Gefangen in mir mit essstörung

  • guten morgen zusammen,


    ich schreibe heute aus einem sehr verzweifelten zustand heraus.
    ich bin leider seit 10 jahren bulimisch und möchte gerne abnehmen.klar, viele denken wahrscheinlich"mädel, werde du erstmal gesund".aber genau das ist der punkt.dieses ganze gerede von" du musst lernen dich selber zu lieben und nicht abzunehmen", dass ist bei mir einfach nicht drin.
    gestern hatte ich wieder mal 4 essanfälle und habe mich danach immer übergeben.am abend war ich dann bei einer freundin zum essen eingeladen.ich habe mich beim essen so zurückgehalte, während sie in sich reinstopfte und dabei eine figur hat, die jede frau zur neiderin werden lässt.
    ich würde so gerne auch mal frei essen, ohne gedanken dass das so und so viele kalorien hat.aber ich bin in mir gerade gefangen...überall hört man wie man abnehmen kann...dann dazu die warnenden gegenmeinungen.ich habe mir nun ein fastenbuch ausgeliehen...da soll man dem körper anscheinden was gutes tun und den anfang schaffen für eine gewichtsabnahme durch ernährungsumstellung.ich habe diese buch gestern angeguckt und konnte darin kaum lesen...ich stand so unter druck , dass ich die einzelnen kapitel nur so überflog, weil ich so die schnauze voll habe vom kasteien und aber weiss, dass ich was tun muss.ich leide wie ein tier...verstecke mich im hochsommer in weiten klamotten und kann keinen weg finden endlich mal ein wenig anzunehmen.ich schaffe das nicht mehr mental...als ob ich da im kopf durch dieses ständige thema blockiert bin.


    wer kann mir mal einen tip geben....ist fasten ok als einstieg, oder was gibt es den wirklich für gute und langfristige abnehmtips?


    muss man sich wirlklich alles verbieten ausser am wochenende? das hab ich auch schon versucht...aber dann war ich die ganze woche über sehr launisch und wartete nur auf das wochenende.das essen und abnehmen sind so zentral in meinem kopf....ich weiss nicht mehr weiter und ich werde noch verückt!


    bitte helft mir wenn ihr einen rat kennt!

  • Du solltest dringend mit deinem Arzt über eine Therapie sprechen. Du musst den Grund für deine Bulimie erkennen. Deine Essstörung mit Fasten in den Griff zu bekommen ist der absolut falsche Weg. Dein Problem ist nicht vordergründig das Essen, sondern mit deinen Ess-Brech-Anfällen reagiert dein Körper auf etwas tiefgründiges. Vielleicht kennst du das eigentliche Problem, vielleicht aber auch nicht.


    Ich kann dir nur den Rat geben, dir professionelle Hilfe zu suchen, denn wir sind hier Laien, die sich das eine oder andere erarbeitet haben. Wir können Hilfestellung geben und Begleitung auf dem Weg zur Selbstakzeptanz anbieten, aber keine Probleme lösen.

  • Hallo Vaja,


    ich schließe mich Lulu an.


    Es fängt immer im Kopf an! Du wirst kaum abnehmen können, solange du die Bulimie nicht an der Wurzel packst. Dabei kann dir nur jemand helfen, der damit professionell Erfahrung hat, sprich: ein Therapeut. Geh zu deinem Hausarzt und erzähl ihm deine Geschichte. Er kann dir eine Überweisung zu einem Therapeuten ausstellen. Oder ruf bei deiner Krankenkasse an. Auch die können dir einen Therapeuten (der vielleicht sogar auf Essstörungen spezialisiert ist) empfehlen.


    Ich denke nicht, dass du alleine aus diesem Teufelskreis raus kommst. 10 Jahre Bulimie ist eine chronische Essstörung. Du musst lernen, das Essen nicht mehr zum Mittelpunkt in deinem Leben zu machen. Und genau das lernst du in einer Therapie. Kein Therapeut der Welt wird mit so pauschalen Sätzen wie „Du musst dich selbst lieben lernen.“ ankommen. Er/sie wird dir zuhören, dir Fragen stellen und mit der Zeit wirst du immer mehr Zusammenhänge zwischen deinem Leben und deiner Essstörung erkennen. Und die Fallen sehen, in die du immer wieder tappst. Essstörungen dienen als Stabilisator, weil Menschen mit Essstörungen es nicht gelernt haben, ihre Probleme/Sorgen/Bedürfnisse etc. anders zu verarbeiten. Die Seele hat Hunger, also füttern wir sie. Einige von uns behalten die Nahrung dann in uns, andere – wie du – kotzen sie wieder aus.


