Ansichtssache

  • Einige neuerliche Diskussionen brachten mich zu folgenden Überlegungen, über die ich gerne Eure Sicht der Dinge erfahren möchte.


    Manchmal klingt aus einigen Postings heraus, dass Sorgen, Ängste, Nöte und dergleichen dem Dicksein im Allgemeinen zuordnet werden.


    Sicher ist es schwieriger, als dicker Mensch einen Arbeitsplatz zu bekommen, wenn Schlanke mit derselben Qualifikation zur Disposition stehen. Der Grund für die Arbeitslosigkeit ist jedoch nicht das Dicksein. Sonst müssten ja alle Dicken ohne Arbeit sein und auf den Arbeitsämtern dürfte es außer den Sachbearbeitern keine Schlanken geben. Auch ich suche seit 2 Jahren nach einem Arbeitsplatz und kann partout keinen finden. Doch jetzt die "Schuld" meinem Übergewicht zuzuschreiben, fände ich höchst fatal. Der Arbeitsplatz wurde z.B. mit jemandem besetzt, der von seiner beruflichen Laufbahn einfach besser geeignet war. Das dieser schlank sein mag, ist purer Zufall. Möglich auch, dass ich von meiner Persönlichkeit nicht in das Team passen würde. All das ist gewichtsunabhängig.


    Die Tatsache, dass ich lange nach einem Partner suchen musste, der zu mir passt und zu dem ich passe, liegt ebenfalls nicht in meinem Gewicht, sondern war einfach persönlichkeitsbedingt sowie in den unterschiedlichen Vorstellungen von einer Partnerschaft begründet.


    Ist die Verkäuferin im Supermarkt unfreundlich zu mir, dann ist sie es, weil sie entweder einen schlechten Charakter hat oder ihr meine Nase nicht passt oder ich schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort war. Auch hier würde ich nicht sagen, dass sie mich wegen meines Gewichts ablehnt.


    So könnte ich unendlich weitermachen, mit den Mahnungen, die man bekommt, der Parkplatz, den jemand wegnimmt, die Klingelstreiche der Nachbarskinder und, und, und.


    Vor nicht all zu langer Zeit habe ich alle möglichen und unmöglichen Angriffe meinem Gewicht zugeordnet, unfähig zu erkennen, dass es der Rechnungsabteilung des Kaufhauses völlig gleichgültig ist, ob ich die Hosen in Größe 34 oder 44 nicht bezahlt habe, sondern dass schlicht die offene Rechnung Gegenstand des Unmuts ist.


    In letzter Zeit meine ich aus einigen Postings Tendenzen erkennen zu können, die in die Richtung gehen: "Wenn du nicht dick wärest, hättest du dich über die Absage der Firma nicht so sehr geärgert, aber weil du mit dir nicht zufrieden bist, lässt du das jetzt an der verpatzten Chance aus."


    Ich weiß, wie schwer es ist, sich selbst zu akzeptieren und zu lieben, wie man ist. Und dass man anderen, die diesen Schritt geschafft haben, die innere Zufriedenheit zunächst nicht glauben mag, ist mir ebenso klar, denn mir ging es vor knapp einem Jahr noch ganz genauso.


    Doch nicht alles, was einem geschieht und worüber man unglücklich ist, liegt an der Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, sondern einfach an der Hilflosigkeit der momentanen Situation gegenüber.

  • Hallo Lulu,
    gerade dieses Gefühl von "Hilflosigkeit", das Du in Deinem letzten Satz erwähnst, ist es, das mich doch, was jetzt die Arbeitssuche angeht, bei gewissen Stellen vermuten lässt, dass ich sie doch hauptsächlich wegen des Gewichtes nicht bekam, weil ich VOR dem Gespräch schon ABGESTEMPELT war! und DAS macht mich HILFLOS.....dass in der Öffentlichkeit nunmal einfach bestimmte EIGENSCHAFTEN heutzutage mit Adipösen verbunden werden! ICH weiss, dass diese nicht per se zutreffen, aber glaub mir, dünne Leute/Personalschefs setzen sich im Normalfall NICHT mit ihren "Vorverurteilungen" auseinander! und dann hat man sehr wohl NACHTEILE bei der Frage, welchen von 2 GLEICH GUT QUALIFIZIERTEN nehmen wir. Übrigens befürchten Arbeitgeber auch, dass man, wenn man dann als EINZIGER im Team adipös, sehr alt etc wäre, man vom Team nicht AKZEPTIERT und gemobbt wird.....das ist AUCH mit ein Grund, warum man als Adipöse dann nicht genommen werden wird....das spricht zwar nicht FÜR den Charakter dieser bereits Angestellten der Firma, aber so ist es nun mal.


