Übergewicht und Psyche

  • Hallo ihr,
    mich beschäftigt in letzter Zeit die Frage, ob starkes Übergewicht immer Folge eines seelischen Problems ist. Ich habe angefangen, das Buch "Essen ist nicht das Problem- Wie Frauen Frieden mit sich selbst und ihrem Körper schließen" von Geneen Roth zu lesen. Ich habe es noch nicht fertig gelesen, weil es für mich sehr schwere Kost ist, da ich mich in manchen Passagen richtig wiedererkenne und ich manchmal einfach nicht mehr weiterlesen kann.
    Sie vertritt die These, dass Übergewicht immer bzw. in den meisten Fällen auf unverarbeiteten Problemen und Ängsten basiert.
    Wie gesagt erkenne ich mich sehr oft wieder, und ich wollte einfach mal fragen ob jemand von euch das Buch kennt, was er davon hält und ob ihr glaubt, dass starkes Übergewicht immer mit psychischen Problemen zusammenhängt. Oder seht ihr das komplett anders?
    Viele Grüße Mea

  • Preisfragen:


    1) Wie wurde (hat sie) festgestellt, daß bei den von ihr begutachteten Frauen ausschließlich psychische Probleme vorlagen?


    2) Wie hat sie ausgeschlossen, daß weitere Faktoren für Übergewicht im Spiel waren/sind?


    3) Welchen Umfang haben/hatten ihre "Forschungen"?


    4) In welchem Umfeld(ern) wurden diese durchgeführt?


    5) Gibt es Dünne mit starken psychischen Problemen? Und falls ja, wie erklärt es sich dann, daß diese noch dünn sind, wo es doch grad die psychischen Probleme sein sollen, die dick machen?


    Und das ist nur das, was mir in 3 Sekunden aus dem Stehgreif eingefallen ist.

  • Ich kenne von Geneen Roth "Essen als Ersatz" und finde dieses Buch auch gut. Da hat sie sich auf die psychischen Komponenten des Überessens konzentriert, aber keine Regeln abgeleitet, dass jegliches Übergewicht durch psychische Probleme zustande käme.


    So weit stimme ich ihr absolut zu. Psychische Probleme können sich als Essstörung äußern und darüber zu Übergewicht führen. Und das kann sich auch auf einem subklinischen Niveau abspielen, es muss nicht gleich Binge-Eating sein.


    Davon abgesehen geht eine angeschlagene Psyche gerne mit einem erhöhten Stresshormonpegel einher und diese hausgemachte Cortisolbehandlung macht ebenfalls dick.

  • Ich kenne das Buch leider nicht aber es hört sich interessant an. Ich werde es mir bei Gelegenheit zulegen.


    Aber allgemein rate ich dir dich hier bisschen durchzulesen. Viele Threats handeln nebensächlich davon. Du wirst sehen das viele Menschen hier wirklich Übergewicht aufgrund psychische Probleme haben. Und bei den Rest spielen verschiedene Gründe eine Rolle.

    Nicht die Schönheit entscheidet wen wir lieben sondern die Liebe entscheidet wen wir schön finden ;)

  • Zitat

    Wie gesagt erkenne ich mich sehr oft wieder, und ich wollte einfach mal fragen ob jemand von euch das Buch kennt, was er davon hält und ob ihr glaubt, dass starkes Übergewicht immer mit psychischen Problemen zusammenhängt. Oder seht ihr das komplett anders?

    House M.D. ...


    ... kennt weder Buch noch Autorin.
    ... weiß, dass Übergewicht keinesfalls immer durch psychische Probleme entsteht.
    ... weiß, dass Übergewicht trotz dessen nicht selten aus verschiedenen Gründen an verschiedenen Enden mit psychischen Erkrankungen assoziiert ist.


    Einiges wurde hier schon gut beschrieben.


    Dem Stresshormonsystem ist es vollkommen wurscht, wie der Stress aussieht, der zur Ausschüttung von z.B. Cortisol führt. Das können widrige äußere Umstände sein, aber auch z.B. eine Angsterkrankung.


    Einige Leute nehmen unter Stress ab, andere wiederum zu. Unter anderem auch deswegen, weil die in Stresshormon gebadeten Menschen oft einen Hunger auf schnelle Kohlehydrate entwickeln. Das sind dann gern Süßigkeiten und andere Dinge, die oft sehr energiereich sind.
    Der Körper will unter Stress schließlich stets einen hohen Energielevel vorhalten können, um schnell fliehen oder sich verteidigen zu können, obwohl das natürlich Unsinn ist. Da er nicht flüchtet oder kämpft (im Falle der Angsterkrankten müssten diese schließlich vor sich selbst flüchten ...) , diese Energie also nie verbraucht, landet das Zeug dann auf der Deponie namens Bauch.


    Aufgrund des häufig hohen Fettanteils von Süßigkeiten (die hier wirklich nur als ein Beispiel genannt werden) und dem durch die Kohlehydratzufuhr dauerhaft erhöhten Insulinspiegels im Blut, landet das enthaltene Fett auch gleich an der Hüfte, weil das Insulin eine Verarbeitung verhindert.


    Wir leben nun mal noch mit dieser veralteten Software im Kopf und können nur auf ein evolutionäres Update hoffen. In diesem Fall ist das Übergewicht also nur eine Nebenerscheinung einer psychischen Erkrankung.


