Alte Freundschaften

  • Wie schon öfter geschrieben, hat sich mein Leben durch die letzten 2 Jahre Therapie sehr verändert.

    Seit ca. 1 Jahr habe ich das Bedürfnis, alte Freundschaften von früher wiederzubeleben. So hatte ich letzten August meine ehemals beste Freundin nach 7,5 Jahres des Schweigens angerufen. Wir haben heute wieder Kontakt und es ist irgendwie wie früher.

    Überhaupt mache ich mir vermehrt Gedanken über meine alten Freundschaften und warum sie zerbrachen.

    In der Therapie habe ich gelernt, dass Essgestörte Probleme mit Beziehungen haben und auf mich trifft das wirklich 100 %ig zu. Sobald damals jemand zu nahe an mich hätte rankommen können, beendete ich den Kontakt. Genau das selbe tat ich auch, wenn mich – und war es auch nur eine Kleinigkeit – an dem anderen störte bzw. mir jemand „quer kam“. Unschön!

    Gestern hat es mich wieder gepackt und ich habe einer ehemaligen Freundin eine Mail geschrieben („Google“ sei gesegnet ;) ). Warum wir damals den Kontakt verloren, weiss ich gar nicht mehr. Aber ich weiss, dass wieder ich mich nicht mehr gemeldet hatte. Und da ich so radikal war und einfach wegzog, gab es keine Chancen mehr für sie, mich aufzuspüren.

    Diese Freundin schrieb mir gestern sofort zurück und freute sich tierisch, von mir zu hören. Das überrascht mich immer wieder, denn an diesem Punkt stimmt wohl mein Selbstbild (gemeines Stück) nicht mit dem Fremdbild (jaaaa, Babs ist wieder da!) überein. Das bedeutet für mich, dass die Problematik der Beziehungsführung ganz eindeutig auf meiner Seite lag. Vielleicht habe ich zu viel vom anderen erwartet, vielleicht sogar Übermenschliches?! Ich weiss es (heute) nicht (mehr).

    Wie ist das bei euch? Erwarten wir zu viel von unserem Umfeld?
    Habt ihr auch Leute, bei denen ihr euch gerne mal wieder melden würdet bzw. habt ihr ab einem bestimmten Therapiepunkt auch das Bedürfnis gehabt, offene Baustellen zu schließen?

    Babs

  • Zitat

    In der Therapie habe ich gelernt, dass Essgestörte Probleme mit Beziehungen haben und auf mich trifft das wirklich 100 %ig zu. Sobald damals jemand zu nahe an mich hätte rankommen können, beendete ich den Kontakt. Genau das selbe tat ich auch, wenn mich – und war es auch nur eine Kleinigkeit – an dem anderen störte bzw. mir jemand „quer kam“. Unschön!


    Hallo Babs,

    ich bin eindeutig essgestört, aber ich glaube nicht, dass die Essgestörten alle Probleme mit Beziehungen haben.

    Meine Freundschaften habe ich teilweise seit fast 30 Jahren, es kommen natürlich mal neue Bekanntschaften dazu, die im Laufe der Zeit dann zu freundschaftlichen Beziehungen führen - das finde ich ganz normal.

    Allerdings habe ich zweimal im Leben eine engere Freundschaft aufgegeben. Einmal rutschte jemand ins kriminelle Milieu ab und ließ sich auch nicht helfen; die andere Freundschaft veränderte sich durch eine ständige Bevormundung meiner Person. Trotz mehrerer Gespräche wurde es nicht besser und dann habe ich daraus für mich die Konsequenzen gezogen und den Kontakt komplett abgebrochen. Das ist mir nicht leicht gefallen, aber es ging nicht anders.

    Ich glaube, dass die Festigkeit bzw. Langfristigkeit von Beziehungen nicht von einer Essstörung (sieht immer noch doof aus mit 3 mal s) abhängig ist.

    Gruss aus Dortmund
    Die Brockenhexe

    Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert. (Oscar Wilde)

  • Hallo Ihr Beiden,


    also ich denke nicht das "jeder Ess-gestörte" auch Beziehungsprobleme hat, aber ich denke es ist EIN Problem das viele Ess-Gestörte betrifft... aber eben auch nicht alle.