    Dass es NUR am Gewicht liegt, so dumm bin ich auch nicht, dass ich das glaube. Aber es wäre echt den Kopf in den Sand stecken, wenn man einfach ignorieren wollte, wie wir als Dicke nunmal heutzutage "beurteilt" werden, und zwar schon NUR wegen dem Gewicht.


    Ich finde das ja auch ÜBEL, und ich kann mich auch - wie vor einigen Monaten - mit einer Personalberaterin darüber auseinandersetzen. Selbst die sagte mir, dass sie sich SELBST schon fragte nachdem sie vor einigen Tagen eine Adipöse als Bewerberin hatte, ob und warum sie Adipöse von vorneherein NEGATIVER als Schlanke ansieht, OHNE überhaupt was von demjenigen zu wissen. War echt ein rund 1-stündiges interessantes Gespräch mit der Frau....selbst wenn SIE als Beraterin diese Vor-Beurteilungen und Assoziationen "hinterfrägt", hat sie keine Chance, wenn 90 % aller Unternehmer/Manager dies NICHT tun dann! Denn DIE sind ihre Klienten/Kunden....

    [ 25-06-2004, 17:54: Beitrag editiert von: Kampfblaumeise ]

  • Lulu


    das wird eines meiner "Ziel-postings".


    Ich kopiere mir ausgewählte postings (nur für meinen Gebrauch!) in eine Datei und lese sie immer wieder durch.
    Ich denke, das hilft mir auf meinem Weg, weil (und das habe ich auch von dir, Lulu) Worte mächtig sind:


    Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
    Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
    Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
    Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
    Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.


    Danke :)


    Jesse

  • @Kampfblaumeise,


    sicher ist es in einigen Berufen schwieriger, wenn man als Dicke einen Platz sucht. Das mag sicher von Fall zu Fall unterschiedlich sein. So würde ich mich zum Beispiel nie in einer Parfümerie als Verkäuferin bewerben, weil ich in dieses Umfeld nicht passe, ganz davon abgesehen, dass ich dieses Umfeld auch nicht mag.


    Jedoch grundsätzlich davon auszugehen, dass die Absage, die man bekam, mit dem Gewicht zu tun hat, wäre meiner Meinung nach nicht ganz richtig. Wie ließe sich denn die große Anzahl der Absagen erklären, die man ohne Einladung zum Gespräch bekommt? Ich lege z.B. kein Foto bei und ich habe gute bis sehr gute Zeugnisse. Man kann sich also rein aufgrund meiner Bewerbung kein einziges Bild von mir machen, weder was meine Körpergröße, noch Haarfarbe, noch Körpergewicht, sondern ausschließlich was meine Leistungen betrifft. Wenn ich nie in einer gewissen Branche gearbeitet habe, wird wohl eine Mitbewerberin, die Branchenkenntnisse hat, mir vorgezogen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird sie schlank sein. Doch der Umstand, dass ich die besten Arbeitsplätze auf dem Höhepunkt der Anzeige der Waage hatte, widerspricht der Theorie, dass pauschal alle Dicken überall abgelehnt werden.

  • Lulu,
    also zumindest hier in München wird dich kaum jemand einladen OHNE Foto! Ich hab ja selbst mal einige Jahre Bewerber vorsortiert für meinen Geschäftsführer, eine Bewerbung ohne Foto galt als "unvollständige" Bewerbung und wurde IMMER ohne Einladung anch einigen Wochen zurückgesandt! Dies nur als Tipp...leg unbedingt jeder Bewerbung ein AKTUELLES PAssfoto bei. Egal wie das Foto ist, JEDES Foto ist besser als gar kein foto bei Bewerbungen! Zumindest falls du im Bürobereich arbeitest. Wie es bei Hilfsjobs, Arbeitern in der Industrie, Handwerk oder angelernten Berufen gehandhabt wird, weiss ich allerdings nicht....


