Der kritische Patient

  • Heute mittag beim Arzt im Wartezimmer :D gelesen:


    Ein interessanter Artikel in der Zeit, der für alle Patienten, aber eben auch speziell für dicke Patienten, die oft in besonderem Maße mit vorschnellen Diagnosen konfrontiert sind interessant sein dürfte :


    Kritische Patienten leben länger


    Besonders schockierend: angeblich kosten Behandlungsfehler pro Jahr fünfmal (!) sovielen Menschen das Leben wie Verkehrsunfälle :eek:

  • Wie heißt es so schön?
    Ärzte können ihre Fehler begraben. Ein Architekt kann seinem Kunden nur empfehlen, Efeu zu pflanzen :evil:


    Möchte jemand ein paar gepflegte Allergien/Intoleranzen abhaben? Damit werden einem ausgesprochen durchwachsene Erlebnisse der 3. Art geboten. Da bin ich schon mal so rabiat geworden, daß man mich als "unangenehme Patientin" betitelt hat. Danke fürs Kompliment :cool:

  • Ich finde es schockierend dass es Patienten zu geben scheint, die nicht genügend hinterfragen und einfach über sich ergehen lassen :eek:
    Wie kann ich denn etwas mit mir machen lassen von dem ich nicht verstehe, was es ist?


    Für mich eine Selbstverständlichkeit, dass ich nachhake wenn ich etwas nicht verstanden habe. Genauso frage ich immer explizit nach Neben- und Wechselwirkungen neuer Medikamente.


    Und ja, ich sage auch gerade heraus dass ich z.B auf Desinfektion und Handschuhe bei der Blutabnahme bestehe. Bislang hat kein Arzt und keine Schwester negativ darauf reagiert, im Gegenteil. Es wurde sich immer entschuldigt.

    Theorie ist: Wissen wie etwas funktioniert aber es geht nicht
    Praxis ist: Es funktioniert und keiner weiß warum

  • Ich finde es schockierend dass es Patienten zu geben scheint, die nicht genügend hinterfragen und einfach über sich ergehen lassen :eek:


    Manche mögen es vielleicht einfach so über sich ergehen lassen. Onkel Doktor wird schon recht haben - und feddisch. Aber andere setzen vielleicht auch nur voraus, daß die Fachleute ihren Job verstehen.


    Leider ist es gerade auf dem Gebiet der Medizin viel zu einfach, unerwünschte Auswirkungen und Fehlschläge auf den Patienten abzuschieben. Fehlverhalten, Inkonsequenz usw, gelle?


    Meine Mutter ist ein paar Wochen lang testweise mit einem neuen Langzeitmedikament zur Stabilisierung des Blutzuckers behandelt worden. Das wurde am Bauch knapp unter die Haut gespritzt. Hatte anfangs einen leichten Effekt, der dann aber nach nachließ. Stattdessen verhärteten sich diese "Depots".
    Nach einiger Zeit hat sie dann den Arzt drauf angesprochen, vor allem weil dem natürlich auch die Stagnation der Werte aufgefallen war und anfing zu überlegen, was los ist.
    Auf die Verhärtungen aufmerksam gemacht mußte er sich auch erst einmal schlau machen, ob das normal ist. Es stellte sich heraus, daß in einigen Fällen der Körper die Depots als Fremdkörper behandelt und einfach einkapselt anstatt das Medikament aufzunehmen.
    Warum sie das denn nicht früher gesagt hätte, hieß es dann. Ähm... Hallo? :eek:
    Das Zeug wurde im Labor der Praxis gespritzt. Es wurde nichts gefragt, es wurde nichts untersucht. Gar nichts. Daß und worauf man zu achten hätte, wurde auch nicht gesagt. Wie denn auch, wenn der Arzt selbst sich erst im Nachhinein informiert hat :confused:


    Aber so läuft das anscheinend heutzutage.


  • Wie kann ich denn etwas mit mir machen lassen von dem ich nicht verstehe, was es ist?


    Für mich eine Selbstverständlichkeit (...)


    Schön, dann bist Du offenbar der Idealfall.


    Aber:
    Wer ins Krankenhaus kommt ist meist ...


    1. Krank.
    2. Verängstigt
    3. Geschwächt


    Dazu gibt es Menschen mit ...


    4. sozialen Ängsten.
    5. mangelndem Selbstbewußtsein



    Und nicht jeder Arzt reagiert auf Einwände positiv:


    Es gibt Ärzte die


    7. nicht zuhören
    8. nicht antworten
    9. Patienten in Rekordzeit abfertigen
    10.Patienten nicht ernst nehmen.
    11. keinerlei Einfühlungsvermögen haben.
    12. ausser ihrem Fachgebiet nicht viel drauf haben.
    13. keine Fehler eingestehen können/wollen.


    Das und noch viel mehr kann einen Dialog ziemlich schwierig machen. Sorry, aber ich finde dazu braucht man auch nicht allzu viel Phantasie.

