Mein Schönheitsbild und ich...

  • Ich hoffe das Thema gab es nicht schonmal...

    Situation:
    Ich blättere in einer Zeitung, sehe eine Anzeige, das Foto einer locker stehenden nackten Frau, geschätzt etwa Kleidergröße 46. Ich fand das Bild wirklich "schön", es war mit Bildbearbeitung (vermute ich) auf "alt" gemacht und wirkte auf mich sehr stilvoll. Das Bild zeigte die typischen äusserlichen Merkmale einer nicht schlanken Frau: die kleinen Speckröllchen an den Seiten, die ausladenden Hüften, den vollen runden Po, breitere Schenkel. Und mir ist an mir selbst aufgefallen, dass ich seit ich mich bewusst mit dem Thema auseinandersetze, wie dicke Frauen aussehen, meine Vorstellung von _schön_ geändert habe. Mir gefällt eine schöne schlanke weibliche Figur immer noch, aber nicht nur. Und natürlich gibt es auch für mich die "Grenze" ab da ich es nicht mehr schön finde (gewichtsmäßig sowohl nach oben als auch nach unten).

    Ist es jemandem von euch auch so gegangen? Habt ihr selbst euer Bild von Schönheit ("Ideal" mag ich nicht) verändert, seit ihr bewusster und liebevoller (so empfinde ich es bei mir) mit eurer eigenen Figur umgeht?

    Malaga, mal wieder neugierig...

    PS: Nur zur Ergänzung: das ganze war eine Werbung für einen Wellnesstempel, der in Kürze bei uns eröffnet, mit der Schlagzeile "Man kann sich vieles schönreden...". Was mich dann auch ziemlich geärgert hat, weil dieses Bild, das ich schön finde, quasi als Negativbeispiel herhalten muss.

  • Hallo Malaga!

    Ja, ich hab auch mein Schönheitsbild verändert. Mir gefallen heute Frauen, die laut Gesellschaft schon als "fett" gelten wesentlich besser als die dürren Hungerhaken.
    Ich finde eine Frau schön, wenn sie breite Hüften und weibliche Rundungen hat. Frauen mit einer Kleidergröße unter 38 sind für mich ehrlich gesagt keine weiblichen Frauen mehr.
    In meinem Abi-Jahrgang gab es dürre Gestelle mit Kleidergröße 32-36. Eigetnlich entsprachen sie dem Ideal.
    Dann gabs noch zwei andere, die meiner Ansicht nach nicht dick waren, aber laut Idealbild leider "fett" :mad:
    Die eine hatte vielleicht oben rum 38, unten rum 42. Gerade diese Differenz fand ich sehr süß. Die andere war schon gleichmäßiger verteilt und dünner, schätze sie auf 36/38, hatte aber eine sehr weibliche Figur: breite Hüfte, viel Oberweite, dicke Oberschenkel.
    Den beiden hab ich als Hetero-Frau gerne mal nachgeschaut, weil ich fand, dass sie echt attraktiv aussahen, die dürren Hungerhaken dagegen waren mir nur nen Blick wert, wenn sie Ausstrahlung hatten.

    Und das ist mein Schönheitsbild und dem enstspreche ich auch (auch ne Differenz zwischen Hosen- und T-Shirt-Größe, da ich ne breite Hüfte hab, nen großen Po und dicke Oberschenkel), obwohl ich selbst manchmal lieber ein dürrer kleiner Hungerhaken wäre, weil ich das Gefühl hab, dass nicht viele dieses Bild mit mir teilen. Aber vielleicht doch mehr, als ich vielleicht denke.

    Weiterhin habe ich durch mein lebenslanges Übergewicht nie angenommen "dick=hässlich". Es gibt öfter mal Frauen auf der Straße, die sicher mehr als über 100kg haben und in meinen Augen wunderschön sind. Es kommt da eben auch auf Gewichtsverteilung und Ausstrahlung an.

