Hallo, also ich arbeite als Erzieherin in einer Tagesstätte. Meine 24 Kinder sind 2 bis 6 Jahre alt. Wir sind von 7 bis 17 Uhr für ihr Essverhalten verantwortlich. Gerade ich als Binge Eating Frau reflektiere eigentlich ständig meinen Umgang mit dem Essen, ob nur für mich, oder im Beruf.
1. kann ich es nicht verstehen, wie einige hier gegenseitig aufeinander los hacken, denn ist es nicht verständlich, dass wenn man selbst Probleme mit zb. dem Essen hat, man diese automatisch auf Erziehungsfragen projeziert?! Inwiefern diese dann im Resultat das Ergebnis beeinflussen, ist eine andere Sache. Aber ich kann jede Mutter mit einer Essstörung verstehen, die sich Sorgen in Bezug auf ihre Sprösslinge macht!!!
2. Jede Mutter hat eigene individuelle Kindheitserlebnisse, gerade auch in Bezug auf das Essen, daher ist es klar, dass diese auch andere Ziele für die Erziehung ihres eigenen Kindes hat.
3. ich habe schon in vielen unterschiedlichen Kindergruppen gearbeitet, und ganz unterschiedliche Erfahrungen im Umgang mit Ernährung machen dürfen - von dem Kind, welches zu Hause nur Vollwertkost bekam, und an Karneval unser Süßbuffet bis zum Erbrechen plünderte, und anschließend fröhlich weiter naschte, bis hin zu Kindern, die nach 3 Teilen Süßkram lieber tanzen gingen, denn Süßkram gabs da immer.
Für mich galt immer die Regel, das wer gesund isst, darf auch eine Kleinigkeit ungesund bekommen. In meiner jetzigen Gruppe galt, jeder darf essen was und wie er wollte, nur zu den Mahlzeiten. Vor ein paar Monaten konnte ich dann aber durchsetzen, dass es nur noch eine Portion Nachtisch gibt, nur noch ein Riegel Schoki und Co, denn bei den meisten dieser Kinder war überhaupt kein Genuss mehr da, die hatten gerad den ersten Löffel Pudding im Mund und verfolgten dabei aber schon, ob sie denn noch eine weitere Portion bekommen würden! Dazu die Frage, wie das normale Essen beregelt wird, denn die Kids konnten einfach frei wählen.
4. ging ich dann sehr unsicher zu einer Fortbildung mit dem Thema gesunde Ernährung und Bewegung, und ich muß sagen, trotz meiner Essstörung, die ich für mich und meinen Körper noch nicht im Griff habe, war ich ganz stolz, dass meine Ansichten in der Erziehung gar nicht soo verkehrt waren, denn:
auch Kindern im Kleinkindalter kann man bewußt eine gesunde, ausgewogene Ernährung beibringen, ohne sie direkt in eine Essstörung zu bringen. Denn das was in früheren Generationen unbewußt gesund vermittelt wurde, verläuft sich heutzutage durch viele Umweltfaktoren, wie zb. Woher kommt die Milch - oder geregelte Mahlzeiten kenne ich nur aus der Ganztagsbetreuung.
Ich fand diese Fortbildung sehr interessant, und ich werde dies bald in einem Projekt mit den Kindern umzusetzen versuchen, dabei gibt es die Ernährungspyramide, die ich spielerisch erklären kann, sowie ganz viele Bewegungsangebote - denn dies beides gibt es nur im Zusammenhang.
Und vielleicht gibt es auch mir wieder etwas Schwung, in meine gesunde Ernährung hineinzukommen, denn man darf bei der ganzen Ernährung auch nicht die Vorbildfunktion vergessen, die man ja leider auch immer hat.
Ich denke, jede Familie muß selbst ihre Erfahrungen im Umgang mit dem Essen machen, gerade in Familien mit Essstörungen ist dies leider sehr schwierig. Aber ich glaube, dass wichtigste dabei ist, die Kinder in ihrem instinktiven Ernährungsbedürfnis (nettes Wort:D) zu unterstützen, und gegebenenfalls zu lenken. Und da ist das Oberziel, dass Essen an sich Spaß machen soll, aber nicht den Spaß am Leben ersetzen darf!
Ich schrieb von Müttern - und meinte natürlich auch Väter!!!
In diesem Sinne