Sendung heute - Fett - faul, dumm? Vorurteilsfalle Übergewicht

  • von Marlene:

    Zitat

    Wenn es nur "nicht perfekt" gewesen wäre, gäbe es wohl nicht so viele kritische Stimmen.


    Ich denke nicht, das das vorhandensein von Kritik oder die Quantität von Kritik wirklich objektiv etwas aussagt darüber wie etwas oder jemand ist. Es sagt in erster Linie etwas darüber aus, wie der Kritiker die Welt sieht.


    Und ich stimme durchaus zu das es wünschenswert ist noch tiefer zu gehen und weiter zu beleuchten. Wie gesagt den Kritikpunkt von Rieke kann ich gut nachvollziehen. Aber man muss das eben auch in Relation sehen, es ist für mich die erste Sendung, die die Themen wirklich mal so angeht. Ein erstes Zeichen des Umdenkens, da erwarte ich persönlich noch kein Gesamtpaket und bin eben glücklich über das, was gut gelaufen ist.


    Das hat ja nicht allein mit dem Unwillen oder Unwissen der Macher zu tun. Sondern auch damit an wen man diese Sendung addressiert. Und jemand, der sich bis dato 0 Gedanken darüber gemacht hat, dass so wie er über Dicke denkt, vielleicht gar nicht stimmt oder gar schlecht ist, ist in dem Moment nicht unbegrenzt aufnahmefähig.


    Klar könnte man die Sendung mit tausend Fakten zuballern, aber was bliebe dann hängen? Da bestünde doch sogar eher die Gefahr, das genervt abgeschaltet wird. Vielleicht lernt man gern dazu, will aber auch abgeholt werden an einer Stelle, die man kennt, sonst fühlt man sich einfach überrannt. Und deshalb denke ich gabs auch die Klischees, die dann aber abgewandelt wurden.

  • [...] Vielleicht bin ich ja zu idealistisch, aber ich erwarte von einer Sendung, die schon im Titel vorgibt, sich mit Vorurteilen zu beschäftigen, dies auch zu tun, und zwar in alle Richtungen. Und das wurde meiner Meinung nach hier verpasst, was ich sehr schade finde.


    Der Titel war doch "Fett - faul, dumm?" und das wurde doch thematisiert. Die Frauen aus dem Beitrag waren weder faul noch dumm ... und das musste nicht heißen, dass jede Frau Zumba tanzt.


    Ich kann verstehen, dass man sich als "Betroffene" mehr gewünscht hätte, aber warum kann man nicht auch die positiven Aspekte solch einer Sendung sehen?

  • Entli:
    Nein, Männer kamen nicht vor.


    marlene:
    Naja du schreibst sehr deutlich das du findest, dass für dich Wesentliche Punkte verpasst wurden. Dazu kommt, das keinerlei positive Anmerkungen zur Sendung kamen. Da kann man schon den Eindruck gewinnen, das sie bei dir durchgefallen ist.


    Zumindest jetzt hätte mich dann interessiert, warum du die Sendung nicht schlecht fandest ;)

  • Naja, es gibt ja nicht nur schwarz und weiß. Ich fand sie weder sonderlich schlecht noch wirklich gut. Positiv fand ich, dass es überhaupt mal so eine Sendung gab, außerdem die Hinweise auf den BMI etc. Was mir nicht gefallen hat, habe ich ja gesagt, bzw von Rieke zitiert. (Wie du siehst, habe ich durchaus auch ihre positiven Äußerungen unterschrieben ;) )

  • Ich habe die Sendung nicht gesehen, darum frage ich, ob da keine Männer vorkamen. Ihr schreibt hier nur von dicken Frauen :confused:.


    Das im dem Beitrag nur Frauen vorgestellt wurden, könnte daran liegen, dass Frauen, in jungen Jahren, häufig unzufrieden mit ihrem Körper sind. Daraufhin folgt eine Diät und diese zieht mehrfach eine Essstörung nach sich.
    Männer hingegen sind eher zufrieden mit ihrem Körper (Diäten bei Mädchen von 14-17 Jahren ca. 53 % und bei Jungs im gleichen Alter ca. 15 %). Das könnte der Grund sein warum in dem Beitrag eher Frauen vorgestellt wurden.


    P.S. im BR Fernsehen/Mediathek kann man sich den Beitrag noch ansehen.

  • Hm - also ich muss ehrlich sagen, dass ich die Kritik echt nicht nachvollziehen kann. :confused: Ist kein Vorwurf, ich bin nur total überrascht.


