Ärztekammer und Krankenkassen

  • Hallo Ihr!


    Ich hätte da auch noch eine Arztgeschichte zu bieten. Die hat zwar jetzt in dem Fall nichts Dickenspezifisches, aber ich habe mich mal bei der Ärztekammer beschwert. Vorsicht wird was länger! ;)


    Ich habe die Geschichte schon damals im Dickenstammtisch gepostet. Hier der Brief an die Ärztekammer mit der Geschichte:


    Kostenintensiver Arztbesuch!


    Sehr geehrte Damen und Herren!


    Meine Brille ist schon älter und ich wollte meine Augen kontrollieren lassen, da ich in letzter Zeit Probleme habe, wenn ich von ganz nah auf fern „umschalte“.
    Zu diesem Zweck habe ich dann die Praxis von Herrn Dr. Stefan W. in Oldenburg aufgesucht.
    Ich hatte von meinem Hausarzt eine Überweisung und habe diese zusammen mit meiner Chipkarte bei der Arzthelferin abgegeben.
    Diese drückte mir ein Formular in die Hand, das ich im Wartezimmer durchlesen sollte. Dort stand, das man die Kosten für die Glaukom-Untersuchung nicht mehr von der Krankenkasse erstattet bekommt, sondern das man diese Kosten (16 Euro) selbst bezahlen muß. Auf diesem Formular konnte man diese Untersuchung beantragen. Da ich teilweise erblich vorbelastet bin, habe ich dies getan.
    Nach relativ kurzer Wartezeit bin ich zum Doktor reingekommen. Er schaute mir zweimal in die Augen und fragte mich nach dem Anlaß meines Besuches. Nachdem ich mein Anliegen geschildert hatte und ihm bestätigt habe, das ich meine Brille eigentlich nur für den PC brauche, meinte er es wäre alles in Ordnung, ich hätte keinen grünen Star. Er könnte mir außerdem eine Arbeitsplatzbrille verschreiben, die der Arbeitgeber bezahlen würde. Ich müsste ihm 59 Euro bezahlen, würde dann eine Bestätigung von ihm bekommen und dann würde ich das beim Arbeitgeber einreichen und von dem das Geld wiederbekommen.
    Das würden wir dann aber an einem zweiten Termin machen. Für mich war klar: Zuerst die Untersuchung, für die er sofort und bar von mir das Geld (16 Euro) bekommen hat.
    Für das andere also noch einen neuen Termin. Bis zum nächsten Termin sollte ich ausmessen, wie der Abstand der Augenwinkel bis zum Monitor und der Abstand der Augenwinkel zu der Vorlage wäre, das bräuchte er für die Brille.
    Genau eine Woche später hab ich dann noch einen Termin bekommen. Zuerst bin ich dann in die Sehschule zu einer Dame gekommen, die ausgesprochen nett und kompetent war.
    Dann wieder zum Arzt rein. Er meinte: „Das mit der Arbeitsbrille hab ich ihnen ja schon erklärt. Wie waren die Abstände die sie gemessen haben?“ Diese Abstände hat er in sein Schreiben eingetragen. „Hier müssen Sie unterschreiben!“ Als ich anfangen wollte zu lesen, meinte er: „Sie bekommen gleich das Exemplar mit!“ und griff nach dem Schreiben. Gut - da ich bis zu der Stelle schon gekommen war wo stand: Der Gesetzgeber schreibt vor..... - hab ich unterschrieben und es ihm zurückgegeben.
    Er hat ein paar (ich glaube, er hat mir 2 mal irgendwelche Gläser vor den Augen hin und hergeschoben) Untersuchungen gemacht und dann meinte er nur: „Mit Ihren Augen ist alles in Ordnung!“ Er drückte mir das Schreiben und ein Rezept in die Hand. Und schon war ich draußen.
