flucht in tagesträume

  • hallo,


    draussen regnet es gerade wie verrückt und ich sitze an meinem arbeitsplatz und es geht mir wirklich mal wieder sehr schlecht.
    die ganze zeit habe ich versucht mich abzulenken, mich nicht in die fress/brech-falle heineinfallen zu lassen.
    doch irgendwie lassen diese "guten" kräfte nach.ich denke soviel nach und merke, dass ich mal wieder den boden unter meine füssen verloren habe.ich hasse das, ich bin da schon so oft gewesen und immer komme ich an diesen punkt wieder an.


    ich weiss eigentlich gar nicht so recht was der auslöser war.
    ich bin sehr traurig und könnte heulen, habe aber auch sehr viel wut in mir und könnte andauernd um mich schlagen.
    seit einiger zeit flüchte ich, um meinem kummer zu entgehen, in tagträume, in andere, bessere welten.es tut mir gut davon zu träumen. ich ziehe mich dann immer zurück und fange an musik zu hören und träume mich in eine andere welt.
    wenn ich dann fertig bin mit dem träumen, dann geht es mir schlechter als zuvor, denn ich sehe WO und WER ich WIRKLICH bin.die realität tut weh und ich komme damit nicht mehr klar.
    es ist in der letzten zeit sehr viel schlimmes passiert was ich nicht mehr verkrafte. auch meine therapie schlägt zur zeit nicht mehr an, da ich mich zurückziehe und weg will. ja aber wohin?
    hinzu kommt, dass ich übersensibel bin und auf alles sehr stark reagiere.....auf filme, auf musik, auf meinungen, auf gesten, auf wetter...einfach auf alles.
    ich bemühe mich so sehr das nicht in fress/brech-attacken enden zu lassen.diesmal muss ich da doch mal durch ohne mir mit dem fressen zu entschärfen.
    aber es ist so schwer und in mir tut alles so weh. alles tut so weh und ich weiss nicht mal woher das alles kommt.


    auch wenn ihr mich für bekloppt haltet, ich träume so oft davon in einer andere welt (damit meine ich nicht , dass ich mich umbringen will) leben zu können. aber es geht eben nicht.


    ich fühle mich einsam mit dem was sich in mir tut, kann mich nicht mehr verstehen...suche nach gleichgesinnten um nicht mehr so einsam und "aussenseiterisch" zu fühlen.
    ich weiss, vielen von euch geht es mindestens genauso.


    ich schäme mich so sehr für mich!



    vaja

  • Warum schämst Du Dich? Weil Du Tagträumen nachhängst bzw. Deiner Phantasie nachgibst? Das tun viele – da ist doch nichts dabei – wenn der Alltag grau in grau ist, wieso sollte man da nicht von einem anderen Leben träumen? Daß die Realität eine andere ist, dafür kann man nun mal nichts. Nicht jeder wird mit einem "goldenen Löffel im Mund" geboren und selbst wenn, ist dieser Mensch auch nicht vor Unzufriedenheit gefeit (sinnbildlich gesprochen, ich meine damit nicht nur das Finanzielle).

    Für einen Durchhänger braucht man sich nicht zu schämen, man kann schließlich nicht immer super gelaunt und ohne Probleme durch den Alltag kommen. Daß es Dir so schlecht geht, kann mitunter auch an der laufenden Therapie und der damit verbundenen Aufarbeitung von Problemen liegen. Dieser Prozeß ist ganz bestimmt hart für Dich.

    Mach Dich selbst nicht so fertig für Deine Gedanken und Empfindungen - Ecken und Kanten hat jeder Mensch und schämen braucht sich deswegen keiner.
    Ich hoffe, daß Du bald einen Weg aus dem Dunkel findest.

    Viele Grüße
    Yanced

  • liebe teichrose,


    ich träume auch von fernen ländern um dieses freiheitsgefühl wieder spüren zu können.
    ich träume aber auch von situationen, geschichten die ich mir selber ausmale.erinnerst du dich, wir sprachen schonmal davon.
    ich träume dann von menschen die ich treffen kann was im realen fall nie eintreffen wird.ich träume, dass ich wer bin und was gutes tun kann und annerkannt werde.
    klar , ich weiss, dass das alles insgeheim sehnsüchte sind die gelebt werden wollen. das leben ist aber so viel schöner wenn man das erleben darf wonach man sich sehnt.man darf dann auch mal heldin sein oder dinge tun dürfen, die einem sonst vorenthalten bleiben.


    ich möchte auch gerne meinen rucksach packen und losziehen...mal was erleben, trampen und irgendwo ankommen.
    gerne würde ich nach kanada, oder auch nach neuseeland, australien....russland wäre auch nicht schlecht.die borealen nadelwäler würde ich zu gerne mal sehen.