    LG Naturelle

  • Ich hatte eigentlich nie so ein festgelegtes Schönheitsbild. Es kam mir immer schon mehr auf die Ausstrahlung an als auf Pfunde oder Nicht-Pfunde. Im Allgemeinen finde ich Menschen schön, die von innen heraus strahlen, die mit sich und ihrem Leben zufrieden sind. Und ich entscheide, glaube ich, eher über das Gesicht als über die Figur, ob ich jemanden schön finde. Ein offenes, hübsches Gesicht mit wachen Augen und einem Lächeln ist für mich tausendmal schöner als 90-60-90.

    Bei mir bin ich da leider immer noch nicht so kulant. Mich selber schön zu finden, fällt mir immer noch schwer, auch wenn es besser geworden ist. Und annehmen zu können, dass mich jemand schön finden könnte, der Gedanke ist mir sehr fremd. Ich sollte mir mal mein eigenes Schönheitsbild zum Maßstab nehmen und nicht ein imaginäres gesellschaftliches...

    LG Kugelfischchen

  • Huhu und guten Morgen!
    Mein Schönheitsbild lässt sich auch nicht klar definieren. Es gibt Frauen, die finde ich mit Größe 38/40 super hübsch und dicke Frauen, die echt schön aussehen. Wie schon gesagt, kommt es auf die Ausstrahlung und das gesamte Auftreten an. Ich gehe auch vom Gesicht aus. Eine Frau, die eine super Figur, aber ein wahnsinnig hässliches Gesicht hat, finde ich nicht schön. Manchmal gibt es Frauen mit hässlicher Nase, aber restlichem hübschen Gesicht, das finde ich dann nicht hässlich, sondern interessant. Aber es gibt Frauen, die denken, sie wären Heidi Klum persönlich und laufen so rum, dabei können sie sich das bei ihren Haaren und ihrem Gesicht nicht leiste und die finde ich dann hässlich...
    Gerade viele dicke Frauen, haben schöne, weibliche Gesichter, die sie sehr hübsch machen :), egal wieviel sie wiegen.... Und das ist dann schön!

    Gruß
    Sahnenase

  • Guten Morgen,

    mir ist das bei dem Bild einfach so gegangen, dass ich den Begriff "schön" im Kopf hatte, obwohl ich das Gesicht auf dem Foto nicht sehen konnte, weil Haare/Rücken/Po abgelichtet waren und nicht die Front.

    Der Begriff _schön_ (oder auch das Gegenteil _hässlich_) geht mir sonst eigentlich nicht oft durch den Kopf, das Wort ist nicht sehr aktiv in meinem Wortschatz wenn es um die Beschreibung von Menschen geht. Ich könnte auch hier mal wieder negativ defininieren, was für mich nicht schön ist. Ein gewisser verkniffener Zug um den Mund, gewisse Mimik, ganz unabhängig davon, ob die Gesichtszüge sonst hübsch sind. Das Auftreten, wenn es so gar nicht mit dem Rest übereinstimmt, übertrieben ist.

    Im Gegensatz dazu empfinde ich sehr positiv, wenn ein Gesicht Wärme ausstrahlt, ein Lächeln bis in die Augenwinkel reicht, der Witz aus den Augen blitzt... und ich finde, dass Intelligenz (ohne Arroganz) attraktiv und erotisch (irgendwie auch _schön_) macht - ich weiss, eigentlich passt so eine innere Eigenschaft nicht dazu, wenn es darum geht, die Äußerlichkeiten zu beurteilen.

    Erfreuliche Erscheinungen gibt es natürlich unabhängig von Geschlecht, Gewicht, Haarfarbe, Größe.... und unerfreuliche auch :cool:

