Dicker werden

  • Rosemarie, ich habe leider auch ähnliche Erfahrungen beim Arzt gemacht. Das ich gesagt habe, dass ich Sport mache und vim Arzt kam nur so ein verächtliches ja ja, so nach dem Motto als ob. Und grundsätzlich sind ja sowieso alke Dicken selber schuld, dass sie so viel wiegen. Es ist sowieso das einfachste alle über einen Kamm zu scheren. Bei dem einen ist es so, daa liegt am Essen, vielleicht auch bei einigen mehr und bei anderen da liegt die Ursache woanders.


    Als Mitglied im medizinischen Bereich kann ich mich nur schämen, wenn sogar von Ärzten verächtliche "ja ja" Kommentare kommen und sie grundsätzlich die Meinung vertreten, dass "alle Dicken selber schuld seien, dass sie so viel wiegen". Es ist bodenlos und differenzialdiagnostisch inadäquat, alle über einen Kamm zu scheren.

  • hallo liebe anastacia,



    ich glaube, keiner meinte, dass du dein esserei hier dokumentieren sollst, ich also auf keinen fall.



    sondern, dass du es für dich machst, ggf. auch das herz in die hand nimmst und zur ernährungsberatung gehst und ihr das mal auseinanderpuzzelt. evtl. deinem körper was.




    einfach, dass du siehst, wie viel es ist.



    ggf. in form eines tagebuches, wo du auch deine bewegung, aber auch so was wie stress oder so aufschreibst.



    ich weiß, unter gewissen umständen verarbeitet mein körper lebensmittel anders.



    was mir nämlich letztens einfiel. ich hatte schon länger reduziert gegessen, kippte dann ins noch weniger essen, d.h. so 200 - 300 kcal am tag und nahm zu. war wöchentlich bei der ernährungsberatung und hatte 4 kg zugenommen, mein tagebuch dabei und die dame meinte, es fehlt eiweiß. gehen sie heim, essen quark, machen sich ne forelle und schauen dann mal ............. und siehe da, ich hatte wasser eingelagert und damit war es wieder weg.



    und noch mal meine bitte: kardiologe



    liebe grüße
    zegge

  • Als Mitglied im medizinischen Bereich kann ich mich nur schämen, wenn sogar von Ärzten verächtliche "ja ja" Kommentare kommen und sie grundsätzlich die Meinung vertreten, dass "alle Dicken selber schuld seien, dass sie so viel wiegen". Es ist bodenlos und differenzialdiagnostisch inadäquat, alle über einen Kamm zu scheren.


    Das ist zum einen sicher richtig, dass es leider viele Ärzte gibt, die die komplexe Problematik von starkem Übergewicht nicht verstehen und es solchen Patienten gegenüber völlig an Einfühlungsvermögen mangeln lassen.


    Die andere Seite der Medaille ist leider, dass Ärzte von ihren Patienten oft belogen werden. Was völlig absurd ist, denn wenn man zu einem Menschen wirklich ehrlich sein sollte, dann ist es der Arzt . Ein gründlich untersuchter Patient, bei dem keine medizinische Ursache für sein starkes Übergewicht gefunden werden kann und der trotzdem behauptet, dass er ganz normal oder sogar wenig isst, ist für einen Arzt nicht glaubwürdig. Er ist nicht glaubwürdig, weil Ärzte das ständig zu hören bekommen und genau wissen, dass das in fast allen Fällen einfach nicht stimmt.


    Neben Adipösen, die kaum etwas essen, haben es Ärzte auch noch mit Nichtrauchern zu tun, die nach Zigaretten riechen und Alkoholikern, die nur gelegentlich mal ein Bierchen trinken.
    Ich habe lange genug in Arztpraxen gearbeitet, ich habe das alles schon erlebt. Die Menschen wollen Hilfe, sind aber nicht bereit die Wahrheit zu sagen und das erschwert es auch guten Ärzten, sie angemessen zu behandeln.


    Menschen, die dick sind, weil sie sich überernähren, sind nicht selbst daran schuld. Die Ursachen, warum sie das tun, können vielfältig sein, aber wenn das Ziel ist eine weitere Gewichtszunahme zu verhindern oder sogar eine Gewichtsreduktion erreichen, steht am Anfang schon die Erkenntnis, dass sie mehr Energie zu sich nehmen als sie verbrauchen.


    Wer tatsächlich nach gründlicher Untersuchung immer noch glaubt, dass Ernährung nicht der Grund für seine Gewichtszunahme ist, sollte sich noch gründlicher untersuchen lassen.