    du hast so recht, ständig muss man sich hier diszilinieren um hier geradlinig alles zu meistern, dabei würde man doch viel lieber ausbrechen und mal wieder das leben spüren.
    reichrose, zur zeit spüre ich das leben nicht mehr, ich vegetiere nur dummm vor mich hin, mache meine arbeit und zieh alles mühselig durch was durchzuziehen ist.
    ich komme mir vor wie eine alte frau, die nur noch meckert und auf eine art erlösung hofft und wartet.bis dfas eintrifft wird eben schön fleissig gefressen und gebrochen damit das leben erträglich wird.
    meine güte, ich kann mich so nicht ausstehen, ich meckere rum und muss was tun.aber es ist immer das selbe...man kämpft sich aus dem loch raus bis man wieder reinfällt.ich habe so viel getan, probiert, damit ich nicht mehr ins loch falle....aber in mir ist dauernd sturm.nur nach einem essanfall bin ich fix und fertig und kann schlafen oder ruhig arbeiten.super sache!


    wie geht es dir?



    vaja

  • Liebe vaja,
    ich melde mich nochmal zu Deinem Wunsch dem Alltag zu entfliehen. Ich will Dein Problem wahrlich nicht beschwichtigen, aber wie sieht denn der Alltag aller anderen Menschen aus? Wiederholungen, Wiederholungen, Wiederholungen. Zeige mir den Menschen der jeden Tag etwas anderes macht, der nicht in der Tretmühle ist, der jeden Tag sagt: Hey, heute mache ich dies und morgen mache ich das. Das ist nicht die Realität - bei keinem von uns.

    Woraus besteht beispielsweise mein Tag: Aufstehen, Frühstück machen, Arbeiten gehen, zu Hause putzen, kochen, bügeln, Kinder zum KiGa bringen und abholen, Essen auf den Tisch stellen, Kinder beaufsichtigen, Abendbrot vorbereiten, Kinder zu Bett bringen, und dann nach dem Fernsehprogramm selbst ins Bett gehen. Das ist stinknormaler Alltagstrott und hat den nicht wohl jeder? Da habe auch ich manchmal das Bedürfnis zu sagen: Ich habe keinen Bock mehr auf diesen Trott - ich will mal etwas anderes machen! Und genau da ist bei mir der Punkt erreicht, wo ich mir mit Kleinigkeiten und Auszeiten meinen Ausbruch aus dem Trott genehmige und Helligkeit in meinen Tag bringe. Vielleicht solltest Du mal in Dich hineinhorchen, was für Dich schöne Momente sind, die halt kostengünstiger als eine Fernreise sind ;) .

    Yanced

  • hallo yanced,


    ich weiss was du meinst, aber so einfach wie du die dinge beim namen nennst ist es leider nicht bei mir.und genau deswegen find eich mich zum.....!!!!
    ich weiss, dass jeder einen alltag hat.aber die meisten nehmen ihn hin, gewöhnen sich daran und finden ihn nicht schlecht.viele sind sogra über den alltag froh!
    ich habe einfach ein riesenproblem damit, gar nicht mal mit dem alltag, eher mit der tasache, dass ich unglücklich über mein jetztige leben generell bin.ich habe versucht viel zu ändern, aber es gelingt mir nicht mehr.
    ich kämpfe jeden tag, jeden tagesabschnitt darum nicht einem essanfall zu unterliegen.
    ich unternehme viel um den grauen alltag bunter zu machen, ich merke aber wie müde ich eigentlich bin.immer muss man kämpfen, vorsorgen.


    ich klingt so,als ob ich mich selbstbemitleiden würde, das denke ich nicht, denn ich versuche ja was zu ändern.ich will ja endlcih mein leben akzeptieren, mich akzeptieren.
    aber es gelingt mir nicht.unddas ist auch kein keien"zehn-schritte vorwärts-einer zurück-sympthom".


    ich möchte freieden mit mir schliessen und dafür habe ich schon soviel ausprobiert.
    glaubst du denn ich sitze in einer ecke und jammere nur rum? es geht mir nicht gut weil ich mir fehl am platze vorkomme.


    vaja

  • Zitat von Yanced

    Liebe vaja,
    ich melde mich nochmal zu Deinem Wunsch dem Alltag zu entfliehen. Ich will Dein Problem wahrlich nicht beschwichtigen, aber wie sieht denn der Alltag aller anderen Menschen aus? Wiederholungen, Wiederholungen, Wiederholungen. Zeige mir den Menschen der jeden Tag etwas anderes macht, der nicht in der Tretmühle ist, der jeden Tag sagt: Hey, heute mache ich dies und morgen mache ich das. Das ist nicht die Realität - bei keinem von uns.

