Kur für Adipositas-Kind

  • Hallo Frank

    Danke für deine Antwort. Bei Gelegenheit werde ich mich öffentlich äussern. Doch ich werde den Rat von Pandora befolgen und erst einige Zeit vergehen lassen. Wenigstens soviel Zeit, bis wir ihn hier zu Hause haben. Ich weiss nämlich nicht wer was hier liest und das was heute abgelaufen ist war für mich schon wieder eine Bestätigung dessen, dass es Zeit wird ihn heim zu holen. Ich möchte aber nicht, dass er die letzten 7 Tage noch mehr in Bedrängnis kommt und bitte um euer Verständnis. Wenn er im sicheren Hafen gestrandet ist kann ich tolle Geschichten schreiben, die mir wahrscheinlich niemand glauben wird oder eher kann. Ich wäre jedoch froh, wenn wirklich auch noch andere die dort Probleme hatten sich hier äussern würden um meinem Sohn zu zeigen, dass es nicht an ihm gelegen hat sondern dass auch andere sich dort nicht wohlfühlten.

    Man hört voneinander
    Auf bald

  • Hallo Michèle!


    Also das klingt ja schon sehr misteriös! Ich bin ja mal auf die Geschichte gespannt! Vielleicht kannst Du ihn ja mal dazu überreden selber hier zu posten. Das täte ihm vielleicht sehr gut!


    Klar kann man in solch einem Forum nicht immer ausschließen das die falschen Leute hier mitlesen. In der Klinikverwaltung wird es sicherlich auch Internetzugang geben und da wird auch sicher der eine oder andere mitlesen. Hat Dein Junge denn irgendwelche Reaktionen auf Deine Postings bekommen?

  • Hallo Michèle!


    Wie du schon in meinen Beiträgen gelesen hast, habe ich auch nicht nur sonderlich gute Erfahrungen mit der Insula gemacht. Darum halte ich auch nichts für unglaubwürdig, das du uns noch schreiben wirst.
    Ich hoffe sehr, dass dein Sohn und deine ganze Familie es trotzdem schaffen aus diesen 2 Monaten etwas positives zu ziehen, auch wenn es nur das ist, dass dein Sohn jetzt ganz sicher sein kann, dass ihr immer hinter ihm steht!
    Ich habe großen Respekt vor eurer Entscheidung die Kur vorzeitig abzubrechen! Es war bestimmt kein einfacher Entschluss.
    Ich würde mich freuen nochmal von dir zu hören.


    Liebe Grüße
    Galaktika

  • Hallo alle zusammen

    Ich zähle die Tage ,Stunden, bis ich meinen Sohn endlich abholen kann.
    Was mir jetzt jedoch noch Sorgen bereitet ist folgendes:
    Ich habe heute mal durch das ganze Forum gelesen und überall steht was über den Jojo-Effekt. Klar kenn ich den auch persönlich, doch mein Sohn hat jetzt in 9 Wochen 23 Kilo abgenommen.
    Ist dieser Effekt damit nicht schon vorprogrammiert??
    Ich frage mich was er abgenommen hätte wenn wir ihn 6 Monate dort gelassen hätten.
    Auf meine Frage wie er das geschafft hat so schnell abzunehmen sagte er
    "Ich will heim und 30 Kilo waren als Ziel festgesetzt.Der Arzt hat gesagt dass ich 6 Monate dazu brauche. Ich will heim, ich schaff's schneller"

    Ich mach mir echt Sorgen ob wir das hier so weitermachen können.
    Ich habe uns auf jedenfall bei meiner Bekannten angemeldet die diplomierte Ernährungsberaterin ist (glaub das heisst so auf deutsch :confused: ) die uns dann weiter unterstützen kann.
    Werde ihr dann auch mal sagen wie die Ernährung dort war 55% Kohlenhydrate 15% Eiweiss 30% Fett.
    Wie denkt ihr über seine Chancen dem Jojo nicht zu verfallen?