    Ich nehme nicht an, dass NUR das Gewicht eine Rolle spielt bei Absagen, aber bei 2 gleichwertigen Bewerberinnen bin ich absolut sicher wird bei Positionen auf Geschäftsführungsebene zu 99 % die Schlanke vorgezogen gegenüber einer Adipösen! Das kann ich sogar voll nachvollziehen! Denn DEIN Image als Assistentin der Geschäftsführung repräsentiert das Firmen-IMAGE(!) nach AUSSEN! Da JEDE Firma als MODERN, AKTUELL, LEISTUNGSSTARK, ATTRAKTIV, SCHNELL, KOMPETENT, AGIL und vor allem JUNG und so weiter gelten will vom Image her (und Du weisst, dass der gemeine Bürger DIESE Eigenschaftswörter mit stark Adipösen nunmal leider NICHT verbindet!) wird auf jeden Fall im Sekretariatsbereich, wo man viel Kundenkontakt nach aussen hat, IMMER eine den STANDARDS entsprechende Assistentin vorgezogen werden! Da kannst Du vom AUFTRETEN her so sympatisch und kompetent rüberkommen wie Du willst - der Chef wird an SEINE Kunden und Geschäftspartner denken, selbst wenn er persönlich NICHTS gegen Adipöse hat ....


    Mir ist bewusst, dass mich nur dann jemand einstellen wird über Gr. 44/46 wenn ZUFÄLLIG irgendwas anderes an meinem Lebenslauf ALLE schlanken Bewerberinnen NICHT besitzen (z.B. weit überdurchschnittliches Englisch, Medienerfahrung, etc) ...naja, und auf dieses seltene Zusammentrefen muss ich halt hoffen. Ich weiss, dass es Manager geben wird, dei nicht so denken, aber die sind EXTREMST rar, vor allem unter den JÜNGEREN, die heute in den meisten Firmen das Sagen haben...

    [ 25-06-2004, 20:06: Beitrag editiert von: Kampfblaumeise ]

  • Zitat

    Ich nehme nicht an, dass NUR das Gewicht eine Rolle spielt bei Absagen, aber bei 2 gleichwertigen Bewerberinnen bin ich absolut sicher wird bei Positionen auf Geschäftsführungsebene zu 99 % die Schlanke vorgezogen gegenüber einer Adipösen!

    Das glaube ich persönlich nicht!
    Ich habe meine Vorstellungsgespräche mit den Kleidergrößen 56/58/60 gehabt, also schon sehr dick. Auf die Stellen hatten sich immer viele Leute beworben, bei dem Vorstellungsgespräch in Größe 58 waren es über 80 MitbewerberInnen - aber ich habe den Job bekommen. :)


    Gruss aus Dortmund
    Die Brockenhexe

    Das Durchschnittliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert. (Oscar Wilde)

  • Brockenhexe, für welchen Beruf / Position war denn das?


    Bei den ganezn Hitech-Firmen und Unternehmensberatungskonzernen, Wirtschaftsprüfungs- und Medienfirmen, die hier in München hauptsächlich einstellen, glaub ich ehrlich NICHT, dass es da SO gelaufen wäre.....


    Ich bin da einfach pessimistischer....und glaube dennoch REALISTISCH.

    [ 25-06-2004, 20:09: Beitrag editiert von: Kampfblaumeise ]

  • Lulu, dein eingangsposting finde ich sehr sehr gut und es regt stark zum nachdenken und nachsinnen an.


    wahrscheinlich stellt sich dieser (alles, weil ich dick bin) efeckt automatisch dann ein, wenn man einige situationen hatte, in dem das tatsächlich ausschlag war und man dann in eine "abwärts spirale" kommt.


    dann hat man auch nicht mehr den blick das so zusehen, wie du das so schön geschildert hast.


