Hallo alle zusammen.
Dieser Beitrag ist zwar uralt, ich will trotzdem was dazu sagen und habe mich nur deswegen hier registriert.
Meine persönliche Erfahrung mit dem dick- oder dünnsein in Verbindung mit 'zuviel' Essen ist folgende:
Ich bin 165cm klein und war immer im Bereich 65 Kilo. Ich bin eher ein muskulöser/drahtiger Sanduhren Typ. Ich hatte immer dieses bisschen Unterhautfett, dass einen nie ganz 'dünn' aussehen lässt, zu dick war ich aber objektiv nie mit Kleidergröße 36/38. Trotzdem hatte ich immer das Gefühl, zu dick zu sein, eben weil ich muskulös mit 'Speck' darüber war und
Während meiner ersten Schwangerschaft mit 19 Jahren sprang mein Gewicht auf 80 Kilo. Ich habe während der Schwangerschaft jedoch nicht anders gegessen, als vorher. Ich ernährte mich schon immer in Intervallen. Eben so, wie ich Hunger habe und auf nichts spezielles achtend. Nicht außerordentlich gesund, aber auch nicht besonders ungesund. (Heute würde man meine Ernährung Intervall Fasten nennen.)
Mein Frauenarzt nörgelte während der gesamten Schwangerschaft an meinem Gewicht rum und unterstellte mir Völlerei, was die Folge nachsichzog, dass ich die letzten 4 Wochen bis zur Geburt ausschließen Brühe trank. Weiter zugenommen habe ich aber dennoch.
Das hat mich extrem belastet und an meine Kindheit erinnert, wo ich neben meiner kleinen Schwester immer als Moppelchen hingestellt wurde, obwohl sie nur extrem dürr war, ich aber normal, halt mit etwas Babyspeck.
Als mein Sohn dann da war, regulierte sich mein Gewicht von allein innerhalb von gut 5 Wochen auf die üblichen 65 Kilo. Das blieb von meinem Frauenarzt natürlich unkommentiert, stattdessen schwatzte er mir die Hormonspirale auf. Ich wollte die erst nicht, weil ich noch nie hormonell verhütet hatte und meine extreme Gewichtsabnahme mit den Hormonen Verband. Ich war jung, also nahm ich die Spiraletrotz meines schlechten Gefühls, nur um sie gleich nach 6 Monaten wieder ziehenzulassen. Denn, oh Wunder, ich nahm wieder zu. Auf ca 75 Kilo.
Der Fa meinte wieder, es läge bloß am Essen, ich solle mich zusammenreißen. Ich war anderer Meinung und ließ das Ding ziehen. Das Gewicht ging wieder auf die 65 Kilo runter. Beim Kontrolltermin unterstellte mir der Fa dann, das läge alles an meiner Einbildung. Meine Angst vor den Hormonen hätte mich fett gemacht. Aha...
Danach Gyn Wechsel.
Die zweite Schwangerschaft kam erst 6 Jahre und eine Ausbildung später zustande. Ich nahm bis zu ihrem Ende auf 90 Kilo zu. Jetzt war ich mir richtig sicher, dass ich tatsächlich empfindlich auf Hormone reagiere.
Als die Kleine geboren war, wanderte mein Gewicht binnen 12 Wochen wieder fast auf den 'Normalwert'. Ich wog lange 70 Kilo. Dieses Mal kam nämlich allmählich Stress hinzu. Mit dem großen Schulkind, zeitweise in der Ehe. An meinem Essverhalten hatte sich hingegen wieder nichts geändert. Ich wusste aber, dass Stress durchaus Gewichtsschwankungen auslösen kann. Bei mir waren das meist so +/- 3 Kilo.
In die dritte Schwangerschaft startete ich also mit gut 70 Kilo. Am Ende waren es 110. Nach der Geburt sank mein Gewicht sehr schnell auf 80 kg.
Jeder Arztbesuch war ein Drama. Mein Gewicht ständig Thema. Und egal, wie sehr ich beteuerte, dass ich nicht bloß Fresse: 'Jaja...'
Durch zusätzlichen Sport senkte ich mein Gewicht innerhalb von zwei Jahren dann auf 66 Kilo. (besonders viel oder regelmäßigen Sport habe ich bis dahin übrigens nie gemacht, trotz meiner eher muskulösen Statur)
Als der Jüngste dann zwei Jahre alt war, wollte ich endlich wieder mehr für mich tun und nicht 'nur' Mutter und Putzfrau sein. Ich wollte wieder mehr arbeiten, Freizeit, Hobby ausleben. Das war mit meinem Ex Mann aber so nicht umsetzbar. Er wollte der alleinverdiener sein, und ansonsten bitte nicht zu viel drumherum... In der Ehe lief es entsprechend nicht gut, ich fühlte mich mit den Kindern immer zurückgesetzt, ihn interessierte vor allem er selbst. Das hat auch die Kids belastet, vor allem den ältesten. Er hatte immer das Gefühl, Papa mag ihn nicht und will eigentlich auch gar keine Zeit mit uns als Familie verbringen.
Ich wurde dicker. Bis zur Trennung wog ich 95 Kilo. Mein Essverhalten? Wie immer.
Nach der Trennung ist mein Gewicht dann binnen 6 Wochen (ja, 6 Wochen) auf 57 Kilo in den Keller gesunken. In der Zeit aß ich schon seltener, dafür aber fast ausschließlich Fastfood. Ab Monat 3 nach der Trennung, habe ich wieder wie immer gefüttert, das Gewicht hat sich bis heute auf 59/60 Kilo eingespielt. Es ist nun aber zum ersten Mal so, dass dieses Unterhautfett verschwunden ist. Ich sehe filigraner aus, recht muskulös bin ich aber noch immer.
So ist es nun seit drei Jahren konstant.
Übrigens genau wie meine Schilddrüsen Werte. Die habe ich nämlich in jeder dieser Lebensphasen checken lassen.
Es kommt mir vor, als hätte ich durch die Trennung aus der schon viele Jahre ungesunden Ehe auch gewisse Muster abgelegt, die diese ungesunde Beziehung überhaupt erst aufrecht erhielten. Diese Denkmuster gab es schon vor der Ehe und sind nun mit verschwunden. Mir ist heute nämlich sehr klar, wie es dazu kommen könnte, sich für einen Mann dermaßen selbst einzuschränken.
Ich glaubte schon immer, dass die Sache mit dem 'dicken Fell' stimmt.
Und das die Psyche einen großen Einfluss auf den Körper und somit auch das Gewicht hat. Das dass so heftig sein kann, hätte aber selbst ich nicht erwartet.
Wie auch immer:
Ich wollte hier einfach gesagt haben, dass Essen allein sicherlich nicht das 'Problem' ist und jemand mit Übergewicht ganz bestimmt nicht bloß faul und undiszipliniert ist.
Der menschliche Körper und seine Seele, ist eben doch sehr viel Komplexer, als dass man ihn in ein paar einfache Formeln verpacken könnte.
Und: Ich fühle mich jetzt nicht glücklicher, nur weil der Speck weg ist. Vielmehr geht es mir besser, weil sich einige negative Denkmuster gelöst haben.
Trotzdem finde ich mich heute an manchen Tagen immer noch genauso kacke wie früher, und an manchen total geil 😂
Gott sei Dank weiß ich jetzt aber, dass dass mit meinem Körper (Fett) absolut nichts am Hut hat!
Liebe Grüße
H&M