    Nutze den Therapeuten, um dich bei ihm/ihr mit Worten auszukotzen!


    Ich wünsche dir ganz viel Kraft!


    Babs

  • Hallo vaja,


    Ja, das hört man, daß dein Zustand ein sehr verzweifelter ist!


    Zitat

    "mädel, werde du erstmal gesund".aber genau das ist der punkt.dieses ganze gerede von" du musst lernen dich selber zu lieben und nicht abzunehmen", dass ist bei mir einfach nicht drin

    Nein, dafür ist bei dir wirklich zur Zeit überhaupt kein Platz. Das sehe ich auch so wie du.
    Ich frage mich auch inwieweit einer unserer Beiträge dich erreichen kann. Du willst eigentlich nur eins hören: Die Diät X ist DIE Diät mit der du es schaffen wirst, oder?


    Du bist krank. Deine Krankheit nennt man Bulimie. Der Arzt der gemeinsam mit dir an der Heilung arbeiten kann, ist ein Therapeut. Ein Therapeut ist nichts für Bekloppte, sondern er ist ein Arzt.


    Du solltest einen Hausarzt aufsuchen, der dir eine Überweisung gibt. Dann kannst du nach einem Therapeuten suchen und solltest dich bei diesem auch auf den ersten Blick wohlfühlen. Deine Krankenkasse kann dir übrigens genau erklären, wie das abläuft mit einer Therapiebeantragung etc. Man muss sich nicht schämen, wenn man die anruft. Das ist Alltag für die und es gibt Tausende, die sie wegen einer Eßstörung anrufen.


    Wenn du deine Krankheit verstanden und besiegt hast, dann wirst du nicht mehr neidisch sein auf die Figur deiner Freundin und wirst dir auch nicht mehr alles in der Woche verbieten und am Wochenende dann zuschlagen und du wirst genießen und Lust am Essen gewinnen.
    Aber das Wichtigste ist, daß dein Leben wieder Spaß machen wird. Im Moment ist dein Leben, wie du es beschreibst nur Kampf.


    Gegen was oder wen kämpfst du mit soviel Gewalt und Willenskraft?


    helfenswillige Grüße,
    Teichrose

  • ich danke euch drein für die ehrlichen worte.
    was ihr schreibt ist voll und ganz richtig.
    aber wisst ihr, ich habe schon so viele therapeuten hinter mir, zuletzt war ich in einer selbshilfegruppe.ich versuchte mich immer einzulassen auf den therapeuten.aber die stunden gingen schnell rum und jedesmal, wirklich jedesmal hatte ich das pech, dass der doc exact nach stunde arbeitete und immer auf die uhr schaute.wisst ihr wie ******** das ist? man sitzt da, erzählt alles was die seele so intus hat und bekommt jedesmal das gefühl vermittelt, dass man eben nur einer von vielen ist und der nächste draussen schon zur theraphie wartet.


    ja, ich bin krank.was mit mir ist...keine ahnung.fühl mich oft so einsam, habe verlasenängste.ich bin 28 jahre alt und habe seit vier jahren keinen freund...geschweige denn richtige warmherzige freundin.ich suche die nähe, den kontakt zu menschen der NICHT oberflächlich ist.
    ich mache mir immer so sehr den kopf was die welt angeht, möchte immer zu helfen und verdränge gerne mein eigenes problem.wenn ich hier so die erfahrungsberichte lese, dann fühl ich mich hier wohler.ihr seit zwar alle nur im netzt, aber ihr habt auch grosse sorgen...ich stehe da nicht so unter druck perfekt zu sein...perfekt auszusehen.


    ich wünschte ich hätte so was wie eine beste freundin...zum lachen, weinen, unternehmen.eine, die eben nicht so ein modedünnpüppi ist, sondern die lebt wie sie ist und das leben voll geniesst.ich habe so viele ********rfahrungen gemacht mit menschen....lass ich sie in mein herz...gehen sie alles wieder..irgendwann.es geht hier wirklich nicht nur um männer...ich meine menschen generell.ich bin kein isolierter aussenseiter.aber ich komme mit verlusten kaum klar.
    ihr macht mir mut und obwohl wir uns nicht kennen erreicht ihr mich mit euren worten sehr!
    ich fühle mich in dieser welt einfach deplaziert....wie ein aussetzige.


    danke für eure antworten!!!!

  • Liebe Vaja,


    für mich klingst du mittlerweile nach schwersten Depressionen.