    Das Thema war doch Vorurteile - natürlich sollten Dicke auch Junkfood mampfend vorm Fernseher liegen dürfen, aber das das nun bildlich umgesetzt wirklich nicht in die Sendung passt ist doch klar? :confused:


    Ich finde es auch nicht schlimm, dass im Café kein Kuchen bestellt wurde.


    Meine Güte, wenn sie halt keinen wollte :confused: - genauso wenig wie ich mir ein Stück Kuchen verkneifen möchte, weil ich dick bin, mag ich mir auch nicht eines bestellen müssen nur damit alle anderen nicht sagen: "Oh!Wohl auf Diät?" oder denken "Ja,ja jetzt verkneift sie ihn sich, aber wer weiß was sie später daheim isst." :rolleyes:


    Warum wird das Thema Essen nur so verkrampft gesehen? Reicht es nicht, wenn sie da sitzt, eine Tasse heiße Schokolade mit einer großen Portion Schlagsahne darauf trinkt :confused: und darüber gesprochen wird, dass es für Dicke durchaus ein Problem sein kann in der Öffentlichkeit zu essen?


    Eine sportliche Dicke als "Vorzeigedicke" ... na ja, finde ich nicht. Eigentlich ging es ja darum zu zeigen, dass man dick sein und dennoch sportlich sein / ein gutes Körpergefühl etc haben kann, bzw. dass man ständig Zumba machen kann und trotzdem nicht zwingend superdünn dabei wird, wenn man entsprechend normal isst und die Veranlagung zu einem dickeren Körperbau hat (die Zumbawerber mit ihrem Gefasel vom "Fat-Burner-Wunder Zumba" wirds freuen :evil:).




    Klar hätte die Sendung gut viermal so lange sein können und es wären dennoch noch Fragen offen geblieben, man muss aber auch mal bedenken, dass sich nicht jeder Normalo so ausführlich mit dem Thema beschäftigt hat wie wir.


    Ein Großteil meiner schlanken Freunde fallen aus allen Wolken wenn ich ihnen erzähle, dass Dicke auf der Straße beschimpft werden oder Ärzte ihnen die Behandlung verweigern.


    Die meisten Menschen wissen das nicht, genausowenig wie sie das Märchen von der Allgemeingültigkeit des BMI kennen.


    Alleine dass solche Dinge überhaupt erwähnt werden und vielleicht bei den Leuten ankommen finde ich schon sensationell, wenn ich ehrlich bin.


    Und dass nur Menschen die Sendung sehen, die diese Vorurteile nicht haben, halte ich für eine Fehleinschätzung.


    Blödere Blicke als im Bioladen oder auf Filmfesten zwischen Fachpublikum ernte ich z.B. sonst nirgends.


    Viel Bildung + Geld bedeutet leider nicht automatisch, dass Menschen weniger Vorurteile haben.


    Schon gar nicht in Zeiten in denen das Dschungelcamp für den Grimmepreis nominiert wird.

  • Ich hab grad die Sendung geguckt und ich freue mich sehr, dass die Dicken einmal nicht als die willenlosen, einfältigen Versager und Schwächlinge ohne Rückgrat dargestellt werden, die es nicht schaffen, ihre Gier zu beherrschen.


    Daraus sollte man eine Serie machen! Auch wenn die dann bei dem sensationsgeilen und schadenfrohen Trash-Publikum keinen Anklang fände, könnte ich mir so etwas als festen Bestandteil einer der Gesundheits-Serien denken.


    Wenn sich jemand fände, der dafür richtig Geld in die Hand nimmt für Produktion und Promotion, dann wäre diese Sendung ein ganz grosser Schritt in die richtige Richtung.


    Natürlich wurde hier vieles nur angerissen, es fehlt mir auch mindestens ein 'fetter, fauler und dummer' Mann und der Suchtfaktor und die Diskriminierung wurden mir zu wenig beleuchtet, aber ich finde, es ist eine Wohltat, diese Sendung zu sehen, da man bisher die trashigen 'Dicken'-Sendungen nur noch abschalten konnte.


    Hoffentlich war das nicht das letzte mal, dass etwas in der Art gesendet wurde.

  • Wenn sich jemand fände, der dafür richtig Geld in die Hand nimmt für Produktion und Promotion, dann wäre diese Sendung ein ganz grosser Schritt in die richtige Richtung.