    Woraus besteht beispielsweise mein Tag: Aufstehen, Frühstück machen, Arbeiten gehen, zu Hause putzen, kochen, bügeln, Kinder zum KiGa bringen und abholen, Essen auf den Tisch stellen, Kinder beaufsichtigen, Abendbrot vorbereiten, Kinder zu Bett bringen, und dann nach dem Fernsehprogramm selbst ins Bett gehen. Das ist stinknormaler Alltagstrott und hat den nicht wohl jeder? Da habe auch ich manchmal das Bedürfnis zu sagen: Ich habe keinen Bock mehr auf diesen Trott - ich will mal etwas anderes machen! Und genau da ist bei mir der Punkt erreicht, wo ich mir mit Kleinigkeiten und Auszeiten meinen Ausbruch aus dem Trott genehmige und Helligkeit in meinen Tag bringe. Vielleicht solltest Du mal in Dich hineinhorchen, was für Dich schöne Momente sind, die halt kostengünstiger als eine Fernreise sind ;) .

    Yanced



    Liebe Yanced !

    Du hast es so wunderbar ausgedrückt, dem kann man nichts mehr hinzufügen.

    Liebe Grüsse
    Tessa


    PS.off-topic: morgen gibt es wieder Deine Lachslasagne. :)

  • guten morgen,


    ich glaube, dass ausser teichrose mich hier niemand so richtig verstanden hat was ich sagen wollte. Scheinbar kann ich mich zur Zeit auch nicht richtig ausdrücken.


    Alltag ist für mich nicht das Problem, denn er kann durchaus zur Ruhe und entspanntheit führen.
    mein problem ist, dass ich irgendwie das gefühl habe mein leben sei nicht richtig lebenswert. bei mir läuft ständig alles anders als bei den anderen. am anfang findet man das ja noch irgendwie exotisch (wenn man es positiv sehen will), aber dann wird man älter und älter und man merkt, dass sich nichts normal einstellt. ich bin immer noch so verträumt und renn oft nachts mit dem walkman im wald herum um ruhe und freude zu finden (das habe ich mit 15 jahren schon gemacht).
    ich führe seit jahren keine richtige beziehung mehr, bald werde ich 30 und beziehungstechnisch kann ich nicht so viel vorweisen wie andere. ich bin single und wäherend meine freundinnen bereits nachwuchs haben, bin ich immer noch bulimisch und schlage mich mit meiner zukunft rum welche wissenschaftliche mitarbeiterin heisst.
    mein leben ist so anders, so scheisse.
    ich habe nun einen hund und erfülle das klischee singelfrau mit hund. das tut weh, aber es ist so.
    dann diese immensen zweifel in mir, kaum habe ich den hund, geht er mir oft genug auf die nerven und ich sehne mich nach alten hundelosen zeiten zurück.ist er weg, dann trauere ich ihm hinterher.
    ich leben nur von scharz und weiss. kann mein leben nicht leben, nicht geniessen, weil ich immer was erreichen will. zu hoch die ziele.
    teichrose, hier sehe ich so deutlich was mir meine träume eigentlich sagen wollen: ich würde so gerne in harmonie mit mir leben, was gutes tun und annerkennug erhalten.


    dein alltag @ yanced ist schön, denn du scheinst viele deiner träume erfüllt zu haben (kinder, mann, job). aber was sagst du wenn du all dies nicht hättest und sehen würdest, dass dein leben immer anders verläuft als es die normalität vorführt? bitte nun nicht die normalität definieren, ich denke du weisst was ich meine.


    ich habe mich so oft versucht zu ändern, mein leben zu ändern um mal in die spur zu kommen. es geht nicht.ich bin krank geworden durch mein wesen. ich bin so wie ich bin, das muss ich nun so hinnehmen und damit das beste machen, mich nicht dauernd ändern wollen, denn das schaffe ich nicht mehr.
    ich lebe in einem dauerkonflikt mit mir selbst, weil ich nicht weiss in welchem lebens-spektrum ich mich wohlfühlen könnte.ich suche und suche und bemühe mich.aber es ist sehr schwer! aber bitte denkt nicht, dass ich ein jammerlappen bin und nur am rumwinseln bin.ich kämpfe wirklich.


    vaja

  • Hallo Vaja,



    das was Du beschreibst habe ich früher oft (heute zum Glück ganz selten) ähnlich empfunden. Die Suche nach etwas von dem man nicht genau weiß was es ist und gleichzeitig die, leider völlig falsche, Orientierung an dem Leben anderer.

