BILD dir deine Meinung!

  • Heute, bei meinem täglichen Streifzug durch das Online-Angebot der BILD-"Zeitung" (jaaa, ich habe einen Hang zur Trash-Kultur :rolleyes: ) blieb mir doch glatt mal wieder die Luft weg. Ein wahrscheinlich aus gutem Grund nicht namentlich genannter Kollege - oder wars gar eine Kollegin? - ließ sich dort über die Gewichtszunahmen diverser Stars und Sternchen aus: "Machen Ruhm & Geld dick & hässlich?" Dieser Artikel, wenn man dieses hirnlose, dickenfeindliche Pamphlet so nennen mag, ist derart haarsträubend, dass man ihn sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen muss.


    Zitat

    Aus sexy Pop-Röhre Christina Aguilera wurde „die Speckilera“, aus Vollweib Anna Nicole Smith ein Fast-Walross, aus Britney ein dunkelhaariges Mauerblümchen: Auf dem Zenit ihres Erfolgs mutieren die sexy Superstars zu unansehnlichen Quallen. Macht Ruhm etwa dick und hässlich?

    Genau, so macht man das. Gleich im Anreißer mit Volldampf in den Fettnapf. Die Herren und Damen bei BILD verstehen halt ihr Handwerk: Widerliche Witzeleien auf Erstklässlerniveau, Diffamierungen, ins Tierreich verlegte Metaphern. Das ganze Programm, und das in gerade mal sechs Zeilen. Chapeau!


    Die Messlatte liegt nun schon ziemlich hoch. Wird es der BILD-Redaktion gelingen, das vielversprechende Niveau auch im weiteren Text zu halten? Oder lässt sich das noch unterbieten? Schau mer mal:


    Zitat

    Beispiel Aguilera: Die letzten Bilder von ihr lassen uns nicht mehr los – der einstmals gertenschlanke Teenie-Star sieht aus wie eine Wurst in pinker Pelle: Breite Hüften, kugeliger Bauch. Mit dunkel gefärbten, strähnigen Haaren rollt sie über die Bühne. Die Sängerin hat locker 5 Kilo zugelegt – und ein Ende ist nicht abzusehen.

    Boooah ey! Füüüünf Kilo!
    Das Bildmaterial verdeutlicht, dass Miss Aguilera tatsächlich ein paar Kurven mehr vorzuweisen hat als früher. Aber wieso verdient jemand, der für seine Beckenknochen gerade mal keinen Waffenschein mehr braucht, gleich die Bezeichnung "kugelig"? Warum "rollt" Frau Aguilera? Die Aufregung kann ich nicht nachvollziehen - wo man doch mit jeder der tollen Diäten aus der "Bild der Frau" innerhalb weniger Tage mindestenswennnichtgarnochmehr abnehmen kann. :p


    Aber begleiten wir den/die Autor/in weiter auf seiner oder ihrer Reise durch dieses Horrorkabinett der dicken Frauen:


    Zitat

    Beispiel Anna Nicole Smith: Was hat sich die Männerwelt nach ihr verzehrt! Eine sinnliche Frau mit Wahnsinns-Kurven, massenweise wurden ihre H&M-Werbeplakate von Bushaltestellen geraubt. Dann der Absturz: Anna heiratet einen milliardenschweren Greis: Er stirbt, sie kämpft vor Gericht lange um das Erbe. Anna wird fetter und fetter, verlässt zuletzt kaum noch das Haus. Auch mit ihrer aktuellen Reality-Show im US-Fernsehen kann sie nicht punkten. Von der einstmals prallen Sinnlichkeit blieb nichts als schwabbelnde Fettberge.

    Holla! Da scheint jemand aber wirklich ein ernsthaftes Problem zu haben... gibt es sowas wie "Dicken-Phobie"? Egal, konzentrieren wir uns auf die wesentlichen Aussagen dieses Absatzes:
    1.) Abstürzen = fetter und fetter werden
    und 2.) Pralle Sinnlichkeit: JA! Schwabbelige Fettberge: NEIN! Wo die Sinnlichkeit aufhört und die Fettberge anfangen, das entscheidet natürlich... na, wer? Genau.


