Selbsthilfegruppe für Esssüchtige

  • Hallöle!


    Seit Oktober besuche ich nun eine Selbsthilfegruppe für Esssüchtige. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere an meinen lustigen ersten Abend... :D


    Jedenfalls sind wir eigentlich eine ganz tolle Truppe. Aber so ohne Anleitung einer erfahrenen Person (die Gruppe wurde nur zehnmal von einer Therapeutin begleitet) stockt es jetzt ein bisschen mit dem Weiterkommen.


    Haben unter Euch vielleicht welche Erfahrungen mit solchen Selbsthilfegruppen? Mich würde interessieren, was Ihr so macht/gemacht habt innerhalb der Gruppe, abgesehen vom Reden natürlich.


    Mich beschleicht so ein Gefühl von "Wie soll eine Gruppe von Analphabeten sich ohne Anleitung von außen selber das Lesen und Schreiben beibringen...?"


    Hoffe sehr auf Eure Vorschläge.


    Grüßle,
    Sine

  • Liebe Sine,


    fühl dich getröstet: Euer Problem ist kein Einzelfall in der Selbsthilfe. Tipps von mir (ich bin im Zuge meiner Vereinsarbeit auch teilweise mit SHG-Konzepten beschäftigt, deswegen versuche ich, die Sache von mehreren Seiten anzugehen):


    Sucht euch jemanden, der die Gruppe anleietn kann. Vielleicht gibt es in eurer Nähe eine Selbsthilfegruppenkontaktstelle. In Berlin ist das SEKIS in der Albrecht-Achilles Strasse. Oder auch ein Frauenzentrum, falls ihr eine reine Frauengruppe seid. Dort kann man euch evtl. Personen (Psychologen, Pädagogen) nennen, die euch anleiten und dann allein arbeiten lassen. Ausserdem könnt ihr dort auch Räume bekommen, wenn ihr die braucht.


    SHGs brechen oft ohne Anleitung auseinander. Was ja schade ist.


    Im Rahmen der gesetzlichen SH-Förderung könnt ihr auch Gelder für z.B. bestimmte Themanabende oder Fachpersonen, die einen Vortrag halten bzw. abrechnen) bekommen.


    Hilft das fürs erste? Sonst ruhig weiter fragen.
    Ihr könntet auch einen Psychologen über eine Kleinanzeige suchen.


    Gruss von Gabriele

    [ 18-03-2004, 19:40: Beitrag editiert von: southern-belle ]

  • Liebe Sine,


    eine sehr interessante Frage.. ich stand schon mal vor einem ähnlichen Problem und hab leider keine Lösung gefunden.
    Leider war ich damals die einzige, die niemalsnimmermehr eine Diät machen wollte und alternative Wege suchte. Meine (wirklich sehr lieben) Mitstreiterinnen suchten aber eigentlich nach einem erfolgreichen Weg, abzunehmen. Natürlich habe ich immer dagegenargumentiert, aber irgendwann kam ich mir völlig fehl am Platze vor - Selbsthilfegruppe besteht ja aus geben und nehmen, und ich hatte das Gefühl, daß ich nur am Geben war und (fast) nichts mitnehmen konnte.
    Ich bin dann aus der Gruppe ausgestiegen, was ich wg. den Leuten dort sehr schade fand, aber die Rolle, in die ich mich hineinmanövriert hatte, war einfach nicht das, was ich wirklich wollte.


    Wahrscheinlich hilft dir mein Bericht nicht viel :( . Meine "Selbsthilfegruppe" ist nun DDS.
    Aber es wäre natürlich superschön, auch eine Gruppe mit "direkten" Austausch zu haben...


    Bitte erzähl, wie es weiter geht!


    Drücke fest die Dauemen


    Lg Jesse

  • Liebe Sine,


    das Problem kenne ich auch, war in der SHG in der Klinik genauso. Mit der Zeit haben wir herausgefunden, daß es vor allem am krampfhaften "wir-müssen-jetzt-unbedingt-therapieren"-Denken lag; so kann ja kein vernünftiges Gespräch zustandekommen, ne? ;)


    Wir haben vereinbart, daß jede für die nächste Woche ein Thema mitbringt. Die Themen wurden zu Beginn gesammelt und eine Art Protokoll geführt. Dann wurde eine Reihenfolge festgelegt und die erste fing an zu erzählen, die anderen gaben ihr Rückmeldungen. Es muß ja auch nicht immer nur um die Eßsucht gehen, sicher gibt es viele Themen,die euch unter der Woche so beschäftigen und die vielleicht nur indirekt oder auch gar nicht mit der ES zu tun haben.


    Mein Tipp: Locker bleiben, verkrampfen bringt nix. Und wenn ihr nur mal über's Wetter redet, so what? :D


    LG
    Pandora

  • hallo sine!


    susie orbachs "antidiätbücher", besonders das 2., beschreiben ziemlich gut, wie man eine selbsthilfegruppe organisieren kann, auch ohne anleitung. ausserdem enthält es auch viele nützliche übungen, die man einbauen kann.


    gibts billig als taschenbuch und ist sicher einen blick wert.


    lg rita

    [ 19-03-2004, 18:30: Beitrag editiert von: ritathedolphin ]

  • Ihr Lieben; danke für Eure Antworten!


    @ southern-belle: Da waren tolle Tipps bei; danke. Weißt du zufällig, wo man sich hinwenden muss um diese Fördergelder zu beantragen?