    Stöpsel

  • Lulu: wie Kampfblaumeise schon gesagt hat, wird die Bewerbung ohne Foto direkt aussortiert und du hast sehr geringe Chancen.


    Das 80% der Absage an dem Übergewicht liegt, kann ich nur bestätigen. Ich selbst hatte über 5 Jahre als Personaldisponentin in einer Zeitarbeitsfirma gearbeitet und mehr als einmal die Reaktionen der Personalchefs erleben dürfen. Allderdings gelten Vorurteile auch in anderen Bereichen. Nur mal als Beispiel: Wir hatten einen sehr guten Arbeiter, dieser sah zwar etwas wild aus (lange Haare, Ohringe, etc..)aber war ein sehr fleißig und super lieb. Diesen Menschen hatten wir dann an eine Firma verliehen und an seinem ersten Arbeitstag bekamen wir vom Personalchef einen Anruf, dass er ihn sofort nach Hause schickt. Er würde nicht in die Firma passen. Nebenbei sei anzumerken, dass es um den Beruf Schlosser ging, also kein direkter Kundenkontakt.


    Ich selbst habe jetzt seit ca. 4 Jahren sehr starkes Übergewicht und merke die Veränderungen mit meinen Mitmenschen sehr. Ich glaube schon, dass man als Übergewichtiger in vielen Dingen benachteiligt ist. Auch mal hier ein Beispiel, was am Übergewicht liegt: Ich fahre mit dem Aufzug und eine weitere Person möchte auch mit diesem fahren. Dieser Mensch schaut recht dumm, als er mich im Aufzug sieht und meint "na, dann nehme ich lieber den nächsten Aufzug" Ich kann mir beim besten willen nicht vorstellen, dass es an irgendetwas anderem gelegen hat.

  • Hallo Lulu,


    dein Eingangsposting hat mich schon recht nachdenklich gemacht.


    Das merkwürdige dabei ist, dass weniger ich, als vielmehr meine Familie dazu neigt, Misserfolge bei Job- oder Partnersuche auf mein Gewicht zu schieben.


    Nach dem Motto, wenn du weniger wiegen würdest, hättest du es leichter. Wobei ich dazu sagen muss, dass meine Familie mit mir und meiner Figur nicht abwertend umgeht. Wenn das Thema mal zur Sprache kommt, dann klingt höchstens Sorge um mein Wohlergehen aus diesen Diskussionen heraus.


    Aber, um beim Thema zu bleiben. Was die Arbeitssuche angeht, denke ich, hängt es sehr von der Art des Jobs ab, den man sucht. Ein Geschäftsführer, der eine Sekretärin oder Assistentin sucht, der wird mit dem Gedanken an den Kundenverkehr eine schlanke Bewerberin vorziehen. Und bei einem Job, der schwere körperliche Arbeit verlangt, wird das auch nicht anders sein, weil Dicke in den Köpfen der meisten Menschen nun einmal nicht so leistungsfähig sind.


    Das muss nicht immer der Fall sein, dafür bin ich ja mit meinem neuen Job das beste Beispiel, aber es trifft doch häufig zu.


    Was die Partnersuche angeht, kann ich nur von mir selber ausgehen, und in meinem Fall ist das wohl so was wie eine Katze, die sich in den Schwanz beißt. Ich war nie besonders selbstbewusst und meine letzte gescheiterte Beziehung liegt 10 Jahren zurück.


    Ich fand keine neue Beziehung und schob Frust. Das Ergebnis war, dass ich von damals 75 kg (bei 1,80) langsam immer dicker wurde. Also schob ich Frust, weil ich dick war. Ich fing an, mich zurückzuziehen, Männer nur noch als Kumpel zu betrachten (die können ja schließlich eh' nichts mit der Dicken anfangen). Also fand ich natürlich keinen Mann, der mir hätte näher kommen können. Wieder Frust. usw.


    Ich gebe dir aber trotzdem Recht. Es liegt nicht an meiner Statur, dass ich keinen Partner finde, sondern an mir und meiner Einstellung zu mir und meinen Mitmenschen (und daran, dass ich mich immer wieder in Männer vergucke, die für mich unerreichbar sind :D ). Würde ich mit mir selber postiver umgehen, statt immer nur meine Fehler zu sehen (und damit meine ich nicht nur das Dicksein), könnten mich auch andere in einem besseren Licht sehen.


