Ansichtssache

  • Zitat

    Dicksein ist nicht die Wurzel allen Übels, ebenso wie Schlanksein nicht die Lösung aller Probleme sein wird.

    DANKE, Lulu! Genau auf den Punkt gebracht.


    LG
    Pandora

  • Ich wüßte ja zu gerne, ob der Arbeitgeber dieser Dame eigentlich weiß, mit welchen Methoden sie die Bewerber aussortiert.


    Dem Unternehmen geht auf diese Weise erhebliches Potential verloren => arbeitgeberschädigendes Verhalten der Personalverantwortlichen => Entlassung wäre normalerweise die logische Folge ...

  • Ich vermute mal, dass der AG nichts darüber weiß. Sowas kann doch kein vernünftig denkender Mensch gegenüber seinem Vorgesetzten zugeben, oder? Ich denke mal, dass sie als Personalchefin relativ freie Hand bei der Auswahl der Bewerber hat und ansonsten sicherlich bei Nachfragen ganz "plausible" Gründe für die Absagen finden kann (zu alt, zu jung, zu wenig Erfahrung, im "gebärfähigen" Alter, daher bestimmt bald im Mutterschutz blablabla....).


    Traurig, aber leider wohl wahr!


    Gruß, Gloriaviktoria

  • Hallo,


    sicher kann man sich selbst was vormachen und theoretisch einfach ignorieren, dass man als stark Übergewichtige diskriminiert wird beruflich. Aber es ist für mich eindeutig FAKT, dass man als Adipöser kaum eine Chance hat beruflich oben zu bleiben wenn man sich eine Stelle neu(!) suchen muss! Wenn man schon eine Arbeit hat, wird es zwar auch nicht gern gesehen, wenn man völlig aus dem Leim geht, wenn man bei der Einstellung schlank war, aber da wissen sie ja schon, dass man fachlich(!) gut ist und ob die Vorverurteilungen zutreffen oder nicht und nehmen es halt in Kauf, wenn man fachlich schon beweisen konnte, dass man gut ist.


    Als "Neuer" wird einem aber diese Gelegenheit von PErsonalern meist gar nicht gegeben. Denn die Firmen haben heutzutage einfach "zu viel Auswahl" an gleichwertig guten Bewerbern, wo dann leicht JEDER Nachteil schneller zur Aussortierung führt dann als früher. Und es ist die letzten Jahre wesentlich schlimmer geworden meinem Eindruck nach, nicht nur was die Figur udn das übrige Aussehen angeht sondern auch alles andere: Kleidungsstil, Alter, usw. Da ich einige Jahre ziemlich nah im Personalbereich - und bei der Geschäftsführugn sowieso immer dran war und alles mit anhören musste/durfte, ws die unter sich so reden, mach ich mir da keinerlei Illusionen....dass es derzeit sehr viele Arbeitslose gibt und leider auch sehr viele Frauen die sich für ein Butterbrot verkaufen ist dann natürlich noch ein anderes Problem. Ich hab mal diesen Spruch in einem Bewerbungsbuch gelesen "Alles, was kein Vorteil ist, kann(!) ein Nachteil sein und sollte verborgen werden bei der Stellensuche!" Und stark übergewichtig sein ist definitiv KEIN Vorteil für eine Stelle für den Arbeitgeber...


    Zu den Fotos: Ja, Fotografen sind teuer, aber das Foto ist der ALLERERSTE Eindruck, den der Personalchef erhält und nach diesem "ersten Eindruck" alleine(!) wird er meist "intuitiv" seine ERSTE Vorauswahl treffen.....und da ist es schon sehr wichtig, dass der Gesichtsausdruck möglichst das ausstrahlt, was die Firmen für bestimmte Berufe als "Charaktereigenschaft" möchten! Daher unbedingt in gute Fotos investieren. Dass das Arbeitsamt zahlt, hab ich auch schon gehört, ich hab aber nie dort danach gefragt, weil ich wegen meiner Esparnisse eh keine Leistungen vom Arbeitsamt seit Jahren kriege. Aber unbedingt beim Sachbearbeiter nachfragen, wie schon jemand schrieb.
    Auch wenn das Gesicht aufgedunsen ist durch Übergewicht, kann man es dennoch ästhetisch fotografieren (manche Fotografen schminekn einen auch, ich mache das immer aber selber, weil ich es gut kann). Sehr wichtig sind gepflegt(!) aussehende Haare auch! Und unbedingt ABPUDERN, immer! Ich werde künftig auch ein ein bisschen(!) grösseres Format als Passfotogrösse nehmen, denn ich hab den Eindruck grade wenn man dick ist, wirkt das auf dem Bild dann besser.