    Den kurzen Beitrag zu Ex-Spice Girl "Moppel Mel" erspare ich uns. Der hält auch keine wesentlichen Neuigkeiten bereit, anscheinend hat der Kollege sein Pulver schon verschossen.


    Aufschlussreich hingegen das Résumee am Schluss:


    Zitat

    Die wahren Gründe für die körperlichen Veränderungen der Stars bleiben schleierhaft. Liebeskummer? Einsamkeit? Langeweile?
    Eins scheint jedoch klar: Erfolg macht offensichtlich nicht nur glücklich...

    Aaaaha. Da haben wirs doch. Erfolg macht nicht glücklich. Liegt der tiefere Sinn des ganzen Machwerks nun darin, der - das unterstelle ich jetzt einfach mal - aufgrund mangelnden Erfolgs permanent von Neid zerfressenen Leserschaft Trost zu spenden? Frei nach dem Motto: "Ihr seid zwar doof und werdet es nie zu was bringen, aber vergesst das einfach mal kurz undbooooooooooahguckmaldadrübendiefettesauuuuu!" Oder ist die Lösung noch viel einfacher? Gabs bei der Redaktionskonferenz eins auf den Deckel? Womöglich von der etwas übergewichtigen Ressortleiterin? Na, dann is ja alles klar.


    Bleibt in Ahnlehnung an die Schlagzeile des Artikels nur noch die Frage: Macht ein Job in der BILD-Redaktion hirn-, herz- & niveaulos?
    Oder sind das schon Einstellungsvoraussetzungen?


    Achja, hier noch der Link zum Nachlesen:
    http://www.bild.t-online.de/BT…ck/macht__ruhm__dick.html


    :mad:

  • *grins* ... meine Güte, das sollte man dem Werberat mal als besonders gelungenes Beispiel der Darstellung gesellschaftlicher Wirklichkeit zukommen lassen.


    Crassa

  • *lach* wie süss:)


    und trotzdem lese ich zwischen den Zeilen noch was Positives raus. Wenn es wirklich so ist das einige Damen der Pop-Szene mal von ihrer Magersucht runter kommen, ist das doch für ihre Fans (wohl meistens zwischen 12 und 17) ein Zeichen nicht auch unbedingt 50 Kilos wiegen zu müssen. Oder sehe ich das zu optimistisch?


    Gruss Laura, die sich eigentlich kaum um das Aussehen von SängerINNEN/SchauspielerINNEN gedanken macht;)

  • hallo Ruby Tuesday,


    wollen wir doch auf dem Teppich bleiben und mal überlegen, WARUM die Bild-Zeitung sowas schreibt.


    Es wird nicht unbedingt die Meinung der Schreiberlinge wiedergegeben, sondern Bild hat einfach ein bestimmtes Konzept, nachdem man sich richten muss, wenn man für dieses Blatt arbeitet- Reisserisch und verunglimpfend.


    Nicht nur Dicksein wird niedergemacht - sondern alles was sich anbietet und für Aufsehen sorgt!! Das ist das Erfolgsrezept dieses Blattes und damit fahren sie gut und verdienen ihre Brötchen ganz ordentlich. Solange dieses Schmierblatt gekauft wird -wie von dir - wird es so auch weiterhin funktionieren. Willst du was dagegen tun, dann hilft nur Boykott durch Nichtkauf!


    Es kann duchaus sein, dass die Person, die diesen Artikel geschrieben hat, selbst übergewichtig ist.


    Wer mit der Art der Bild ein Problem hat -so wie ich - sollte die Finger davon lassen. Wer Klatsch und Skandalgeschichten über andere gerne liest, muss auch damit rechnen, dass einem die Themenwahl selbst mal irgendwann streift und verletzt. Es gibt andere Lektüre auf dem Markt. Insofern kann ich die Aufregung nicht verstehen.


