An die Therapieerfahrenen unter Euch

  • Ich habe eine Frage an alle, die schon eine Therapie gemacht haben, oder vielleicht gerade eine machen:



    Seit 15 Wochen bin ich jetzt in „meiner“ tiefenpsychologischen Therapie.
    So langsam wird’s dann auch schon mal was anstrengender.
    Es kommen die ersten Erkenntnisse über mein Leben, meine Familie und mein Verhalten. Manchmal macht es mich einfach nur furchtbar ärgerlich:mad: , manchmal furchtbar traurig:( und manchmal schrecklich stolz:D .
    Ich bin schon davon überzeugt, das mir die Therapie sehr gut tut.

    Seit zwei Wochen habe ich andauernd neue Zipperlein :o - man könnte meinen ich wäre schon zwanzig Jahre älter und nicht erst in der Blüte meines Lebens :cool: .


    Außerdem krieg ich nichts so wirklich richtig geregelt.
    Nichts ist wichtig genug, um es wirklich anzupacken....
    Und seit einer Woche kann ich praktisch im Stehen einschlafen. Wenn ich nicht aufpasse, dann fall ich bestimmt noch vom Stuhl bei der Arbeit. Und schlafen tu ich eigentlich reichlich.


    Arbeit - ein gutes Stichwort. Ich bin eigentlich total zufrieden in meinem Job - so wie er momentan ist. Eigentlich - denn im Moment kann ich praktisch jeden von der Seite anfallen und ihn beißen... Ich finde an jedem was auszusetzen. Bestimmt lassen die mich bald einliefern.... *soifz* :o


    Nein nun mal Spaß beiseite:
    Kennt einer von Euch das? Sind das Auswirkungen der Therapie? Ok, ich hab mich dran gewöhnt, das ich - seitdem ich die Therapie mache - Pickel habe, soviele Pickel hab ich in meiner gesamten Pubertät nicht gehabt.
    Ich glaube schon, das sich da was den Weg herausbahnt.
    Aber der Rest?

    verwunderte Grüße Rubensweib

  • Hallo Rubensweib,



    deine Reaktionen - jetzt wo es ans Eingemachte geht - sind meiner Meinung nach völlig normal.

    Ich habe unendliche viele Phasen in meiner Therapie durchgemacht. Die große Traurigkeit, der tiefe Hass, die nervende Ungeduld, absolute Ignoranz - aber auch tiefe Zufriedenheit, Glück und Hoffnung. Dass sich diese intensiven Gefühle auf das ganze Leben (Familie, Partnerschaft, Gesundheit, Arbeit) übertragen, ist völlig ok und zeigt nur, dass du "richtig" arbeitest.

    Ich konnte es teilweise selbst nicht mehr mit mir aushalten, so genervt war ich von mir und meinem Facettenreichtum *gg*. Aber um ans "Ziel" zu kommen, muss man wohl durch alle Gefühlsregungen. Manchmal dachte ich, ich würde niemals wieder herauskommen.

    Regelmäßig hatte ich Kopfschmerzen (wenn es um die Eltern ging), Bauchschmerzen (wenn es um meine Partnerschaft und allgemeine Ängste ging) und grausame Kieferhöhlenentzündung, wenn ich (innerlich) überlastet war.

    Wichtig ist, diese Zeichen wahrzunehmen und zu erkennen, woher sie rühren, dann gehen sie von alleine wieder. Manchmal kehren sie zurück, um dich vor einem "Rückfall" zu warnen.

    Ich bin nun schon seit 5 Jahren in Therapie und mir geht es wirklich ganz gut, ich habe hart gearbeitet und es hat sich gelohnt!

    Ich wünsch dir ganz viel Mut, Geduld und Hoffnung für deine Therapie,
    Alles Liebe,
    Brigitte

  • Hallo Rubensweib,


    bei mir war es eher andersrum. Als ich in Therapie ging, hatte ich Magenprobleme und seit mehreren Jahren Migräne. Im Laufe der Gespräche verschwanden die Magenprobleme und nach knapp 1,5 Jahren auch die Migräne. Für mich war es, als hätte ich mir sämtlichen Ballast von der Seele geredet. In den Therapiephasen, die besonders schmerzhaft (aber dann auch dementsprechend aufschlussreich) waren, habe ich viel geweint, aber nicht mit irgendwelchen massiven körperlichen Reaktionen reagiert. Aber: Jeder Mensch ist anders und vielleicht ist das deine Art, das, was du in der Therapie erfährst/erlebst, zu verarbeiten bzw. der Weg, den deine Seele sich sucht, wenn es um diese Themen geht.