    Von Dick & Dünn hätten wir auch die Möglichkeit, uns weiter begleiten zu lassen (langfristig oder auch immer mal wieder); aber da kommt zu den Kosten für die Raummiete dann nochmal ein Betrag von 11 Euro pro Person und Abend zusammen. Das ist ganz schön happig und nicht für jede von uns machbar. Wäre natürlich klasse, wenn es da die Möglichkeit eines Zuschusses gäbe.


    @ Jesse: Kann ich gut verstehen, dass du da irgendwann ausgestiegen bist. Zum Glück ist das Thema Diät bei uns nicht so sehr im Vordergrund, obwohl wir schon alle abnehmen wollen langfristig.


    Den Gedanken mit DdS als deiner neuen SHG finde ich gar nicht so verkehrt. In der Tat bringt auch mir das hier viel. Ich schreibe zwar in letzter Zeit wegen unseres Umzugs nicht so arg viel mit. Aber ich bin doch täglich hier, um ein bisschen auf dem Laufenden zu bleiben.


    Noch will ich die Gruppe jedoch nicht aufgeben. Denn es sind wie gesagt alles nette Frauen und dieser wöchentliche Termin und der persönliche Austausch tun mir schon gut.


    Gerne werde ich Euch mal einen Zwischenbericht geben; klar.


    @ pandora: Hm, ja; wir reden auch mal über andere Dinge als das Essproblem. Natürlich kommen wir immer zum Thema zurück. Aber zumindest in der Eingangs- und Schlussrunde ist da immer Platz für. Was so im jeweiligen Leben passiert, hat ja auch meist direkten Einfluss auf die Essgewohnheiten. So wie bei mir aktuell der Umzugsstress. Nicht nur, dass ich da zur Entspannung/Belohnung futtere; es bleibt auch keine Zeit für gesundes Kochen. Ich schrieb es dir ja schon; im Grunde ernähren wir uns derzeit von TK-Pizza, Ravioli, Döner... Aber ein Ende ist in Sicht: Spätestens ab Mitte April wird sich das ändern. Und dann koche ich auch wieder anständig.


    Themen sammeln - Ja, das hatten wir auch mal gemacht. Die Liste dann aber nie wirklich abgearbeitet.
    Für die nächste Woche haben wir uns als "Hausaufgabe" gesetzt, dass sich jede schriftlich Gedanken macht, wie es weiter geht. So ein Konzept entwickelt, sozusagen. Bin gespannt, was sich dann tut. Und muss natürlich auch noch meinen Teil dazu tun.


    @ Rita: Danke mal wieder für deinen Buchtipp. Die Bücher von Susie Orbach habe ich schon. Allerdings nur das erste bisher zum Teil gelesen. Ich muss sagen, dass es mich nicht ganz so fesseln konnte. Wohl auch deshalb, weil ich ständig im Hinterkopf hatte, dass die Bücher schon vor sehr langer Zeit geschrieben wurden und nicht den aktuellen Erkenntnissen und auch Gewichtsproblemen (soo viele soo dicke Menschen gab es vor fünfzehn, zwanzig Jahren meiner Meinung nach nicht) angepasst ist.
    Ich habe aber auch gehört, dass sich gerade der zweite Teil sehr mit der Arbeit in SHG beschäftigt. Leider befindet sich dieses Buch ordentlich verpackt mitten im Umzugschaos; keine Chance, da schnell ranzukommen. Aber sobald es soweit ist, werde ich das auf jeden Fall noch lesen.


    Liebe Grüße,
    Sine

  • Liebe Sine,


    zum einen sollte euch SEKIS da weiterhelfen können, was die Förderung angeht.


    Gefördert wird leider nicht alles - die Krankenkassen fördern projektbezogen, d.h. ihr müsst euch u.U ein Projekt für eure Gruppe ausdenken und dieses auch anschliessend belegen - ist ein bißchen Bürokratie (wie immer in Deutschland - seufz).


    Zuständig dafür sein könnte ein Gruppensprecher, der gewählt werden sollte und die Verantwortung übernmimmt, sonst wird das oft nichts.


    Deine Krankenkasse kannst du auch anrufen und fragen, unter welchen Voraussetzungen sie Selbsthilfe fördern. KKs sind gesetzlich dazu verpflichtet und haben oft ein Merkblatt. Manche KKs fördern nur ihre eigenen Mitglieder, so sollte das aber eigentlich nicht sein. Also: nachfragen, wo es nur geht. Private Kassen fördern übrigens nicht.


    Ich las auch gerade, dass ihr ja schon eine Anleiterin hattet, habe ich beim ersten Mal überlesen. Wollt ihr mit dieser auch weitermachen? Wär ja vielleicht sinnvoll. Die Kosten könnten ja auch aus eine Sammelpool bestritten werden: jeder zahlt was ein, soviel er kann. So ähnlich wie hier bei und die Forumsfinanzierung....


    Berichte doch bitte weiter von euch.


    Die Bücher von Susie Orbach halte ich auch für ganz phantastisch - sehr umsetzbar und konkret. Jeder von euch bereitet mal ein Treffen vor, das ist auch "Therapie"....
    (Die Bücher könnten jedoch vergriffen sein - Bibliotheken haben sie oft noch - einfach fotokopieren!)


    Wir haben danach bereits in unserer ersten SHG vor 20 Jahren gut gearbeitet.


    Viel Erfolg! Southern belle

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