    Aber ich arbeite dran ;) .


    LG
    MamaSuki

    [ 26-06-2004, 12:04: Beitrag editiert von: MamaSuki ]

  • Zitat

    Würde ich mit mir selber postiver umgehen, statt immer nur meine Fehler zu sehen (und damit meine ich nicht nur das Dicksein), könnten mich auch andere in einem besseren Licht sehen.


    Aber ich arbeite dran .

    das ist wichtig, finde ich.


    an dingen zu arbeiten, die man verändern kann! wir und unsere lieben mitmenschen möchten immer glauben, das die figur zu diesen dingen gehört, leider ist das zu 95% ein irrtum.


    ich war ja im letzten jahr auch arbeitslos (und hatte das große glück nach 7 monaten in einen absoluten mangelberuf umschulen zu können). bei meinem bewerbungsmaraton ist mir ein coach zur seite gestanden, der mich bei jeder absage (und ich war schon froh, wenn überhaupt absagen kamen, und nicht nur schweigen im walde), bestärkt hat, freundlich nachzufragen, woran es denn gelegen hat. er sagte: es gibt dinge, die man ändern kann, um seine chancen zu erhöhen - sprachkenntnisse verbessern, fortbildungen machen... und dinge, die man nicht verändern kann - ob man optisch ins konzept passt, männlich/weiblich ist, zu alt, zu jung, kinder hat... wenn für einen 0815 posten, mässig bezahlt, 100erte bewerber zur auswahl stehen sind mindestens 20-50 gleich gut qualifiziert - und dann gehts nur ums kaffeesud lesen, wer den job bekommt.


    das hat mir enorm geholfen, mich nicht in der "ich bin nix wert" spirale zu verfangen.

    [ 26-06-2004, 16:00: Beitrag editiert von: ritathedolphin ]

  • Kampfblaumeise schrieb:

    Zitat

    Egal wie das Foto ist, JEDES Foto ist besser als gar kein foto bei Bewerbungen!

    Ich bin z. Z. auch arbeitslos und hab mit mir gehadert, wie ich es machen soll: Foto mitschicken, Schuld dran sein, wenn Perso-Chef Lachkrampf kriegt, genervt nächste Bewerbung tippen und dasselbe passiert... und hab zumindest die letzten Bewerbungen gleich ohne Foto rausgeschickt. Aber wenn ich das so lese, sollte ich mir doch überlegen, wie ich das regle. Das Blöde ist halt nur, daß man a) als Arbeitslose keinen Geldesel im Garten stehen hat und b) manche Fotos vom Fotografen schweinemäßig teuer sind und aus mir auch keine Fotoschönheit zaubern können!


    Liebe Grüße,
    Carina

  • Hallo Haselmaus,
    soweit ich weiß, kannst Du beim Arbeitsamt finanzielle Unterstützung für nachgewiesene Bewerbungen bekommen - frag da doch bitte mal Deinen Sachbearbeiter.
    Ansonsten kann ich nur bestätigen, dass ein Foto bei der Bewerbung wichtig ist - es zählt zur vollständigen Bewerbung dazu und unvollständige werden gleich aussortiert.
    Darcy

  • Aber meint Ihr nicht, dass Schlanke ähnliche Probleme haben? Wenn ich mich so umsehe, dann sehe ich selten Menschen, die ich auf Anhieb als attraktiv bezeichnen würde.


    Mir lag eigentlich am Herzen, mit diesem Thread die Aufmerksamkeit auf die eigene Person, nicht auf den Körper, zu lenken.


    Wir alle haben doch alltägliche Probleme, die wir eben einfach haben, gänzlich unabhängig vom Gewicht. Wenn z.B. meine Nachbarin in ihrer Wohnung Holz hackt, was mich sehr stört, tut sie es, weil sie einfach rücksichtslos ist, aber nicht, weil ich dick bin. Sie ist den schlanken Nachbarn im Haus gegenüber genauso rücksichtslos.