    Hast du schon einmal eine stationäre Therapie gemacht?


    Es kostet sicherlich Überwindung, sich einem Therapeuten zu öffnen, aber du musst dir immer vor Augen halten, dass der viel Geld dafür kriegt, dass er dir zuhört. Er ist nur dafür dar, um dir zu helfen. Saug alles aus ihm/ihr raus, was für dich wichtig ist. Benutze ihn ;)


    Und dann denk dran, wieviele andere Leute noch Probleme haben. Wenn er sich für jeden unbegrenzt Zeit nehmen würde, kämen die ja nie dran. Also pack alles in eine Stunde, was nur geht. Der MUSS dir zuhören ;)


    Viele Grüße
    Babs

  • Hallo vaja,


    Ich finde auch wie Frauvonheute, daß sich das mittlerweile nach einer schweren Depression anhört und da rauszukommen ist wirklich nicht einfach, wie ich weiß.


    Du schreibst von deinen vielen Therapien.
    Was hätte anders laufen sollen? Gibt es die Möglichkeit all das nochmal anzufangen und von Anfang an darauf zu achten, daß es nicht schief läuft?


    Eine beste Freundin, Freund kannst du dir wünschen, aber das ist ein sinnloser Wunsch. Das ist so wie die vielen Frauen (ich auch :) die die Therapie anfangen mit einem "Ich würde gerne morgen schlank sein".


    Bringt nichts. Das kernproblem ist ein anderes.
    Was ist denn in deiner/n Therapie/n passiert? Hat es dich kein Stück weitergebracht? Das kann ich fast nicht glauben. Das müssen dann ja wahnsinnige Stümper gewesen sein.


    Was siehst du im Moment für Wege?


    Wegweiser-aufstellende Grüße,
    Teichrose

  • momentan versuche ich der tatsache ehrlich und klar ins gesicht zu sehen.als ich heute morgen beim sport war, da war neben mir in der umkleide eine magersüchtige frau.die hatte wirklich nur noch knochen und gerademal am po etwas fleisch.
    ich habe mich, entschuldigt wenn ich das so sage, fürchterlich geekelt.
    und so was soll also besser und erstrebenswert sein?


    schwere depris habe ich, laut thera, nicht.ich bin nur unhemlich perfektionistisch kombiniert mitgrosser ungeduld! meine ansprüche sinmd zu hoch, so dass ich sie nie erreichen werde und dann immer wahnsinnig traurig bin wenn ich nicht schaffe.aber depressiv werde ich dadutrch nicht.das ich was tun muss weiss ich.


    die letzet theras habe mich viel reden lassen ohne mal mir einen tip zu geben.ich ging jedesmal frustriert nach hause.am anfang , so dachte ich, ist das ja normal wenn arzt still zuhört.aber ich war fast ein jahr in behandlung und nichts änderte sich.ich öffne da meine seele und suche nach ratschlägen, verhaltensmustern die ich mir aneignen soll um gesund zu werden und die gucken immer auf die uhr und sagten immer: bis zum nächsten mal!"


    toll!

  • Hallo vaja,


    Zitat

    und so was soll also besser und erstrebenswert sein?

    Um Himmels Willen: nein.
    Wer sagt denn, daß Magersucht erstrebenswert ist?


    Und selbst wenn die Mehrheit sagen würde, daß Magersucht ganz toll ist, dann heißt es noch lange nicht, daß man dem Folgen muss!
    Ziel sollte es meiner Meinung nach sein so zu leben, wie man selber es für richtig und gut hält.


    Zitat

    die letzet theras habe mich viel reden lassen ohne mal mir einen tip zu geben.

    Verstehe ich es richtig, daß du eine Therapie gemacht hast und das war eine Gesprächstherapie?


    Ich finde ein fehlgeschlagener Versuch ist kein Grund dafür die Flinte ins Korn zu werfen.


    Was hälst du von:
    a) neuer Gesprächstherapie
    b) mal eine stationäre Therapie
    c) eine Selbsthilfegruppe
    d) Gespräch mit der Krk.-kasse über was sie zahlen und was nicht


    Du schreibst viel darüber, was du willst, daß in deinem leben passiert.
    Eine Freundin soll kommen, vielleicht ein Freund und du möchtest, daß der Therapeut dir den Weg zeigt und dir Ratschläge gibt, die du dann nur anwenden brauchst und ... buff ... eine neue vaja.


    Meine Frage: was bist du bereit zu tun? Also Dinge auf die du wirklich Einfluß hast und ändern kannst. Ob eine Freundin über den Weg rennt oder der Therapeut DEN Ratschlag hat .... das kannst du nicht bestimmen.