    LG, Malaga

  • schönes thema, malaga (+ schöner nick :) ). ich hab sogar einige moppelchen-bilder aus zeitungen ausgerissen und aufgehängt (die dove-ladies, eine zigaretten-werbung mit ´nem fetten engel, "warm durch den winter mit speckmänteln" aus einer satire-zeitschrift, etc.). warum? - weil ich den curvy-chick-chic wirklich chic finde. ich mag auch Männer die nicht total dünn sind. und all das war nicht immer so. schon zu schulzeiten war ich deutlich dicker als der rest, aber unglücklich damit. dann war ich ein jahr austauschschülerin in den usa. dort habe ich mit gleich drei wirklich dicken frauen zusammengelebt und es war der hammer. wir haben klamotten getauscht, uns die haare eingedreht (sprich: gestylt bis zum anschlag), jungs klargemacht (*g*), haben fette valtentinstagsplätzchen (mit unglaublich viel zuckerguss) für die gesamte nachbarschaft gebacken, sind ausgegangen....alles eben. irgendwie haben wir das total zelebriert. seitdem bin ich viel glücklicher mit mir selbst und kann mich mir auch gar nicht anders vorstellen. ich glaub noch nicht einmal, dass die schönheit da mit einem bestimmten gewicht wieder aufhört. das hängt ganz davon ab, wie jemand die kilos trägt. oder das alter. oder die sommersprossen. es gibt nichts bezaubernderes als selbstbewusstsein. aber liegt ja in der natur der sache, dass das aufhört (mit dem selbstbewusstsein), wenn man sich vor übergewicht nicht mehr regen und bewegen kann. aber JAAAAAAAAAAAAA - curvy chicks are beautiful!!!
    schönheit liegt sowieso im auge des betrachters.

  • Ich denke auch, dass das Thema wunderschön ist.
    Ich persönlich finde es jedoch schwer mich mit meinem Gewicht und meiner Figur abzufinden. Eigentlich denke ich mir, wenn ich mich so im Spiegel sehe, dass ich eigentlich ein recht gutaussehendes, wohlproportioniertes Kerlchen (Weibchen) bin, doch dann wird mir mit einem Schlag bewußt, dass mich so ziemlich der Rest der Welt aufgrund des geltenden Schönheitsideals als fett beschreiben würde. Dann ist alles wieder dahin und ich finde mich blos noch furchtbar, weil ich dieser Norm nicht entspreche. Ich bin mir jedoch sicher, dass wenn dieses Schönheitsideal nicht gelten würde, viele Menschen wesentlich menschlicher mit üppigen Formen umgehen und sie auch als schön empfinden würden. Wie kann es nur sein, dass Hungerhacken als das Optimale dargestellt werden? Wie kann die Masse der Menschheit nur so blind sein? Ich denke, es gibt nichts schöneres, als einen fülligen, wohlproportionierten Frauenkörper mit Hüften, Po und Brüsten!!!!! Was läuft in der heutigen Zeit schief? Und vor allem: Wer sagt, dass dünne Menschen gleichzeitig gesund sind? Der Körper einer Frau ist nicht ohne Grund dazu gemacht Fett einzulagern und für Notzeiten (Krankheit, Stillzeit) zu speichern. Darüber sollte man auch mal nachdenken.

    LG an alle
    Eure Zara

  • Dünne Menschen können genau so ungesund leben, es ist nicht gesagt, dass die automatisch gesünder leben. Rauchen, Alkohol, Drogen, Mangelernährung, einseitige Ernährung, geringere Belastbarkeit bei extrem dünnen,... vieles ist möglich. Und ich denke, dass sich dünne Raucher und Alkoholiker mehr (oder mindestens gleich viel) antun als "übergewichtige" Menschen. Klar, das ändert sich wieder, wenn ein Mensch mit Übergewicht auch noch raucht und diese ganze Palette an ungesunden Dingen macht. Aber wie gesagt, man kann als dicker und als dünner eine Menge falsch machen, und man kann als dicker und als dünner gesund leben. Kommt immer drauf an, wie.

  • ZARA, wie recht du hast! Ich würde deinen Beitrag gern an jede Litfaßsäule dieses Landes anschlagen. Ein paar mehr Frauen wie du, und auch wir Männer wären glücklicher.