    Wobei die Art der Beziehungsprobleme auch ganz anders sein kann.
    Bei mir war es z.B. immer so das ich jedesmal in Beziehungen alles gab was ich konnte (und oft noch viel mehr....), aber nichts erwartete, keine Forderungen stellte, Kompromisse erarbeitete die eigentlich immer zu meinen Lasten gingen und erst dann Beenete wenn es abslut gar nicht mehr ertragbar war...


    Aber ich weiß mitlerweile auch warum ich diese Art der Beziehungsprobleme habe und die haben viel mehr mit meinem geringen Selbstwertgefühl als mit meiner ES zu tun....
    damit das ich von mir selbst immer 200% erwartet habe, wo ich von anderen schon mit 10 oder maximal 20% zufrieden war - wo ich dachte "hey da gibt sich jemand mit dir ab - also tu gefälligst alles Menschenmögliche dafür es dir auch zu verdienen..." und genau das tat ich auch - immer schon.
    Zurückbekommen habe ich dabei sowieso nie was, im gegenteil oft genug bekam ich den "A***-tritt" wenn es dem Partner zuviel wurde, oder derjenige meinte was besseres gefunden zu haben.
    Und so wie in den Partnerschaften lief es bei mir auch in den "sogenannten Freundschaften" - ich war immer die gebende, die für alles da war, die immer überall half - und wenn ich mal hilfe brauchte - dann wars das...


    In Bezug auf Freundschaft - da hab ich endlich mal jemand gefunden, dem es selbst genauso ging und wo die Freundschaft eben auf dem schwierigen Grad des "füreinander da sein" relativ gut läuft... aber bei Beziehungen hab ich endgültig aufgegeben, da krieg ich das einfach nicht hin.


    das sind nun meine erfahrungen zu diesem Thema...


    liebe Grüße,
    Cailly

  • Zitat von Cailly

    Hallo Ihr Beiden,
    also ich denke nicht das "jeder Ess-gestörte" auch Beziehungsprobleme hat, aber ich denke es ist EIN Problem das viele Ess-Gestörte betrifft... aber eben auch nicht alle.


    Danke, Cailly. Das ist vielleicht besser formuliert, aber was ist mit der Beziehung zu mir selbst? Da sind wir Essgestörten doch schließlich alle gestört und wenn man es so sieht, haben wir dann alle ein Beziehungsproblem, oder? *Klugscheißeralarm* ;)

    Ich hatte, bis ich 27 war, auch keine wirklich richtige Beziehung. Dann war ich todesmutig und ließ mich auf eine ein...und ein Jahr später war ich in Therapie :)

    Durch diese Beziehung musste ich mich vielen Dingen stellen, die ich vorher erfolgreich verdrängt hatte. Und so kam ich irgendwann an den Punkt, an dem ich merkte, dass ich alleine nicht mehr weiterkomme. Ohne meinen Freund wäre ich wahrscheinlich bis heute nicht in Therapie...

    Doch ja, ich hatte definitiv ein Beziehungsproblem. Mit mir selbst und mit allen anderen drumrum auch :(

    Babs

  • Hallo Babs!



    Sofort als ich nur die Überschrift Deines Threads las, fühlte ich mich angesprochen. Ich bin ebenfalls essgestört und ich merke, dass, besonders in den Zeiten, in denen die ES große Macht über mich ausübt, ich Freundschaften vernachlässige. Das hat gar nichts mit den Leuten zu tun, sondern nur mit mir. Ich muss mich regelrecht zwingen auszugehen und etwas zu unternehmen. Habe ich es dann getan, hat es auch meistens Spaß gemacht, aber die vorangegangene Überwindung ist immer riesig. Ich habe immer das Gefühl, dass die anderen mich ablehnen könnten. Es sind irrationale Ängste, denn in meinem Freundeskreis bin ich wer ich bin und Gewicht war noch nie ein Thema- ich problematisiere es, sonst keiner. Trotzdem bleibt diese Angst und dieses ungute Gefühl. Möchte dann am liebsten den ganzen Tag im Bett liegen und von nichts und niemandem etwas sehen oder hören.

