Dicke Rechtsprobleme im Arbeitsleben!??

  • Übergewicht kann ein Ablehnungsgrund für die Weiterbeschäftiung eines Arbeitnehmers sein
    ArbG Marburg 2 T a 482/97




    [Dieser Beitrag wurde von biggerman am 22.10.2000 editiert.]

  • Hallo Biggerman!
    Habe gerade deinen Beitrag gelesen!
    Ich arbeite als Werkstudentin(Teilzeit, befristeter Vertrag) in einem großen deutchen Elektrotechnik-Konzern (Presseabteilung). Bei meiner Einstellung wurde ich auch vom Betriebsarzt untersucht und ich war und bin (bis auf mein Übergewicht) kerngesund. Der Arzt teilte mir dann mir, daß er falls ich nach Beendigung meines Studiums vom Konzern ein Angebot zur Festanstellung erhaltem würde, er dem nicht zustimmen würde. Begründung: Mein Übergewicht würde eine von ihm subjektiv festgelegte Grenze überschreiten.
    Ich mußte darüber ein bißchen lachen, da ich es nicht zwingend nötig habe für diesen Konzern zu arbeiten - war allerdings auch echt verletzt weil ich mich doch sehr als Mensch zweiter Klasse behandelt gefühlt habe.
    Zu diesem Vorfall muß ich noch sagen, daß ich glaube, daß der Betriebaarzt einfach nicht ertragen konnte, daß ich mich für mein Übergewicht weder entschuldigt habe, noch mich von Ihm im Bezug auf Ernährung und Sport habe belehren lassen. Ich glaube es hat ihm einfach nicht gepasst das ich mir nicht die Butter vom Brot hab nehmen lassen und er wollte mir eins auswischen.
    Ich bin gerade dabei Erkundigungen beim Betriebserat einzuholen ob das Verhalten des Betriebsarztes zulässig ist, und ob mein Übergewicht (bei totaler Gesundheit) tatsächlich ein Grund wäre eine event. Weiterbeschäftigung abzulehnen.
    Also vielleicht bin ich ja naiv, oder glaube einfach zu sehr an das Gute im Menschen und an Gerechtigkeit aber ich kann mir das einfach nicht vorstellen.
    Schreib mir mal was Du davon hälst und hat sich noch nie jemand gegen so ein Urteil gewährt? Kann man das überhaupt, meine: hat man eine Chance? Ist das nicht Diskriminierung?
    Gruss Franziska (empört und befremdet)!

  • Hi, Franziska,
    Selbstbestimmungsrecht, Gleichheitsgrundsatz
    usw. alles schöne Punkte in unserem Grundgesetz, doch die Wirklichkeit sieht anders aus.
    Wo fängt dick an?, Wie sagte doch dein Betriebsarzt, " dein Übergewicht überschreitet eine subjektiv von ihm gesetzte Grenze.
    Allgemein gibt es eine Hemmschwelle sich vor
    Gericht gegen Diskriminierung, Mobbing, Bossing (ûnd wie alle diese schönen Worte heissen) zu wehren.
    Nun, ich war in meinem früheren Leben bei einem großen Rechtsschutzversicherer tätig.
    Viele waren dort für ihre exzessive Lebensweise im Bereich Alkohol, Sex bekannt.
    Das war kein Problem. Aber wehe jemand war dick, dann traf ihn die volle Wucht der Kollegen, es sei denn er konnte in den vorgenannten Sachen mithalten, oder er war als Aussendienstler einfach zu "gut und zu wertvoll" für das Unternehmen.
    Die Akzeptanz des Übergewichtigen in unserer Gesellschaft ist sehr niedrig angesetzt und der "gemütliche Dicke" gilt als wenig streitfreudig (bin ich wirklich die große Ausnahme?). Es wäre wünschenswert der täglichen Diskriminierung am Arbeitsplatz, bei Krankenkassen, Behörden, ja selbst bei Gerichten massiv entgegen zu treten.
    Gestählt durch über 30 Jahre extremes Übergewicht gehe ich heute, bzw. schon lange keiner Auseinandersetzung mehr aus dem Weg
    und bin dabei durchaus erfolgreich auf Kosten meiner Beliebtheit.
    Natürlich sollte man sich auch im Arbeitsleben wehren, aber da kommt das große
    "aber".Solange man in der Probezeit ist oder einen befristeten Vertrag hat können andere das gut sagen.
    Ich erlebe das gerade life bei meiner Tochter die viel vom Vater geerbt hat, nur leider noch nicht das Durchsetzungsvermögen.
    Sie sitzt zwischen zwei stühlen. Auf der einen Seite der dominante Vater, auf der anderen der Arbeitgeber, der der Auffassung ist Dicke haben keine Rechte und wenn sie nicht kuschen müssen sie im Praktikum gehen,
    Erst die Einleitung arbeitsgerichtlicher Schritte erzwang die zugesagte Einstellung.
    Ein Phyrrussieg, denn das tägliche Bossing und Mobbing ist die Folge und für das Selbstwertgefühl eines jungen Mädchens nicht grad förderlich.
    Ich würde mir wünschen das gerade Übergewichtige in entsprechenden Positionen
    (und es gibt genug davon) sich wehren, wenn sie es überhaupt müssen, oder aber an einem Umdenkungsprozess aktiv mitwirken.
    Nur leider sind die Dicken sich untereinander selber nicht grün.
    Erstaunlich wie kompromisslos sich Dicke untereinader wegen ihrer Einstellung (z.B.
    die Magenbändler und die Wohlfühldicken) be-
    kämpfen, ja leider sogar verachten können.
    Es wäre schön wenn sie ihre Kampfbereitschaft
    bündeln würden gegen die tägliche Ignoranz, Arroganz und Diskrminierung.


    [Dieser Beitrag wurde von biggerman am 27.10.2000 editiert.]

  • >Selbstbestimmungsrecht, Gleichheitsgrundsatz
    usw. alles schöne Punkte in unserem Grundgesetz, doch die Wirklichkeit sieht anders aus.


    Du vergisst dabei einen wichtigen Punkt: Vertragsfreiheit.

  • Lieber Biggerman,


    ich kann Deinem posting nur zustimmen.


    Was die Vertragsfreiheit betrifft:


    Zum Glück gibt es das. Aber nehmen wir mal an, es gäbe keinen Unteschied zwischen dikc und dünn - dann würde allein die Qualifikation zählen.
    Aber was soll's: So haben sich wahrscheinlich schon viele Arbeitgeber um gute Arbeitskräfte gebracht.


    So leichtfertig soll man's natürlich nicht sehen. Als selbst dicke Frau habe ich damit auch so meine Probleme. Zum Glück kenne ich geug Leute und habe entsprechende Kontakte, so daß ich immer wieder meine Jobs finde und da auch akzeptiert werde.


    Gruß
    Cassie

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