    Gruß sunni

  • Hallo sunni,


    ich habe in meinem Leben bislang genau 1 mal eine BILD-Zeitung gekauft. Das war in der 9. Klasse, als ich im Deutschunterricht ein Referat über die in dieser "Zeitung" verwendeten Stilmittel halten musste. Boykott durch Nicht-Kauf fällt also schon mal flach. Ich könnte mir höchstens abgewöhnen, Abrufe der Internet-Seiten zu generieren, die sich bekanntlich ja auch vermarkten und in klingende Münze umsetzen lassen. Darum geht es mir aber gar nicht. Könnte ich BILD nicht mehr online lesen, würde ich mir halt ein im Zug liegen gebliebenes Exemplar schnappen.


    Ehrlich gesagt, ich rege mich eigentlich tagtäglich ganz enorm über dieses Medium auf - also natürlich nicht nur über den genannten Artikel. Ich lese aber trotzdem; nicht etwa, um morgens meinen Blutdruck zu pushen, sondern weil mir dies Aufschluss über die Themen gibt, die einen Großteil meiner Mitmenschen derzeit beschäftigen. Ich habe während meiner Studienzeit in einem Zeitschriftenladen gejobbt, und mir ist aus dieser Zeit deutlich in Erinnerung, dass BILD für wirklich viele Menschen die einzige Informationsquelle ist. Sie lesen diesen Dreck nicht zum Spaß, sondern halten ihn tatsächlich für ein ernst zu nehmendes Medium. Und im Grunde ist BILD das auch, denn kein anderes Medium in Deutschland besitzt so viel Einfluss auf Stimmungen und Meinungen.


    Ein Journalist oder Redakteur hat, insbesondere wenn er bei einem derart meinungsbildenden Massenmedium arbeitet, eine Verantwortung gegenüber seinen Lesern. Ich kann nicht nachvollziehen, dass ein Mensch, der diesen Berufsweg sicher mit viel Idealismus und vielleicht auch vielen Illusionen eingeschlagen hat, sich aus welchen Gründen auch immer dazu breitschlagen lässt, etwas wie diesen Artikel zu schreiben. Wie käuflich kann man sein?


    Meine Aufregung lässt sich also leider nicht so einfach mit dem Tipp "lies halt was anderes" weg wischen. Damit ist es nicht getan. Ich lese genügend anderes, aber ich weiß auch, dass viel zu viele Leute eben NICHTS anderes lesen. Wenn ich mir vorstelle, dass in irgend einer Kantine in Deutschland Mittags ein hämisches Dummgeschwätz über die "fette Speckilera" anhebt, weil alle in der Brotzeitpause BILD gelesen haben, wird mir ganz anders. Und wie reagiert wohl das 16jährige Lehrmädchen, dass dieses Gesülze mit anhören muss?


    Nein, sorry, auf DEM Teppich kann und will ich nicht bleiben.


    Gruß,
    Ruby

  • Hallo Ruby,


    ich verstehe ja deinen Zorn, der allerdings nur jetzt so ausgeprägt ist, weil es dort eben um das Dicksein geht. Regst du dich genauso auf, wenn um Dünne, Kranke, Kleine, Große geht?


    Ich persönlich finde etliche andere Zeitschriften zu diesem Thema weitaus schlimmer. Ganz besonders herausragend abartig sind: Freundin, Laura, Für Sie, Brigitte und wie sie alle heissen.
    Dort geht es eigentlich ausschliesslich darum: wer nicht superschlank ist, ist hässlich. In den Modestrecken, in den Tipps und Beratungen, oder die hanebüchenne Diäten. "Abgenommen - endlich liebt mich mein Mann wieder" so einen Schwachsinn liest man dort. Wohlgemerkt: ich kaufe diesen Plunder nicht, aber eine Nachbarin von mir ist im Verlag tätig und so wurde ich eine Zeitlang versorgt, bis ich´s nicht mehr ertragen konnte.


    Deine Argumentation hinkt in Bezug auf die Verantwortung eines Journalisten. Das wird immer mal wieder gerne angeführt, aber a) liegen dort die Jobs auch nicht auf der Strasse rum, dass man es sich aussuchen kann, wo man arbeitet und b) ist es nichts anderes wie überall in der freien Wirtschaft, nämlich "im Sinne des Unternehmens tätig sein". Wirfst du das Gleiche auch einen Waschmaschinenverkäufer vor, er dir sein Gerät aufdrängt, obwohl er weiß, dass die Konkurrenz besser und günstiger ist?