    Die zweite Variante- Dein eigentliches Thema- kenne ich auch nur zu gut: Alte Freundschaften. Es gibt zwei drei Freundschaften, die ich durch mein Verhalten (bzw. NICHT- Verhalten) habe einschlafen lassen. Ich würde rasend gerne wieder Kontakt zu diesen Leuten aufnehmen, kann mich aber nicht überwinden, weil zwischen unseren letzten Treffen - je nach Person - 15-30kg liegen und ich mich einfach in Grund und Boden schämen würde (auch wenn ich vermutlich keinen Grund hätte, denn diese Leute mögen MICH und dabei geht es nicht um's Gewicht. Ich krieg's trotzdem nicht hin :( ).
    Letztens bin ich im Fitnessstudio Gefahr gelaufen meiner alten Trainingspartnerin über den Weg zu laufen- wir haben drei Jahre lang fünfmal pro Woche zusammen Bodybuilding gemacht. Sie ist noch immer Aerobic-Trainerin und sollte nun vertretungsweise unseren Kurs für eine Stunde übernehmen. Zwischen unserem letzten Treffen und heute liegen 65kg- vielleicht hätte sie mich nichtmal erkannt. Ich hab's nicht fertig gebracht hinzugehen.
    MIr tut es immer sehr leid um diese alten Freundschaften, die an mir zerbrochen sind und die ich nicht imstande bin wieder zum Leben zu erwecken. Vielleicht komme ich ja eines Tages an den Punkt wie Du, Babs, dass ich mit mir so weit im Reinen bin, dass ich mir eine Kontaktaufnahme zutraue- ganz ohne Schuld- und Versagensgefühle.

    Nachdenkliche Grüße,
    DickesM

  • Hallo M,

    bei mir liegen auch einige Kilos (ca. 15) zwischen dem letzten Sehen und heute, aber da ich eh schon immer dick war, fällt das wahrscheinlich niemandem außer mir auf. Mach dir nicht so einen Kopf. Es ist, wie du sagst: Sie sollen dich mögen und nicht deine Figur!

    Dieses „Nicht rausgehen wollen“ kenne ich auch. Ich erinner mich, dass ich früher mit meinen Freundinnen immer Zuhause saß und wir den ganzen Abend lang quatschten. Dann gab es auch mal wieder Discophasen, aber so ab 25 blieb ich lieber Zuhause. Mir war es oft unangenehm, mit normalgewichtigen Freundinnen auszugehen. Ich fühle mich immer wie der Elefant neben den Rehen. Also blieb ich lieber mit ihnen in den eigenen vier Wänden. Auf der anderen Seite wollte ich unbedingt einen Mann kennen lernen, aber der klingelt ja bekanntlich nicht mal eben so an der Tür. Also zwang ich mich doch ab und an mit wegzugehen.

    Ich habe noch eine interessante Entdeckung gemacht. Wie ich ja schrieb, zog ich vor 4 Jahren erst hierher. Bei meinem Umzug kappte ich fast alle Verbindungen zu meinem alten Leben. Von den meisten „Freunden“ hatte ich „einfach“ genug.

    Hier nun schloss ich neue Freundschaften, besonders im letzten Jahr. Und diese Freundschaften sind von ganz andere Qualität. Diese Freunde kennen nur die „neue“ Babs, die, die in Therapie ist und endlich Kontakt zu sich selbst hat.

    Plötzlich kann ich meinen Freunden sagen, wenn es mir nicht gut geht. Oder wenn mir etwas nicht passt. Früher habe ich immer nur genickt und gelächelt. Und mich dadurch bescheiden gefühlt.

    Ich fühle mich in meinen jetzigen Freundschaften viel wohler.

    Und jetzt bin ich auch so gefestigt, dass ich auf meine alten Freunde zugehen kann, um zu gucken, ob diese Freundschaften heute noch Bestand haben können. Ob meine Freunde mich so akzeptieren, wie ich heute bin. Und ich so.

    Aufregend, aufregend :D

    Babs

  • Hallo Babs,

    Die Antwort von DickesM auf deinen Thread hat mich sehr betroffen gemacht. Ich hatte im September 20jähriges Abitreffen und bin nicht hingegangen, weil ich einfach die Blicke nicht ertragen hätte, von ehemaligen Mitschülern, die mich mit 30 Kilo weniger kennen.

    Es gibt eine ehemalige "beste Freundin", die auch immer Gewichtsprobleme hatte. Als ich vor vier Jahren wieder hierherzog ( ich war 10 Jahre im Ausland), hätte ich gerne wieder Kontakt aufgenommen. Dann sah ich ihr Foto in einer Zeitung. Ausgerechnet im Zusammenhang mit einem Abnehmclub. Sie wurde als gutes Beispiel angeführt, weil sie es "geschafft" hat und nun schlank ist. Da habe ich es nicht über mich gebracht, mich zu melden.