    Letztlich mußt nur Du allein Deinen Frieden mit Dir und Deinem Leben machen. Es gibt Dinge die man nun mal leider nicht erzwingen oder "erwünschen" kann. Was ist so schlimm an dem Klischee der Singlefrau mit Hund? Lebe es und genieß die Vorzüge.

    Liebe Vaja, manchmal ist es schwer aus dem was das Leben uns gibt etwas brauch- und lebbares zu basteln und es bedarf dafür großer Energien. Letztlich bringt es aber nichts dem nachzulaufen was sein könnte. Ich würde Dir so gerne ein Patentrezept zum Glücklichsein verraten. Leider habe ich keins. Was ich Dir, aus meiner eigenen Erfahrung aber sagen kann ist das ich oft meine Erwartungen und Ziele überdacht und neu gesteckt habe. Das heißt ja nicht zwangsläufig das man dadurch Abstriche macht. Es geht einfach darum sich genauer "umzusehen" und vielleicht hier und da umzuorientieren.

    Leider fällt es auch mir manchmal schwer das auszudrücken was ich rüberbringen will. Ich hoffe es ist mir ansatzweise gelungen.

    Lieben Gruß
    Steffi

  • liebe teichrose,


    nein, du erinnerst dich ganz und gar nicht falsch. ich denke, dass ich mit einem normalen leben (wie auch immer das ausehen soll)wenig anfangen könnte.
    wie gesagt, in früheren zeiten habe ich ja versucht mein leben umzukrempeln und mich anzupassen weil ich dachte, dass das was die anderen leben das non plus ultra ist. aber dann erkennt man, dass viel von diesem non plus ultra fassade ist.


    was ich sage möchte ist, dass ich schwierigkeiten habe mich so zu akzeptieren wie ich bin gerade weil ich anders lebe und empfinde und eben dieses empfinden macht mir das leben schwer....meine emotionen.
    es gibt tage da bin ich sehr glücklich anders zu sein, denn ich merke wie ich in meinem bereich mit anderen gedanken was kleines bewirken kann.dann aber gibt es tage an denen alles so schwer ist und man von einsamkeit eingehüllt wird. dann weiss ich nicht mehr warum ich so sein muss wie ich bin und dass ich mich eigentlich ziemlich scheisse finde weil ich nie zufrieden mit mir sein kann.


    globetrotter ist auch ein bild in meinem kopf mit dem ich ne menge freiheit und seelenheil verbinde. um die welt reisen und viel erfahren....als ob man endlich die nahrung erhält die am allerwichtigsten ist: befriedigung der neugierde, selbstentdeckung durch selbsterfahrung und letztendlich der tatsache, dass man eben doch nicht einsam ist sondern es so viel auf der welt gibt was nicht normal ist...warum sollte man dann selber normal sein? eine absolution?
    in dieser mist-phase die ich gerade durchlebe ist mir eins so klar geworden: ich wäre gerne etwas stumpsinniger und weniger verträumt. wer nicht si sensibel ist, der kann auch nicht so sehr verletzt werden, der sieht nicht so viel und muss sich nicht so viel gedanken machen. es gibt hier am institut kollegen die haben grossen kummer. ich habe ab und zu die chance mit einem dieser kollegen zu reden. er hat krebs und mich erschüttert das noch immer. aber am meisten hat mich erschüttert, dass die anderen ihn meiden und über ihn statt mit ihm geredet wird.
    so was tut mir sehr weh, obwohl es mich doch gar nichts angeht.


    teichrose, mein wunsch ist es nicht mann und kinder zu haben...das ist aber das normale bild.
    was ich möchte? ich möchte mich verstehen, damit ich wieder leben kann und dann selber wieder helfen kann.


    vaja

  • Liebe vaja,
    es ist an Dir den ersten Schritt zu machen um aus dem für Dich erdrückend wirkenden Kreislauf auszubrechen. Dabei kann Dir leider keiner von uns direkt helfen, obwohl wir dies sicherlich alle gerne tun würden.

    Zitat von teichrose

    Aber genauso wie du dich manchmal nach Haus, Mann udn Kindern sehnst, wird Yanced Momente in ihrem Leben haben, wo sie sich wünscht sie wäre mal Single (unterstell ich dir mal Yanced :o ).

