Medien brauchen Dicke!

  • Medien brauchen Dicke, und die Problematik des Themas Übergewicht hat sich in den letzten 30 Jahren in den Medien nie geändert. In zahllosen immer neuen Varianten wird alles unter dem Dogma des Schlankheitsideals betrachtet, alles unter der Perspektive “abnehmen, um die Norm, das Ideal der Mehrheit der Gesellschaft zu erfüllen“.
    Sei es das belehrende Gesundheitsmagazin Praxis mit radikalen Verzichtsdiäten in den 70er Jahren, die Dauerwerbung aller möglichen Diätmittel mit vorher/nachher- Bildchen in Zeitschriften bis hin zu den Sensationsberichten in den Privatsendern. Alles umgibt natürlich ein dicker Speckgürtel der Geschäftstüchtigkeit.


    Ich fühl mich genervt durch die Wiederkehr ewig gleicher Dauerwerbung für Ärzte, Kliniken, Fitnesscentern usw.!!! ...und es scheint kein Entrinnen zu geben!!! Interessiert mich nicht, dieser Wahn!!!
    Geschickt wecken z.B. Privatsender mit Reportagen über Dicke das Neugierverhalten des Menschen. Hin und wieder lass ich mich von meiner Neugierde leiten.
    Doch was wird mir denn dort vermittelt? Leute im Diätwahn, Naschkatzen, die zu begeisternden Rohkostessern geworden sind, Dicke , die ihre ganzen Probleme und Unglücklichsein nur auf ihr Fett reduzieren, Menschen, die nie mehr dick werden (hurra!), denn diese sind voll im Trend z.B. mit einem Magenband (ist nämlich in wie Piercing, Tattoos und Schönheitsoperationen), muss jeder haben, Erfolg sofort und für immer, ja das ist es. Bequem und erfolgreich!!
    Sieht ja auch jeder an meinen Hautlappen, die aber auch kein Problem sind (werden halt weggeschnitten). Von Ferne grüßt Dr. Frankenstein.
    Danach bin ich für immer schlank, werde jetzt endlich dem Schönheitsideal entsprechen. Momentan werden mich alle bewundern, doch wie ich wirklich in fünf Jahren aussehe interessiert kein Mensch mehr! Hey, wir Medienmacher brauchen Sensationen!!


    Wir Ärzte und Forscher im Gesundheitswesen versuchen natürlich immer wieder, Dicke als Versuchskaninchen die Illusion erfolgreicher dauerhafter Erfolge im Kampf gegen das entsetzliche körperlich und geistig krankmachende Fett durch immer neue, bessere Maßnahmen zu geben, natürlich aus reiner Menschenliebe und Barmherzigkeit.....obwohl einige unserer bösen Kollegen sämtliche bisherige Bemühungen zur sinnvollen dauerhaften Verschlankung Dicker für gescheitert erklären und den ganzen Zirkus nur noch unter rein kommerziellen Gründen unter dem Deckmantel “Ist gut für die Gesundheit“ sehen und kritisieren!


    Was vermitteln die Medien dem “dummen“ Volk?
    Alle Dicken beschäftigen sich 24 Stunden am Tag nur ums Abnehmen.
    Dicke sind für jede noch so sinnlose Diätmaßnahme und Manipulationen empfänglich.
    Nur ein Dicker im Diätwahn ist ein guter Dicker.
    Würde es keine Dicken geben, die Wirtschaft müsste sie erfinden.
    Dicke ernähren sich halt nur falsch, mit Verzicht auf alle Dickmacher und Bewegung geht es ganz einfach.


    Tatsache ist jedenfalls, das viele Übergewichtige unter dem Dogma des Schlankheitswahns, der sehr massiv in den Medien stattfindet kein Selbstbewusstsein und eine eigene Persönlichkeit entwickeln konnten und durch die Nichterfüllung der gängigen Norm einem unerhörten Leidensdruck und Abnehmzwang ausgesetzt sind, der erst recht zu schweren körperlichen und geistigen Krankheiten führt.


    Muss ein Dicker überhaupt abnehmen? Kann dieser nicht genüsslich in Ruhe schlemmen und faulenzen? Das alles ohne Gewissensbisse?


    Warum gibt es kaum dicke Schauspieler?
    Wenn, dann höchstens als stattliche Ottfried Fischer und Bud Spencer-Typen, oder als Komiker a la Dirk Bach. Es fehlt z.B. das weibliche Gegenstück zu O. Fischer.
    Jede Schauspielerin, die um die 75 kg wog, (speck erst mal 20 kg ab damit wir dich ernstnehmen können) wurde solange unter Druck gesetzt bis sie der üblichen Modelnorm entsprach.


    Warum gibt es z.B. für Untergewichtige kein.“ Zunehmen in Bremen“! Huch, das ist ja uncool, will keiner sehen ....
    Das negative Bild Übergewichtiger in den Medien wird sich wohl kaum ändern. Bis Dicke so dargestellt werden als ganz normale Menschen, wie Menschen mit z. B. Sommersprossen, denen nicht vorgeschrieben wird, wie sie zu atmen. haben, werden wohl noch Lichtjahre vergehen. Solange alles unter dem Schlankheitsdogma erdrückt wird, bleibt wohl nur die Devise den ganzen Medienzirkus über Dicke so weit wie möglich zu ignorieren.