    Dort hat man mir dann die 59 Euro abgeknöpft und ich bin zum Optiker.
    Der hat mir dann alles ausgerechnet und als ich dann (doof wie ich bin, hatte ich ja immer noch nix gerafft) meinte: „Hm. Sagen Sie mal... wenn ich jetzt die 59 Euro von dem Arbeitgeber wiederbekomme - krieg ich denn die Differenz von der Krankenkasse wieder?“
    Er: „Sie sind gesetzlich versichert????“
    Ich: „Ja!“
    Er: „Und warum haben Sie dann ein Privat-Rezept?“
    Ich: „Das ist ein Privatrezept?“
    Er: „Ja, klar“
    Ich: „Ja, tschuldigung, ich hab keine Ahnung wie die Dinger aussehen, ich war noch nie privat versichert und draufstehen tuts auch nicht....“
    Ich hab ihm das alles geschildert und er meinte, er hätte von so was noch nie gehört. Ich hab ihm das Schreiben gezeigt, das ich beim Arbeitgeber einreichen soll. Er hat es sich durchgelesen und meinte dann: „Die 59 Euro sind nicht für die Brille - dann sind reine Untersuchungskosten!“ Das ist aber für den normalen Menschen aus diesem Schreiben nicht zu ersehen, es stehen wunderbare Fremdwörter drin. Ich hab’s seitdem dem einen oder anderen zum Test vorgelegt, es haben nur die gewusst die sich ein bisschen mit der Materie auskennen.
    Ok... wir haben uns darauf geeinigt, das ich noch mal nachfrage, ob es richtig ist, das er ein Privat-Rezept ausgestellt hat und habe die Brille aber schon mal bestellt.
    Nachmittags hab ich dann beim Arzt angerufen und meinte zur Arzthelferin: „Sagen Sie mal: ist das richtig das der Doktor mir da ein Privat Rezept ausgestellt hat?“
    Sie: „Ja, sie kriegen das ja vom Arbeitgeber wieder.“
    Ich: „Und was passiert, wenn der Arbeitgeber das nicht erstattet? Dann hab ich Pech gehabt, oder wie?“
    Sie: „Ja, dann haben sie Pech gehabt...“
    Um es ein wenig abzukürzen: Der Arbeitgeber hat sich kaputtgelacht, so was hätten sie noch nie gesehen. Sie bezahlen natürlich nicht.
    Ich fasse noch mal zusammen: Ich bekomme eine neue Brille - die Gläser haben genau die gleichen Werte wie in der alten Brille. Diese Werte sind nämlich aus meinem alten Brillenpaß abgeschrieben! Diese komischen Messungen (Abstand zum PC usw.) haben ÜBERHAUPT keine Auswirkung. Reine ABM Maßnahme. Das steht in dem Schreiben und sonst nirgendwo. Der Arzt hat mir Geld abgeknöpft (für eine Untersuchung), das er eigentlich hätte mit der Krankenkasse abrechnen müssen.
    Ich habe letzte Woche meine Krankenkasse angerufen und mal ganz blöd nachgefragt. Zuerst hab ich geglaubt, dass die mich nicht verstanden haben.
    Aber als ich dann meinte: „Wollen sie nicht wenigstens kontrollieren, ob der das nicht nochmal bei Ihnen abrechnet?“ sagte die Dame: „Das können wir gar nicht. Dazu haben wir nicht die Möglichkeiten....“
    Ich hab mir dann gesagt: Ich hab getan, was ich tun konnte.
    In mir festigt sich der Verdacht:
    Jeder sollte, wenn er die Möglichkeit hat, neben seinem normalen Beruf auch gleich noch ein bißchen Jura studieren... kann einem beim Arztbesuch nicht schaden!!! Für mich ist das Betrug!


