschwendung halte. Da wurde ziemlich unsachlich argumentiert. Es ist aber doch jedem unbenommen, die Seiten trotzdem zu lesen. :) Ich habe mich jedenfalls heute Morgen geärgert, dass ich sie alle gelesen habe und die gehaltvollen Aussagen erst viel später kamen. Allerdings gebe ich Dir schon Recht, dass die Entwicklung des Threads interessant ist.


    Es ist nur so, wie ich Dir schon in meiner ersten Mail schrieb: Die Geschichten sind so unterschiedlich. Mir fallen schon einige Leute ein, denen Deine Geschichte vielleicht etwas geben mag. Aber ganz viele werden sich nicht damit identifizieren können.


    Ich denke, nin-nanna, die ich persönlich kenne, weiß sehr viel über das Verlagswesen ... mehr als wir alle. Ihren Aussagen dazu können wir vertrauen. :)


    Ich würde mich freuen, wenn wir öfter von Dir lesen würden und Du Dich auch sonst hier im Forum einbringen würdest.


    Crassa

  • Zitat

    Ich denke, nin-nanna, die ich persönlich kenne, weiß sehr viel über das Verlagswesen ... mehr als wir alle. Ihren Aussagen dazu können wir vertrauen.

    Trotzdem glaube ich nicht, dass alle, deren Manuskripte nicht von einem "richtigen" Verlag angenommen werden, "Schrott" schreiben. Wie ich einmal gelesen habe, wird etwa eines von 1000 unverlangt eingesandten Manuskripten veröffentlicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sämtliche übrigen 999 schlecht sind.


    Ciao,


    Kimmie

    [ 11-02-2004, 16:07: Beitrag editiert von: Kimmie ]

  • Das wollte ich damit auch nicht sagen. ;) Ich wollte lediglich zum Ausdruck bringen, dass ich bestätigen kann, dass nin-nanna ziemlich viel Ahnung von der Materie hat.


    Crassa

    [ 11-02-2004, 16:16: Beitrag editiert von: Crassa ]

  • Kimmie: 999 vielleicht nicht, aber 950. Für die restlichen 49 gibt es andere Gründe. Nicht jedes Buch, das gut ist, hat auch automatisch einen Markt. Und natürlich gibt es auch gute Manuskripte, die schlicht und einfach übersehen oder falsch eingeschätzt werden.


    Und natürlich gibt es auch in richtigen Verlagen Schrott, gar keine Frage. Aber mit Dienstleisterverlagen ist es so: Sie existieren vom Schrott.


    Halb Deutschland schreibt, und jeder, der schreibt, möchte veröffentlichen. Diese Verlage existieren von der Umkehr des Honorarprinzips. Das ist so, als würde man arbeiten gehen und müsste dafür noch Geld bezahlen. Das wird mit warmen Worten verschleiert, und der hoffnungsfrohe Autor glaubt natürlich gerne dem Lob des "Verlegers". In Wahrheit geht es nur um Eines: dem Autor das Geld aus der Tasche zu ziehen. Hier ist nicht der Leser der Kunde, sondern der Autor. Der Leser wird gar nicht erst einkalkuliert, und dementsprechend besitzen diese Dienstleisterverlage keinen Vertrieb, von Bestellmöglichkeiten auf Homepages und bei amazon abgesehen. Im normalen Buchhandel existieren diese Bücher praktisch nicht.


    Natürlich kann sich bei Dienstleisterverlagen auch mal was Gutes finden. Vielleicht gehört Frau Schützes Buch dazu. Nur - auch in diesem Fall wäre es zu teuer.


    Wer sich näher für dieses Thema interessiert, dem empfehle ich "Übers Schreiben" auf der HP von Andreas Eschbach. :)


    *wink zu crassa* ;)

  • Ich wollte auch nicht in Frage stellen, dass sich da jemand deutlich besser im Verlagswesen auskennt als ich, denn ich kenne mich hinter den Kulissen dort tatsächlich nicht gut aus ... habe höchstens mit Pressestellen zu tun.


