Hallo Ihr Lieben,
Warnung vorm Weiterlesen: Dies wird mit Sicherheit ein ziemlich langer Erguss, aber ich muss das alles einfach mal loswerden.
Dabei weiß ich nicht mal wie ich eigentlich anfangen soll.
Ich habe seit meinem ersten Beitrag vor 3 Wochen sehr viel Zeit in diesem Forum verbracht und eure Beiträge gelesen. Dabei habe ich das Gefühl, ich müsste mich schon fast dafür schämen, wie unglücklich ich mich fühle, denn gemessen an den Problemen, die ihr teilweise mit euch herumtragt, bin ich wirklich gut dran.
Aber das ändert nichts daran, dass ich unglücklich bin.
Ich bin seit 10 Jahren Single, habe in der Zeit auch nur 2x mit einem Mann geschlafen.
Ich bin alleinerziehende Mutter eines 14-jährigen Teenagers männlichen Geschlechts, der an Sturheit und Gleichgültigkeit nicht zu überbieten ist.
Ich bin 180 cm lang, irgendwas zwischen 125 und 130 kg schwer und habe Schuhgröße 44/45.
Ich bin arbeitslos und chronisch pleite (habe aber ab Mitte Juni wieder einen, wenn auch sehr schlecht bezahlten, Job).
Ich rauche, nach fast fünfjähriger Abstinenz, seit ca. 18 Monaten wieder und meine Bronchien pfeifen buchstäblich aus dem letzten Loch.
Ich habe ein Alkoholproblem.
Ich habe das Gefühl, mit meinen fast 39 Lebensjahren bisher nichts, aber auch gar nichts auf die Reihe gekriegt zu haben.
Meine Wohnung ist zwar nicht zugemüllt, aber ewig unaufgeräumt. Putzen schaff' ich nur im äußersten Notfall, sprich wenn's mich ankotzt.
Ich bin zwar niemals ungepflegt, aber ich achte nur selten wirklich auf mein Äußeres, sprich, ich föhne meine Haare nur selten (und dann seh' ich wirklich aus wie'n geplatztes Sofakissen), schminke mich ungern (habe ich aber noch nie wirklich gerne getan), trage zwar ordentliche, aber eben bequeme Klamotten, ohne Pfiff, ohne Chic (für neue Sachen ist eh' keine Kohle da).
Ich vernachlässige meine Freunde und Sport treibe gar nicht...
Ich glaube ich könnte mit der Litanei noch endlos fortfahren, ab bis hierher.....
Das alles ist für sich genommen nicht besonders problematisch, zumal ich gesundheitlich nur wenig Probleme habe. Nämlich der Luftmangel durch die gequälten Bronchien, eine kaum noch vorhandene Schilddrüse, deren Werte aber durch Jodeinnahme, in Ordnung sind und ein erhöhter Blutdruck, der sich bei minimaler Medikamentendosis bis vor Kurzem noch im Rahmen gehalten hat. Seit etwa einer Woche messe ich allerdings regelmäßig und stelle fest, dass das nicht mehr ganz stimmt. Werde das noch zwei Wochen beobachten und dann den Arzt aufsuchen. Das beeinträchtigt mich nicht so sehr.
Was mich am meisten dabei belastet, ist die Tatsache, dass ich eigentlich sehr genau weiß, was ich tun müsste, damit es besser wird. Ich weiß, dass es nicht wirklich schwer ist, das Rauchen aufzugeben (habe ich schließlich schon einmal geschafft). Ich weiß auch, dass ich ohne Weiteres auf den Alkohol verzichten kann (und das ist kein Selbstbetrug.
Es ist ja auch noch gar nicht so schrecklich lange her, dass es mir gut ging.
Aber ich habe einfach keinen Antrieb mehr. Mein Akku ist leer, leer, leer.
Ich habe einfach keine Kraft und auch keine Lust mehr, mich den Anforderungen des Alltags zu stellen. Ich möchte mich einfach nur fallenlassen und jemand anderem die Verantwortung für mein Leben übertragen.
Seit ich 18 bin, trage ich die alleine (meine Eltern trennten sich zu dem Zeitpunkt und unsere familiäre Situation brachte es mit sich, dass ich seitdem alleine wohne). Und seit 14 Jahren auch noch die für meinen Sohn (sein Erzeuger verließ mich im 6. Monat).