    Mich stört ein wenig, wenn diese Ablehnung stark Übergewichtiger so verharmlost wird, auch hier im Forum. ICh weiss nicht, ob Ihr da aus eigener Erfahrung sprecht, denn ich kann aus meiner Erfahrung, auch als ich noch schlank war, 100prozentig behaupten, dass bei sehr Dicken extremst diskriminiert und abgelehnt wird. Das find eich ja auch daneben und unverschämt, aber es IST nunmal so udn ich werde es nicht ändern koennen.


    Wo mir höchstens der Faden reisst und wo ich mich dann auch gar nicht mehr aufrege, ist wenn es Firmen sind, die einen schon so ab Gr. 42 diskriminieren und aussortieren...denn bei so einem Geschäftsführer möchte ich dann selbst nicht arbeiten!


    Ich hab mir als "letzte Zuflucht" noch Zeitarbeitsfirmen bisher "aufgehoben" zum Bewerben, habe aber auch von Zeitarbeitsfirmen schon mehr als einmal gehört, dass die einen mit starkem Übergewicht von vorneherein nicht nehmen, vor allem weil die Kunden sich dann beschweren. Sowas kommt ÖFTERS vor als Ihr vielleicht denkt....


    Naja, ab nächste Woche probiers ich bei 2 Zeitarbeitsfirmen und schicke meine Bewerbung hin, auf den Fotos koennen die nicht erkennen, dass ich sehr(!) dick bin....

    [ 29-06-2004, 19:23: Beitrag editiert von: Kampfblaumeise ]

  • Zitat

    Mich stört ein wenig, wenn diese Ablehnung stark Übergewichtiger so verharmlost wird,

    Ich persönlich verharmlose die Diskriminierung Dicker keinesfalls! Im Gegenteil versuche ich mich gerade einer Arbeit, die diese Diskriminierung aufdecken und bestenfalls verringern soll. Das nur nebenbei.


    Vielleicht ist es meine Intention dieses Beitrages nicht so ganz rübergekommen: ich will nicht verharmlosen, was man mit uns in der Öffentlichkeit macht. Ich möchte aber den Blick darauf lenken, dass nicht alles, was uns an schlechtem passiert, auf unser Übergewicht zu schieben ist. Das wäre einerseits zu leicht, weil wir uns nie Gedanken um unsere wirklichen Fehler machen müssen. Andererseits würden doch alle Anstrengungen, ein Ziel zu erreichen, noch vor deren Beginn zum Scheitern verurteilt. Wie hoffnungslos!


    Daher mein Tipp: sieh nicht alles Rosarot, denn wir haben nicht nur Freunde auf der Welt. Aber sieh um Gottes Willen nicht immer alles Schwarz, denn wir haben mehr Freunde als Feinde.

  • Zitat

    Ich hab mir als "letzte Zuflucht" noch Zeitarbeitsfirmen bisher "aufgehoben" zum Bewerben, habe aber auch von Zeitarbeitsfirmen schon mehr als einmal gehört, dass die einen mit starkem Übergewicht von vorneherein nicht nehmen, vor allem weil die Kunden sich dann beschweren. Sowas kommt ÖFTERS vor als Ihr vielleicht denkt....