    Jawoll - da hast Du Recht! :D
    Klingt vielleicht jetzt aus meiner Situation heraus undankbar, aber jede Verpflichtung anderen Lebewesen gegenüber (egal ob Kindern, Hunden etc.) ist manchmal auch mit einem enormen Druck und einem einengendem Gefühl verbunden. Immer erst abklären zu müssen: Geht das jetzt? Ist jemand für die Kinder da? Wenn ja - ist für diese Zeit alles vorbereitet bzw. alles vorhanden? Du kannst keinen Schritt außerhalb der Familie machen, ohne vorher diese Dinge geregelt zu haben. Ich beschwere mich nicht darüber, denn ich habe dies ja alles so gewollt. Aber schön ist relativ - für einen anderen Menschen wäre mein Leben der größte Horror. Es wird immer Leute geben, die reicher, schöner, besser, toller oder lieber sind als man selbst. Da sage ich mir einfach: Na und? Deswegen ist mein Leben doch nicht schlechter oder weniger wert als das Anderer.

    Angenommen, liebe vaja, Du würdest wirklich auf eine dieser Traumreisen gehen, hättest Du damit dann Deine ES besiegt? Ich würde es Dir wünschen, halte es aber - wenn ich ganz ehrlich bin - nicht für realistisch. Solange Du die ES nicht besiegst, werden sich Deine Probleme lediglich verlagern.

    Ich gehe mal davon aus, daß Du (abgesehen von Deiner ES) körperlich gesund bist, Du verfügst über Wohnraum und hast Arbeit. Damit bist Du schon in mindestens einem Punkt 5 Millionen anderen Menschen in Deutschland im voraus. Wohnraum hat auch nicht jeder und Krankheiten gibt es noch und nöcher. Also kann Dein Leben doch schon mal gar nicht soooo schlecht sein, oder? Vielleicht hast Du nur etwas den Blick für die schönen Seiten Deines Lebens - bedingt durch Deine ES - verloren.
    Da wären wir dann wieder an dem Punkt angekommen wo sich die Katze in den Schwanz beißt: Deine ES.

    Ich hoffe, Du nimmst mir meine Worte nicht übel oder verstehst sie falsch. Mir geht es darum - wie teichrose es schon geschieben hat - Dich zu motivieren und Dir zu zeigen, daß es viele verschiedene Lebensformen gibt, die aber deswegen nicht unbedingt besser sein müssen.

    Liebe Grüße
    Yanced

  • liebe yanced,


    nein, ich nehme dir deine klaren worte überhaupt nicht übel, im gegenteil.
    aber yanced, ich weiss, dass mein leben rein materialistisch gesehen (wohnraum, job....) gut ist. ich suhle mich auch nicht in selbstmitleid, dazu bin ich nicht der typ.
    aber du hast schon den wunden punkt getroffen...meine ES hat viel in mir verändert. der blick für das wirkliche ist getrübt, ich weiss das, ich möchte es auch gerne ändern. hier habe ich mich vollen herzens für den hund entschieden, damit ich in meinem leben eine verantwortung übernehmen kann. ich kämpfe seit jahren gegen diese tiefs in mir wo auch immer sie ihr ursache haben mögen.


    ich habe die ES schon sehr lange und irgendwann schwinden einfach die kräfte gegen diesen mist. ich habe schon viel versucht und deswegen ärgert mich das wenn jemand der mich nicht kennt meint, ich sehe mein leben als besonders schlimm an und mir würde es immer besonders schlecht gehen. ich sehe mich nicht gerne im mittelpunkt und wenn ich hier im forum mal nur über mich und meine empfindungen rede, dann ist das ergebnis eines lernprozesses denn ich habe sonst immer zurückgesteckt.
    hier im forum traue ich mich mal über mich zu sprechen....und schon klingt das so, als ob ich alles dramatisiere.


    ich weiss, dass jeder seine sorgen hat und man selber was tun muss um was zu ändern...keiner kann das für einen erledigen.
    was aber bitte kann man tun wenn man immer versucht hat was zu ändern und zwar mit vollem einsatz...nun aber einsehen muss, dass alles nichts gebracht hat?
    das tut weh! da verzweifelt man dran.
    und deshalb verziehe ich mich wenns ganz schlimm ist in meine traumwelt, verstehts du yanced?



    vaja

  • Liebe Vaya,
    ich erinnere mich noch gut daran als ich hier ganz neu dabei war und in einem tiefen Loch saß, dass Du - die gerade mal die Nase aus den eigenen Problemen stecken konntest - mich mit Deinen Worten aufgerichtet hast.
    Ich würde also nie von Dir denken, dass Du jemand bist, der sich selbstbejammernd in der Ecke sitzt und etwas dramatisiert.
    Es IST ermüdend, wenn man jahrelang kämpft und das Licht am Ende des Tunnels vielleicht mal aufblitzen sieht aber dann wieder im Dunkeln sitzt.
    Und dauernd kämpfen macht müde...und das Abgleiten in Traumwelten kann ich sehr gut verstehen. Ich habe das exzessiv als Kind und Jugendliche gemacht, weil ich nur so meinen Alltag ertragen habe.
    Liebe Vaya...ich drücke Dich in Gedanken ganz lieb...und melde Dir zurück, dass es schon zwei Schritte raus aus dem Loch sind, wenn Du Dich hier mitteilst - Dich in den Mittelpunkt stellst, etwas für DICH tust...
    Mirja