    Ich bin sehr traurig über diese Empfindungen, denn ich halte viele meiner ehemaligen Freunde nicht für so oberflächlich, dass sie sich von mir abwenden würden, nur weil ich jetzt dicker bin. Aber zur Zeit ist mein Selbstwertgefühl wieder mal so im Keller, dass ich einfach nicht anders kann.:(

    Doch deine Erfahrungen machen mir Mut, dass es auch wieder mal anders werden kann.

    Grüßlinge Eva

  • Ich bin sehr traurig über diese Empfindungen, denn ich halte viele meiner ehemaligen Freunde nicht für so oberflächlich, dass sie sich von mir abwenden würden, nur weil ich jetzt dicker bin. Aber zur Zeit ist mein Selbstwertgefühl wieder mal so im Keller, dass ich einfach nicht anders kann.:(

    Hallo Eva, Hallo an alle,

    Sorry, dass ich mich einmische, aber bei dem Thema würde ich echt gern mitmischen. :) Ich finde das so traurig, wenn sogar in Freundschaften das Gefühl besteht, wegen Äußerlichkeiten nicht akzeptiert zu werden. Ich habe selbst eine sehr füllige Freundin. Ich kenne und liebe sie schon fast mein halbes Leben lang (Wir sind beide 27). Sie ist so wie eine Schwester für mich. Was ich einfach nicht verstehen kann, ist, dass sie oft sogar vor mir das Gefühl hat, ihre Kilos irgendwie verstecken zu müssen! Sie spricht es zwar nicht an, aber ich merke es oft an ihren Gesten (z.B. immer wieder den Pulli über die Hüften ziehen, sie mag sich nicht gern vor mir umziehen etc.). Für mich ist das manchmal traurig, weil es mir echt ganz einfach egal ist, wieviel meine Freundin wiegt!!! Solange sie sich damit wohl fühlt (was oft nicht der Fall ist) existiert dieses Thema für mich nicht! Ich hab sie einfach so lieb und sie ist mir so nah, dass sie für mich echt immer hübsch ist, immer. Und ich glaube schon, dass ich das so "rüberbringe", aber trotzdem kommt es anscheinend nicht so ganz an!
    Deswegen Eva: Deine wirklichen Freunde werden sich SICHER NICHT von dir abwenden, NUR WEIL DU ÜBERGEWICHT hast. Was sollte denn das für eine Begründung sein? Was hat denn das mit der Freundschaft an sich zu tun? Wenn du ihnen aber das Gefühl gibst, kein Interesse mehr an Kontakt zu haben, dich immer mehr zurückziehst, dich niemanden mehr anvertraust - dann kann das irgendwann mal ein Grund für das Ende einer Freundschaft sein! Auch wenn sie manchmal schwierig und mühsam sein können: Ohne meine Freunde möchte ich echt nicht leben :) !!!

    Sweet Greets,
    Nina

  • Hallo Morcheeba,

    danke für deine Worte, im Grunde ist mir natürlich auch bewusst, dass wirklichen Freunden meine Figur egal ist.

    Aber leider ist es mein Problem und nicht das der anderen. Wenn mein Selbstwertgefühl so im Keller ist, wie zur Zeit, dann verkrieche ich mich am liebsten zu Hause und mag gar niemanden mehr treffen. Und der Teufelskreis (kein Selbstwertgefühl-Fressen-noch weniger Selbstwertgefühl) schließt sich.:(

    @ Babs: du schreibst immer so positiv von deiner Therapie, dass ich mir überlege, ob ich meine Vorbehalte dagegen nicht doch noch mal überdenken sollte. Meine "tausend Gründe" gegen eine Therapie sehe ich als Selbstsabotage, damit "es mir ja nicht besser geht", weil ich es "nicht verdient" habe usw. Hattest du solche Gefühle auch, bevor du deine Therapie angefangen hast?

    Grüßlinge Eva

  • Zitat von baleine


    @ Babs: du schreibst immer so positiv von deiner Therapie, dass ich mir überlege, ob ich meine Vorbehalte dagegen nicht doch noch mal überdenken sollte. Meine "tausend Gründe" gegen eine Therapie sehe ich als Selbstsabotage, damit "es mir ja nicht besser geht", weil ich es "nicht verdient" habe usw. Hattest du solche Gefühle auch, bevor du deine Therapie angefangen hast?