    Was gibt es also an Dingen, die du bestimmen kannst an denen du bereit bist von heute auf morgen etwas zu ändern und was kannst du dir längerfristig vorstellen?


    verändernde Grüße,
    Teichrose

  • hallo teichrose,


    deine antwort hat mich wirklich sehr zum nachdenken angeregt.du hast recht, irgendwie hab ich immer geguckt was passiert wenn sich die äusseren umstände ändern.ich habe mich wirklich, aufgrund meines gewichtes und dann später aufgund der bulimie, immer weiter in mir verkrochen.ich schaffte es nicht gegen mich anzukämpfen.
    z.b. heute morgen. ich habe mir extra am samstag zum frühstück gesundes müsli und sojamilch gekauft.ansonsten frühstücke ich immer so gerne chiabatta-brötchen, weil die so herlich weich sind.ich weiss, dass weissbrot ganz schlecht ist.aber als ich dann heute morgen aufwachte und müsli essen sollte, da war ich schlecht gelaunt.ich konnte nicht gegen mich ankämpfen um den bäcker sein lassen.jetzt, nachdem ich gefrühstückt habe, und zwar falsch, fühle ich mich wieder als versagerin.
    ich hab so oft versucht meine innere struktur, und dazu gehört ja auch die ernährung, zu ändern.aber sobald es ums essen geht und ich vernünftiger essen will...zack, da geht was in meinem kopf ab.das ist das selbe wie wenn ich ein diätbuch oder fasten buch lese.dann ging früher super.heute kann ich keine seite mehr davon lesen...es ist, als ob da eine dicke leseblockade in mir ist.und das ist keine übertreibung.


    deine ideenratschläge erneut eine therapie anzufangen haben mich veranlasst heute nach freien plätzten unter theras zu gucken.ja, ich muss es nochmal versuchen.aber ich hatte mind. schon 3 versuche.weisst du, ohne mich rauszurden....irgendwann verliert man das vertrauen. und bitte glaube nicht, dass ich in dr ecke sitze und warte dass mir jemand hilft.das kam vielleicht so rüber mit meinen äusserungen bezüglich bester freundin und ratschlag thearpeut.ich habe bis zum umfallen an mir gearbeitet und mir mut gemacht.aber bulimie ist eine heimtückische krankheit.gerade jetzt im sommer wenn du mit vielen überschüssigen kilos kurze sachen tragen musst...den in langen gehts du ein.


    ich bin im übrigen bereits in einer selbsthilfegrupe...aber was soll ich sagen, wir sind dort sowohl magersüchtige als auch bulimikerinnen.und weisst du was schrecklich ist? ich bin die einzige die dick ist und es herrscht untereinander konkurrenz wer am dünnsten ist.die geben sich tips wie man besser erbricht und reden von gesundem essverhalten wenn man am tag einen salatkopf ohne sosse ist.
    ich habe wirklich viel versucht...aber gerade die gruppe zog mich noch mehr runter!!


    aber ich gebe nicht auf!

  • Hallo vaja,


    Das Beispiel mit dem Frühstück gefällt mir.


    Du willst Müsli essen, isst aber das weiße Ciabattabrötchen. Müsli hast du in die Kategorie "GUT" gepackt und Weißmehlprodukte in die Kategorie "SCHLECHT".


    Eine Eßstörung dient immer auch dazu dich selber zu bestrafen. Kategorisierst du dein Essen in GUT und SCHLECHT ist es natürlich besonders einfach, dich selber zu bestrafen.


    Ich würde erstmal alles Essen in die Kategorie GUT stecken.
    Auf dem langen Weg aus der Eßstörung wirst du dann für dich seber herausfinden, welche produkte für deinen Körper besser und welche schlechter sind. Aber das hat dann nichts mehr mit Weißmehl und gutem Müsli zu tun. Du mußt lernen deinen Körper (nicht deine Psyche) zu hören und zu hören, ob der Körper bei einem Ciabattabrötchen GUT oder SCHLECHT sagt.


    So ökomäßig ich ja beim Einkaufen drauf bin und auf Bioprodukte achte und nur Sachen aus der Region esse, damit keine unnötigen Transporte anfallen und so weiter, bin ich nach wie vor Weißmehlesserin.


    Wenn ich Ökonudeln sehe, dann vergeht es mir.
    Ist halt so. Ist aber auch nicht schlimm. Und morgens schon auf Körnerbrötchen kauen, ist mir viel zu anstrengend (allerdings bin ich Müsliesserin :) bis auf wenige Ausnahmen, wenn Besuch da ist oder so).