  • hallo mirja,


    das tut wirklich gut, danke!


    wie erträgst du denn heute den alltag? hast du einen weg gefunden ohne diesen tagträume und anderen "fluchtwegen" vor dem leben?


    sei lieb gegrüsst,


    vaja

  • Liebe Vaya,

    Du weißt ja...die die gut im Ratgeben bei anderen sind...fallen immer über die eigenen Stolpersteine.
    Also, um Deine Frage zu beantworten: ich knalle mich ziemlich mit Arbeit zu. Und weil ich nach einem 16Std.-Tag nach unausgelastet bin, bin ich jetzt noch regelmäßig hier im Forum:rolleyes:
    Tagträume in dem Sinne gibt es nicht mehr...aber ich habe einen Lieblingssessel. Wenn ich da mal für ein 15-Min.-Nap drinliege nach der Arbeit und meine Lieblingsmusik anhabe bin ich innerhalb von Sekunden weg und träume mich in meine Phantasien...Das liebe ich immer noch...

    Und ansonsten "ertrage" ich meinen Alltag eben ganz offensichtlich immer noch nur mit Hilfe meiner Eßstörung. Aber ich arbeite daran...Und das wie ich eben so bin mit Riesenschritten. Und deswegen weiß ich wie ermüdend dieser Kampf ist. Auch für einen zupackenden und bestimmt nicht in Selbstmitleid versinkenden Menschen wie ich einer bin. Und dass man schon sehr weit gekommen sein kann und es ist immer noch so furchtbar anstrengend.
    Und keiner kann das nachvollziehen, der nicht selber betroffen ist.

    Aber Du schaffst das Vaya. Jemand, der gerade wenn es ihm ein bißchen besser geht schon wieder von seiner Kraft an andere abgeben mag...der schafft das!

    Liebe Grüße,
    Mirja

    Nachtrag:
    Vaya hast Du schon mal überlegt, was Dich im Moment konkret so überfordert, dass Du in alte Muster fällst, dass Du Dich mit dem Schutzschild schützen mußt, der Dir seit so langer Zeit (wenn auch schlecht) dient?
    Oder brauchst Du die Eßstörung, damit diese Fragen nicht hochkommen?

  • hallo mirja,


    ich habe lange überlegt warum ich momentan so drauf bin. jedesmal wenn ich anfange darüber nachzudenken fange ich an gegen diese gedanken zu rebellieren. es ist wie mit dem thema diät, sobald ich darüber nachdenke blockiert was in meinem kopf...ganz nach dem motto : nicht schon wieder! als ob da ein schutzmechanismus einsetzt.


    ich weiss nur, dass bei mir ne ganze menge in letzter zeit los war. das habe ich auch in einem anderem thread berichtet. ich wurde hier ziemlich scharf gemobbt (also auf arbeit) und die ausläufer der ganzen angelegenheit existieren bis heute. mich hat das sehr mitgenommen, weil ich so etwas noch nie erlebt habe. heute sehen wir (der miese kollege) uns eben wenn einer über den flur geht .
    es ist für mich fast unerträglich ihn zu sehen.er ist nun aus meinem zimmer und hat einen verweis erhalten. alles schön und gut, aber ich ertrage nicht wenn ich ihn höre, seine schritte, seine stimme...wenn er lacht, wie er arrogant an mir vorbeizieht und wie er mit den anderen gut klarkommt und die von seiner sauerei nicht wissen.
    ich habe schuldgefühle obwohl ich nicht mal weiss warum. ist das nicht bescheuert?


    ich möchte hier gemocht werden und sehe, wie er sich bei allen beliebt macht und das obwohl er eine drecksau ist. er hat lügen bei den chefs über mich erzählt , hammerharte sachen und hat wichtige kooperatoren abgewimmelt die für mein projekt wichtig waren. das ganze musste zur frauenbeauftragten dass die was machen kann. er hat sogar meine kollegin angegrabscht....und heute? heute tun alle so als ob nichts war und ich leide ziemlich darunter. er ist so selbstsicher und auch saugut in seinem projekt. mich hat er ziemlich getroffen als er vor den chefs sagte, dass ich geisteskrank bin. er verwies auf meine narben am arm die ich mir mal durch eine borderlineaktion zugezogen hatte. das war einmalig mit 20 jahren. das hat mich sehr getroffen. alle gucken nun auf meine narben oder wissen bescheid.
    ich habe das gefühl, dass ich diese ganze sache nicht verkraften kann. der kerl hier ist die pest und ich muss ihn akzeptieren.