    Hallo Eva,

    oh, da fragst du leider die falsche. Als ich in Therapie ging, wusste ich nicht, dass ich essgestört bin und hatte auch überhaupt keine Ahnung von Therapien. Ich ging „nur“ hin, weil ich das Gefühl hatte, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ich kam „einfach“ nicht mehr klar. Ich steckte in einer Firma, in der mein Chef mich mobbte, hatte bei meinem Hausarzt dann einen Zusammenbruch und irgendwie kam plötzlich das Wort „Therapie“ in meinen Kopf. Vielleicht hatte ich ganz tief innen drin schon lange geahnt, dass einiges mit mir nicht stimmte, aber ich wusste wirklich nicht, was mit mir los war.

    Ich denke, wenn der Leidensdruck groß genug ist, stellt man sich manche Fragen gar nicht mehr. Für mich war die Therapie von Anfang an eine Rettungsleine, die mich langsam dem Ufer näher bringen sollte. Ich habe mir auch keine Gedanken über Therapieformen oder ob ich den Therapeuten sympathisch finde oder nicht gemacht. Ich wollte nur Hilfe. Und das möglichst schnell. Letztendlich hatte ich viel Glück, denn ich bekam innerhalb eines Monats einen Termin und denke, dass die Art der Therapie (tiefenpsychologisch) und meine Therapeutin gut für mich sind.

    Ich kann dir nur empfehlen, selbst eine Therapie zu beginnen. Wenn ich heute zurückblicke auf mein Leben vor 2 Jahren, kommen mir folgende Worte in den Sinn:

    Angst
    Hunger
    Gefängnis
    Unsicherheit
    Unzufriedenheit
    Beklemmung
    Einsamkeit
    Unverständnis
    Wut....

    Wenn ich mir mein Leben während der Therapie angucke, sehe ich vor meinem inneren Auge:

    Hoffnung
    Verwirrung
    Schmerz
    Wut
    Freude
    Erkenntnis
    Rückfall
    Neugierde
    Veränderung
    Befreiung.....

    Heute – und ich bin absolut noch nicht vollständig geheilt – würde ich dir mein Leben mit diesen Worten beschreiben:

    Freiheit
    Stolz
    Freude
    Rückfall
    Wut
    Neubeginn
    Liebe
    Neugierde
    Hoffnung.....

    Du siehst, Eva, einige Begriffe wiederholen sich, haben aber im Laufe der Zeit ihre Bedeutung verändert. So war die Neugierde während der Therapie die Neugierde auf die wirkliche Babs. Heute ist sie eher die Neugierde auf die Welt, auf Gefühle, auf andere Menschen.

    Eigentlich wollte ich gar nicht so einen Roman schreiben, sorry!

    Geh es an, Eva, ich wünsche es dir :)

    Babs

  • Hallo alle zusammen :)

    ich war schon sehr lange nicht mehr im Forum und muss sagen ich bin echt glücklich wieder hier sein zu können. Mein Internetanschluss wurde heute freigeschaltet und da musste ich doch gleich mal hier vorbei schauen :)

    auch ich habe mich sofort beim Lesen des Themas angesprochen gefühlt :)
    Einige von euch erinnern sich sicherlich noch an mein jahrelanges Problem aus Scham nicht rauszugehen. Dadurch habe ich auch alle meine alten Freunde verloren. Zwei damailige beste Freundinnen von mir waren mir aber immer so unglaublich wichtig, dass es mich tagtäglich traurig macht, dass wir keinen Kontakt mehr haben. Ich träume wirklich fast täglich von ihnen (gerade im letzten halben Jahr) und wünschte mir so sehr die Freundschaft wieder aufleben zu lassen. Es liegen mittlerweile 2 Jahre dazwischen seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben (naja, vergleichsweise wenig, wenn man die Beiträge anderer hier liest ;) ) aber für mich ist es eine Ewigkeit.
    Was ich besonders beobachte ist, dass mein Drang nach einem Treffen so extrem gewachsen ist, seitdem sich mein Leben wieder einigermaßen normalisiert hat (habe abgenommen, ich gehe raus, zur Uni, treffe neue Freunde usw.) Jetzt, wo ich wieder ein mehr oder weniger normales Leben führe, wächst der Drang meine besten Freunde wieder zu sehen. Das Problem ist allerdings, dass ich die beiden damals so sehr gemieden habe weil ich keinen an mich ranlassen konnte/wollte und ich zahlreiche Treffen kurzfristig mit diversen Ausreden abgesagt habe, dass sie den Kontakt nachher abgebrochen haben. Ihnen wird wohl nicht mehr viel an mir liegen...
    Mein größter Wunsch wäre es, wenn sich einer von ihnen melden würde. Ich habe nicht den Mut dazu. Ich bin ihnen nämlich lange hinterher gelaufen, dass wir wenigstens via email den kontakt halten, aber das hat ihrerseits nicht geklappt (bzw. sie hatten keine Lust auf mails--> sagt ja eigentlich alles, aber ich kann es ihnen auch nicht verübeln :( )
    Naja, ich kann euren Wunsch also durchaus nachvollziehen.