  • Ich stimme Dir da voll und ganz zu. Ich arbeite in einer Klinik für Suchterkrankungen und habe es da neben Patienten mit Alkohol-, Medikamenten- und Drogenabhängigkeit auch mit Patienten mit Essstörungen zu tun. Du hast völlig recht, dass Ärzte von ihren Patienten oft belogen werden. Es gibt bei uns Patienten, die sind stationär zur Alkoholentgiftung, konsumieren aber dann heimlich während der Ausgangszeiten. Wenn man wirklich ein Problem aktiv bewältigen möchte, ist es absolut notwendig, zu seinem Arzt wirklich ehrlich zu sein. Er unterliegt der Schweigepflicht und möchte Menschen helfen. Das Verhältnis zwischen Arzt und Patient nennt man Compliance und die ist sicher bei Patienten mit Suchterkrankungen oder Essstörungen geringer ausgeprägt als beispielsweise bei Patienten mit Herzinfarkt, Schlaganfall oder Bluthochdruck.


    Einem erfahrenen Arzt gelingt es immer, nach Ausschluss medizinischer Ursachen hinter die Fassaden von starkem Übergewicht zu schauen. Meist hilft da die Fremdanamnese von Eltern oder Partnern weiter.


    Es stimmt, dass Menschen, die durch übermäßige Kalorienzufuhr dick sind, nicht selbst daran schuld sind. Ursachen können Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen oder eine Störung in der Regulierung von Emotionen sein. In solchen Fällen werden dann auch Ärzte ihren Patienten auch eine fachpsychiatrische oder psychologische Vorstellung zur Behandlung der Ursachen empfehlen.


    Vom betroffenen Patienten eine Erkenntnis zu erwarten oder gar zu erzwingen, dass er mehr Energie zu sich nimmt als er verbraucht ist oftmals unmöglich oder sogar kontraproduktiv, da oftmals die Selbstwahrnehmung beeinträchtigt ist. Für einen Menschen mit schwerer Heroinabhängigkeit ist es beispielsweise normal und legitim, Cannabis zu konsumieren, obwohl Cannabis auch eine Droge ist.


    Abschließend darf man nicht übersehen, dass es neben medizinischen oder psychischen Ursachen auch noch genetische Ursachen für starkes Übergewicht gibt.


    Abschließend muss ich aber noch anmerken, dass ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis nur erzielt werden kann, wenn dem Patienten eine entsprechende Wertschätzung und Empathie entgegengebracht wird und da sind tatsächlich viele Ärzte mit Vorurteilen behaftet. Ich habe eine Bekannte, bei der eine akute Entzündung der Niere übersehen wurde, weil ihre Rückenschmerzen aufs Übergewicht geschoben wurden.


    Und bezüglich Anastasie kann ich wirklich nur das empfehlen, was ich bereits gestern geschrieben habe und ein wenig Ruhe in ihrem Leben einkehren zu lassen. Möglicherweise hatte sie wegen ihres Gewichtes bereits zahlreiche Enttäuschungen oder gar Beleidigungen hinnehmen müssen und sie hat deswegen nicht nur den Mut verloren, Kontaktinteressenten anzunehmen, sondern sich auch Ärzten gegenüber zu öffnen und ihnen zu vertrauen.


  • Abschließend darf man nicht übersehen, dass es neben medizinischen oder psychischen Ursachen auch noch genetische Ursachen für starkes Übergewicht gibt.


    Hi, Herzblatt20, Absolut richtig, starkes Übergewicht ist sogar sehr oft genetisch bedingt. Bei mir ist das auch der Fall. Wenn ich allerdings sage, dass mein Gewicht auch genetisch bedingt ist, wird das oft missverstanden. Die Leute denken, dass ich damit sagen will, dass es nichts mit meiner Ernährung zu tun hat. Tatsächlich ist mein Sättigungsgefühl gestört.


    Das ist erblich, tritt in manchen Familien gehäuft auf und zeigt sich gewöhnlich schon in der frühen Kindheit durch auffällig großen Appetit. Es begünstigt natürlich Fettleibigkeit ungemein, wenn man keine Sättigung verspürt oder nur nachdem man übergroße Portionen gegessen hat.


    Eine große Gewichtsreduktion ist da dauerhaft schwer zu erreichen und es geht eher darum weitere Gewichtszunahme zu vermeiden, die Beweglichkeit zu erhalten und Begleiterkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Daher ist eine gute ärztliche Betreuung auch sehr wichtig.


    Bei Anastasie ist das auch der einzige Ratschlag, den ich ihr geben kann. Mit dem Hausarzt sprechen, die Probleme schildern, eventuell Überweisung zum Facharzt. Vielleicht könnte ihr auch eine Kur helfen. Fall sie noch nie eine gemacht hat, würde ich das bei dem Gewicht auf jeden Fall empfehlen. Nicht um abzunehmen, sondern um wirklich für drei Wochen fachlich gut betreut zu werden und einiges zu erfahren, was ihr dann im Alltag hilft.