  • Fräulein Wunder, du hast Recht, ich kann mir das gut vorstellen.


    Aber ein guter Teil der Patienten sollte wirklich versuchen, dieses "Hoheitsgefühl" vor Ärzten abzulegen...Ärzte sind auch "nur" Menschen und kochen mit Wasser.


    Ich sehe es aktuell am Beispiel meines Stiefvaters, der liegt im Krankenhaus mit einer atypischen Pneumonie, ihm gehts soweit gut.
    Er "beschwert" sich fast täglich bei mir und meiner Mutter dass er so viele Pillen schlucken muss, das ist ja alles doof und alles Quatsch.
    Dem Arzt gegenüber bekommt er den Mund aber nicht auf, hake ich nach heißt es plötzlich "Die Ärzte werden schon wissen was sie tun"


    Hallo?:evil:


    Und so fix kommt eine Schlechte Erfahrung und Meinung zustande.



    Das ist für mich eine Totschlageinstellung, die leider viele haben "Der Arzt muss wissen was er tut"
    Der Arzt ist aber auch immer auf die Mithilfe des Patienten angewiesen, ohne gehts nicht.


    Mir fallen einige Bekannte ein, die obskure Medikamentenmischungen einnahmen, Himmel, was für Wechsel und Nebenwirkungen.
    Gut, man könnte jetzt sagen, was für ein stupider Arzt, dass dem das nicht auffällt.
    Oft entsteht sowas aber auch durch Ärtewechsel, man geht von einem zum anderen und vergisst leider dabei, mal all das Zeug zu erwähnen was vom Vorgänger noch übrig geblieben ist und schluckt brav alles.


    Deswegen bin ich dafür, dass auf den Krankenkassenkarten alle Daten zu Arztgängen und verschriebenen Medikamenten gespeichert werden...das erleichtert die Arbeit der Ärzte und hilft auch Patienten, die eben nicht so firm sind.

    Theorie ist: Wissen wie etwas funktioniert aber es geht nicht
    Praxis ist: Es funktioniert und keiner weiß warum


  • Der Arzt ist aber auch immer auf die Mithilfe des Patienten angewiesen, ohne gehts nicht.


    Genau das!
    Ein guter Arzt wird immer mit den Informationen des Patienten arbeiten.
    Ärzte, die Selbstbeobachtungen wegwischen, ignorieren oder gar nicht erst zur Kenntnis nehmen, sollte man ganz schnell wechseln.


    Und für blöde Sprüche wie "Daaaaaas habe ich ja noch nieeeee gehört" inklusive aufgesetztem Dackelblick gibt es nur eine einzige sinnvolle Antwort, nämlich "Ich hab's ihnen aber grad gesagt" und "Wie wollen Sie mir dann helfen?".
    Denn eins ist doch wohl klar: Wer noch nieeeeee von etwas gehört hat, kann weder die Relevanz einschätzen noch Rückschlüsse ziehen. Aufstehen, artig bedanken und raus!


    Meine Mutter ist inzwischen längst an dem Punkt angelangt, wo sie es schafft, Ärzten knallhart ein "Ich bin alt, aber nicht doof"unterzujubeln. Manche schaffen danach die 180°-Kehre und werden regelrecht redselig. Denn auch Ärzte sind leider viel zu oft mit uninteressierten Patienten konfrontiert, die einfach nur den Arsch nachgetragen bekommen wollen und außer einem Zettel für die Apotheke keine weiteren Wünsche haben. Hauptsache, es wird sich "gekümmert".

  • [...] Deswegen bin ich dafür, dass auf den Krankenkassenkarten alle Daten zu Arztgängen und verschriebenen Medikamenten gespeichert werden...das erleichtert die Arbeit der Ärzte und hilft auch Patienten, die eben nicht so firm sind.


    Off-Topic ... ich wäre nicht dafür, denn ich befürchte, dass die Sicherheit, solch sensibler Daten, nicht zu gewährleisten ist.

  • Off-Topic ... ich wäre nicht dafür, denn ich befürchte, dass die Sicherheit, solch sensibler Daten, nicht zu gewährleisten ist.



    Warum?
    Die Daten wären auch nicht unsicherer in ihrer Aufbewahrung als beispielsweise eine Kreditkarte oder der Personalausweis den man stets bei sich trägt.
    Im Falle einer Entwendung/Verlust müsste man die Karte sperren lassen können.
    Diagnosen kämen als Schlüssel auf den Chip...zig AU´s gehen tagtäglich postalisch auf Reise, da steht auch der Diagnoseschlüssel drauf und kaum einen störts.


    Ist nur meine persönliche Meinung dazu, aber ich finde, dass Pro hier Contra überwiegt.

    Theorie ist: Wissen wie etwas funktioniert aber es geht nicht
    Praxis ist: Es funktioniert und keiner weiß warum

  • Warum? [...]