    Auf bald
    Michèle

  • Klar kenne auch ich die Gefahren eines Jojo-Effektes. Ich habe ihn auch schon selber erlebt. Du solltest Dich dieser Ernährungsberaterin ruhig anvertrauen.


    Klar kann auch bei ihm dieser Effekt einsetzen, aber ich glaube wenn ihr gewisse Regeln betrachtet welche ihr mit der Beraterin dann festlegt. Bitte denkt aber daran das ihr beide eurem Sohn dann Vorbild sein solltet. Also nicht nur Regeln aufstellen sondern auch selber einhalten.


    Darf man mal erfahren ob ihr auf die Idee gekommen seid Euren Sohn zum Abnehmen zu schicken oder ob er selber (nach Anraten des Arztes) diesen Wunsch gehabt hat.


    Was er da geschafft hat war eine große Anstrengung. Und er hat es gut gemacht!


    Das solltet ihr ihm auch sagen! Ich habe es am eigenen Leib erfahren wenn man als Kind etwas geleistet hat und dann keine Anerkennung bekommt. So etwas kann einen sehr verletzen!


    Also nicht nur denken, sondern auch zeigen das man es bemerkt das er abgenommen hat. Der Satz "Hey, Du hast ja echt gut abgenommen!" kann von euch beiden gesagt ein Wunder bewirken.

  • Hallo Frank

    Bei uns ist es so, dass die Grundschule bis zum 6 Schuljahr geht, danach kommen die Kinder in andere Schulen, wo dann nur die Grossen zusammen sind. Es war sein Wunsch, nach beenden der Grundschule etwas zu unternehmen.
    Wir haben dann schon 8 Monate vor Schulende bei der Ärztin angefangen mit Untersuchungen und auch mit abnehmen.
    Bis zu seinem Kurbeginn hatte er dann schon 10 Kilo weg.

    Die Regeln hier zu Hause wurden umgeändert seit er weg ist. Das heisst, seit er weg ist haben wir unsere Ernährung umgestellt , damit wir daran gewöhnt sind wenn er zurück kommt.
    Wir haben auch jetzt mit einem alten Schulfreund von mir gesprochen, der ein Fitnessstudio hat und gelernter Sportlehrer ist, dass wir alle zusammen zu ihm kommen und er uns individuelle Programme für ein Training macht.
    Unser Sohn darf ja noch nicht zu hart trainieren, weil sein Gewicht noch hoch ist und er auf seine Gelenke achten Muss. Das hat die Ärztin damals ausdrucklich befohlen.
    Nun wie du siehst starten wir langsam, aber konsequent.
    Das mit dem Loben ist kein Thema. Jeden Samstag wenn er mir eine SMS schreibt was er abgenommen hat, antworte ich ihm in irgeneiner Form, wie stolz wir auf ihn sind und dass er es super macht usw.
    Bei jedem Besuch haben wir es ihm gesagt und gezeigt und bildlich festgehalten um ihm zu zeigen, dass man es gut bemerkt.

    Im Augenblick ist er sehr stolz weil wir ihm gesagt haben, dass er schon 1 Kilo weniger wiegt als sein Vater. Da hat man ihm den Schelm ansehn können.
    Es ist ja nicht nur so, dass er etwas lernen sollte, sondern wir haben in den Wochen auch viel dazugelernt und ich möchte nie wieder in eine solche Lage kommen; Deshalb hoffe und denke ich, dass wir es doch alle zusammen schaffen und unser Ziel erreichen.
    Haltet uns die Daumen.
    Unsere Ärztin ist in der Hinsicht auch super. Sie motiviert ihn auch bei jedem Besuch und hat ihn nie in eine Kurve gezwängt, was Alter und Gewicht anbelangt. Sie sagt, wenn er mal auf 100 Kilo kommt ist er für seine Grösse ok. Mehr sollten wir nicht anstreben.
    Bis dahin ist aber noch ein langer Weg. Doch wie heisst es so schön
    "Einer für alle, Alle für einen".