    Ich denke, die ständige Müdigkeit und die Antriebslosigkeit haben damit zu tun, dass unwahrscheinlich viel bei dir im Umbruch ist. Wer jahrelang seine Gefühle unterdrückt hat, wird sicherlich von ihnen erschlagen, wenn sie so langsam ans Tageslicht treten. Zudem kann viel schlafen auch eine Flucht sein. Vielleicht braucht deine Seele im Moment längere Auszeiten, um alles zu verarbeiten.


    Wenn dir die „Zipperlein“ spanisch vorkommen, rede einfach mit deinem Therapeuten darüber. Er/sie hat sicherlich Erfahrung damit.


    Ich freue mich, dass du das Gefühl hast, die Therapie bringe dir viel. Mach weiter so! :)


    Babs

  • Ich habe auch schon ne Therapie hinter mir. Ich ahbe allerdings nach der 4. Sitzung abgebrochen, daher kann man das vielleicht nicht als Therapie bezeich´nen, aber ich hatte auch diese Symptome. Irgendwie von allem etwas: Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Wut, Angst, usw...
    Deshalb habe ich auch nicht weitergemacht, ich bin mit dem ganzen Zeug einfach nicht klar gekommen. Mir wurde das zu viel. Und jetzt bin ich mir sicher, dass es falsch war einfach so aufzuhören und nicht gekämpft zu haben. der Therapeut hat mir aber auch nicht so ganz gepasst. Ich werde mir demnächst wieder nen neuen Suche, jemanden, der sich auch mit Essstörungen auskennt!
    Vielleicht ist aber Gesprächstherapie für mich nicht gerade das richtige. Ich rede zwar gerne und viel, aber ich kann mich dabei nicht richtig ausdrücken und vor allem schaffe ich es oft nicht das zu sagen, was ich eigentlich sagen möchte.
    Spannen fände ich ja Gestalttherapie...oder wie das heißt (?).


    Hat jemand damit schon Erfahrungen gemacht? Oder vielleicht mit ner anderen Therapieform, die er mir empfehlen kann?
    Ich trag übrigens ne Mischung aus Bulimie und ständigem Essen mit mir rum....vielleicht hilft das ja weiter
    (-sorry, dass ich jetzt vom Thema abgekommen bin, aber ich ahbs grad so runtergetippt und ich wills nich löschen, weils grad genau das is, was ich schon seit Tagen hier posten will *g*-)


    Liebe Grüße,
    Mandala


    --Falls ihr mir darauf antworten wollt könnt ihr mir auch ne PN oder ne mail schicken, dann kann man in diesem Threat beim eigntlichen Thema bleiben!!--

  • @ all
    Vielen Dank für Eure Antworten!

    Ja, das mit dem "in mich reinhören" muß ich ja erst noch so richtig lernen.
    Aber irgendwie bin ich mir schon sicher, dass das meiste durch die Therapie ausgelöst wurde.
    Ich wollte einfach mal die "Berichte von Erfahrenen" hören/lesen. :)

    Ich hab schon mit meiner Therapeutin darüber gesprochen und die meinte: nichts ist unmöglich.
    Mein Hausarzt meint das Gleiche.
    Den durfte ich heute nochmal konsultieren, weil ich mir gestern auch noch zu allem Übel an der Wirbelsäule einen Nerv eingeklemmt hab und dadurch nur noch sehr schlecht Luft bekomme.... Aber es wird schon besser...

    Die Zeichen sind schon ziemlich eindeutig: Ich habe Pickel wie noch nie in meinerm Leben - möchte da was raus?
    Teilweise versagt mir immer wieder die Stimme (besonders gerne bei der Therapie) - ich bin sprachlos?
    Und nun auch noch der eingeklemmt Nerv und das ich dadurch keine Luft bekomme, irgendwie ist das für mich schon ziemlich eindeutig.


    @ mandala
    Ich habe eine Therapeutin, die sich nicht mit Essstörungen auskennt. Ich glaube, das muß sie auch nicht. Aber ich hatte/habe auch das Problem, dass ich mich manchmal nicht so ausdrücken kann, wie ich es eigentlich meine (vielleicht, weil ich es einfach nicht gewöhnt bin zu sagen, was ich GENAU möchte???)
    Sie gibt mir aber immer Rückmeldung, wie sie etwas verstanden hat und dadurch habe ich da wenig Probleme, bzw. ich lerne ganz allmählich deutlich auf das zu achten WAS ich sage.
    Ich habe jedenfalls das Gefühl, das sie mich sehr genau versteht und ich fühl mich bei Ihr sehr wohl.