    Hm, also ich hatte gleich über die erste Zeitarbeitsfirma Glück (2002) und bekam einen Einsatz im Geschäftsleitungs-Assistenzbereich, konnte dann in der Firma Fuß fassen und arbeite heute noch dort und fühle mich sehr wohl. Das Gespräch bei der ZA-Firma war sehr angenehm, und ich hatte überhaupt nicht den Eindruck, dass meine Figur ein Thema ist - dabei hätte meine Interviewerin, die dann gleichzeitig auch meine Disponentin war, als Model gehen können. Bei Zeitarbeit ist der Vorteil, dass keiner ein großes Risiko eingeht, sprich die Bereitschaft, einen einzustellen, ist größer - ist zumindest mein Eindruck. In der Firma, in der ich eingesetzt war, arbeitete zeitweise noch eine weitere Kollegin von der gleichen Zeitarbeitsfirma - ebenfalls stark übergewichtig. Kommt aber vielleicht auch auf die Zeitarbeitsfirma an und an welchen Disponenten man gerät...


    Gruß
    Carmen

    [ 29-06-2004, 22:11: Beitrag editiert von: Carmen ]

  • Hallo Carmen,
    ja, Dein letzter Satz trifft es wohl, wobei ich denke, dass da der Kunde der Zeitarbeitsfirma dann halt auch noch sehr wichtig ist. also, ob ER es akzeptiert wenn man stark übergewichtig ist.


    Naja, ich versuchs mal! :)


    Hallo Lulu,
    also, ich habe es ja auch nicht so gemeint, dass man NUR aufgrund des Gewichtes abgelehnt werden wird. aber es gibt halt schon häufig(!) schon Ablehnung wirklich nur aufgrund des Gewichtes. Und das wird ja auch von den Firmen nicht offen zugegeben - was es leichter machen würde, denn dann koennte man ja als Dicker dann noch darüber argumentieren mit denen und vielleicht doch ein Umdenken bewirken, also dass sie es wenigstens "versuchen" mti einem. Aber wenn immer so getan wird, als ob alle ja so tolerant wären, dann kann man auch es nicht ansprechen.


    Irgendwie kommt es mir die letzten Jahre so vor, als ob die Gesellschaft immer mehr von Toleranz redet, aber immer weniger tolerant HANDELT! Im Falle der Übergewichtigen bin ich mir sogar ziemlich sicher mit der Stigmatisierung im Berufsleben....:)

    [ 29-06-2004, 22:52: Beitrag editiert von: Kampfblaumeise ]

  • Hallo Kampfblaumeise (niedlicher Name übrigens :) )


    Zitat

    wobei ich denke, dass da der Kunde der Zeitarbeitsfirma dann halt auch noch sehr wichtig ist. also, ob ER es akzeptiert wenn man stark übergewichtig ist.

    Sicherlich... und ich hatte da sicher auch Glück, denn in meinem Fall wollte der Kunde mich vorher gar nicht sehen, ihm genügten meine Unterlagen als Qualifikation. Das war eher unüblich, wie man mir sagte, normalerweise gibt es eigentlich immer ein Vorstellungsgespräch... Aber eine Freundin von mir, schon als junge Frau deutlich übergewichtig, hat mit Zeitarbeit auch gute Erfahrungen gemacht... ich drück dir die Daumen, dass du an eine gute Firma und gute Kunden gerätst!


    Gruß
    Carmen

  • Zitat

    Hallo Lulu,
    also, ich habe es ja auch nicht so gemeint, dass man NUR aufgrund des Gewichtes abgelehnt werden wird. aber es gibt halt schon häufig(!) schon Ablehnung wirklich nur aufgrund des Gewichtes.

    Dessen bin ich mir durchaus im Klaren - nicht umsonst suche auch ich seit fast 2 Jahren nach einer festen Beschäftigung (beschäftigt bin ich genug, nur bezahlt mich keiner :p )


    Ich wurde einmal mit den Worten eingestellt: "Dann versuchen wir es mal mit Ihnen.", was mich sehr getroffen hat, weil ich es auf mein Gewicht bezog. Und tatsächlich blieb ich auch nur wenige Tage dort, weil ich 3 Tage nach meiner Einstellung schwer erkrankte, fast daran gestorben wäre und dann nach meiner Genesung 3 Wochen später mit den Worten: "So was wie Sie können wir hier nicht gebrauchen" gekündigt wurde. Ich war sehr deprimiert, bis ich erfuhr, dass es meiner (schlanken) Vorgängerin kaum ähnlich ging in diesem Geschäft.