    Ich verstehe, wenn du schreibst, daß man manchmal einfach den Mut verliert. Ja, das verstehe ich sehr gut, weil ich momentan auch in einer sehr schlechten Phase bin. Aber mit allem aufzuhören, was einem helfen könnte, bedeutet nur, daß es noch schlechter wird und das darf nicht sein.


    Auch die Beschreibung deiner Selbsthilfegruppe kenne ich nur zu gut. Ich war nie in einer Selbsthilfegruppe, habe aber über das zentrum für Eßstörungen in Bonn öfter mal an Wochenenden für Eßgestörte teilgenommen.


    Ich beschrieb es schon in einem anderen Thread: die Teilnehmerinnen waren alle Magersüchtige im Alter von 17-23 Jahre. Bis auf mich mit 34 Jahren und Esssucht und eine Bulimikerin die 35 Jahre ist und ca. 100kg hat (also auch nicht dick im Vergleich zu mir :)


    Was an diesen Wochenenden passierte war, daß es sich natürlich überwiegend um Magersucht drehte;
    das kein Verständnis von den Magersüchtigen mir gegenüber da war;
    das es für Jüngere immer schwieriger zu sein scheint mit Älteren umzugehen, als umgekehrt;
    das ich in die Rolle der Beschützerin reinrutschte und für alles Verständnis hatte, aber leider mich selber vergessen habe.


    Ich geh da auch nicht mehr hin.
    Magersüchtigen beim Kauen eines einzelnen Salatblattes über 40 Minuten zu beobachten hatte auf mich eine außerordentlich appetitanregende Wirkung :) ("Aber keine Salatsauce über den Salat, sonst esse ich das nicht mehr!"


    Einmal einen Kreis von dicken eßgestörten Frauen zu haben die auch in etwa in meinem Alter sind oder älter (in jedem Fall eine Ausbildung etc. hinter sich haben), wäre ein großer Wunsch von mir. Aber Dicke scheinen sich schwerer zu tun damit ihre Eßstörung zu bemerken und zuzugeben, weil es in der Gesellschaft auch kein Thema ist.


    Ich verstehe dich. Fände es aber toll, wenn du dir mal Zeit nimmst einen neuen Therapeuten zu suchen, denn u hast recht, wenn du sagst, daß du dich mit ihm blind verstehen mußt.


    Toll wäre es auch, wenn du in ein paar Monaten, wenn es Fortschritte gibt, diese auch berichtest! Das finde ich nämlich sehr interessant zu sehen, wie eine Entwicklung weitergeht.


    begleitende Grüße.
    Teichrose

  • Hallo Teichrose,


    ich kann Dich gut verstehen! Einerseits wird unterstellt, wer dick ist MUSS eine Essstörung haben (was ja auch nicht unbedingt so ist). Andererseits scheint diese Essstörung auch nicht besonders ernst genommen zu werden (die entsprechenden "Tips" und "Ratschläge" haben wir alle noch im Ohr). Bei Magersucht dagegen werden alle gleich ganz betroffen...


    Und ich kann soooooo gut nachfühlen wie das ist, dass man sich selbst immer noch ein Stückchen zurücknimmt. In Gruppensituationen ist das immer am stärksten "die haben Probleme, iiiich doch nicht..." und innerlich weine ich dann, weil mir niemand hilft.


    Schließlich habe ich ja eine prima Verdrängungstechnik entwickelt, und die "greift" vor allem in der Gruppe. Nur: ich weiß nicht, ob das nicht auf alle Gruppen zutrifft und ob das Argument "wenn ich doch nur in einer Gruppe sein könnte, wo alle so sind wie ich" nur ein Vorwand für mich ist. Denn schließlich bin ich nun mal einzigartig so wie ich bin, und ich werde - da kenne ich mich gut genug - mit Sicherheit wieder etwas finden, mit dem ich mich von den anderen abgrenzen kann.


    Wenn ich alles bewerte, was um mich rum passiert, dann heißt das ja auch, dass ich immer über mich selbst richte und mich selbst bewerte - und das meist nicht unbedingt vorteilhaft.


    Also wenn ich Essen in "gut" und "schlecht" einteile, und dann etwas esse, was "schlecht" für mich ist, dann bin ich selbst damit auch "schlecht". Aua!