    Im Rahmen einer Depression kann es sein, dass man Gewicht zulegt, weil man sich fast nicht mehr bewegt, und der Stoffwechsel sehr erniedrigt ist. Für die Leute, die noch mit Schallplatten (das sind diese großen, schwarzen CDs von früher) umzugehen wissen: Es ist in etwa so, als wenn man eine Platte, die man auf 78 abspielen muss, auf 33 abspielt. Aber: Man kann unter einer Depression genau so deutlich an Gewicht verlieren.


    Dann gibt s eben jene Fälle, wo das Gewicht eindeutig mit der Psyche zusammenhängt, aber ebenso jene gemäßigten Trauer- und Beruhigungsesser, die, wie auch schon genannt, nicht die wahnsinns Essstörung haben müssen.


    Es gibt den Fall, dass Menschen zunächst aus welchen Gründen auch immer dick werden und über diesen Umstand dann später psychische Probleme und Ängste entwickeln.


    Dazu gibt es Krankheiten, als Beispiel seien hier Schilddrüsenerkrankungen genannt, die können dick und depressiv machen. Hier existieren psychische Probleme und Übergewicht nebeneinander, haben aber nichts miteinander zu tun. Therapiert man die Grunderkrankung, verschwindet die Depression, das Gewicht kann, muss aber nicht unbedingt verschwinden, es wird jedoch gern geringer.


    Es gibt verschiedene andere Syndrome und Krankheiten, die mit psychischer Krankheit und/oder Übergewicht einher gehen können, die dann aber ebenfalls nur Symptome von etwas anderem sind, oder halt so von den Medizinern als Characteristika zusammengefasst worden sind, sich jedoch nicht zwangsläufig bedingen.


    Und zu guter Letzt gibt es noch die Menschen, die einfach nur dick, überhaupt nicht krank und vollkommen gut drauf sind.


    In solchen Ratgebern wird gerne sehr viel schwarz-weiß dargestellt, weil der Schreiber ja eine möglichst plausible These aufwerfen will, warum seine Ratschläge gut sind und funkionieren. Dadurch wird das viele Grau, das in unterschiedlichen Schattierungen auch existiert, nicht wiedergegeben.


    "Ich weiß, warum du dick bist, und ich weiß, was man dagegen machen kann" klingt für den Leser viel anregender als: "Es gibt ja viele Möglichkeiten, warum du so dick bist und dich komisch fühlst, aber für so 'n paar mögliche Fälle hätte ich da Ideen, die vielleicht funktionieren."


    Wenn dich das Buch interessiert, lies es ruhig weiter. Sehe es nur als eine Sichtweise von vielen an, nicht als Ultima Ratio.

  • House M.D. ...
    Dem Stresshormonsystem ist es vollkommen wurscht, wie der Stress aussieht, der zur Ausschüttung von z.B. Cortisol führt. Das können widrige äußere Umstände sein, aber auch z.B. eine Angsterkrankung.


    Unter anderem auch deswegen, weil die in Stresshormon gebadeten Menschen oft einen Hunger auf schnelle Kohlehydrate entwickeln. Das sind dann gern Süßigkeiten und andere Dinge, die oft sehr energiereich sind.
    Der Körper will unter Stress schließlich stets einen hohen Energielevel vorhalten können, um schnell fliehen oder sich verteidigen zu können, obwohl das natürlich Unsinn ist. Da er nicht flüchtet oder kämpft (im Falle der Angsterkrankten müssten diese schließlich vor sich selbst flüchten ...) , diese Energie also nie verbraucht, landet das Zeug dann auf der Deponie namens Bauch.


    ich denke, dass dies bei mir ein großer grund ist. ich habe zwar schon immer zu überwicht geneigt, aber hatte vor der angsterkrankung vielleicht 15 kilo zu viel.
    seit ich die ängste habe und dazu noch antidepressiva nehme, habe ich nochmal 20 kilo drauf gepackt.


    ich esse oft aus angst, umzukippen und dann meistens auch eher dinge, die schnell zu packen sind, wie zum beispiel schoki, traubenzucker, kekse... dieses verhalten hat sich so eingeprägt, dass ich schon angst bekomme, wenn ich mal drei, vier stunden nichts gegessen habe (auch wenn ich keinen hunger haben sollte).


    laut arzt liegt bei mir keine zuckerkrankheit vor, also ist die angst vorm unterzuckern und umkippen ja eigentlich nicht so berechtigt. und auch meine therapeuting geht davon aus, dass ich mir nur nicht selber traue und versuche das durch essen auszugleichen.


    was aber im endeffekt genau zu meinem übergewicht führt, weiss ich nicht. ich kanns nur vermuten ;)

  • ich esse oft aus angst, umzukippen und dann meistens auch eher dinge, die schnell zu packen sind, wie zum beispiel schoki, traubenzucker, kekse... dieses verhalten hat sich so eingeprägt, dass ich schon angst bekomme, wenn ich mal drei, vier stunden nichts gegessen habe (auch wenn ich keinen hunger haben sollte).


    Möppi...sehr interessant. Bin auch Panikerin...und kenne dieses Gefühl umzukippen ebenfalls. Esse dann auch. Ist ja wirklich interessant. Muss mal meinen Therapeuten befragen. Könnte man ja vielleicht als Symptom bezeichnen.


    Liebe Grüße
    der Kobold (jetzt schwer nachdenkend)

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