Appetit durch Medikament

  • Hallo,

    ich (w, 28 J) habe vor zwei Monaten von meinem Hausarzt ein Medikament (Remergil 30mg) gegen Schlafstörungen, Ängste und depressive Stimmung verschrieben bekommen. Ich bin als Assistentin in einer Kanzlei tätig und habe da schon länger Probleme mit einer Vorgesetzten, was sich jetzt auch in den Symptomen äußert.

    Ich hatte also mit meinem Arzt darüber gesprochen und er meint ich solle diese Medikamente nehmen, da sie gegen alle meine Symptome wirken würden. Auch gebe es keine schweren Nebenwirkungen.
    Ich schlafe mit dem Medikament besser, habe auch kaum mehr Ängste, was gut ist. Das Problem ist, dass die Pillen offensichtlich unheimlich auf den Appetit gehen. Nach einer Woche hatte ich einen Appetit vor allem nach Süßem und Fastfood entwickelt, unglaublich.

    So kenne ich mich gar nicht. Ich könnte nur noch essen. Ich kam gestern aus meinem dreiwöchigen Urlaub zurück, auf der Waage hat mich fast der Schlag getroffen, ich habe während der sechs Wochen, in denen ich das Medikament jetzt nehme, 10kg zugenommen und wiege jetzt 155kg (1,65m).




    In voller Panik habe ich sofort meine Arbeitsklamotten anprobiert, wenn noch etwas passt, muss ich wirklich die Luft anhalten. [Blockierte Grafik: http://www.deutschlands-dicke-seiten.de/forum/images/icons/mad.gif]


    Ich bin wirklich verzweifelt. Hat jemand Erfahrung mit dem Medikament?, bessert sich der Drang zu essen?
    Ich habe nächste Woche Termin bei meinem Arzt und überlege natürlich auch das Medikament abzusetzen. Danke für alle hilfreichen Antworten!


  • Ich hatte also mit meinem Arzt darüber gesprochen und er meint ich solle diese Medikamente nehmen, da sie gegen alle meine Symptome wirken würden.


    Medikamente allein nach dem Gesichtspunkt (wenn das wirklich die einzige Überlegung war) zu verschreiben, daß sie gegen die Symptome wirken, halte ich - mit Verlaub - für eine unglaublichen Fehlgriff des Arztes!


    Wenn jemand Kopfweh hat, schaut man doch auch erst einmal wo es herkommt und verschreibt nicht einfach Schmerzpillen. Zerschlägt sich der Patient vielleicht täglich ein Dutzend Zeigelsteine auf'm Schädel oder gibt es Hinweise auf einen Tumor oder sonstwas ... ich meine, das zumindest ansatzweise einzukreisen sollte doch die erste Handlung sein.


    Bist Du also tatsächlich nur mit den Pillen abgespeist worden? Oder wurde auch ein wenig gegraben oder eine begleitende Therapie angedacht?
    Falls nur Ersteres zutrifft solltest Du Dir vielleicht direkt einen Termin bei einem anderen Doc besorgen.

  • Medikamente allein nach dem Gesichtspunkt (wenn das wirklich die einzige Überlegung war) zu verschreiben, daß sie gegen die Symptome wirken, halte ich - mit Verlaub - für eine unglaublichen Fehlgriff des Arztes!


    Das war auch mein erster Gedanke. Jemineh, wenn Du unter denselben Bedingungen weiter arbeitest, wird das auf Dauer nicht besser werden, sondern immer schlimmer.

  • Das Folgende mal so into the blue. Wenn sich der Hausarzt etwas auskennt und die Probleme noch nicht so schwerwiegend sind, kann man das durchaus zunächst allein mit einem Medikament versuchen.


    Bei Schlafstörungen greift man dann gerne mal auf solche Wirkstoffe zurück, wie du sie bekommst, da sie schlafanstoßend wirken. Wenn man psychisch schon etwas angeschossen ist, dann ist die Unfähigkeit richtig zu schlafen ein sehr häufiges Problem, was die ganze Sache nach und nach noch schlimmer macht. Für ein paar Tage schlecht schlafen ist okay, aber wenn es Wochen und Monate werden, und man tagsüber dann noch leistungsfähig sein soll .... das halten selbst die ansonsten stärksten Charaktere nicht durch. Es ist dann wirklich besser ein Ad. zu verordnen.


    Der Nachteil bei einigen Ad. ist jedoch ein entstehender, übermäßiger Hunger. Das ist wirklich nicht bei allen Pillen so, aber gerade bei Medikamenten aus dieser "Baureihe" bekannt. Das wird sich auch sehr wahrscheinlich nicht bessern. Ich hab's schon mal irgendwo geschrieben: Vor einigen Jahren habe ich auch mal kurzzeitig ein ähnliches Medikament genommen. Ich hätte während dessen ganze Kuhherden direkt roh von der Weide verzehren können. Täglich.


    Da das bekannt ist, sollte gerade wenn der Patient schon zu Übergewicht neigt, solche Tabletten eben nicht verschreiben, da das Gewicht sonst rasant steigen kann. Setze es nicht eigenmächtig ab, aber sprich mit deinem Arzt darüber, und lasse dir am besten eine Überweisung zum Psychiater geben. Das ist der entsprechende Facharzt, so wie ein Orthopäde z.B.


    Rein zum Schlafen gibt es zwar auch sehr gute Schlafmittel, die keinen Hangover verursachen, aber allen Schlafmitteln ist gemein, dass sie über kurz oder lang süchtig machen. Dies ist bei Ad. nie der Fall. Deswegen sind Schlafmittel nur zur Kurzzeitbehandlung geeignet oder als Medikament für den Notfall, wenn's anders mal gar nicht geht.