    Äh ... wobei ja das nun wirklich keine billig produzierte Sendung ist ... :confused: im Gegenteil. Für heutige Verhältnisse steckt viel Aufwand in Design, Recherche und Umsetzung, das sieht man. UND sie lief um 20:15 Uhr, das ist noch immer die beste und teuerste Sendezeit (auch wenn es "nur" im BR war). :confused:


    Rainer Maria Jilg moderiert jede Woche eine Reportage im BR, letztens zum (ebenso wichtigen) Thema Altersarmut, die Sendung ist also Teil einer Serie.


  • Ich dachte, das war klar.



    Ja irgendwie schon, ich war jetzt nur verwirrt, weil die Sendung ja eh schon relativ hochwertig produziert ist und von einem öffentlich-rechtlichen Sender stammt, man müsste also eigentlich eher den Sender anschreiben, die arbeiten ja mit allgemeinen Geldern und müssen niemanden suchen der das finanziert.
    Wenn es zu jedem Thema eine komplette ausführliche Folge gäbe wäre das natürlich schon schön.

  • Ein Großteil meiner schlanken Freunde fallen aus allen Wolken wenn ich ihnen erzähle, dass Dicke auf der Straße beschimpft werden oder Ärzte ihnen die Behandlung verweigern.


    Die meisten Menschen wissen das nicht, genausowenig wie sie das Märchen von der Allgemeingültigkeit des BMI kennen.


    Das würde ich sofort unterschreiben...


    Alleine dass solche Dinge überhaupt erwähnt werden und vielleicht bei den Leuten ankommen finde ich schon sensationell, wenn ich ehrlich bin.


    Und dass du damit möglicherweise Recht hast, finde ich skandalös. Das ist eines meiner Probleme mit der Sendung: Diese Dinge wurden erwähnt - aber für meinen Geschmack viel zu sehr am Rande.
    Muss man wirklich unsere Gesellschaft erst vorsichtig darüber aufklären, dass Dicke auch Menschen sind, bevor man solche Sendungen als Plattform für angemessene Empörung über haarsträubende Diskriminierungen nutzen kann? Da wurde m.E. eine Chance vertan.

  • Vielleicht schreiben wir da auch gerade aneinander vorbei Rieke?


    Ich meinte damit, dass normale ...ich sag mal "anständige" Menschen oft gar nicht ahnen was Dicke im Alltag so alles erleben.


    Eben weil sie so etwas selbst nie machen würden (anpöbeln, anstarren o.ä.)


    Ich stand mal (also nur als Beispiel) an der Fußgängerampel und auf der anderen Seite war ein Transsexueller Mann (also als Frau gekleidet und aufgemacht). Weder provozierend noch besonders auffällig, aber man sah halt schon, dass sein Knochenbau und sein Gesicht eher männlich waren.


    Ich dachte mir fliegen gleich die Ohren weg bei all den gehässigen Bemerkungen die um mich herum zu ihm gemacht wurden. Das hätte ich mir wirklich nicht vorstellen können wenn ich es nicht erlebt hätte. Eben weil ich damit keine Erfahrung habe.


    Das heißt ja nicht, dass Dicke in der Sendung als Menschen vorgestellt werden (das meinte ich damit nicht) sondern dass solche Tabu-themen wie öffentliches Anpöbeln mal angesprochen wird.


    Selbst hier im Forum ist das Thema ja schwierig anzusprechen, weil sofort Leute in die Diskussion springen und sagen: "Jaaa, also ich bin überhaupt noch nieeee im Leben blöd angepöbelt worden, muss wohl an meiner phantastischen Ausstrahlung liegen." *überlegen lächel*


    Ganz ehrlich - wer gibt schon seinem Umfeld gegenüber gerne zu, dass er auf der Straße wie Dreck behandelt wird. Dicke haben doch oft eh schon das Gefühl an ihrer Situation selbst Schuld zu haben, da werden auch diese Dinge gern mal unter den Tisch gekehrt.


    So hatte ich das gemeint. :)

  • Die Öffentlich-Rechtlichen müssen ja auch über ihren Etat entscheiden. Das 'Tatort'-Budget z.B. kürzen und dafür die Dicken-Serie produzieren . . .



    Okay - wir verlieren uns glaube ich gerade wieder in einer Kommunikations-Sackgasse ;)


    Dein Beitrag klang für mich halt so als hätte ein semiprofessioneller Campus-TV Studentensender etwas produziert und bei einem Filmfestival präsentiert.


