Ich habe ein bisschen Schiss, wenn ich Euch jetzt mein Anliegen schildere.
Zunächst einmal zu mir: Ich bin 180 groß, wiege 125 kg, bin weiblich und hübsch, ich habe eine gute Ausbildung und bin erfolgreich in meinem Beruf. (ich versuche die Lage so objektiv wie möglich zu schildern)
Als ich das erste Mal auf diese Seiten gestoßen bin, habe ich ein Wochenende lang nur vor dem PC gesessen und alles mögliche gelesen, war zutiefst berührt. Und plötzlich wurde mir klar – ich habe eine Essstörung. Vorher bin ich nie auf die Idee gekommen, dass Dicke eine ES haben könnten.
Wenn ich darüber lese, dass andere das Essen als Ersatz für ihre Einsamkeit nutzen, um sich nicht mit eigenen Problemen kurzfristig beschäftigen zu müssen, unattraktiv für Männer zu sein u.v.m. erkenne ich mich darin wieder.
Nun habe ich beschlossen, den Weg des Klinikaufenthaltes zu gehen – bevor ich erst einmal den Hintern hochbekommen habe, um mich darum zu kümmern – das dauerte lange.
Nun ist es so weit – ich habe nächste Woche einen Termin bei einer Prof. einer Uniklink (bin privat versichert), um seine Beurteilung als Basis für die Genehmigung durch die KK zu erhalten.
Aber – was erzähl ich ihm?
Von außen betrachtet ist mein Leben in Ordnung – ich kann zwar keine Partnerschaften mehr eingehen, weil ich viel zu verletzlich bin – aber geht das nicht vielen so?
Ich kümmere mich oft nicht um mich selber – meine Wohnung ist immer ein Chaos, wichtige Dinge (behördliches) lasse ich links liegen, bis sie mir negativ auf die Füße fallen. (was mir wegen 100 Euro einen Schufa-Eintrag beschert hat, obwohl das Geld NICHT das Problem war).
Ich kriege meine Finanzen nicht in den Griff, obwohl ich sicherlich überdurchschnittlich verdiene.
Ich habe ein unendliches Sicherheitsbedürfnis, trage aber nicht viel dazu bei, um ihm Rechnung zu tragen.
Ich weiß (auch wenn es sich im Gegensatz zu vielen Problemen anderer hier wie eine Kleinigkeit anhört) vieles bei mir im argen liegt – ich kann es aber nicht artikulieren.
Auch ich wurde als Kind missbraucht – jedoch nicht von einem Mann, sondern einer Frau (aber nicht so nachhaltig und tiefgreifend wie bei vielen anderen hier) – und in meiner letzten Therapie (die aber nicht sonderlich erfolgreich war und das Thema Essen nie thematisiert hat) hat mich das Thema irgendwie gar nicht berührt. Vielleicht bin ich eine von den „Glücklichen“ die es nicht zerstört hat – vielleicht aber doch... ich weiß es nicht...
In den letzten 8 Jahren habe ich Sex mit sicherlich 100 – 150 Männern gehabt, warum? Ich kann mir die Dinge nie erklären – ich kann nur Tatsachen aufzählen, die vorkommen.
Ich suche mir Männer, die dicke Frauen mögen – wenn sie mich wegen meiner Figur dann (auch?) mögen – stößt es mich ab. Ich bin mir sicher, dass kein Mann mein Inneres mag – daher achte ich auf Kleidung, Haare, Make-up.... Seit 8 Jahren bin ich Single.
Ich bin dick – sehe mich aber selbst nicht so – ich habe ein falsches Bild von mir..
Es ist sicherlich noch vieles mehr – aber woher weiß ich, was wichtig ist, was normal ist, was falsch ist?
Eins weiß ich – ich sitze fest – wenn ich einen Weg sehe, verfolge ich ihn nicht konsequent, wenn ich eine kleine Erkenntnis habe – verpufft sie bald wieder und führt mich nicht weiter...
Was erzähle ich dem Psychologen? Wie bereite ich mich vor..? Wie kann ich mein Anliegen und meine Probleme schildern??