Wenn ich das alles jemanden in meinem Umfeld schildere, dann weiß ich was man mir sagen wird, nämlich das Übliche. Ich solle doch das viele Positive sehen. Wohnung, gesundes Kind, bald wieder Arbeit usw. Und ich hätte doch so viele gute Eigenschaft.
Okay, trotz meiner Minderwertigkeitskomplexe weiß ich sehr wohl, dass ich eine im Grunde starke Frau bin.
Ich kenne auch meine Stärken und meine Vorteile.
Das habe ich zum Teil meinem Hausarzt zu verdanken. Der sagte einmal (da war ich 21 oder 22) zu mir, ich solle mich mal nackt vor den Spiegel stellen (ich war damals noch schlank) und mich ganz bewusst von oben bis unten betrachten (was ich nie getan habe) und mir dann alles, was mir positiv auffällt merken.
Das habe ich nie vergessen und versuche auch immer, meine positiven Seiten zu sehen. Aber was sehe ich dann?
Äußerlich - tja, ich finde mein Gesicht durchaus sehr hübsch, ich habe volles, glänzendes Haar mit einer schönen Farbe und einzelnen weißen Strähnen, die ich auch irgendwie schön finde. Meine Augen sind ausdrucksstark und fast schwarz.
Aber alles, was ich als schlanke Frau schön hätte finden müssen, hat sich so verändert, dass es mir nicht mehr gefällt. Ich hatte vor der Schwangerschaft einen wunderschönen Busen (meine Mutter nannte ihn Zuckertütenbusen). Diese Brustform hat aber nunmal den Nachteil, dass er nach Geburt und verschieden großen Gewichtszu- und -abnahmen jetzt extrem hängt. Mein Bauch ist wie ein hängender 9-Monatsbauch ...
Doch, meine Hände, die mag ich noch. Sie sind trotz der Gewichtszunahme, dank der langen Finger, immer noch formschön.
Großes Allgemeinwissen, große Lernfähigkeit (ich bin einer Besten in meinem Weiterbildungskurs), rasche Auffassungsgabe, sehr gut in meinem Beruf.
Und was bringt mir das?
Was meine persönlichen Stärken angeht...
Tja, wenn ich die betrachte, dann fallen mir auch immer dazugehörige Negativattribute ein.
Ich bin gutmütig - ohja, bis zur Beeinflussbarkeit und Selbstaufgabe.
Ich bin freundlich - dito
Ich lache gern - aber selten
Ich bin gern mit Menschen zusammen - aber bitte nur, wenn sie mich bauchpinseln (typisch Löwe ??), und wenn sie den ersten Schritt machen.
Ich bin verlässlich - in letzter Zeit aber sehr vergesslich.
Das für mich am schwersten zu Ertragende bei alledem ist, dass ich nichts mehr fühle. Außer Trauer und Wut und absoluter Lustlosigkeit. Die ersticken alles, wirklich alles.
Ich kann die Liebe für meinen Sohn nicht mehr spüren, bis auf eine gewisse Zärtlichkeit, die ich ihm auch zu zeigen versuche (er geht mir meistens nur noch tiersich auf den Wecker).
Nichts kann mich mehr wirklich begeistern, aber auch nichts mehr wirklich aufregen oder aus den Schuhen kippen.
Auch die von mir hier gepostete Vorliebe für meinen jungen Mitschüler berührt micht nicht wirklich. Ich finde ihn süß ja. Und bis auf den fast unwiderstehlichen Drank, seine Hand von der Maus zu nehmen und zu streicheln, berührt mich das nicht wirklich. Über meinen Schatten springen und ihn irgendwie persönlicher ansprechen? Nö wozu. Bringt ja doch nichts. *resignier*
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Herrje, ich glaube, das war jetzt heftig. Aber...
Nun ich habe in den letzten Wochen sehr viel Zeit damit verbracht, hier zu lesen und auch damit, über mich und mein Leben nachzudenken.
Heute habe ich beschlossen, diesen Seelenmüll abzuladen, mich quasi davon zu befreien und dann neu anzufangen. Sprich: Wenn ich Morgen aufsteh', dann will ich alles in die Tat umsetzen, von dem ich weiß, dass ich es kann und das ich im Grunde auch wirklich will.
Ich hoffe, dass es mir gelingt.
Und ich werde weiterhin hier lesen und posten, denn bis hierher hat mir dieses Forum ganz herzlichen Gruß an euch alle schon sehr geholfen.
Liebe Grüße (und sorry für diese ellenlange Epistel)
Norma