    Auf bald
    Michèle

  • Hallo Michèle!


    Ich glaube ich könnte direkt neidisch werden auf Deinen Sohn. Bei mir sind nämlich Hilfen wie ihr beiden sie ihm gebt ausgeblieben. Deshalb sage ich jetzt einfach "Ich bin so wie ich bin, liebt oder hasst mich dafür!"


    Es ist schön zu hören das es Menschen gibt denen es dabei besser geht als mir.


    Ich bin wirklich mal gespannt was Dein Sohn dann berichtet wenn er wieder daheim ist.


    Liebe Grüße Frank

  • Zitat

    Der Satz "Hey, Du hast ja echt gut abgenommen!" kann von euch beiden gesagt ein Wunder bewirken.

    Zitat

    Das mit dem Loben ist kein Thema. Jeden Samstag wenn er mir eine SMS schreibt was er abgenommen hat, antworte ich ihm in irgeneiner Form, wie stolz wir auf ihn sind und dass er es super macht usw.
    Bei jedem Besuch haben wir es ihm gesagt und gezeigt und bildlich festgehalten um ihm zu zeigen, dass man es gut bemerkt.

    Ich habe euch beide jetzt mal zitiert, um verständlich herüberzubringen, was mir gerade in Erinnerung an meine eigene Kindheit/Jugend durch den Kopf geistert.

    Ein ganz lausiges Gefühl habe ich dabei, ehrlich gesagt.

    Ich war zwei mal in einer solchen "Abmagerungskur", wie das damals genannt wurde. Beide Male war meine Familie so stolz auf mich. Natürlich hat auch mich mein "Erfolg" beim Abnehmen und die darauf folgenden Reaktionen stolz gemacht.

    Allerdings haben mir die Motivationsversuche in diese Richtung auch vermittelt - und zwar ganz nachhaltig (!) - daß ich nur etwas wert bin, wenn ich abnehme. Ein Kind will geliebt werden, will gefallen, deshalb war es für mich auch ganz natürlich, dieses Bild zu verinnerlichen. Die Krone bei beiden Abnehmkuren waren die Vorher-Nachher-Fotos, unter denen stand: "NIE MEHR FETT, SONDERN NETT"
    :(

    Obwohl es von allen Leuten in meinem Umfeld sicher "gut gemeint" war, ging dieser Schuß nach hinten los. Ich fand mich in einer Diätenspirale und zum Schluß in einer satten Eßstörung wieder. Deshalb, Michèle, bitte paß auf, daß dir das bei deinem Jungen nicht (natürlich unbewußt) auch passiert. Er muß wissen, daß er ein wertvoller Mensch ist, ob nun dick oder schlank.

    Zitat

    Ich habe heute mal durch das ganze Forum gelesen und überall steht was über den Jojo-Effekt. Klar kenn ich den auch persönlich, doch mein Sohn hat jetzt in 9 Wochen 23 Kilo abgenommen.
    Ist dieser Effekt damit nicht schon vorprogrammiert??

    Ich will nicht unken und hoffe sehr, daß ich Unrecht habe - wirklich! Aber ich denke: Ja, er wird wieder zunehmen. Du kannst ihm aber helfen, so wie du es schon vorhast mit guter Ernährung und Bewegung. Und vor allem auch damit, daß es nicht das Ende seiner Bemühungen ist, wenn das Gewicht daheim wieder etwas ansteigt. Erklär ihm den Jojo-Effekt, mach ihm klar, daß es nicht seine Schuld ist, wenn es zu Hause nicht gleich so klappt wie in der Klinik. Daß er sich Zeit lassen kann und nicht mehr von daheim weg muß.

