Hallo Rosemarie,
ich war schon als Kleinkind sichtbar zu dick und bei der Einschulungsuntersuchung die schwerste meines Jahrgangs.Meine Mutter hat mich überfüttert, sie ist selber sehr dick und ich nehme ihr das auch nicht übel. Ich habe halt auch die Veranlagung gehabt. Richtig eskaliert ist es dann als ich meine Ernährung zunehmend in die eigene Hand genommen habe. So ab 11 hat das angefangen, dass ich wie ein Scheunendrescher zugeschlagen habe.
Pubertierende sind sind halt trotzig und stur und machen das, was sie machen wollen und vor allem das ,was sie nicht machen sollen. Ich hätte damals eine Kur machen sollen, stattdessen habe ich noch mehr gegessen. Dazu kommt, dass ich eine große Klappe habe und nicht schüchtern bin. In meiner Clique war ich voll akzeptiert. Die standen auch zu mir, wenn ich mal von anderen beleidigt wurde. Ich habe mit meinem Gewicht sogar kokettiert und wie viel ich essen kann und mit 14 habe ich sogar mal ein Cheeseburger Wettessen gemacht gegen einen dicken Jungen. Habe ich verloren, aber so einen Blödsinn macht man halt in dem Alter. Andere machen Komasaufen.
Natürlich war mein Verhalten auch von Frust geprägt über das fette Mädchen, das Jogginghosen trägt, weil alle ihre Jeans geplatzt sind. Der Frust legte sich dann als ich mit meinem ersten Freud zusammenkam und da hatte ich dann Flugzeuge im Bauch und habe wieder normaler gegessen. Dann war ich mit der Schule fertig und habe meine Ausbildung angefangen und da war diese ganze Phase vorbei.
Bei mir ist es wichtig, dass ich was zu tun habe und Anerkennung bekomme. Dass ich Arbeit habe, die ich gerne mache und eine gute Partnerschaft, in der ich mich geliebt fühle. Dann esse ich zwar immer noch ordentliche Portionen, aber ich verliere nicht die Kontrolle. Ich weiß nicht, was wäre, wenn ich einsam und arbeitslos wäre und mir nur noch das Essen als Halt bleiben würde.
Ich habe mein Gewicht lange unter 150 kg gehalten, bis vor drei Jahren lag ich da nicht drüber. Jetzt ist es etwas mehr geworden. Mag sein, das sich der Stoffwechsel etwas verlangsamt hat über 30 oder auch daran, dass ich mich zu wenig bewege. Früher habe ich auch mal die Treppe genommen, wenn ein Aufzug da war und bin auch weitere Strecken zu Fuß gegangen. Das ist schmerzfrei nicht mehr möglich. Meine Gesundheit ist sonst erfreulich gut, aber die Knie sind halt ein Problem, auch die Füße und in geringerem Maße die Hüfte und die Wirbelsäule, weil es halt nicht gut war in der Wachstumsphase schon so schwer zu sein.
Ach ja und der Sportunterricht. Ich habe mitgemacht, so gut ich konnte und zur Belustigung meiner Mitschüler beigetragen, aber die Lehrer waren in Ordnung. Die haben nicht meine mangelhafte Leistung, sondern meinen Leistungsversuch mit einer 4 bewertet.
Im Schwimmunterricht hatte ich sogar mal eine 3 ,aber das war eigentlich noch heikler als der Sportunterricht. 8. Klasse, Umkleidekabine mit 14 jährigen Mädchen, die von ihren eigenen Körpern fasziniert sind und mich schockiert angaffen und dann im Badeanzug raus und vor den Jungs herumlaufen mit meinen wabbeligen Oberschenkeln. Richtig gemobbt haben sie mich aber nicht und ich habe es überlebt.
Heute habe ich da keine keine Hemmungen, ich war auch schön öfter mit Mann und Sohn im Freibad und der Hausarzt sagt , ich soll regelmäßig schwimmen um Bewegung zu haben. Mal schauen, ob ich mich dazu aufraffen kann. Eher nicht, wie ich mich leider kenne.
LG Janina