    Auch off-topic, aber ... vielleicht ist der Grund, dass ich mich so ins Zeug geworfen habe, der, dass eines meiner erklärten Lieblingsbücher ein Book on Demand ist: John Fogerty und das Drama Creedence Clearwater Revival von Mark und Rüdiger Bloemeke. Glänzend recherchiert und geschrieben, allerdings, das gebe ich zu, nur was für Musikfreaks ... die vor 1965 geboren sind ;)


    Zum Thema muss ich mich erst noch weiter einlesen. Ich finde es jedenfalls klasse, dass sich die Autorin den Diskussionen stellt. Wann hat man sonst schonmal eine solche Möglichkeit.

  • Hallo, Ihr Lieben zu den Verlagen doch noch ein Wort. Falls es von Euch bei den Pfundsweibern übersehen worden ist:
    Ich hatte einen astreinen Autorennormvertrag mit einem "richtigen" Verlag in der Nähe von Hamburg. Das ist wie ein Sechser im Lotto, wenn man als Seiteneinsteiger daher kommt (mal in Richtung der Verlagsfachfrau schau ...). Als ich merkte, dass diese aus meinem Manuskript ein Buch machen wollten, wie Ihr die schon kiloweise im Regal stehen habt, habe ich mich von dem Verlag getrennt. Das war aus finanziellen Gesichtspunkten doof von mir, aber so bin ich mir selbst treu geblieben. Dann habe ich erfahren, dass es ganz in meiner Nähe einen jungen Verlag gibt, und habe mich dort vorgestellt. Um in der heutigen Zeit zu überleben stellen die auch alle möglichen Druckerzeugnisse her, drucken Doktorarbeiten, Plakate und vieles mehr. Aber was als Buch erscheint, davon muss der Verlagsleiter absolut überzeugt sein. Leider haben manche schwarzen Schafe das ganze Gewerbe in Verruf gebracht.
    Wenn Ihr immer noch nicht überzeugt seid, so besucht im März die Leipziger Buchmesse - der Verlag ist dort erstmals vertreten - und ich werde auch dort sein.
    Viele liebe Grüße - Heike Schütze

  • Liebe nin-nana,
    gehe bitte zum Buchhändler Deines Vertrauens und bestelle das Buch. Ich habe Leser aus Österreich und der Schweiz, die so problemlos bestellt haben. Was muss ich denn noch tun , um Dir zu beweisen, dass ich nicht für viel Geld mein Manuskript verticke?
    Ich lasse mir vom Verlag Bücher schicken, wenn ich keine mehr zu Hause habe. Die muss ich natütlich erst mal bezahlen - abzüglich Buchhändlerrabatt(Du weißt ja, was das ist). Mehr zahle ich nicht.
    Ich setze mich jetzt gleich in die Ecke und heule laut los. Nicht mal die Pfundsweiber haben das geschafft.
    Liebe Grüße - Heike Schütze

  • Heike, ich will dir ja wirklich nicht auf den Schlips treten, aber das klingt alles ziemlich naiv. Es gibt in diesem Fall keine schwarzen Schafe - weil das Prinzip selber das schwarze Schaf ist.


    Es gibt schlimme Dienstleisterverlage, bei denen ein Buch so teuer ist wie ein Kleinwagen, und es gibt weniger schlimme - BoD Norderstedt z.B., deiner anscheinend auch, aber das Prinzip ist das Gleiche: Es wird mit dem Veröffentlichungswunsch eines Autoren Geld gemacht. Die Wege sind unterschiedlich. Manchmal bezahlt ein Autor nichts und muss dafür eine bestimmte Anzahl von Büchern abnehmen. Diese Variante findet sich gerne bei Anthologien, wo man gleich mehrere Autoren am Wickel hat, und sofort ist die Auflage weg.


    Und natürlich sind diese Verlage alle auch auf den Buchmessen - um neue Autoren anzuwerben.

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