    Liebe Grüße
    Pandora

  • Hallo Pandora

    Danke für deine ehrlichen Antworten.
    Ich glaube nicht, dass wir ihm das Gefühl vermitteln, dass wir nur stolz auf ihn sind wenn er abnimmt, denn es war ja sein Wunsch es zu tun. Er weiss ganz genau, dass wir ihn vorher genauso geliebt haben wie er ist, denn es war nie eine Diskussion über Diäten und abnehmen. Wir würden ihn auch nicht dazu zwingen, da wir ja selbst übergewichtig sind.
    Er bringt uns jedoch mit seiner Aktion dazu dass wir jetzt mit ihm etwas tun, um ihn zu unterstützen und ihm zu zeigen, dass wir sein Wunsch abzunehmen ernst nehmen.
    Diätenwahn wird es aber hier nicht geben, denn keiner von uns war je von einer überzeugt.

    Ich lasse mir deine Aussagen trotzdem durch den Kopf gehn, das hilft mir vielleicht andere Fehler zu vermeiden, die wir noch begehen könnten, wo jetzt aber keiner dran denkt.
    Ich hoffe auch, dass es durch die viele professionelle Unterstützung zu keinen dramatischen Essstörungen kommt.

    Für jeden Gedankengang euererseits bin ich aber weiterhin immer offen, denn viele Köpfe denken mehr als einer

    Tschüss
    Michèle

  • Deine Beiträge hören sich sehr gut an, finde ich - die Liebe zu deinem Kind kommt ganz deutlich rüber, Michèle.:)
    Ich meinte auch gar nicht, daß es bei euch so zutreffen muß, was für mich galt. Die Voraussetzungen sind bei euch ja ganz anders.

    Liebe Grüße
    Pandora :)

  • Zitat von Michèle36


    Für jeden Gedankengang euererseits bin ich aber weiterhin immer offen, denn viele Köpfe denken mehr als einer


    Na ja, dafür ist ja das Forum auch da! Für was hat man schließlich Freunde? :p

  • Ein grosses Hallo und Hurra. Ja er ist wieder hier. Wir haben ihn am 28. abgeholt und sind am 30. gleich in Urlaub gefahren. Den hatten wir alle bitter nötig.

    Jetzt sind wir wieder zu Hause. Es geht ihm soweit gut. Er hat aber tatsächlich am 1 Abend gar nicht realisiert, dass er zu Hause ist. Erst am Freitag beim Mittagessen fiel ihm ein, dass er doch schon hätte Fernsehn können. Er sagte mir auch im Haus dauernd wo er geht. Ich hab ihm gesagt, er wäre zu Hause und könnte in jedes Zimmer gehn ohne sich zu melden.

    Vor einer halben Stunde sagte er zu mir :" Weisst du die hatten immer einen den sie dort fertig gemacht haben. Bevor ich es war, war ein anderer dran, der war nur 2 Wochen da. Dann hat er allen erdenklichen Mist gebaut und ist weggelaufen, nur damit sie ihn rausschmeissen und er nicht dort bleiben muss.Ich glaube der hat sich sein ganzes Leben versaut." :confused: :confused:
    Wir haben am letzten Tag noch mit dem Psycho gesprochen, weil der doch genau wissen wollte was vorgefallen ist. Wir haben ihm alles erzählt, doch am Ende des Gespräches verstand er immer noch nicht wieso wir ihn abholen. Das wäre doch alles bestimmt nicht sooo oder aber ganz anders. :mad: :mad:

    Der Urlaub war toll. Wir waren in unserem Häuschen in Südfrankreich und haben stundenlange Strandspaziergänge gemacht und den Restsommer dort genossen. Jetzt haben wir neue Energie um hier neu durch zu starten.