    Ich kann dich ja verstehen, aber bei bei diesem Thema ist Bild wirklich noch mit am harmlosesten.


    Sunni

  • @ sunni


    Der Ärger liegt wohl mit darin begründet, dass die BILD nun mal die meistgelesene Zeitung hier im Land ist und bestens an Meinungsmache beteiligt ist - Brigitte und wie die ganzen Zeitschriften heißen erreichen ein viel kleineres Publikum und können weniger zur Verzerrung des BILDes / der Meinung der Leute beitragen.
    Jedenfalls finde ich es auch ein wenig aus der Luft gegriffen bei 5 Kilo mehr auf den sonst so schmalen Hüften einer Sängerin gleich so einen Aufstand zu machen und gleich die eventuellen Gewichtsschwankungen anderer Stars nochmal mit aufzuwärmen. Lustig ist in der Hinsicht, dass fast immer, wenn eine bekannte Frau mal etwas unvorteilhaft geknipst wird oder ansatzweise erkennbar ein paar Gramm zugelegt hat, in Klatschzeitungen von "Babybäuchlein" :confused: geschrieben wird.


    Naja, die BILD-Schreiberlinge wollen halt auch nur ihr Geld verdienen und immerhin ist es ja meistens noch in sofern harmlos, was die fabrizieren, dass man bestens drüber schmunzeln kann. :D

  • Hallo Ruby,
    der Bild-Artikel ist wirklich äußerst niveauvoll (ironisch gemeint).
    Egal wohin man sieht wird dick mit häßlich gleichgesetzt; auch wenns nur 10 Kilo Übergewicht sind oder sollen wir sagen 10 Kilo über der Magersuchtsgrenze?!?
    Die Bildzeitung hat noch nie zu meiner Lektüre gehört, wer einigermaßen Niveau und Bildung hat wird sie auch nicht lesen (v.a. als einzige Zeitung). Ob Bild Meinungsbildend ist? Ja, wahrscheinlich schon, aber nicht in meiner Niveauklasse!
    Meinungsbildend sind aber auch die vielen Frauenzeitschriften, die Auflagen sollte man nicht unterschätzen: da gehts ständig um Diäten und Schlanktips bzw. Kleidung für Superschlanke.
    Dann noch das Fernsehen: besonders die privaten Sender auf eher niedrigem Niveau (für mich z.B. RTL und RTL2 oder Sat1) treibens mit der "Berichterstattung" über Diätentests, Diätempfehlungen, Diäterprobungen, schlank=schön und superschlank=superschön usw. sehr weit. Und ich denke dass viele Sendungen in dieser Richtung sehr viel meinungsbildender sind als die Bildzeitung. Oft wird vermittelt: arme magersüchtige/bulimische Mädels (die sind ja sooo bemitleidenswert) und im Gegensatz dazu die undisziplinierten Dicken (Tenor: wenn man will kann man abnehmen und schlank sein, das ist nur eine Willenssache!)
    Wer denkt nicht mal an Big Diät, das hat wohl jeder mal gesehen? Was ist aus den Kandidaten geworden, hat sich das Diätengerackere langfristig gelohnt (für die Figur meine ich)?
    Was ist mit all den anderen Dicken die im Rahmen irgendeiner Berichterstattung und Diätentest abgenommen haben? Sind die immer noch schlank(er) als früher? Ich glaube nicht; aber darüber wird normalerweise nicht berichtet.
    Gruß
    Ulrike
    (die lieber etwas dicker bleibt als durch Diäten sich weiter zu schädigen; bin jahrelang dem Schlankheitswahn hinterhergerannt aber natürlich ohne langfristigen Erfolg. Hätte ich mich vor 20 Jahren so akzeptieren können wie ich war (fast gertenschlank, aber nur fast), wärs evtl. nie soweit gekommen. Jetzt BMI von ca. 30)

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