Müslimaid, eine gesprengte Gelenkkapsel und ein dumm guckender Orthopäde

  • Hallo ihr Lieben,

    Die folgende wahre Begebenheit bitte nicht falsch verstehen. Es geht mir darum, dass es voll sch**** ist, wie vorurteilsbehaftet die Menschen sind, nicht darum, hervorzuheben, wie sportlich ich denn nicht bin oder wieviel ich denn abgenommen habe. Ich möchte einfach nur diese kleine Episode mit euch teilen.

    Heute war ich beim Orthopäden (bei dem ich zuletzt vor 3 1/2 Jahren war), weil ich mich am Wochenende am Fuß verletzt hab und das nicht und nicht besser werden wollte.
    Ich wurde naturgemäß zum Röntgen geschickt, bevor genauer untersucht wurde, um wirklich grobe Verletzungen auszuschließen.

    Blenden wir nun in die Szene, in dem ich mit entblößtem rechten Fuß im Behandlungsraum auf einem Sesselchen hocke, ca. 2 m rechts von mir die Tür, durch die jeden Moment der Gott in Weiß eintreten müsste und noch ein Stück neben der Tür die Lichtelemente, an die die Fotos meiner Knochen gepinnt sind.

    Es ist so weit, der Gott in Weiß (grundsätzlich eigentlich nicht unsympathisch) schwebt in den Raum.

    Die Untersuchung beginnt, und während dessen spielt sich folgende Szene ab:


    Arzt (mir etwas erzählend, was ich ohnehin weiss, was mich aber nicht beeinträchtigt und mit meinem heutigen Problem so gar nichts zu tun hat)...

    MM: "Ist das denn die Ursache für die Verletzung?"

    Arzt, dieses geflissentlich übergehend:
    "Sie haben eine gesprengte Gelenkskapsel. Da ist es am besten, wenn wir es mit einem festen Verband oder noch besser einem Gips ruhigstellen, damit es ordentlich heilen kann. Und schonen Sie auf jeden Fall das Bein. Keine Spaziergänge, kein Sport. Aber Sie machen ja ohnehin nicht besonders viel Bewegung, oder?"

    MM (total perplex): "Wie kommen Sie darauf? Woher wollen Sie wissen, was ich den ganzen Tag so mache?"

    Arzt: "Naja..." (mich von oben bis unten musternd)

    MM: "Hören Sie, ich gehe 2 x die Woche ins Studio zum Spinning und Cardiotraining, außerdem hab ich einiges an Fitnessgeräten zu Hause, die ich auch jeden Tag nutze, wenn ich grad nicht ins Studio gehe. Außerdem gehe ich mindestens 1 x die Woche schwimmen."

    Arzt (Mischung aus erstaunt, ungläubig, leicht herablassend): "Wird Ihnen das nicht zu stark?"

    MM (mittlerweile dezent genervt, aber auch leicht belustigt, aber auch vollkommen aus ihrem Selbstverständnis herausgerissen): "Warum sollte mir das zu stark werden?"

    Arzt: "Weil Sie stark übergewichtig sind, macht Ihnen das keine Probleme dabei?"

    MM (geduldig erklärend): "Ich habe mit dem Sport und gesunder Ernährung seit ungefähr einem halben Jahr gut 27 Kilo abgenommen. Dabei baut man auch langsam aber sicher Kondition auf. Also kann da nichts zu stark werden. Ich weiss schon selber, was gut für mich ist und was nicht."

    Arzt: "Wow, das ist ja super. Das ist eine ganz beachtliche Leistung!"

    Man konnte direkt hören, wie seine Kinnlade klirrend auf den Boden aufschlug...


    Mich wurmt das, trotz aller Unterhaltsamkeit, immer noch.
    Morgen muss ich eh nochmal hin.

    Meint ihr, es macht Sinn, wenn ich ihn nochmal auf seine Vorurteile anrede und ihm sage, dass er bitteschön nicht über jemanden reden soll, den er weder als Person noch in der Lebensweise kennt.
    Oder soll ich mir die Luft sparen und denken "Vergiss es einfach", weil ihn das, um es mal so auszudrücken, nicht mal periphär tangiert...


    Liebe Grüße
    MM

  • Nach deiner beschreibung hast du Ihn schon genug geschockt!:D
    Geschied Ihn ganz recht mir geht es mit Ärzten ähnlich!
    Danach sind sie meistens ganz from und bedauen das was Sie gesagt haben !
    Einmal hat sich beim 2. Besuch er sogar bei mir Entschuldigt!
    Ich war baff aber seit dem gehe ich gerne zu Ihn in die Praxis!:)
    Ela

  • Hallo Elasdrache!