    Ich werde mich in den nächsten Tagen genauer zu seinem Aufenthalt äussern.
    Für heute möchte ich euch alle knuddeln, weil ich einfach glücklich bin. :p :D :)

    Bis bald
    Michèle

  • Hallo Michèle


    Also auf dieses Geschwätz des Psychologen solltest Du nichts geben, aber das tust Du ja wahrscheinlich sowieso nicht. Leider ist es so das sich manche Leute in der Gruppe so verhalten wie Dein Sohn es Dir vermutlich geschildert hat. Ich selber habe ja wie ich schon berichtet hatte 6 Jahre in Internaten verbracht. Ich habe oft eingegriffen wenn ich so etwas bemerkt habe. Manche Leute können oft nicht anderes als auf diese Weise den Frust auf ihre eigene Situation abzulagern. Da hilft nur das jemand die betreffende Person auf Normalmass zurechtstutzt und das Opfer versucht wieder aufzubauen.


    Natürlich würden die leitenden Personen der Klinik es niemals zugeben das so etwas passieren kann. Wer gibt denn auch schon gerne zu das er Mist gebaut hat!


    Was allerdings passieren kann ist das es hinter den Kulissen jetzt gewalltig knallt und die betreffenden Patienten einen ordentlichen Anschiss bekommen.


    Ich bitte Dich meine recht deftige Wortwahl zu entschuldigen, aber ich schreibe eben so wie ich fühle und denke.


    Ich bin wirklich mal gespannt auf den genauen Bericht.


    Du schreibst das sich Dein Sohn melden mußte wenn er in ein anderes Zimmer geht? :confused: :confused:


    Du bist aber sicher das er in einem Sanatorium war und nicht in einem Gefängniß?


    Liebe Grüße, Dein Frank

  • Hallo zusammen.
    Die Nachtschicht ist vorbei und ich habe noch etwas Zeit vorm Kochen.
    Unser Sohn hatte gestern seinen ersten Schultag hier und ist glücklich, dass er einige seiner alten Klassenkamaraden in der Schule hat. den Schulweg von 2 Kilometer geht er täglich freiwillig zu Fuss. Das sind schon 4 km am Tag, obwohl er gratis mit dem Bus fahren könnte.

    Also es war so:

    Bei der Aufnahme war es wie damals bei Sandy. Von einem zum Andern .Psycho, Arzt, Verwaltung usw. Dazwischen immer wieder warten.
    Dann wurden wir auf sein Zimmer gebracht. SCHOCK. Der erste Eindruck war wie in der Kaserne, nur dass hier noch die Wänder verdreckt waren und die Möbel zum Teil krumm und kaputt waren. In diesem Zimmer wurden wir dann seinem Zimmergenossen vorgestellt, der auch gleichzeitig sein PATE sein sollte. Der Junge war sehr nett und woherzogen und 14 Jahre alt. Welche Aufgaben ein Pate hat, wussten wir bis dahin nicht.
    Wir haben unseren Sohn einquartiert und einige Jungs kamen gleich rein um hallo zu sagen. Es kam zum Gespräch, wer denn schon wie lange da ist und wieviel abgenommen hat.
    Es gab welche die in 4 Monaten 3 Kilo abgenommen haben, andere in 6 Monaten 20 Kilo usw.

    Nachdem wir unseren Sohn schweren Herzens am folgenden Tag verliessen,
    waren wir auf einiges gefasst, doch nicht auf alles.

    Es begann mit Heimweh, was für uns sehr normal war. Wir redeten mit ihm, und setzten uns auch mit dem Psycho in verbindung, damit einer ihn dort ein wenig auffängt. Am Telefon alles palletti, doch getan wurde null.

    Unser Sohn sollte dann seine Therapeuten und Zeiten gezeigt bekommen. Das musste der Pate machen. Der Pate sollte mit ihm eine Regenjacke kaufen gehn, ihm zeigen wo er seine Wäsche abgeben soll usw. Wozu gibts Erzieher :confused: .