    Dass wir es in einigen Bereichen schwerer haben, als schlanke, will ich nicht einfach wegreden. Doch ich habe die Erfahrung gemacht, wenn ich unbedachte Gesten, Worte, Blicke nicht allzu persönlich nehme, verlieren sie ihre Wirkung. Früher hätte ich mich nie nach irgendetwas gebückt, um mein ausladendes Hinterteil nicht so sichtbar werden zu lassen. Doch meine Knie machen es einfach nicht mit, wenn ich in die Hocke gehe, also muss ich mich bücken. Sehe ich mich dann diskret um merke ich, dass überhaupt niemand von mir Notiz nimmt. Ich bin dick. Und ich bin wichtig. Aber ich bin nicht so wichtig, dass ständig jeder, der mich sieht, gleich über mich sprechen und noch stundenlang über mich nachdenken muss. Falls es doch einmal so sein sollte, dann möchte ich, dass über eine kleine, dicke mit einem freundlichen Lächeln gesprochen wird, die der alten Oma die Tür aufhält oder die die Katze des Nachbarn streichelt, aber nicht über eine mürrische, unfreundliche.

  • Zitat

    Aber meint Ihr nicht, dass Schlanke ähnliche Probleme haben?

    ich weiß, daß schlanke ganz genau dieselben probleme haben. menschen haben probleme. seit ich das begriffen habe, führe ich ein wesentlich entspannteres und glückliches leben. :)

    [ 26-06-2004, 23:06: Beitrag editiert von: ritathedolphin ]

  • Hallo,


    ich bin neu hier in dem Forum, aber alles, was ich bisher hier gelesen habe, spricht mir total aus der Seele.


    Was mir nun zu dem Thema Bewerbungen einfiel, war folgendes: als die Personalchefin meiner Firma letztens von einem Lehrgang zurückkam, erzählte sie, dass einer der dort anwesenden Teilnehmerinnen zugab, alle Bewerbungen von Leuten von vornherein auszusortieren, die vom Sternzeichen Krebs sind. Damit hätte sie nur schlechte Erfahrungen gemacht, die würden nicht ins Team passen und hätten diese oder jene schlechte Eigenschaft....
    Mir blieb erst mal der Mund offenstehen, dass bei Bewerbungen beileibe nicht nur Dinge wie Zeugnisse entscheiden, ist mir schon klar, aber dass nach Sternzeichen sortiert wird, habe ich noch nie gehört. Klar, würde wahrscheinlich auch niemand offen zugeben!


    Im Klartext heißt das für mich: mein Gewicht gehört genauso zu mir wie mein Sternzeichen (wobei ich letzteres definitv nicht ändern kann, da kann ich mich noch so auf den Kopf stellen!). Der eine Personalchef mag vielleicht nur Dünne mit blonden Locken (kann mit keinem der drei Dinge dienen), der andere verlangt 10 Jahre Berufserfahrung und der dritte hat vielleicht mit Frauen, die einen schwarzen Golf fahren, schlechte Erfahrungen gemacht. Ich kann mich weder sinnvollerweise mit einer Perücke verkleiden, noch mir Berufserfahrung, die ich nicht habe, anzaubern oder mir ein anderes Auto zulegen (fahre übrigens nur Öffis oder Fahrrad). Also was bleibt mir übrig, mich so zu präsentieren, wie ich bin? Ein anderes ICH besitze ich nicht!


    Liebe Grüße,


    Gloria

  • Zitat

    als die Personalchefin meiner Firma letztens von einem Lehrgang zurückkam, erzählte sie, dass einer der dort anwesenden Teilnehmerinnen zugab, alle Bewerbungen von Leuten von vornherein auszusortieren, die vom Sternzeichen Krebs sind.

    Die Dame hat wohl volle Kante ihren Beruf verfehlt! So einen Schwachsinn habe ich nur selten gehört. Nicht zu fassen.

  • Natürlich ist es Schwachsinn. Aber das passt doch genau in das, was ich rüberbringen möchte: jemand kann noch so schön und schlank sein - ist er Krebs, nützt es ihm in diesem Fall nichts ;)


    Dicksein ist nicht die Wurzel allen Übels, ebenso wie Schlanksein nicht die Lösung aller Probleme sein wird.

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