Es war ja nur eine reine Feststellung mit Verbesserunstipps der Familie bzw der Schwester.
Nun weiß ich natürlich, dass Selbstoptimierung ganz große Mode ist. Vielleicht denkt man deswegen so leicht, ein jeder sei beständig bestrebt, sich zu verbessern und froh und dankbar, wenn man ihm Tipps gibt, was zu verbessern wäre und wie man das verbessern könnte.
Ich sehe das etwas anders. Ich finde es unverschämt, wenn irgendwer, und sei es auch ein Mitglied meiner Familie, daher kommt und mir erzählen will, dieses, das und jenes an mir sei nicht in Ordnung und müsse aber mal dringend verbessert werden. Wurscht jetzt, ob es sich um meinen Taillenumfang, meine Frisur oder meinen Job handelt.
Ich bin ein erwachsener Mensch. Ich brauche niemanden, der mir sagt, was an mir verändert werden müsste. Ich wünsche akzeptiert zu werden, wie ich bin, inklusive Taillenumfang, Frisur und Job. Wer das nicht kann, muss damit rechnen, dass die nächste Verbesserungsaktion mein persönliches Umfeld betrifft.
Aber eine Beleidigung ist eine Beleidigung, wenn man diese selbst als Beleidigung zulässt.
Ich verstehe, dass man gern die Kontrolle darüber hätte, ob man beleidigt wird oder nicht. Ansonsten könnte man zum Opfer werden, und das ist nicht schön. Es fühlt sich richtig sch...lecht an, wenn es von der guten Erziehung und der Selbstbeherrschung anderer abhängig ist, ob man beleidigt wird, da ermächtigt man sich natürlich viel lieber selbst und macht sich zum Herrn über mögliche Beleidigungen.
Tatsächlich aber dreht man auf diese Weise die Schuld um. Schuld ist dann nicht mehr der, der beleidigt, sondern der, der so schwach ist, dass er sich beleidigen lässt. Dasselbe Argumentationsmuster findet sich gern auch mal gegenüber Frauen, die angeblich durch das Tragen kurzer Röcke sexuelle Übergriffe provozieren und gegenüber Mobbingopfern, die halt auch irgendwas falsch gemacht haben, sonst wären sie ja schließlich nicht zum Opfer geworden.
Soll ich Dir was sagen? Humbug! Es kann einen jederzeit treffen, überall, ohne dass man das Geringste dazu getan hat. Man hat es nicht in der Hand, ob man zum Opfer wird, sei es das Opfer von Beleidigungen oder von anderem.
Ansonsten bin ich der Ansicht, dass es jedem frei steht, seine persönlichen Beziehungen zu gestalten, wie auch immer es ihm gefällt, und diese gegebenenfalls auch abzubrechen, wenn das demjenigen die beste Lösung zu sein scheint. Da von außen heranzutreten und Forderungen an einen Menschen zu stellen, von dem man nicht weiß, wie es sich in seinen Schuhen läuft, finde ich ehrlich gesagt reichlich vermessen.