    Unser Sohn wurde 3 Wochen vor Schulbeginn aufgenommen. Ausser seinen Therapien, am Nachmittag, waren die Kinder ihrer Eigeninitiative überlassen. Wer was machen wollte musste sich also selbst beschäftigen. Abends konnte er manchmal mit zum Schwimmen, wenn noch Platz im Bus war, denn die Plätze waren begrentzt.

    Auf meine Frage was er so den ganzen Tag macht, wenn keine Therapie ist, antwortete er, mich langweilen, Musik hören und lesen.

    Am dritten Tag kamen schon einige zu ihm um sich Geld auszuleihen. Er verweigerte dies. Da wurde er belehrt:"Ach komm auch du wirst nach einer Woche zum Laden oder zur Tanke rennen und dir Schoki kaufen."

    In den Wochen wo er da war, erzählte er uns oft von den Jungs, die Tafelweise Schokolade esse, aber immer erst Samstags, nach dem Wiegen. Sie haben dann die Woch Zeit um es wieder zu verarbeiten.
    Bei unseren Besuchen haben wir Jugendliche begegnet die auf der Tanke waren um Schoko, Alkohol und Zigaretten zu kaufen. Unser Sohn sagte, dass oft am Wochenende, wenn der Ezi seine Runde gedreht hat auf den Zimmern Alkohol getrunken wird.

    An seinem ersten Schultag rief er mich morgens um halb acht von der Bushaltestelle aus an und sagte, ejemand hätte ihm ein Loch in seine neue Jacke gebrannt. Er wusste aber nicht wer und womit und hat geweint, weil er sich schämte so zur Schule zu gehen. Später rief er an und sagte die Jungs hätten während seiner Abwesebheit im Zimmer mit Deo und Feuerzeug gespielt und einer wäre aus Versehen gegen sein Jacke gekommen.
    Ich rief daraufhin beim Ezi an und fragte wo bitte die Aufsicht ist und dass dies böse Folgen hätte haben können, wenn es zum Brandt gekommen wäre oder wenn mein Sohn die Jacke gerade getragen hätte. Mir wurde am Telefon versichert man kümmere sich um Aufklärung und dass der Schaden geregelt wird. Unser Sohn wusste nicht, dass ich mit dem Ezi gesprochen hatte und ging später selbst hin. Ein anderer Ezi antwortete ihm dann: " Weisst du hier geht täglich soviel kaputt oder wird kaputt gemacht, ich kann da nichts machen." :confused: :mad:

    Der Schaden wurde geregelt, weil wir selbst herausfanden wer es war und uns mit den Eltern in Kontakt gesetzt haben. Friedlich und zivilisiert.

    Die Schule hatte begonnen. Es wurde Schulmaterial gekauft. Nach der ersten Woche fehlten dann jedoch noch verschieden Sachen, da die Jungs ihre Lehrer ja nicht alle an einem Tag gesehen haben.
    "Wir fahren nicht mehr zum einkaufen." Wir haben die Sachen hier gekauft und beim nächsten Besuch mitgenommen.

    Eines Abends geht wieder das Telefon hier. Unser Sohn fragt, ob ich ihm bei der Rechenaufgabe helfen kann. Wieso fragst du nicht die Ezis?
    "Habe gefragt. Die Erste hatte keine Zeit, weil sie aufpassen muss (im oder auf's Ezi-zimmer) die Zweite ist nicht so gut im Rechnen." :confused:

    Seine Brille hatte ein Glas verloren."Trag sie zu den Ezis, die können morgen wenn du zur Schule bist schnell zum Optiker fahren(5km hin, 5km zurück) dann hast du sie morgen wieder."
    Erster Tag "Ich muss die Brille dem Zivi geben, der soll fahren."
    Zweiter Tag" Hab den Zivi nicht getroffen war in der Schule und zur Therapie"
    Dritter Tag" Zivi sagt ich soll selbst hin kann ja zu Fuss gehn"
    Vierter Tag eine E-mail unsererseits an die Verwaltung. :mad: :mad:
    Fünfter Tag" Zivi war heute morgen gleich mit meiner Brille zum Optiker".