    :mad: :mad:

  • Huhu,
    eine positive dicke Frau fällt mir da auf Anhieb ein: Hella von Sinnen! :D Aber die zählt ja leider in der "normalen" Fernsehlandschaft sowieso zu den Exoten. (Fast wie der Quotenbimbo Roberto B..)Dick lesbisch und lebensbejaend, sowas kann man(n)und wahrscheinlich auch frau einfach nicht ernst nehmen. :( Schade eigentlich! Ich find sie toll!!! :D
    Mir fällt noch eine ein! Jo Flemming. Musikerin. Tolle Stimme aber bestimmt chancenlos im Grand Prix. Und das hoffentlich nicht wegen der Figur sondern der Konkurrenz.
    eure fernsehgeschädigte Rubine :p

  • Vergeßt nicht Marianne Sägebrecht - eine der ganz wenigen dicken Schauspielerinnen, denen nicht ausschließlich "komische" Rollen zugeteilt werden!

  • ich denke nicht, dass die medien unbedingt die dicken brauchen - sie brauchen eben themen die sich gut verkaufen lassen, das ist alles.
    es ist nur so, dass wir uns auf jede sendung und jeden zeitungsbericht stürzen der irgendwas mit dicksein und schlanksein zu tun hat und den wir dann haarklein analysieren ob wir nicht irgendwas finden, was uns "ganz fürchterlich wütend" machen kann. was soll das?
    nehmen wir z.b. fußball. fußball kommt ständig im fernsehen und in den zeitungen. mich nervt fußball, ich interessiere mich nicht dafür - ende- also gucke ich das nicht. es existiert für mich einfach nicht. ich gucke kein spiel um mich dann darüber aufzuregen wieso die spieler für so einen mist auch noch geld kriegen, wieso menschen sich das ansehen usw. ich will auch nichts darüber wissen, es auch nicht spielen können.
    genauso mache ich es jetzt mit sendungen oder berichten die mit abnehmen, diäten, fitness und schönheitsoperationen zu tun haben. leck`mich..........
    da befasse ich mich lieber mit dingen die mich interessieren oder mir spass bringen - und mir geht´s besser!!

  • ... nur am Rande: Ganz so chancenlos ist die dicke Joy Fleming nicht, immerhin hat sie im letzten Jahr bei der deutschen Vorausscheidung einen zweiten Platz nur knapp hinter Michelle belegt. Es waren lediglich ein paar hundert Telefonstimmen, die gefehlt haben - fast wie bei Georgie Dabbelju Bush ... ;)
    Dass sie kein Weltstar geworden ist, wie es ihr bei ihrer Stimme zustünde, liegt ganz sicher nicht an ihrer Figur.
    Siehe diesen wunderbaren Artikel vom Kollegen Feddersen in der taz: http://www.taz.de/pt/2002/02/1…f/text.name,askxO4Xxu.n,2


    Und: Dieter Pfaff ist ein dicker, erfolgreicher Schauspieler - seit vielen Jahren in guten Rollen zu sehen vom Kommissar Sperling bis hin zum frisch verliebten "Papa" (vor kurzem in der ARD). An Frauen mangelt es aber in der Tat. Hella von Sinnen ist klasse, Marianne Sägebrecht auch, ein paar mehr wären auch nicht schlecht.


    Sally

  • Ich hab da noch ein extremeres Beispiel: Die Weathergirls! Da kommt es auf die Hammerstimmen an. In der Originalbesetzung im Musikvideo von It`s raining men
    von 1983, damals zusammen 400 kg schwer! So was ist aber nur in Amerika möglich.
    Deutschland dämmert noch immer in der Steinzeit vor sich hin. Eine Emanzipation
    dicker Menschen kann ich hier nicht feststellen.


    Hella von Sinnen und Marianne Sägebrecht sind doch relativ gesehen allenfalls mollig.
    Immerhin sind das selbstbewusste Frauen, die auch was können! Warum muss immer wieder M. Sägebrecht als Alibidicke herhalten? Weil wir natürlich keine anderen haben!!!


    Aber ernsthaft gefragt: Wo gibt es denn eine richtig dicke Nachwuchsschauspielerin oder Sängerin, die selbstbewusst ist und zeigen kann was sie kann? Schließlich werden die Deutschen doch angeblich immer dicker?


    Ansonsten sollte man vielleicht wirklich die Dinge nicht so verbissen sehen
    und vieles mit mehr Humor betrachten.

  • Hallo Rudi,


    Ich kann mich deiner Meinung nicht anschließen, daß Hella von Sinnen und Marianne Sägebrecht allenfalls mollig sind. Da klingt ein bissel Vorwurfsvoll, oder irre ich mich. Was ist dann bei dir Dick? Ich denke der BMI ist doch auch schon gewaltíg bei den beiden.

    Aber vielleicht als Gegenstück zu Ottfried Fischer weiblich Camryn Manheim
    amerk. Schaupielerin Serienstar
    Beispiel Practice, die Anwälte (mit. 22.15 in Kabel1), halte ich schon für mehr als nur mollig. Habe leider noch nicht sehr viel im Netz über sie gefunden (dt). Aber rein optisch meine Größe, meine Gewichtsklasse also BMI knapp oder über 40 und das habe ich rausgefunden mein ALter.
    Sie hat 1999 eine golden Globe erhalten.
    Und in dem Film
    "das 10.Königreich" hat sie sogar das allerliebste Schneewittchen im berühmten Disney-Zeichtrick-Outfit gespielt. Und das sah Klasse aus.
    Ausnahme , oder geht es auch anders !
    Oder haben die Ammis uns wieder mal was voraus ?


    Ansonsten halten wir weiter Ausschau nach
    Schaupielern oder Medienpromis die unserer Norm entsprechen


    Rosanne :) :) :)


    [ 20.02.2002: Beitrag editiert von: Rosanne ]

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