    ja, deswegen breche ich zur zeit sehr viel. ich fühle mich schuldig und fett und hässlich. zu schwach um endlich mal das ruder rumzureissen. stattdessesn lande ich jeden morgen beim bäcker und hole mir VIELE rosinenbrötchen. so hat wenigstens der tag diese paar minuten einen hauch von genuss!


    in mir tut einfach alles weh, denn ich habe viel verloren durch den typ.



    vaja

  • Liebe Vaya,

    nur ganz kurz, weil ich weg muss...aber darauf wollte ich gleich antworten:

    Das was Du schreibst, ist das was ich vermutet habe...die Schutzschilde (ES) werden hochgefahren, weil da eine Situation ist, die Dich überfordert, die Du kaum aushälst.
    Und - wie jedes Missbrauchsopfer - hälst DU Dich für schuldig...obwohl es genau anders herum ist.
    Wenn man das so liest könnte man denken, dass es das so nicht geben kann:
    ein Kollege, der Dich vor Deinen Chefs (oder wem auch immer) auf diese massive Art beleidigt und dann auch noch offensichtlich ganz persönliche Details aus Deinem Leben so gegen Dich verwendet...und damit völlig unbehelligt davonkommt.
    Aber jeder Otto Normalverbraucher bekommt eine Anzeige wegen Beleidigung wenn er irgendjemand so tituliert...unfassbar!

    Es sollte Dich nicht anfechten, wenn er (scheinbar jedenfalls) mit Kollegen gut zurechtkommt, die ihn noch nicht so gut kennen. Die konnten noch nicht hinter seine Fassade schauen...

    Du bist ein wertvoller Mensch. Ob es andere nun erkennen können oder nicht.
    Und Deine Wahrheit ist nicht von dem abhängig, was andere sehen können oder nicht.

    Ich wünsche Dir einen schönen Tag - Du hast ihn Dir verdient:)

    Mirja

  • hallo vaja,
    nachdem ich diesen thread durchgelesen habe, gehen mir sehr viele gedanken durch den kopf, die ich noch nicht wirklich geordnet habe. wenn meine antwort also jetzt etwas konfus und eventuell unverständlich wird, bitte nachfragen.

    ich habe über das nachgedacht, was die meisten menschen als normal empfinden und bin zu dem schluß gekommen, dass es diese "normalität" heutzutage gar nicht mehr gibt. in meinem freundeskreis ist ca die hälfte oder mehr "versinglet" (inklusive mir) und ohne haus und kinder, so dass ich fast denke, dass hierzulande diese lebensform immer mehr zunimmt und "normal" wird. grade im bereich wissenschaft, indem du dich, wie ich dich verstanden habe, bewegst (bitte korrigiere mich, wenn ich falsch liege), ist es (leider) nicht normal ein sogenanntes bürgerliches leben zu führen, sondern es werden einem höchstleistungen abverlangt. und ehrlich gesagt bewundere ich dich dafür, dass du noch genug zeit für einen hund hast (das sage ich mit ein klein bisschen wehmut, da ich mir schon so lange einen wünsche, den wunsch aber nicht mit meinem leben momentan vereinbaren kann).

    tagträume kenne ich auch. ich zum beispiel stelle mir vor, im "wilden westen" zu leben, mit ganz vielen pferden und lagerfeuerromantik und einem ganz tollen mann. allerdings kenne ich mich wiederum viel zu genau und weiß, dass mir das auf dauer wohl gar nicht gefallen würde, denn so ein leben bedeutet wiederum den verzicht auf so viele dinge, die einem das leben bequemer machen. klos, duschen, all die errungenschaften der zivilisation, würden mir irgendwann schmerzlich fehlen. und so tröste ich mich mit dem gedanken, dass ich mir irgendwann mal einen urlaub leisten kann, der meinem traum nahe kommt.

    ich vermute, dass dir das jetzt alles nicht weiterhilt, denn dein problem geht sehr viel tiefer...