    Wir telefonieren fast täglich. Während unseren Gesprächen schreien hysterische Mädchen, Jungs rülpsen ungehalten durch die Gegend. Sie beschimpfen unseren Sohn als dummes dickes (Nationalität) Schwein. Du stinkst. usw.

    Kommen wir zu Besuch, sind alle soooo nett, sogar die Ezis.

    Unser Sohn ruft in Panik an."Einem Jungen wurde etwas gestohlen. Ein M¨dchen behauptet ich hätte das Ding. Das stimmt aber nicht. Der Junge sagt, wenn er sein Ding bis heute Abend nicht zurück hat, schlägt er mich im Duschraum zusammen bis ich nicht mehr aufstehe." Hast du das dem Ezi gesagt?
    "ja die meinen wir sollen das unter uns regel." :mad:
    Währenddem er mir dies erzählt, steht das Mädchen in der Nähe und auch der Junge hat es mitbekommen. Sie gibt dann zu, dass sie das Ding hat und geht es holen. Der junge entschuldigt sich halbwegs." Sorry, hattest ja noch mal Glück".

    Die ständigen Belästigungen vom dicken Schwein und stinken usw gehen unserem Sohn an die Substanz.
    Da wir das auch in der Brillenmail erwähnt haben, wird unser Sohn mit den Jungs zum Leiter gerufen. Grosse Aussprache, alles halb so wild. Fazit, unser Sohn soll doch bitte zweimal täglich duschen. Es wird ein Aufpasser geben, der die kontrolliert. :confused: :confused: :confused:

    "Es gibt welche hier die duschen 4 Mal am Tag" . Seine Haut lässt mit reaktionen nicht lange auf sich warten.

    Es gab Tage, da ist er nur aufgestanden zum Essen und der Rest war Zimmer. Seine Zimmerliste wurde 4 Mal angezündet und er bekam die Ausgangssperre.

    Die ärztin meinte am Telefon, dass er bei der Ausdauer etwas Probleme hätte. Er würde nicht laufen. Zu dem Zeitpunkt wiegt er noch 155 Kilo. Andere mit dem Gewicht würden auch laufen.
    Meine Kinderärztin hat ihm hier strickt verboten zu laufen. Er soll Sportarten machen die seine Gelenke noch schonen, da er zu schwer sei und er sonst sehr grosse Probleme bekommen kann. Schwimmen, Radfahren, Spazieren, Krafttraining. Nicht Laufen. Schon gar nicht auf asphaltierten Wegen.

    Er wartet seit 10 Tagen auf seine saubere Wäsche.
    Wir telefonieren zusammen, da kommt ein Ezi vorbei. Ich sag, frag gleich nach deiner Wäsche. Er tut das und der Ezi sagt, komm später vorbei, dann holen wir sie. Nach unserem Gespräch hatte der Ezi Dienstschluss und der andere keine Zeit.
    Nach 14 Tagen sage ich ihm er soll einen Zettel für die Zimmerfrau hinlegen, da die normalerweise die Wäsche immer mitbringt.
    ZETTEL " Wann kriege ich meine Wäsche? Warte seit 14 Tagen"

    Nach der Schule kommt eine Erzieherin zu Ben, das wäre eine frechheit und er hätte sich ja da wohl im Ton vergriffen. Er hätte ja nach seiner Wäsche fragen können. "Hab ich ja beim ..". Keine Antwort. Sie ging kommentarlos mit ihm seine Wäsche holen.

    Ich sage ja Therapie ok. Aber Erziehung und Pädagogik NULL.
    Er wurde in den ganzen Wochen auch nie medizinisch kontrolliert.

