Hallo,
Ich kann ebenfalls Delta empfehlen - allerdings lässt es sich schwer verallgemeinern. Es hängt sehr davon ab, ob der eingesetzte Flieger neu renoviert ist oder schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat.
Mit 190cm und Kilos bin ich Vielflieger, und habe im Laufe der Jahre Strategien entwickelt, die das Leben in den fliegenden Sardinienbüchsen leichter machen.
Ich liste mal meine Tipps auf:
1. Schau genau, wo du buchst.
Bei vielen Strecken hast Du mehrere Fluglinien zur Auswahl, und die quetschen oft unterschiedlich viele Sitze in ihre Flieger. Schau auf www.seatguru.com nach, welche Maschine für Deinen Flug eingesetzt wird und lies Sitzbreite und Beinfreiheit vor der Buchung nach. Insbesondere bei Langstrecken zählt jeder halbe Zentimeter.
Annehmlichkeiten wie Individualbildschirm oder USB Steckdose werden auch gelistet.
Und achte darauf, was Du eigentlich Angeboten bekommst. Oft buchst Du zwar bei einer Gesellschaft, der Flug wird aber im Codesharing von einer anderen durchgeführt. Du siehst das an den vierstelligen Flugnummern, bei Seatguru kannst Du mit der individuellen Flugnummer und dem Datum suchen und wirst sofort zum eingesetzten Flugzeugtyp geleitet.
2. Versuche Economy plus / comfort / premium zu buchen.
Mehr und mehr Linien bieten das an. Dort gibt es mehr Beinfreiheit, manchmal auch breitere Sitze, zu moderaten Preiszuschlägen. Viel billiger als Businessklasse, die meist unerschwinglich ist.
Ging für mich bisher gut bei British Airways, Air France und Iceland Air. Bei Delta ist es auch sehr angenehm, aber da kann man es nur nachträglich hinzu buchen - immerhin sieht man bei der Economy Buchung schon, ob in der Klasse noch Sitze frei sind. Ausserdem ist Premium bei Delta sehr billig.
3. Notausgangsreihe vermeiden.
In den Notausgangsreihen kann man die Lehnen nicht hochklappen, man hat immer einen direkten Sitznachbarn (auch wenn der Flieger halb leer ist, denn jeder reisst sich um mehr Beinfreiheit), und durch die Tische in den Sitzlehnen sind die Sitze meist 2cm schmaler als normale Sitze. Diese fehlenden cm tun echt weh!
Ausserdem darf man am Notausgang keine Gurtverlängerung benutzen. Also Finger weg!
Das gilt auch für die ersten Plätze der Kabine. Hier hat man oft noch Freude an jungen familien mit sehr kleinen Kindern.
4. Lehne zum Gang hochklappen.
Ich buche immer einen Gangplatz. Bei nahezu jedem flugzeug lässt sich die Aussenlehne zum Gang hin hochklappen - allerdings nur mit ein bisschen Fummelei. Manchmal hat man Glück und direkt vor dem Scharnier befindet sich auf der Unterseite der Lehne ein knopf, um die Arretierung zu lösen. Meistens ist der mechanismus dafür aber im Scharnier versteckt - versuche, mit den Fingern vom Sitzpolster aus dort herein zu grabbeln und taste nach einem beweglichen kleinen Nippel. Hört sich doof an, aber klappt bei 9 von 10 Stühlen.
Meist kennen die Flugbegleiter den Mechanismus auch und können helfen - oft mögen sie es aber nicht so gern, denn der dicke Passagier hängt mit hochgeklappter Lehne mit dem Allerwertesten ein Stück weit in den Gang, was das Personal beim Service behindert.
Ich persönlich lasse mir aber lieber ein paar Mal den Servierwagen gegen das knie rammen als den ganzen Flug lang eingequetscht zu sein.
5. Suche Plätze auf 3/4 der Flugzeuglänge aus.
Die meisten Flieger verjüngen sich nach hinten. Ganz hinten sind oft schmalere Sitze verbaut, oder die Sitze in Standardbreite stehen dichter als in der flugzeugmitte. Also sollte man versuchen, zur mitte hin zu kommen. Andererseits hat man die besten Chancen, einen freien Platz neben sich zu bekommen, wenn man sehr weit hinten ist. Man muss also einen Kompromiss eingehen, und der liegt für mich bei etwa 75% weit hinten.
6. Sei mit Deinen Körpermassen auffällig und auffällig freundlich.
Nach einigen Jahren des Vielfliegens (ca 3 Flugreisen je Monat, oft Langstrecke) versuchen die Flugbegleiter mittlerweile fast immer, für mich einen Platz neben mir frei zu bekommen. Entweder, sie setzen meinen nachbarn um oder sie bieten mir einen anderen Platz an. Das machen sie auch bei Flügen, die fast ausgebucht sind.
Was ist der Trick dabei?
Sei extra freundlich zu den Mitarbeitern, und sei extra groß und dick. Letzteres klingt dämlich, geht aber gut. Beim Einsteigen steht immer ein Flugbegleiter am Eingang, den man auf das freundlichste begrüßt. Der Einstieg ist meist recht niedrig, und man muss den Kopf etwas einziehen.
Das tue ich erst im letzten Moment, vorher laufe ich extra gerade und breitschultrig auf die Tür zu. Die Saftschubse wird dabei nervös, dass ich mir den kopf stoßen könnte und weist mich darauf hin, den kopf einzuziehen. Das mache ich dann natürlich auch, vielleicht übertriebn umständlich, mit einem resignierten Lächeln und vielleicht einem freundlichen Spruch ("jaja, das kenne ich schon, die Welt ist halt ein wenig zu klein für mich"). Anschließend falte ich mich wieder gaaanz weit aus.
Du kannst sicher gehen, dass dir besorgt hinterhergeschaut wird, wenn du zu deinem Platz läufst: ob du deinen Sitznachbarn nun zerquetschst. Wenn das Boarding abgeschlossen ist, kommt die Cabin Crew meist auf dich zu und bietet Dir einen Platz mit etwas mehr Luft an. Geht fast immer!
7. Vermeide das Fliegen
Klingt bescheuert, aber es macht Sinn. Oft kann man die Strecke zum nächsten Großflughafen besser mit dem Zug fahren, anstatt einen Anschlussflug zum lokalen Regionalflughafen zu nutzen. Mit den rail&fly Angeboten von Germanwings/Lufthansa etwa kostet das fast nichts, und wenn man einen ICE benutzen kann, verliert man ggf kaum Zeit.
Und im Zug ist es ja allemal bequemer als im Flugzeug.
Insgesamt sollte man einfach so direkt wie möglich fliegen.
Man kann auch einige tausend Meilen Umweg vermeiden, wenn man geografisch günstig bucht. Der obligatorische Zwischenhalt in Atlanta für Deltaflieger ist zum Beispiel Blödsinn, wenn man nach LAX oder SFR möchte.
Ein gutes Tool, um die direktesten Flüge zu finden, ist Flightmapper (.net)
Haben noch mehr Leute Tipps auf Lager? Immer her damit!
Zum Abschluss noch ein Apell an die Vernunft: wer als Dickie auf Langstreckenflügen keine Trombosestrümpfe trägt, spielt russisches Roulette. Wir sind eh gefährdeter als die Spargelmenschen, und im Flieger sitzen wir noch eingeklemmter. Google mal, was eine Trombose mit Dir macht, und dann überwindest Du auch die Aversion gegen die ekeligen Kompressionsstrümpfe.
Gute Reise,
Uli