Okay, wenn ich jetzt aus einer psychischen Störung und nicht nur meinem ausgeprägten Appetit dick wäre, dann kann ich das ja nachvollziehen, aber ich war eigentlich schon immer eher der naschhafte Typ (so hat die Mutter die Schülerin auch beschrieben) und deswegen eben dick.
Dass das nicht "normal" sein könnte, wurde mir irgendwie erst später klar, als solche Sticheleien anfingen. Bei mir zuhause wurde das jedenfalls nicht als Problem thematisiert, eher sich drüber gefreut, dass es mir so gut schmeckt. Das könnte allerdings ein Mentalitätsunterschied sein, der daran liegt, dass meine Eltern eben aus Vietnam stammen. Als meine Eltern in die DDR kamen, herrschte in Vietnam quasi Unterernährung, Dicke in der einfachen Bevölkerung unterhalb der Nomenklatura praktisch inexistent.
Ich wüsste auch bis heute nicht, was das mit auszuziehen zu tun haben soll, wenn man gerne schlemmt und dazu steht. Mir wirft jemand vor, bzw. will mich damit hänseln, dass ich dick bin, also erkläre ich eben meine Gründe und frage nach, wie er/sie zu der Sache steht und verdeutliche ggf. nochmal meinen abweichenden Standpunkt, damit ist das Gespräch von der Beziehungsebene auf die Sachebene geholt.
Zwei Gründe sind realistisch, eine Demütigung bzw. Missfallensbekundung auf der Beziehungsebene, oder eine Art Apell, doch bitte abzunehmen auf der Apellationsebene. Beidem lässt sich entgegenwirken, wenn man Verständnis füreinander entwickelt. Wobei es ja auch möglich ist, dass gar kein echtes Mobbing beabsichtigt ist, sondern das Verhalten nur der Mentalität der betreffenden Person entspricht. Ein Kollege von mir verpasst allen Leuten irgendwelche Spitznamen, das kommt natürlich unterschiedlich an, ist aber kein Mobbing.
Eine Freundin von mir ist signifikant größer und wiegt dazu noch deutlich weniger als ich. Die isst aber wirklich nur vegetarisch/fast vegan, isst keine Schokolade und anderen Süßkram, futtert im Gegensatz zu mir nicht zwischendurch, trinkt fast immer nur Wasser (für sie unvorstellbar, einfach mal so an einem Abend eine Colaflasche leer zu machen) und ist auch von Natur aus schon keine starke Esserin.
Ist das jetzt wirklich besser als ich? Hat sie mehr vom Leben? Ich denke nicht, für mich wäre das der Horror, aber so lange sie zufrieden ist, okay... Aber eines haben wir gemeinsam, darüber wird sich schon mal ausgelassen.
Leute die andere mobben wollen, versuchen die Unsicherheit/Minderwertigkeitskomplexe/Schwächen anderer auszunutzen und dagegen hilft dauerhaft, denke ich, wirklich nur zu sich selbst zu stehen.
Ich frage mich ansonsten gerade, was man von mir denken würde bzw. sagen, wenn ich mich auf den Standpunkt stellen würde "ich esse ja gar nicht so viel", obwohl es einfach offensichtlich nicht stimmt. Spott hinter meinem Rücken (Na klar...) über meine Unaufrichtigkeit wäre doch irgendwie das Mindeste.