    Vielleicht mögen diese Sachen für einige von euch nur belanglos erscheinen. Wir als Eltern haben andere Vorstellungen von Erziehung und ich möcht mir nicht vorstellen in welchen psyschichen Zustand er gewesen wäre, wenn er seine 6 Monate dort geblieben wäre.
    Jetzt beim Schreiben hat sich mein Gesicht sogar erhitzt vor Wut.
    Dies ist nur niedergeschrieben. Jemand der es erlebt hat, versteht es vielleicht besser.

    Schönen Tag noch
    Bis bald
    Michèle

  • Liebe Michèle,

    vielen Dank für diesen ausführlichen und erschreckenden Bericht. Mein erster Gedanke dazu: Es hat sich seit damals nichts verändert, jedenfalls nicht zum Positiven hin. Die Kinder und Jugendlichen werden alleine gelassen in und mit ihren Problemen, weil die ErzieherInnen dort ihren Job - aus welchen Gründen auch immer - nicht verantwortungsvoll ausüben. Das ist traurig.

    Zitat

    Unser Sohn sollte dann seine Therapeuten und Zeiten gezeigt bekommen. Das musste der Pate machen. Der Pate sollte mit ihm eine Regenjacke kaufen gehn, ihm zeigen wo er seine Wäsche abgeben soll usw. Wozu gibts Erzieher :confused: .

    Diese Vorgehensweise ist in Kliniken für Erwachsene scheinbar gängig. Der Patient (der Pate) soll damit wohl Verantwortungsgefühl entwickeln können und dem "Neuen" auch helfen, sich in die Gruppe zu integrieren - natürlich kann dadurch auch Personal eingespart werden...:rolleyes:

    Mir kommt es so vor, als ob die Patienten in dieser Klinik nur ein "lästiges Übel" wären. Das Personal macht sich keine Gedanken darüber, daß dieses "lästige Übel" im weiteren Sinne ihr Gehalt bezahlt.:mad:

    Jemand hat mir mal gesagt: "Der Fisch stinkt immer vom Kopf her". Meiner Meinung nach wäre die Klinikleitung gefragt, diese Zustände zu ändern. Allerdings ist die Notwenigkeit einer Änderung wohl eher gering, solange es noch genügend Eltern gibt, die ihre Kinder dorthin gehen lassen - in der irrigen Annahme, das Beste für sie zu tun.:(

    LG
    Pandora

  • Hallo Michèle,


    vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht über die Erfahrungen Deines Sohnes. Das, was Du schreibst, klingt alles andere als belanglos und passt zu dem, was hier schon über Diätkliniken für Kinder und Jugendliche und die Insula im besonderen zu lesen war. Ein pädagogisches Konzept oder zumindest ein Interesse an den einzelnen Kindern und ihren Problemen scheint es dort nicht zu geben. Hauptsache, sie nehmen in möglichst kurzer Zeit möglichst viel ab, alles andere ist gleichgültig. Leider vermute ich, dass die meisten Eltern das auch nicht anders sehen - umso frustrierender für die Kinder, wenn sie ihr Gewicht anschließend nicht halten können. Eure Familie ist da sicher eine Ausnahme.
    Deshalb ist die Aufklärung über die Zustände dort auch so wichtig - es kann gar nicht genug solcher Berichte geben. *g*


    Viele Grüße und alles Gute für Euch,


    Kimmie

  • Die Sache mit dem "Paten" sehe ich nicht so eng - das ist schon vernünftig und sinnvoll, Kinder mit kleinen Aufgaben zu betrauen, die Verantwortung beinhalten.


    Aber alles andere, was ich in deinem Bericht gelesen habe, läßt in mir eine ungeheure Wut aufsteigen!

  • Oh man Michèle,


    dein Sohn tut mir wirlich leid. Ich wünschte, er hätte diese Erfahrungen nicht machen müssen!
    Hoffentlich wird das andere Eltern (die mit dem Gedanken an eine Kur für ihr Kind liebäugeln) zum Nachdenken bringen.


    Haltet euch tapfer,


    Rika

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