    Tiny

  • Hallo Teichrose, hallo tiny,


    ihr habt den wunden punkt getroffen.irgendwie war mir das im unterbewussten schon klar in der selbsthilfegruppe, dass ich irgendwie dort fehl am platze bin.aber ihr beiden habt recht, es war nicht die tatsache dass ich allein oder später von 13 teilnehmerinnen zu zweit bulimikerinnen teilnahmen. ich war diejenige, die eben dick war und deshalb doch , laut siller gedanken der anderen, da nicht reingehörte. und doch wurde ich geduldet, weil ich keine konkurrenz war und immer sozusagen die schlussleuchte war.wenn untereinander mal wieder um das gewicht (magerste) konkurriert wurde, war der verlierer (der der am meisten wog von den magersüchtigen) doch nie der verlierer, denn es gab ja noch mich! und an mir kam keiner vorbei.mir ging es da wie dir @ teichrose, ich brachte verständnis für die anderen auf und vergass mich, denn irgendwie übernahm ich das gefühl, dass es bei mir, aufgund der dicke, doch nicht schlimm sein.ich schämte mich so sehr in die gruppe gegangen zu sein...anscheinend ging es mir doch zu gut laut gewicht. wisst ihr was noch schlimmer ist als von männern ausgelacht zu werden? das fiese und hinterhältige getuschel von frauen. frauen können ja so gemein sein...viel gemeiner als männer!!!


    aber....ich bin durch diese forum motiviert.ich habe heute ein erstes neues gespräch in einem therapiezentrum für essgestörte.also auch für adipöse und bulimische (auch bulimisch-dicke) menschen.
    ich kann hier so viel im forum loswerden und eure gedanken erreichen mich...das sagte ich bereits, auch wenns sich kitschig anhört...ist so!!!


    ich bin 28 jahre...und ich will seit so langer zeit nicht nur dünner sondern auch gesund werden.aber letzteres war nie so wichtig, hauptsache dünn!
    ich habe die schnauze so voll von der kotzerei und meinem selbsthass! jetzt MUSS erstes ziel sein: gesund werden!!!!


    teichrose, ich finde das sehr spitzenmässig gerade mit dir so frei reden zu können.
    aber du schreibst nun auch, dass du selber so in schwierigkeiten bist. darf ich erfahren was los ist? kann ich dir helfen...auch wenns vielleicht nur zuhören ist?

  • Hallo,


    @tiny
    Ich gehe bereits länger in Therapie und weiß, daß ich ein Problem habe (oder ProblemE :)
    In einer Gruppensituation sitze ich also nicht mit dem Gedanken "Ach ... die haben Probleme, aber ICH doch nicht", weil ich dafür einfach schon zu weit bin.


    Das was du beschrieben hast, war meine Situation früher. Bevor ich meine Eßstörung erkannte oder noch ganz am Anfang in der Therapie.


    Mein Problem an den Eßstörungsgruppen in denen zumindest in meiner Umgebung dann nur Magersüchtige im Alter von 17-24 sind, ist, daß ich mich hier nicht aufgehoben und beachtet fühle. Diese Gruppen arten in Kampf aus, weil viel der Magersüchtigen dort genau dieses Bild von den Dicken haben, die doch nur mal so viel Disziplin haben müßten, wie sie und dann ginge das schon.


    Ja, ich finde es schön ab und an mal mit allen abends in eine Kneipe zu gehen und zu quatschen. Aber ich fände es auch schön mal in einer Gruppe zu sein in der ich unterbewußt nicht das Gefühl habe, daß ich rechtfertigen muss, warum ich da bin, weil ich doch einfach mal weniger essen könnte.


    Das andere ist, daß die Teenies dann doch ganz andere Probleme haben (Schaffe ich meine MA Arbeit bis zur Deadline? Wie sage ich meinem Freund, daß ich sexuell noch nicht so erfahren bin? Wie lerne ich mich besser zu bewerben? ... ), die ich einfach seit Jahren hinter mir habe und bei denen ich innerlich das Gähnen anfange.


    Natürlich sind das wichtige Fragen! Aber ich befinde mich in einem anderen Lebensabschnitt und fände es schön mit anderen Frauen mich auszutauschen, die eben die Abschnitte Ausbildung, Familie gründen etc. schon gemeistert haben.


    @vaja
    Was du beschreibst ist das Typische, was einem als Dicke in so Gruppensiuationen passiert. Sich zurücknehmen, immer für die anderen da sein und alles dafür tun, damit es den anderen besser geht danach.


    Wie schön, daß du hier Mut findest und wieder etwas machen möchtest, denn das finde ich sehr wichtig.


