So ich hab ihr nun eine PN geschrieben und hoffe, das sie die überhaupt noch liest.
Ich habe mittlerweile, leider, viel Erfahrung zum Thema Essstörung und die meisten Neulinge schreiben so in der Art. Es ist auch üblich nachdem man sich überwunden hat sein Herz auszuschütten erstmal Monate ins Land gehen zu lassen bis man sich überhaupt wieder rantraut.
Grade zu Beginn möchte man das alles eben noch irgendwie alleine schaffen und glaubt auch noch nicht so Recht daran, dass man eine ernsthafte psychische Erkrankung hat.
Ich finde schon, dass die Antworten für jemanden der sich grad überwunden hat etwas heftig rüberkommen. Das meine ich gar nicht nur negativ, steht ja auch viel Gutes drin. Aber eben überfordernd viele Informationen auf einmal.
Ich hab die Erfahrung gemacht, dass die Meisten erstmal das Gefühl brauchen, dass sie nicht alleine sind mit ihrem Problem. nicht mehr nicht weniger. Und dann erst, wenn das Vertrauen da ist, dass es noch andre Betroffene gibt kann man sich eventuell mit dem Gedanken anfreunden zu einer Beratungsstelle zu gehen, die völlig unverbindlich ist.
Aber direkt mit Psychopharmaka, Suizidversuch oder kompletten Ernährungsgedöns zu kommen ist echt einfach verschreckend.
Und Sorry wenn ein Tipp in welche Richtung man mal recherchieren könnte, dann bitte etwas umfassender:
Es gibt nicht nur Magersucht. Da wäre z.B. noch Bulimie, atypische Bulimie, wo man auch überisst und die Gegenkompensation über Fasten, Sport, Abführmittel usw. versucht herbeizuführen (wissen viele Betroffene gar nicht, dass es das gibt) und Binge Eating Disorder. Grade zu letzterem passen viele Beschreibungen.
In vielem von dem was sie schreibt finde ich mich wieder und ich kann genau sagen das Belohnungszentrumsstorys, Ernährungsumstellungen allgemein und auch Psychopharmaka da erstmal NICHT erste Wahl sein sollten.
Natürlich, wenn ein Psychotherapeut nun eine schwere Depression feststellt, klar dann kann man das überlegen, aber selbst da gibt es noch Spielraum, ich kenne genügend Depressive Menschen, die ohne Antidepressiva behandelt werden.
Ich kann noch dazu anfügen, dass viel von dem was sie beschreibt auch ich schon durchlebt habe und ich war nie richtig depressiv. Ich hatte depressive Verstimmungen, aber es war nie nötig Medikamente dagegen zu nehmen.
Das dieses Forum hier nicht der richtige Ort ist, war ihr ja selbst schon irgendwie klar, ich denk sie hatte gehofft weitergeleitet zu werden.
Und die Einzig sinnvolle Weiterleitung die ich hier sehe ist eben eine Therapie bei einem Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche.
Oder als allerersten Schritt eben eine Beratungsstelle, wo man anonym hingehen kann und das auch für etwas längere Zeit, z.B. um die langen Wartezeiten zu überbrücken.
Ich hoffe ich konnte etwas beitragen.
Denn ich denke in diesem Forum gibt es einige Essgestörte. Und auch einige, die sich hier irgendwie Rat zu dem Thema erwarten.
Grade diese Tipps "dann iss doch anstattdessen..." finde ich daneben. Solange die Seele so instabil ist, ist das Essen der einzige Anker, damit man nicht zusammenbricht, das mit Druck und falscher Disziplin und ohne professionelle Unterstützung ansägen zu wollen finde ich arg gefährlich. Solange die Seele keine Alternativen hat, keine wirkliche Erfüllung findet, solang ist jeder Ersatz völlig sinnfrei. Dadurch baut sich nur noch mehr innerer Druck auf.
Und sorry, aber es ist eben KEINE Episode von Bequemlichkeit, die man mal eben wieder beenden kann.
So, tut mir leid, dem musste ich mir eben Luft machen :-/