    Es gibt halt Krankheiten und Arzt Diagnosen/Prognosen die möchte ich als Patient nicht pauschal einem Arzt/Angestellten zugänglich machen.


    Jeder Versicherte sollte entscheiden können, ob er solch sensible Daten auf seiner eGK möchte oder nicht ... ich würde mich dagegen entscheiden :)

  • Es gibt halt Krankheiten und Arzt Diagnosen/Prognosen die möchte ich als Patient nicht pauschal einem Arzt/Angestellten zugänglich machen.


    Hallo


    sehe ich auch so. Wenn ein Arzt zB psychische Probleme auf die Karte schreibt, bist du bei jedem Arzt sofort der Psycho, der nicht ernst genommen wird.


    Ich hatte mal so einen Arzt, seid der mir einmal eine Überwisung zum Neurologen ausgestellt hatte, meinte er bei jedem Bisschen "könnte auch psychisch sein"


    Zum eigentlichen Thema: ich bin durchaus ein kritischer Patient, frage ständig nach was und vor allem wieso gemacht wird.Aber ich sehe Ärzte auch eher als Dienstleister denn als Götter in weiß.

    Liebe Grüße Mendi


    "Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid. Mein Name ist Hase, ich weiß Bescheid." (Bugs Bunny)

  • Ich finde es schockierend dass es Patienten zu geben scheint, die nicht genügend hinterfragen und einfach über sich ergehen lassen :eek:
    Wie kann ich denn etwas mit mir machen lassen von dem ich nicht verstehe, was es ist?


    Ich hatte ja letztes und vorletztes Jahr die Ehre, lebensbedrohlich krank zu sein. Und obwohl ich medizinisch eindeutig vorgebildet bin und normalerweise keine Verständnisprobleme beim Arzt habe, ging es mir phasenweise so schlecht, dass ich nicht hinterfragen konnte und nicht die Kraft hat, irgendeiner Maßnahme zu widersprechen. Ich hatte zum Glück meine Mutter an meiner Seite, die das für mich übernommen hat, aber ohne sie wäre ich ziemlich aufgeschmissen gewesen. Zwar nur für einige Wochen, aber grade in diesen Wochen ging es halt um sehr viel.


    Schon in der Klinik und in dem Jahr der Nachbehandlung habe ich angefangen, alle Blutbilder und Diagnosen usw. zu sammeln und zu jedem der leider notwendigen Ärzte mitzuschleppen. Das war gar nicht so einfach - einige Ärzte sind eher genervt von Patienten, die Kopien von irgendwas wolllen und noch genervter von Patienten, die glauben, sie hätten von etwas Ahnung. Für einen Wechsel fehlte mir jedoch zumindest in einem Fall die Kraft und Ausdauer, also habe ich mich mit diesem Arzt so durchgewurschtelt (und fachlich ist er auch ok).
    Das führte - neben der Tatsache, dass ich sehr gut informiert war und den Ärzten schnell geben konnte, was sie brauchten - auch dazu, dass ich die Krankheit durch die Beschäftigung damit gar nicht richtig hinter mit lassen konnte. Das ging erst, als es mir schließlich besser ging und nicht mehr jeden aus dem Ruder gelaufenen Blutwert auswendig kannte.


    Ich habe in der Krankheitszeit viele kompetente und ein paar dämliche Ärzte getroffen, aber ich habe vor allem gelernt, dass ein Arzt eben doch kein Automechaniker ist, weil er einem im Zweifelsfalle dann begegnet, wenn man nicht wehrhaft ist. Hinzu kommt, dass nicht jeder in der Lage ist, sich mit medizinischen Fachtermini auseinanderzusetzen. Der Zeitmangel vieler Ärzte ist sicher auch nicht zu unterschätzen. Dass etwas über den Patienten hinweg entschieden wird, passiert aus meiner Erfahrung also viel schneller und leichter, als man meinen mag.

  • Ein passender Artikel zu diesem wichtigen Thema – bei diesem Bericht wird die „partizipative Entscheidungsfindung“, ein Verfahren, das auch unter dem englischen Begriff "Shared Decision Making" bekannt ist beleuchtet.


    Der Begriff „Shared Decision Making” steht für ein Gespräch zwischen Arzt und Patient auf Augenhöhe. Der Arzt ist dabei der Experte für das medizinische Wissen und der Patient ist der Experte für seine persönlichen Lebensumstände. Es gilt dabei zu beachten, dass der Arzt sich an das Sprachniveau des Patienten anpassen muss und abklärt, ob der Patient die Art und die Tragweite der verschiedenen Behandlungsalternativen verstanden hat.


    Wichtig ist auch, dass das „Shared Decision Making“, im Medizinstudium und in der Facharztausbildung verankert werden, damit die Ärzte damit vertraut werden.


    Ich würde mir sehr wünschen, dass diese Art der Kommunikation zwischen Arzt und Patient, in der Zukunft, Wirklichkeit wird ... man würde dann auch als kritischer Patient nicht einfach als Querulant abgetan.

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