    Hier geht es ja auch noch um etwas mehr, als nur ums Schlafen. Die Ursache für deine Probleme scheinst du klar umreißen zu können. Ich kann dir dazu nur sagen, dass du in deiner gegenwärtigen Position wahrscheinlich damit nicht fertig wirst und Tabletten allein nur eine Art Notrad sind. Aus eigener Erfahrung rate ich immer zum radikalen Schritt: Neuen Job suchen und kündigen.


    Ich kenne mich natürlich in der Kanzlei nicht aus und weiß nicht, was da im Detail vorfällt, aber es ist je nach Gemengelage am Arbeitsplatz letzten Endes der bessere Weg, als sich vielleicht über Jahre an jemandem oder etwas abzuarbeiten und richtig krank zu werden. Es liest sich auch im Lebenslauf besser, wenn man sich einfach einen anderen Job gesucht hat, als vielleicht lange Zeit wegen Krankheit auszufallen. Aber das musst du alles selbst wissen.


    Auf jeden Fall brauchst du jemanden, mit dem du darüber reden kannst, sprich, eine Therapie. Tabletten als solches sind dafür zu unkommunikativ. ;) Die Therapie kannst du evtl. neben der adäquaten medikamentösen Behandlung auch beim Psychiater erhalten.

  • Vielen Dank für die konstruktiven Beiträge. Ich sehe das auch so, dass Medikamente auch keine Probleme lösen können.


    Ich war aber vor acht Wochen in einer solch desolaten Situation, dass ich zu einer Gesprächstherapie o.ä. gar nicht in der Lage war (Schlaflosigkeit, Ängste etc.). Ich meine, dass dies auch der Grund war mir zunächst Medikamente zu verschreiben, um mich überhaupt mal in die Situation zu bringen nachzudenken.


    Leider oder Gott sei Dank hat das Medikament einmal dazu beigetragen, dass ich wieder deutlich stabiler bin (ich schlafe lang und erholsam , habe abends keine Ängste morgens in die Arbeit zugehen etc.) und einen erholsamen Urlaub verbringen zu können ohne permanent an den Job zu denken.


    Der nächste Schritt ist wohl, sich einen anderen Job zu suchen. Ich werde das Medikament weiternehmen bis ich meinen Arzt wiedersehe. Im Grunde habe ich auch nichts daran auszusetzen außer eben der Appetitsteigerung, so dass ich zwiespältig bin es abzusetzen (Gefahr des Rückfalls) oder weiterzunehmen (Gewicht!!). Was mich wirklich geschockt hatte, ist die Geschwindigkeit in der ich zugenommen habe.

  • Naja wenn es dir besser geht, dann nimm sie halt weiter, dann musst du nur konsequent darauf achten was du isst.
    Und beim nächsten Besuch würde ich das auf jeden Fall mitangeben, vielleicht hat der Arzt auch eine Alternative.
    Wenn es dir nun besser geht, und du "therapierbar" bist, dann musst du das aber natürlich auch in den Angriff nehmen (gemeinsam mit dem Arzt), denn nur Medis schlucken ist ja nicht Sinn der Sache.
    Was macht dich denn so sicher, das der Job wirklich der Grund ist? Kann es nicht sein, das bei einer neuen Arbeitsstelle diese Probleme wieder auftreten?

  • Also,ich habe durch Umstellung der Medis in 12 Wochen 20 kg abgenommen.
    Auch Schlafmittel und Antidepressiva.Entweder habe ich mich jetzt daran gewöhnt, oder ich habe aufgrund eines Lymphknotens abgenommen.
    Denn ich nehme nichts mehr ab. Der Knoten war raus, der Appetit kam.
    Wie schon in einem anderen Beitrag gesagt, meine Neurologin meint, ich solle noch mehr abnehmen. Finde mich aber toll so. Kurvig.
    Sie selbst ist ganz dünn.

  • Ich würde mir sofort ein anderes Medikament verschreiben lassen. Ein guter Arzt sollte die Nebenwirkungen der Inhaltsstoffe eigentlich kennen.


    Medikament wirken nicht bei jedem gleich, das muß oft erst ausprobiert wreden. Trotzdem kann e snicht verkehrt sein zu wechseln, nicht nur die Medis, sondern auch den Arzt, ich meine damit zu einem Facharzt zu gehen, zB einem Neurologen.

    Liebe Grüße Mendi


    "Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid. Mein Name ist Hase, ich weiß Bescheid." (Bugs Bunny)

  • Ich würde auch versuchen, einen neuen Job zu bekommen. Aus dem Umfeld, welches einen belastet, rauszukommen ist Gold wert.


    Des Weiteren würde ich mich auch an einen Facharzt (Psychiater) wenden bezüglich der Medikamente. Es kann nicht sein, dass du dich mit den Medis zwar einerseits besser fühlst (besser schlafen, nicht mehr so ängstlich), andererseits aber unter der Gewichtszunahme leidest. Auf Dauer ist das, denke ich, nicht förderlich für deinen Gesamtzustand.
    Und es wird sich in der breiten Palette der ADs mit Sicherheit ein Medikament finden, welches eine ebenso gute Wirkung hat aber nicht so aufs Gewicht schlägt.
    Ich nehme jetzt auch seit ca. 1,5 Monaten ein bestimmtes AD, welches mir den Appetit doch sehr verhagelt. Ach ja …*und leider auch den Schlaf. *seufzt* Ich muss mir jetzt einen gescheiten (!) Psychiater suchen, der mir dann bei meinem Schlafproblem helfen kann.


    Mein Tip wäre daher: Eine(n) gute(n) Psychotherapeut(in) finde und für die medikamentöse Behandlung einen guten Psychiater. Ich drück dir die Daumen. :)

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