Ich schrieb das schon anderswo, ich sehe mich nach wie vor selbst meist schlanker als ich tatsächlich bin.
Da ich die überwiegende Zeit meines Lebens akut essgestört war, kommt das aber sicher auch nicht von ungefähr.
Und ich habe den Eindruck, dass mir auch einige Spiegel eher das meist positive Körperbild von mir zeigen, was ich an den meisten Tagen habe.
Negativ überrascht (aber weit weg von schockiert) von meiner Erscheinung bin ich eher an Tagen, an denen es mir nicht so gut geht, aber da ziehe ich dann meist auch diesen Malus gedanklich hinterher ab und kann mir ab und an einfach denken: "Ach, morgen wirst du dir wieder besser gefallen."
Da ich weitestgehend fit bin, habe ich auch keine Probleme mit meinem Bewegungsbild, es ist noch nicht ganz so, wie ich es gern hätte, aber ich arbeite nach wie vor daran, mich leicht und kaum von meinem Gewicht beeinflusst bewegen zu können.
Das war aber auch mal ganz anders, und den Zustand wünsche ich mir wirklich nicht zurück.
Aus Erfahrung kann ich aber sagen, dass man da wirklich viel durch Training verbessern kann, es dauert aber mit zunehmendem Alter einfach länger, bzw. gestaltet sich mit viel Gewicht zunächst auch sehr mühselig. Aber der Auwand hat sich wirklich gelohnt.
Was ich so ein bisschen rauslese ist der Umstand, die eigene Körperlichkeit auch aus Selbstschutz nicht so wahrzunehmen, wie sie tatsächlich ist. Die Frage, die das aufwirft ist halt die, inwieweit man sich selbst "nur" zu akzeptieren braucht um zurechtzukommen, bzw. wo die Grenze ist, wo tatsächlich auch Handlungsbedarf in Richtung Training und Gewichtsreduktion bestehen könnte.
Und dann muss auch noch der richtige Zeitpunkt und die Kapazität dafür da sein.
Svantje, ein Psychotherapeut kann ja nicht ohne dein Zutun einfach so deine Grenzen überschreiten und es handelt sich da auch nicht um so etwas wie Hexerei, wo jemand einfach mal so einen Knopf bei dir drückt und "schwups" funktioniert die besänftigende Selbsttäuschung nicht mehr.
Den Prozess gestaltest du ja aktiv mit und du kannst auch mit entscheiden, an welchen Dingen du konkret arbeiten möchtest.
Aber ich lese es so, dass dich deine von dir nicht als authentisch befundene Selbstwahrnehmung selbst auch irgendwie stört, du aber auch Angst hast, sie zu verlieren.
Du könntest dich ja einmal für dich fragen, was an dieser Sache dir einen Nutzen bringt und was für dich auf der anderen Seite eher destruktiv wirkt.
Und dann mal schauen, ob es lohnenswert sein könnte, daran zu arbeiten.
Du kannst dich von deinem Hausarzt an einen Therapeuten überweisen lassen (Vorsicht, die Wartezeit für einen Therapieplatz kann einige Monate betragen), eventuell hat er auch einen Tipp für dich.
Oder du hörst dich im erweiterten Bekanntenkreis mal um, heutzutage hat eigentlich jeder Freunde und Familienmitglieder die schon einmal psychotherapeutische Hilfe nötig hatten, oft bekommt man über Mundpropaganda ganz gute Empfehlungen, zumindest ging es mir und Familienmitgliedern schon so.
Grundsätzlich kann ich aber jeden deiner Gedankengänge nachvollziehen, mir ging es lange Zeit ja ganz genauso.
Und nochwas: Therapie ist nicht nur schön und heilsam, sondern auch sehr anstrengend, konfrontierend, unbequem (wenn sie gut ist). Ich bin daher der Meinung, dass man dafür aus vollem Herzen bereit sein muss.
Der persönliche Gewinn am Ende ist aber oft auch recht hoch, auch wenn ich ihn erst nach den ganzen Jahren so richtig zu schätzen weiß.
Du musst es wissen, welchen Weg du gehen magst.
Ich habe ihn die letzten Jahre ohne therapeutische Begleitung beschritten, weil ich die Grundlagen schon vorher vermittelt bekommen hatte und meine persönliche Situation sich schon etwas stabilisiert hatte.