Liebe Lila!
Ich kann Dich sehr gut nachvollziehen. Ich habe meine ES seit nunmehr 15 Jahren. Das wie getrieben nach Essen suchen und mich jeden Abend aufs Neue vollstopfen müssen bis zur Übelkeit.
Als mein Leidensdruck sehr groß wurde, habe mich mich vor über zwei Jahren an eine Selbsthilfegruppe für essgestörte Frauen angebunden. Ich besuche sie bis auf große Ausnahmen wöchentlich. Hier hilft mir die Erkenntnis, dass ich nicht alleine bin und es werden vielfältige Themen behandelt. Es geht oft gar nicht ums Essen oder Gewicht. Für mich genau das Richtige. Weil ich finde, dass eine ES nie für sich alleine steht, sondern oft Symptom anderer Probleme ist. Ich empfinde für mich meine ES als so komplex und vielschichtig, dass ich ohne Unterstützung den Umgang damit nicht finden würde.
Ich versuche es von zwei Seiten anzugehen: Einmal Verständnis und Ursachenforschung und zum Anderen: schädliche Verhaltensweisen zu unterbinden (also statt Essanfall Dinge zu probieren, die mir guttun. Entweder ein Anruf bei Freunden, ein schönes Getränk bewusst genießen, Bewegung)
Bei mir war es halt irgendwann soweit, dass ich bei aller Reflexion nicht mehr gegen die ES angekommen bin. Also die Frage nach dem Warum hat es auch nicht mehr gebracht. Ich denke, dass sich so eine ES irgendwann verselbständigt, wenn die primären Auslöser schon lange nicht mehr gegeben sind.
Ich habe kapituliert. Das war ein wichtiger Schritt. Und habe mich um eine Reha gekümmert. Da ich hochmotiviert und hilflos allein war, war die Reha genau der richtige Schritt für mich. Ich habe es geschafft, zwei Monate ohne Essanfall zu sein. Das hat mir wieder Vertrauen zu mir gegeben, dass es überhaupt machbar ist, einen Tag und mehr ohne Essanfall zu überstehen.
Und ich denke, es wird noch ein langer Weg. Ich schätze mal, es wird eher „einen langfristigen Umgang mit der ES“ als “der Weg komplett raus “
Eins weiß ich aber: ich möchte gesünder werden. Und ich möchte nicht, dass Essen mein Feind wird. Ich esse regelmäßig und manchmal sogar mit Genuss. Das ist soviel mehr als ich vorher hatte. Und ich verbiete mir Verbote
Vielleicht waren ein, zwei Denkanstöße dabei für Dich. Ansonsten ist es nur mein ganz persönlicher Weg, den ich beschrieben habe.
Und eine Bitte: Sei gut zu Dir! Versuche, Dich nicht für Dein Essverhalten zu verurteilen!
Nach meiner Erfahrung hat eine ES auch immer eine Berechtigung und verhindert vielleicht Schlimmeres, was wir uns essen oder nicht essen antun würden.
Liebe Grüße