    Sehr gut finde ich vor allem, dass du den Zusammenhang von Gewicht und Gesundheit aufgelöst hast. Der ist ja ohnehin nach wie vor sehr umstritten. Zumindest ist doch wohl klar, dass das derzeit herrschende Schönheitsideal nichts mit Gesundheit zu tun hat, sondern - historisch gesagt - eine unbewusste Anpassung an die Industriegesellschaft ist. In landwirtschaftlichen gesellschaften z.B. darf man, besonders als Frau, durchaus dick sein. In unserer westlichen Kultur dagegen dominieren "schlanke" Werte: Flexibilität, Aktivität etc. Ich glaube inzwischen, das ist ein Reflex der wirtschaftlichen Produktionsweise (verzeih den "marxistischen" Ton). Vom Menschen in unserer Zeit wird erwartet, das er ständig auf dem Sprung ist, immer voller Energie, grenzenlos belastbar, ehrgeizig, immer bereit, sein Heim aufzugeben und für einen neuen Job quer durchs Land zu ziehen, bereit, mit 40 noch mal umzuschulen, ständig neue Techniken zu lernen etc. - Diese Werte, die uns nicht nur aus den Medien, sondern auch aus der Arbeitswelt vertraut sind, sind mit "Gesetztheit" und eben darum auch mit "Gewichtigkeit" unvereinbar. Das ist vermutlich der tiefere Grund für die Mager-Mode. Die "moderne" Frau ist nicht Hausfrau und Mutter; deshalb darf sie auch, symbolisch gesagt, keinen "Bauch" mehr haben. Stattdessen soll sie Karriere machen und dazu möglichst doppelt so hart werden wie jeder Mann (was sie oft auch muss, um Erfolg zu haben): Genau diese Härte drücken die Mager-Models aus, die uns überall angrinsen. Ihr Körper demonstriert, dass im Spätkapitalismus für Weichheit, Ruhe, "Sich-Hängen-Lassen" und Entspannung kein Platz mehr ist. Alles soll nur noch aus Sehnen und Knochen bestehen, Spannkraft demonstrieren - man "stylt" den Körper stromlinienförmig wie die Produkte der Industrie. Grauenvoll...
    Was ich mir wünschen würde: Dass sich für Frauen ein Weg findet, sich in dieser Männergesellschaft zu etablieren und TROTZDEM Frauen bleiben zu dürfen. Es darf nicht sein, dass ihr die Emanzipation mit dem Verrat an eurem eigenen Körper bezahlt. Es darf nicht sein, dass nur magere Frauen als "starke" Frauen angesehen werden. Da ist dringend Handlungsbedarf.
    Deshalb meine Bitte: Passt euch nicht an! Versteckt euch nicht! IHR seid wahrscheinlich die wahren starken Frauen.

  • Dick ist "gesetzt", Weichheit, Ruhe, "Sich Hängen lassen", Entspannen, Mütterlichkeit?


    Mich persönlich befremden solche Versuche, eine Körperform mit angeblich charakteristischen Eigenschaften aufzuladen. Es mag etwas dran sein, dass sich Schönheitsideale mit der Entwicklung von Wirtschaft und Produktionsweisen ändern. Aber ich mag mir nichts zuschreiben lassen. Ich will nicht aufgrund meiner Körperform schon bestimmte Eigenschaften haben. "Ruhig, gesetzt und mütterlich" genausowenig wie "verfressen, faul und undiszipliniert".

  • Minerva, du missverstehst mich. Ich sage nicht: So IST es; sondern: Im kollektiven Unterbewussten schwingen diese Bedeutungen mit, und das hat Einfluss auf die jeweilige Mode. Ob das gut oder schlecht ist, das ist eine völlig andere Frage. Darum geht es ja gerade, über die historisch gewachsenen Klischees hinaus zu gelangen: Wenn eine Hausfrau und Mutter "dick" ist, ist das im Moment noch nichts Besonderes - wenn aber eine dicke Frau z.B. erfolgreiche Managerin ist, DANN hat sich wirklich etwas bewegt! Ich wollte nur erklären, wie Klischeevorstellungen zustandekommen - deswegen heisse ich sie nicht gut.

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