    Ein anderer Chef meinte nach Ablauf der Probezeit zu mir, er hätte mich eingestellt, weil er weiß, wie sehr Dicke auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert werden und ich täte ihm leid. Ich sagte ihm, wenn ich nur aufgrund Mitleids und meines Übergewichts die Stelle habe, dann soll er mir augenblicklich die Kündigung schreiben. Ich blieb :rolleyes:


    Sieh mal, ich weiß, dass Dicke abgelehnt werden. Sogar für Putzstellen. Ich weiß es aus eigener Erfahrung. Mich hat sogar ein Callcenter einer großen Bank abgelehnt und sie konnten es nicht eindeutig erklären, warum (offensichtlich lag es nicht an meiner Qualifikation). Doch in den meisten Fällen ist man doch nicht aufgrund seines Übergewichts, sondern der momentanen politischen Lage ohne feste Stellung. Ich saß wegen eines Termins beim Arbeitsamt und während der Viertelstunde, in der ich dort saß, meldeten sich 5 neue Arbeitslose - sie waren alle schlank.


    Ich wünschte mir bei vielen ein bisschen mehr Optimismus. Selbst wenn dieser nicht belohnt wird, und man trotzdem einen Misserfolg erlebt, so ist es doch schöner, mit positiven als mit negativen Gedanken durch's Leben zu gehen.

  • Also bei mir war das Gewicht bei Zeitarbeit auch kein Thema, es gab keinerlei Probleme oder Andeutungen in dieser Richtung. Ich hatte 4 Einsätze in 1 1/2 Jahren, alles Großfirmen.


    Ok, ich bin objektiv gesehen nicht so stark übergewichtig - aber ich habe sogar in einer Abteilung gearbeitet in denen alle "Mädels" superschlank (wirklich nur Gr. 34-36) waren und ich mit ca. 40 kg mehr (mehr als die meine ich) deutlich auffiel. Eine ganze Zeitlang habe ich als einzige Frau in einer Männerabteilung gearbeitet - und sogar einen mehr oder weniger heimlichen Verehrer gehabt, wir haben das mit der Zeit als humorvolles Spiel betrachtet und uns gut verstanden.


    Dann habe ich ja völlig unabhängig von der Zeitarbeit glücklicherweise meine jetzige Stelle gefunden, wo ich wohl die zweitdickste Frau in der Firma bin (dickere Männer gibts ein paar) - aber so richtig interessieren tut das niemanden und wenn doch, wäre mir das egal. Ein paar dumme Bemerkungen am Anfang habe ich entsprechend beantwortet - und schon ist es ruhig zu dem Thema. Leider kriselt es hier wegen Umstrukturierungen und etwas Personalabbau gewaltig und ich bin nicht mehr so glücklich, kann aber im Moment nichts anderes suchen (erst braucht mein Freund einen Job, je nachdem wo das sein wird müssen wir evtl. umziehen - dann kann oder muß ich auch was suchen; zweimal tue ich mir den Streß nicht an)


    Warum bist Du nicht gleich nach Beginn der Arbeitslosigkeit zu Zeitarbeit, man kann sich dort unverbindlich (!) für Kunden vormerken lassen, auch wenn es eine Zeitlang dauert bis ein evtl. Auftrag kommt. Die Vorurteile wegen schlechter Behandlung treffen nicht überall zu, es gibt etliche seriöse Zeitarbeitsunternehmen. Und dann dort ab und zu melden, dass man immer noch Interesse hat. Auch mein Freund ist bei Zeitarbeit vorgemerkt, nach einem ganzen Stück Überzeugungsarbeit meinerseits.


    Würde ich wieder so machen, man muß ja dann nicht das Erstbeste annehmen, wenn die äußeren Bedingungen gar nicht passen sollten.


    Gruß
    Ulrike

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