    Liebe Grüße
    sunny

  • Hallo!
    Ich wollte auch noch was zu dem Thema sagen, aber weniger über alte Freundschaften, sondern mehr über Freundschaften im allgemeinen. Also ich habe festgestellt, dass da bei mir irgendwas absolut nicht stimmt. Das Muster bei mir sieht so aus: Ich bin allen Leuten gegenüber offen und freundlich und kann mich auf jeden irgendwie einstellen, so dass er mich mag. Die Leute suchen dann meine Nähe und wollen mit mir Zeit verbringen, ich stelle dann aber fest, dass ich mich bei manchen nicht wohl fühle, versuche mir aber irgendwie was vorzumachen, weil sie ja auch "gute" Seiten haben und ich auch ein schlechtes Gewissen kriege, weil sie mich ja mögen. Irgendwann weiß ich dann gar nicht mehr, wie ich zu dieser Person stehe, bin innerlich total zwiegespalten, ich denke aber, dass dieses unbehagliche Gefühl, wenn ich mit der Person allein bin, also die innere Anspannung gibt schon einen Hinweis, dass das so nicht richtig sein kann. Ich schwanke dann immer zwischen "Eigentlich ist die Person ja schon ok und die kümmert sich ja auch um mich etc." und "Ich kann sie überhaupt nicht leiden, wir sind total verschieden, ich will nichts mehr mit ihr zu tun haben". Dieses Hin-und her ist total zermürbend. Wenn ich dann wieder in der Phase bin, den Kontakt ganz abbrechen zu wollen(die Person ahnt natürlich überhaupt nichts davon, dass da irgendwas nicht stimmt), hab ich Probleme, die Person "loszukriegen". Am liebsten würde ich den Kontakt einfach abbrechen, mich nie wieder melden, aber das schaffe ich nicht, bin zwar immer kurz davor, ziehe es aber meistens nicht durch(und wenn, dann auf `ne ganz miese Tour, einmal hatte ich einer Bekannten `ne sms geschickt und danach mein Handy einfach ausgemacht und auf ihre Nachricht nicht reagiert, also so, dass ich der Person ja nicht ins Auge blicken muss, also per Brief oder so). Das alles ist so total verworren. Es ist auch bei Leuten so, in deren Gegenwart ich mich eigentlich wohl fühle, dass sie mir sehr schnell auf die Nerven gehen, wenn sie zu viel von mir wollen. Es ist meistens nicht so nach dem Motto "Ich freue mich auf heut Abend, weil ich mit...weggehe", sondern "Heute muss ich noch mit...weggehen". Ich verstehe das selber nicht, aber sobald eine Bekanntschaft "verbindlich" wird, was ja meistens der Fall ist, wird mir das zu viel. Und ich hab echte Probleme, die negativen Seiten eines Menschen zu akzeptieren, ich denke mal, weil ich den Menschen auch absolut nicht damit konfrontiere, dass ich ein Problem mit irgendwas hab. Wie auch immer, jedenfalls zieht sich das durch all meine Bekanntschaften und "Freundschaften", sofern man das so bezeichnen kann, was mir aber sehr schwer fällt, dass immer wieder der Punkt kommt, an dem ich am liebsten einen sofortigen Schlussstrich haben will. Und es zerreißt mich innerlich, dass ich nie wirklich weiß, dass ich von niemandem, außer meiner Familie, weiß, wie ich zu der Person stehe, dieses ständige Hin und Her macht mich total wahnsinnig, auch das damit verbundene schlechte Gewissen den Personen gegenüber, weil ich das Gefühl habe, ich spiele mit ihnen.
    Wie schafft man es da raus? Wer hat hilfreiche Tipps?
    Liebe Grüße, Chocolady

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