    zu deiner beruflichen situation...hast du schon mal den versuch gestartet, mit deinen kollegen über den mobbenden idioten zu reden? oder gar mit dem auslöser? ich habe mal irgendwo gelesen, dass es den menschen, die mobben, ganz oft gar nicht bewußt ist, was sie anrichten und dass es durchaus eine chance gibt, dass sie ihr verhalten ändern, wenn sie darauf hingewiesen werden.
    ich kann mir aber auch sehr gut vorstellen, dass so ein zugehen auf den anderen gerade für dich nicht leicht, wenn nicht gar unmöglich ist. falls das der fall sein sollte, besteht die möglichkeit, dir einen anderen job zu suchen? ist dein mobbender kollege auf dauer angestellt oder kannst du kraft schöpfen, wenn du dir vor augen hältst, dass er in bespielsweise einem jahr weggeht?

    fragen über fragen...

    fühl dich gedrückt (unbekannterweise). du bist bestimmt nicht allein mit deinen sorgen und gedanken.

    cira

  • guten abend ihr lieben,


    immer wenn ich eure zeilen lese, dann möchte ich sofort und spontan was dazu sagen, jetzt muss ich es aufschreiben und befürchte, dass ich dann ein paar gedanken vergessen werde (man wird alt).


    tja, wo soll ich anfangen.....
    .....was du @teichrose, beschreibst und zugibst finde ich (mal wieder) ziemlich beeindruckend. genau wie ich kämpsft du jeden tag um einen millimeter besserung und dieser kampf ist so kräftefressend, dass man oft ganz nah dran ist aufzugeben. du zwingst dich spazieren zu gehen, damit du deinem körper was gutes tust, aber emotional (seelisch) nervts. du nennst dich faul, dann bin ich es auch....dachte aber immer, dass ich vorallem müde und ausgelaugt (ausgebrannt) bin.


    man lebt eben, gerade irgendwo an irgendeinem ort. ich gerade in meinem büro und fühle mich saubeschissen. musste heute wieder arbeiten und merke, wie schlecht gelaunt ich bin. habe die ganze woche über gebrochen, meine mundwinkel sind aufgerissen und ich habe kopfweh. dann höre ich ein schönes lied im radio und fange an zu träumen...von einer flucht aus dieser öden welt. aber eigentlich müsste es mir doch gut gehen. denn wie du richtig sagt @ teichrose, darf ich in diesem land meine träume träumen. das allein ist schon luxus, oder? also liegt es mal wieder an unseren überhöhten anforderungen an uns und somit an das leben, dass wir unzufrieden sind?
    müssen wir dann immer wieder eine stufe zurückschalten um uns mit der aussenwelt zu relativieren?
    ich habe aber so eine grosse sehnsucht (und das fällt mir schwer zu schreiben aber hier tu ichs), meine träume zu realisieren.


    wie du@cira, träume ich auch oft von einer pferde-welt und nach dem film "der pferdeflüsterer" wurde dies richtig hell in mir.


    wenn unsere träume und wünsche die einzigen schönen momente am tag sind, dann stimmt doch was nicht, oder? finden wir uns nicht ab mit der realität wird dazugemogelt via traum.
    ich persönlcih kranke daran nicht traumfigur (zweideutig) zu sein und zu haben. vielleicht wäre mein leben besser wenn ich dünner (dümmer) wäre. wer viel nachdenkt muss viel fragen beantworten...manchmal zuviel.
    ich bin mir ein einziges rätsel, genüge mir nicht, finde mich böse, merke, wie meine krankheit namens bulimie meinen character mehr und mehr zunichte macht. ich weiss was zu tun ist damit es mir besser geht...ich tu es nicht, warum? läuft in mir dieses selbstzerstörungsprogramm schon zu stark ab....gibt es überhaupt noch ne chance daraus zu kommen? ich kämpfe dagegen (bulimie) an....aber der widerstand wird immer schwächer. bin es leid zu kämpfen , hilfe zu suchen, hinzufallen um immer wieder neu aufzustehen. das reale leben kostet soviel kraft, weil man sich ständig anpassen oder behaupten muss.



    liebe circa, meine berufliche situation zeigte mir eine knallharte realität über das jetzt-leben. ich kann nicht mit dem kollegen reden, da er gestört ist und sofort alles falsch auslegen würde. wissenschaft ist ein heisses gebiet für konflikte...mobbing wurde hier wohl geboren.


    @teichrose, ich träume oft davon z.b. nach mallorca auszuwandern (nicht richtúng ballermann) und dort eine kleine tourifirma aufzumachen...leute durch die natur führen und spass am leben haben, weil man mit wenig so viel besitzt. du sagts, dass wir es hier in diesem land doch eigentlich doch gut haben müssten.....warum sind wir denn dann soooo unglücklich? weil wir zuviel des guten haben?



    ich jedenfalls habe euch zum reden (und ihr mich :) ?) und es tut so gut euch zu haben.
    danke für eure gedanken!


    vaja

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