    Natürlich erzähle ich die Geschichte bei jeder Gelegenheit. Und jeder meinte: Schreib an die Ärztekammer. Das hab ich hiermit getan. Ich würde gerne Ihre Meinung zu diesem Vorgehen hören.


    Mit freundlichem Gruß


    Und hier die Antwort der Ärztekammer:


    Herr Dr. W. hat mit Brief vom 13. 6. 2003, eingegangen bei uns am 24.6.2003, eine Stellungnahme zu Ihrem o. g. Schreiben abgegeben. Aus seiner Sicht stellt sich der Sachverhalt wie folgt dar: Sie suchten die Praxis bzw. den Arzt auf, um eine - wie Sie in Ihrem Brief selbst mitteilen - Computerbrille bzw. Arbeitsbrille verordnen zu lassen. Sie wurden im Zusammenhang mit einer derartigen Verordnung umfangreich informiert, insbesondere, dass in diesem Fall eine Feziptur zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung nicht möglich sein. Vielmehr sei der Arbeitgeber lt. Gesetzgeber angehalten, die Kosten für eine Arbeitsbrillen-Verordnung zu übernehmen. Ihnen wurde ein neuer Termin (Privattermin) für den 29. 4. 2003 dafür angeboten. Aus der Sicht von Herrn Dr. W. hätten Sie somit genug Zeit gehabt, Ihren Arbeitgeber von diesem Sachverhalt zu unterrichten, die benötigten Maße am Arbeitsplatz zu ermitteln oder sich ggf. anders zu entscheiden. Anlässlich Ihres ersten Termins wurden Sie u. a. auch auf eine Glaukom-Vorsorgeuntersuchung hingewiesen und ausführlich aufgeklört. Sie entschieden sich, diese selbst zu zahlende Leistung in Anspruch zu nehmen. Nachdem Sie dieses schriftlich bestätigten, wurde die entsprechende Leistung an diesem Tag bei Ihnen vorgenommen.
    Herr Dr. W. führt weiter aus, dass ärztliche Privatleistungen von Patienten offensichtlich zunehmend kritisch betrachtet werden. Die Ärzte bemühen sich, in jedem Einzelfall beim Patienten vor einer Privatleistung ein völliges Verständnis bezüglich der Sachlage und deren Rechtmäßigkeit zu erwirken. Dieses ist offensichtlich bei Ihnen nicht in vollem Umfang erreicht worden.
    Aus den uns zur Verfügung stehenden Unterlagen ist ein ärztliches Fehlverhalten nicht zu erkennen."


    Überflüssig zu erklären, dass kein Wort von dem was der Arzt angeblich zu mir gesagt hat, oder über was er mich aufgeklärt hat, wahr war, oder?


    Soviel zum Thema "Ärztekammer". Ich glaube nicht mehr daran, dass man da überhaupt etwas erreichen kann, würde mich aber immer wieder beschweren, einfach weil ich keine Lust mehr habe mich vera.... zu lassen.


    Sorry, das es so lang war, aber ich fand es paßte hier grad rein und ich kann mich immer noch tierisch über diesen Arzt aufregen.... :mad:


    :) Rubensweib

  • Sorry, ich verstehe das nicht ganz.


    Wenn du tatsächlich eine Brille speziell für die Bildschirmarbeit benötigst und diese Bildschirmarbeit bei deinem Job gefordert wird, ist doch in der Tat dein Arbeitgeber für die Kosten dieser Brille zuständig.

  • Hallo Rubensweib,


    dass Du Dich darüber sehr aufregst, kann ich verstehen - ich wäre auch stinksauer!


    Ich möchte Dir eine Info bezüglich der Kostenübernahme einer arbeitsplatzbezogenen Brille geben:


    1. Dein Arbeitgeber muss Dich nach G 37 untersuchen lassen, egal wie lange Du beruflich am PC sitzt.


    2. Diese Untersuchung muss regelmäßig erfolgen. Im Alter bis 40 Jahre muss vor Ablauf von 60 Monaten die nächste Untersuchung erfolgen, wenn Du über 40 bist, vor Ablauf von 36 Monaten.


    3. Ich zitiere: "Den Beschäftigten sind im erforderlichen Umfang spezielle Sehhilfen für ihre Arbeit an Bildschirmgeräten zur Verfügung zu stellen, wenn die Ergebnisse einer Untersuchung ergeben, dass spezielle Sehhilfen notwendig und normale Sehhilfen nicht geeignet sind."


    Das war ein Auszug aus dem § 6 der Bildschirmarbeitsverordnung und gibt die Mindestforderungen in puncto Arbeitsschutz wieder.


    Deshalb empfehle ich Dir, dass Du Deinen Arbeitgeber mal darauf ansprichst. Leider werden die Untersuchungen in vielen Firmen einfach "vergessen".


    Gruss aus Dortmund
    Die Brockenhexe

    Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert. (Oscar Wilde)

  • Hi Ihrs!


    Sorry, im Eifer des Gefechts hatte ich vergessen zu schreiben, dass ich das Geld nach einigem Rumgenörgel vom Arbeitgeber schon wieder bekommen habe. :)
    Darum gings mir auch gar nicht. Mir gehts hauptsächlich darum, dass dieser Doc mich komplett verar.... hat. :mad:
    Und das hat mich soooooo wütend gemacht. NATÜRLICH empfehle ich den weiter wo immer es auch geht! :p :D

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