    LG Janina


  • Hi Janina,


    ich finde es sehr schön, dass Du meinen Beitrag unterstützt.


    Als Mediziner kann ich Deine Ratschläge nur nachdrücklich befürworten, zunächst keine große Gewichtsreduktion anzustreben, sondern eine weitere Gewichtszunahme zu vermeiden, die Beweglichkeit zu erhalten und Begleiterkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.


    Was Anastasie betrifft, ist es wichtig, dass sie das Gewichtsproblem zunächst ganz entspannt angeht. Viel wichtiger ist es, den Blutdruck medikamentös zu senken und die Wassereinlagerungen diuretisch zu behandeln. Sicher ist auch eine Reha sinnvoll. Als Mediziner stimme ich Dir zu 100% zu, dass es da nicht um eine primäre Gewichtsreduktion gehen sollte, sondern um Themen der Alltagsbewältigung.


    Ich hatte sie bereits in mehreren PNs angeschrieben, da ich ihre Nachrichten hier einen hohen Leidensdruck erahnen lassen und ich mich sehr gerne mit ihr austauschen würde. Sie hat mir bereits ihre momentane Situation geschildert, doch darüber hinaus sehr abweisend reagiert.


    Ich finde den Austausch hier sehr sinnvoll und gewinnbringend.


    Liebe Grüße und einen schönen Start in den Donnerstag.

  • Ich finde Die Beiträge hier von Anastasie sehr gewinnbringend und wichtig. Ich würde zu gerne etwas mehr Gedanken mit ihr austauschen, allerdings bevorzugt per PN. Was kann ich nur tun, um sie zu überzeugen? Einem ersten Beitrag hier zu urteilen hat sie doch die Befürchtung, dass niemand so wirklich auf dicke Leute stehen würde, weshalb sie möglicherweise noch nie einen Freund gehabt hätte.

  • hallo herzblatt,



    Zitat

    Ich würde zu gerne etwas mehr Gedanken mit ihr austauschen, allerdings bevorzugt per PN. Was kann ich nur tun, um sie zu überzeugen?



    ehrlich gesagt, wenn es um mich gehen und ich das lesen würde, ich würde reißaus nehmen.



    ich würde mich extrem bedrängt fühlen.



    der austausch per pn: ja



    aber das überzeugen wollen: nein.





    im endeffekt kann man nur geduld haben, damit der andere auch seine bedenken, vielleicht seine erfahrungen äußern kann und ggf. mit der zeit wird es besser und man bekommt mut.



    Zitat

    Ich hatte sie bereits in mehreren PNs angeschrieben, da ich ihre Nachrichten hier einen hohen Leidensdruck erahnen lassen und ich mich sehr gerne mit ihr austauschen würde. Sie hat mir bereits ihre momentane Situation geschildert, doch darüber hinaus sehr abweisend reagiert.



    und ehrlich gesagt, nach dem text, würde ich keinen wert auf pn mit dir legen. alleine weil ich angst hätte, dass du mein verhalten im privaten kontakt oder vielleicht sogar mein geschriebenes nach außen trägst.



    liebe grüße
    zegge

  • Es war mein Anliegen, die von Anastasie initiierte Problematik einer ungewollten Gewichtszunahme differenziert zu kommentieren. Ich finde es schlimm, wenn Ärzte Patienten mit Übergewicht pauschal abfertigen, sie nur insuffizient untersuchen und beraten.


    Es gibt auch durchaus Menschen, die auf dicke Leute stehen.


    Ich bin im Grunde ein Mann, dessen Herz nicht nur ernsthaft für molligere Menschen schlägt, der - im Falle einer Partnerschaft - bei seiner Familie und im sonstigen Leben zu seiner dicken Partnerin steht, und der klar die Meinung vertritt, Menschen mit Übergewicht nicht pauschal zu stigmatisieren.


    Ich hoffe, ich habe mit meinen Nachrichten hier ein paar Gedanken angesprochen zu haben. Ich finde es wichtig, über die ursprüngliche Thematik offen zu sprechen und bin zu 100% kein Mensch, der je Menschen wegen ihres Gewichts abwerten oder stigmatisieren würde.


    Es wäre für mich sehr beruhigend, wenn meine Anmerkungen auf positive Resonanz stoßen würden und ich vielleicht doch Anastasie ein wenig helfen konnte, ein wenig optimistischer in die Zukunft zu blicken.

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