    Ich wollte nur sagen: für eine Reportage war der Aufwand schon ganz ordentlich, also gut produziert (inhaltlich umstritten, aber in der Form okay meine ich) und zur besten Sendezeit (mit Sicherheit mit entsprechender Promotion) gesendet.
    Das mehr (länger und ausführlicher) hier auch mehr wäre - da sind wir uns glaube ich alle einig. :)


    Auf jeden Fall sollte man sich die Sendung fürs nächste Mal aufheben, wenn mal wieder über die GEZ gemeckert wird. Bei den Privaten wäre die Sendung alleine schon daran gescheitert, dass die Werbezeit unverkäuflich an die üblichen Verdächtigen gewesen wäre: WW, Slim-fast und Co. ;)

  • Vielleicht schreiben wir da auch gerade aneinander vorbei Rieke?


    Möglich...:)


    Ich meinte damit, dass normale ...ich sag mal "anständige" Menschen oft gar nicht ahnen was Dicke im Alltag so alles erleben.


    Eben weil sie so etwas selbst nie machen würden (anpöbeln, anstarren o.ä.)


    Das sehe ich auch so und eben deshalb hätte ich mir gewünscht, dass Diskriminierung deutlicher angeprangert wird.


    Ich stand mal (also nur als Beispiel) an der Fußgängerampel und auf der anderen Seite war ein Transsexueller Mann (also als Frau gekleidet und aufgemacht). Weder provozierend noch besonders auffällig, aber man sah halt schon, dass sein Knochenbau und sein Gesicht eher männlich waren.


    Ich dachte mir fliegen gleich die Ohren weg bei all den gehässigen Bemerkungen die um mich herum zu ihm gemacht wurden. Das hätte ich mir wirklich nicht vorstellen können wenn ich es nicht erlebt hätte. Eben weil ich damit keine Erfahrung habe.

    So ähnlich ging es mir, als mir eine junge, gehbehinderte Frau von ihren Erlebnissen erzählte. Ich konnte es schier nicht fassen. Ohne dieses Wissen hätte ich durchaus geglaubt, dass manche Behinderte diskriminierungsmäßig das Gras wachsen hören und wohl vieles auf sich beziehen, was ihnen gar nicht gilt.


    Selbst hier im Forum ist das Thema ja schwierig anzusprechen, weil sofort Leute in die Diskussion springen und sagen: "Jaaa, also ich bin überhaupt noch nieeee im Leben blöd angepöbelt worden, muss wohl an meiner phantastischen Ausstrahlung liegen." *überlegen lächel*


    Ganz ehrlich - wer gibt schon seinem Umfeld gegenüber gerne zu, dass er auf der Straße wie Dreck behandelt wird. Dicke haben doch oft eh schon das Gefühl an ihrer Situation selbst Schuld zu haben, da werden auch diese Dinge gern mal unter den Tisch gekehrt.


    Dass Diskriminierung sogar von Betroffenen geleugnet wird, ist m.E. eine andere Baustelle. Und gerade weil man als Betroffener schon aus Scham nicht mit seinen Erlebnissen hausieren geht, hätte man eine solche Sendung mehr dazu nutzen können, auf Dickendiskriminierung aufmerksam zu machen. Ich glaube, wir haben ähnliche Ansichten, ziehen aber unterschiedliche Schlüsse daraus.

  • @ Fräulein Wunder


    Irgendwie denken wir wirklich um verschiedene Ecken.


    Ich fand die Sendung sehr gut, gründlich recherchiert, interessant präsentiert, diverse Aspekte wurden angeschnitten und, soweit ich das als Laie beurteilen kann, solide und ansprechend produziert.
    Ich habe an dieser Sendung nichts auszusetzen. Im Gegenteil.


    Ich fand sie so gut, dass sie für mich der Ausgangspunkt für eine Doku-Serie in diesem Stil nur über Dicke und ihre Probleme sein könnte und zwar weit über die gesundheitlichen Risiken hinaus. Eine richtige Aufklärungskampagne für die Öffentlichkeit.


    Es ist ja klar, dass die vielfältigen Themenbereiche garnicht im Rahmen einer einzigen Sendung detailliert dargelegt und erläutert werden können. Aber es war ein toller Anfang und bringt die Leute hoffentlich zum Nachdenken darüber, ob die in den Köpfen eingebrannten Vorstellungen, Übergewicht sei allein das Resultat von massloser Nahrungsaufnahme und könne auch mit Fasten allein reguliert werden, tatsächlich der Realität entsprechen.


    Hoffentlich bekommen wir bald mehr davon zu sehen!

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