    Super, dass du dich auch zur Wehr setzt, ich denke, dass wenn das alle immer gleich tun würden, dann wären die Lästermäuler etwas zurückhaltender. Ist ja nicht lustig, wenn der Angesprochene nicht beschämt zu Boden schaut und zustimmend "Mhm" macht :p

    Manchmal brauchen die Leute das glaub ich, dass man sie auf den Boden der Tatsachen zurückholt.

    Und selbst wenn er mir nicht geglaubt haben sollte, was ich ihm erzählt habe - die Message scheint angekommen zu sein, und außerdem, was hab ich davon, wenn ich sowas erzähl (er könnte ja zur Beweiswürdigung mal meine Wadenmuskulatur erfühlen *hehe*).

    Vielleicht überlegt er sichs nächstes Mal, ob er zu jemandem so einen Müll sagt! :D


    Liebe Grüße von der
    Müslimaid

  • *kicher* man das ist genau das gleiche wie bei mir.... Ich hab ja wie schon mal erwähnt mal nen Motorradunfall gehabt.... naja dabei ist mir die Kniescheibe irgendwie so verrutscht und gebrochen! War ne ziemlich schmerzhafte angelegenheit... Ich hab davor ne menge Sport gemacht! Aerobic, Spinning, Ausdauertraining! Wenn ich allerdings JETZT wo ich so zugenommen habe zu einem Arzt bzw. Orthopäden gehe und ihm sage, dass ich schmerzen im Knie habe kommt immer: Ja dann müssen sie Sport machen um abzunehmen! Dann schauen sie sich meist die "Vorerkrankungen" an und dann kommt ein: achso sie dürfen ja garnicht mehr richtig Sport machen! (danke du A**** das weiss ich selbst *motz*) Eine Entschuldigung hab ich deshalb noch nie gehört! Ich warte auch nicht darauf, denn WARUM zur hölle, sollen DIE sich denn entschuldigen!?
    Also spar dir die luft und sag nix zu ihm! Das du 27 Kilo abgenommen hast, hat ihn wohl schon genug geschockt! :D

  • hi an alle,


    jetzt muß ich auch mal meine geschichte los werden:

    im sommer vor zwei jahren hatte ich eine ganz schlimme bandscheibengeschichte, die so schmerzhaft war, dass ich innerhalb kürzester zeit von 95 auf 67 kilo (größe 1,69) abgemagert bin. natürlich haben viele ärzte meinen weg gekreuzt, weil keiner wußte was mir wirklich fehlt und der diagnostizierte bandscheibenvorfall erwies sich letztendlich als irrtum, aber gut.
    fast jeder arzt meinte meine schmerzen kämen von zuviel gewicht (hatte ich ja anfangs auch noch) und der tatsache dass ich halt eine hysterische frau sei.
    ich war mittlerweile vier monate krank geschrieben und konnte mich vor schmerzen kaum rühren. die amtsärztin bestand dennoch wöchentlich darauf, mich persönlich zu sehen, was eine unglaubliche tortur für mich bedeutete. da ich meine füße kaum mehr spüren konnte, überwies sie mich eines tages zu einem mit ihr befreundeten neurologen:

    als ich in das sprechzimmer kam mußte ich mich erstmal bis auf die unterhose ausziehen, weil das angeblich für die untersuchung wichtig wäre.
    er sah mich von oben bis unten an und sagte: "na bei ihrem übergewicht brauchen sie sich aber nicht wundern, wenn sie schmerzen haben." eigentlich hätte ich ihm ja eine reintreten sollen, aber in der demütigenden lage in der ich mich befand, war ich nicht wütend sondern nur bestürzt.
    ich sagte ihm, dass ich 67 kilo wiegen würde. er sagte: "na eben!" und schickte mich mit einem wisch für die amtsärztin wieder weg, auf dem stand, dass ich krankhafte adipositas stadium II hätte.
    und die amtsärztin sagte auf meine beschwerde hin: "naja wirklich dünn sind sie ja nicht gerade. wissen sie der kollege liebt ganz dünne frauen."
    ich hab dann gemeint, dass zwischen "nicht wirklich dünn" und adipositas grad II ein kleiner unterschied wäre. noch dazu als diagnose! außerdem wolle ich den herren kollegen ja nicht heiraten. da sagte sie: "also machen sie sich doch nicht lächerlich. zehn kilo weniger würden ihnen bestimmt nicht schaden."
    ich könnt noch immer schreien, wenn ich an dieses erlebnis zurück denke. obwohl es nur eine von hunderten demütigungen war, die ich verlauf meiner krankheit hinnehmen mußte.

    mittlerweile hab ich wieder achzig kilo. macht mich zwar nicht unbedingt froh, aber dafür kann ich wieder laufen, essen und lachen.

    lg
    feminista

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