    Jeder muß für sich selbst das richtige finden - ich denke das ist sehr wichtig!

    :) Rubensweib

  • Zitat

    Vielleicht ist aber Gesprächstherapie für mich nicht gerade das richtige. Ich rede zwar gerne und viel, aber ich kann mich dabei nicht richtig ausdrücken und vor allem schaffe ich es oft nicht das zu sagen, was ich eigentlich sagen möchte.
    Spannen fände ich ja Gestalttherapie...oder wie das heißt (?).

    Liebe Mandala,

    über den ersten Satz mußte ich gerade ein wenig schmunzeln. :) Erst in der letzten Stunde sagte meine Therapeutin zu mir (etwa sinngemäß): Wir können mit noch so vielen verschiedenen Methoden arbeiten - aber eins müssen wir immer: Reden.Und das gilt für alle Therapieformen.
    Weißt du, mir fällt es auch oft sehr schwer, genau das auszudrücken, was ich meine - aber auch dafür bin ich in Therapie. Manchmal, wenn ich ganz unbewußt nicht auf den Punkt kommen kann, winde ich mich wie ein Aal.:rolleyes: Durch geschicktes (und für mich manchmal nerviges;) ) Nachfragen kommen wir im Gespräch aber ganz oft an Punkte, die mir selbst vorher nicht klar waren.

    Es ist höllisch anstrengend, sich selbst so kennenzulernen! Und ich mußte mich auch oft überwinden, weiterzumachen, statt aufzustehen und der Therapie den Rücken zu kehren. Aber es lohnt sich. Nicht immer, aber ganz oft. Ich wünsche dir, daß du irgendwann die Kraft findest, diesen Weg für dich zu gehen.:)

    Gestalttherapie wird von den Krankenkassen nicht übernommen, so weit ich weiß. Aber frag bei deiner ruhig mal nach, vielleicht bin ich da falsch informiert.


    @Rubensweib - ich habe zwar nicht (jedenfalls ist es mir nicht bewußt) mit deinen Zipperlein zu kämpfen, aber mir ist auch etwas aufgefallen - das verfolgt mich schon seit ich in Therapie bin: Ich muß ständig gähnen.:o Mir ist das peinlich. Fast so, als ob mich die Gespräche langweilen würden - tun sie aber nicht. Schon allein der Gedanke daran bringt mich dazu - keine Ahnung, was das zu bedeuten hat.:rolleyes:

    Lieben Gruß
    Pandora

  • Liebes Rubensweib,

    die "Zipperlein" und die Müdigkeit begleiten mich durch meine Therapie.

    Als meine Depressionen so stark wurden, dass ich endlich eine Therapeutin aufsuchte, hatte ich gleichzeitig eine starke Lungenentzündung.
    Im Laufe der Therapie wurde mir bewußt, dass "Krankwerden" für mich eine Strategie war vor Problemen zu fliehen oder sie auf diese Art zu lösen.

    Ich habe - wie wahrscheinlich viele hier - nie gelernt meine Wünsche zu äußern oder zu artikulieren. Stattdessen buckle ich mir immer noch die Probleme meiner Mitmenschen auf.
    Je weniger ich meine eigenen Bedürfnisse registriere und je weniger ich mich gegen meine Mitmenschen abgrenze, desto stärker "bleibt mir die Luft weg".

    Beginnende Depressionen kündigen sich bei mir auch mit Erkältungen und einem Druck auf den Bronchien an. Ich werde heute nur nicht mehr so oft richtig krank davon, was ich als Erfolg meiner Therapie ansehe.

    Ich denke das meine Körper klüger ist als ich: Er schaltet mich einfach aus, wenn es zuviel für mich wird.

    Meine Therapeutin hat ein Buch, in dem jeder Körperregion bestimmte Seelenzustände zugeordnet werden. Den Namen des Arztes, der das Buch verfasst hat, kenne ich nicht.
    Gerade Mediziner und Therapeuten, die einen ganzheitlichen Heilungsansatz haben, sehen Zusammenhänge zwischen Körper und Seele.

    Wahrscheinlich passieren bei dir gerade viele Sachen in deinem Inneren, so dass dein Körper jetzt heftig reagiert.
    (Ist ein bißchen wie in der Chemie: Wenn es da besonders stinkt und kracht, ist das ja auch ein Zeichen für eine heftige Reaktion. :D )

    Liebe Grüße
    Zora

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