    Aktuell hatte ich etwas über mich
    hier geschrieben. Ansonsten kannst du auch jederzeit auf mein HP Symbol klicken, da gibt es nämlich eine Menge über mich zu erfahren.


    Aber neben all dem geht es mir zur Zeit gesundheitlich gar nicht gut und das bedrückt mich. Bis zu meinen Hörstürzen im April war ich über 1 Jahr nicht mehr krank gewesen. Seit dem erneuten Hörsturz im Mai geht es bergab. Der Tinnitus wird immer lauter. Drehschwindel hat sich als Begleiterscheinung eingestellt. Seit dieser Zeit erbreche ich sehr viel und habe Durchfall. Nein, kein bulimisches Erbrechen. Nachdem ich nach 16 Stunden Kotzerei (noch nicht mal Wasser habeich bei mir behalten) ins Krankenhaus fuhr und da 3 Stunden in der Notaufnahme lag (und denen auch alles vollkotzte) und dann endlich nach Hause fuhr (zu meinem Glück waren meine 2 besten Freundinnen aus Bonn in Urlaub, bzw. bei Oma auf dem Geburtstag in Norddeutschland), bin ich sehr geknickt.


    Ich erbreche nach wie vor unregelmäßig. Habe einen enormen Druck im Bauch und einen dicken Knoten im Hals. Kann nach wie vor nicht essen und kaum trinken (ca. 2 tassen Tee am Tag, was bei der Hitze zu wenig ist und dadurch kommen dann Kopfschmerzen etc.).


    Am Mittwoch ist meine Hausärztin endlich wieder da und ich habe viel im Internet recherchiert und werde ihr meinen Verdacht mitteilen und dann schaun mer mal.


    krankheitsbeobachtende Grüße,
    Teichrose

  • Teichrose, beim Lesen deines letzten Beitrags kam mir dazu

    Zitat

    Aber ich befinde mich in einem anderen Lebensabschnitt und fände es schön mit anderen Frauen mich auszutauschen, die eben die Abschnitte Ausbildung, Familie gründen etc. schon gemeistert haben.

    der Gedanke, daß du selbst eine Gruppe gründen könntest. Und zwar nur mit Binge-Eaterinnen in deiner Altersgruppe. Einerseits, weil du ja selbst das Bedürfnis hast, dich mit Menschen mit derselben Problematik auszutauschen und andererseits, weil du die nötige Therapieerfahrung mitbringst. Was meinst du dazu?
    Ist, wie gesagt, nur so ein Gedanke. :)


    Zu deinen gesundheitlichen Problemen - wurden denn nie die Ursachen für die Hörstürze und die daraus entstehenden "Nebenwirkungen" medizinisch geklärt, weder im Krankenhaus noch von deiner Hausärztin? Ich stelle es mir ungemein schwer vor, zu unserer Sucht auch noch mit Krankheit kämpfen zu müssen.


    Liebe Grüße
    Pandora

  • Hallo vaja,


    ich selber leide auch unter 3,5 Jahren an Bulimie. Bin auch übergewichtig - Kategorie in der Mitte des leichten Übergewichtes. Ich weiß nicht, welcher BMI das ist.


    Ich hab das Glück endlich einen vernünftigen Therapeuten gefunden zu haben, der auch schon einige Erfolge mit Bulimikerinnen aufweisen kann.


    Seine Regel Nr. 1 lautet:
    DAS RICHTIGE FÜHRT ZUM RICHTIGEN UND DAS FALSCHE ZUM FALSCHEN.


    Regel Nr. 2:


    3x am Tag essen und zwar langsam, im Sitzen, genießen, auf die Gefühle achten, keine Verbote, nur auf die Mengen achten, keine Diät unter 1200 kcal., am besten gar keine Diät.


    ggf. 1-2 Zwischenmahlzeiten, die genauso zu handhaben sind, wie die Hauptmahlzeiten


    Regel Nr. 3:
    sich erstmal so zu akzeptieren wie man ist, man verändert die Istsituation nicht, wenn man sich ablehnt, man nimmt sich nur unheimlich viel Energie


    Ich fange gerade erst mit der Therapie an und mein Ziel ist es zu lernen, dass mich die anderen mal können. Ich will mich mögen so wie ich bin, dass soll nicht heißen, dass ich mich nicht wohlfühlen möchte auf Dauer und ungesund leben möchte. Aber als erstes Ziel strebe ich erstmal die Unabhängigkeit von der Gemeinschaftsmeinung an, die mich so lange deprimiert hat.


    In diesem Sinne...


    alles Gute für uns beide


    Manu

  • Zitat

    Aber als erstes Ziel strebe ich erstmal die Unabhängigkeit von der Gemeinschaftsmeinung an, die mich so lange deprimiert hat.

    Ein wirklich gutes und erstrebenswertes Ziel, Manu! :)
    Es lebt sich so viel leichter, wenn der Kampf gegen sich selbst nachläßt oder sogar aufhört.


    LG
    Pandora

  • hallo


    ja @manu....ich sehe es ein, dass man sich von der gesellschaftsmeinung unbedingt trennen muss.dadurch sind wir ja alle irgendwie krank geworden.schlankheitswahn ohne ende!
    ich finde es klasse, dass du einen thearpeuten gefunden hast dem du vertrauen kannst.ich nehme an, dass dies auch nicht dein erster versuch war?
    dick sein ist keine schande, aber das wird uns tagtäglich von allen seiten vermittelt.dick sein und daran psychisch zu erkranken ist wirklich ein gesellschaftsproblem...wenn ich mir da beispielsweise die dicken schwarzen supermamas in amerika ansehe...oh man, die haben so eine ausstrahlung.klar, dick sein ist nicht gerade gesund was körper (knochen und innere organe) angeht.aber die psyche ist ebenso wichtig.und wenn man in einer gesellschaft lebt die uns dicke so diskriminiert, dann wird man psychisch krank und darauffolgend auch körperlich.jeder soll so frei leben können und sich auch mit schwabbelbauch und dickpopo raustrauen ohne angst haben zu müssen beschimpft oder ausgelacht zu werden.wir sind auch menschen und keine monster und können sogar mehr spass haben als dünnlippige, superschlanke tiffen, die jedes salatblatt kontrollieren.


    ich was sehr geschockt als ich deine zeilen @teichrose las.oh man, was ist da mit dir los? diese kotzerei und vor allem wenn man gar nix mehr kotzen kann.ist das denn psychosomatisch? reagierts du momentan auf etas ganz besonders heftig? dann tinnitus....eine freundin von mir hatte das auch.sie wurde in heidlberg mit einer geräuschtherapie behandelt...das ohr wurde durch betimmte geräusche und deren beruhigende umsetztung im gehirn entspannt.der tinnitus ist heute nicht ganz weg, denn bei besonders hohem stresslevel fiepsts ohne ende.aber sie weiss nun wie sie damit umgeht und ihn wegbekommt.vielleicht erkundigst du dich mal in heidelberg nach der therapie...kann dir auch adi geben.

  • Zitat

    jeder soll so frei leben können und sich auch mit schwabbelbauch und dickpopo raustrauen ohne angst haben zu müssen beschimpft oder ausgelacht zu werden.wir sind auch menschen und keine monster und können sogar mehr spass haben als dünnlippige, superschlanke tiffen, die jedes salatblatt kontrollieren.

    Vaja, daß dicke Menschen beschimpft oder verlacht werden, ist nicht in Ordnung. Genau so wenig in Ordnung ist es aber, wenn wir diskriminierend und pauschalisierend auf schlanke Menschen losgehen.


    OK? :)


    LG
    Pandora

  • nein nicht ok Pandora,


    denn ich diskriminiere und pauschalisiere hier gar nichts.die dünnen menschen die ich meine zeichnen sich nun mal durch einen überheblichkeit und arroganz aus und mir sehr weh getan haben. ich bin die letzte die sich hier hinstellt und als oberlehrerin alle dünnen menschen beschimpft.ich habe nun mal meine erfahrungen gemacht mit speziellen menschen, die dünn und von höherem niveau stammen weil sie bwl oder jura studieren.und genau die meine ich auch. dass ich wohl kaum alle dünnen menschen auf diesem blauen planeten meine ist klar, sonst müsste ich wohl z.b. meine mutter ebenfalls diskriminieren.
    eins ist klar...jedenfalls für mich: in meinem leben bin ich ausschließlich von dünnen menschen verachtet und diskriminiert wurden.das ist meine erfahrung.wenn du eine solche erfahrung noch nicht gemacht hast, dann glückwunsch.aber da es sich hier um ein freies forum für dicke handelt, kann ich eben auch meine frustrierten gedanken loslassen und ohne zu überlegen ob diese einer allgemeingültigkeit nachkommen oder nicht.schliesslich sind es ja MEINE erfahrungen und schliessen somit eine pauschalisierung aus.und noch was...auf menschen losgehen , naja, das ist nun wirklich nicht mein ding!


    ok?!

    [ 11-08-2004, 08:14: Beitrag editiert von: vaja ]

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