Selbstakzeptanz? Ja bitte - aber wie?

  • Hallo, Ihr Lieben !


    Nun lese ich mich seit einiger Zeit quer durch die Beiträge und habe mir auch schon viel Gutes daraus gezogen. Bitte lacht mich jetzt nicht gleich aus, aber bis ich hierher gefunden habe, konnte ich mir nicht vorstellen, anders zu leben (bzw. dies auch zu wollen) als bisher - und das mit meinen fast 37 Jahren an Lebenserfahrung ;) .


    Jetzt habe ich sozusagen "Blut geleckt" und ich möchte das auch [Blockierte Grafik: http://www.my-smileys.de/hab-woll.gif]! Die vielgepriesene Selbstakzeptanz, meine ich. Davon lesen konnte ich einiges, z.B. daß es ein langer und harter Weg ist. Aber wie sieht dieser Weg aus? Wie sieht er aus für mich, eine Frau, der von klein an klargemacht wurde, daß sie so wie sie ist, nicht richtig ist? Daß sie nur dick und lästig/überflüssig ist, sonst nichts?


    Daß der Weg zur Selbstakzeptanz bei Menschen, die in ihrer Kindheit geliebt wurden, funktioniert, das ist mir schon klar. Aber wie ist es mit denen, die eben keine so glückliche Kindheit hatten? Denen von Anfang an klargemacht wurde, daß sie nichts wert sind? Ich fange - nach vielen vergeudeten Jahren - ja reichlich spät an. Ich war (bin es eigentlich immer noch) eine von den Dicken, die sich genau so verhalten hat, wie es die Umwelt von mir gefordert hat. Dafür könnte ich mich in den A**** beißen, wäre ich gelenkig genug.


    Wie lernt man mit diesen Voraussetzungen, sich selbst zu lieben? Es reicht ja wohl nicht, mich nackt im Spiegel zu sehen und zu sagen "Ich finde mich toll". Nö, wäre zu einfach. Oder eine Liste mit positiven Eigenschaften aufzustellen? Auch daran glaube ich nicht.


    Ich probiere mich in letzter Zeit sehr oft aus, vor allem im Umgang mit völlig fremden Menschen. Wenn ich z.B. der Kassiererin an der Kasse ein herzliches Lächeln schenke, kommt etwas zurück - und das ist keineswegs ein Blick von unten über den Speck nach oben ins Gesicht. Oder daß ich nicht mehr mit eingezogenem Kopf durch die Straßen gehe, ja, auch das funktioniert. Aber das alles sind Reaktionen von außen und mit Eigenliebe hat das herzlich wenig zu tun.


    Also, wie sieht er aus, der Weg? Wie kann ich mich selbst liebhaben? :confused: Patentrezepte dafür wird es zwar kaum geben, aber mich würde interessieren, wie Ihr das gemacht habt, die Ihr Euch früher nicht leiden konntet und jetzt schon.. :confused:


    [Blockierte Grafik: http://www.my-smileys.de/annieweisz.gif], das ist sicherlich ein Thema, das gerade hier schon oft besprochen wurde. Aber ich konnte auch in den alten Beiträgen (alle hab ich noch nicht durch) darauf keine Antworten finden - also, die "alten Hasen" hier mögen mir bitte verzeihen.


    Fragende Grüße
    Pandora

  • Liebe Pandora,


    Deine Frage ist in der Tat nicht leicht zu beantworten. Mir ist zwar von Seiten meiner Eltern nie vermittelt worden, dass ich wertlos bin, aber dafür haben das später genügend andere Leute versucht.


    Auch im Moment habe ich wieder so komische Gefühle. Ich glaube, kein Mensch kann so richtig verstehen, dass ich mich darauf eingelassen habe, meinen (vermeintlich) sicheren und gut bezahlten Job zu verlassen und jetzt noch mal ganz von vorne anzufangen. Wenn die Leute, mit denen ich jetzt so telefoniere, mich und meine Zuversicht am Telefon hören, sind sie immer ganz begeistert. Aber wenn sie mich sehen, dann fällt ihnen alles aus dem Gesicht. Sorgenvolle Blicke treffen mich, à la wenn die da nicht gerade einen Riesenfehler gemacht hat ... und wenn ich dann höre, dass auf die Ausschreibung eines Halbtagsjobs als Sekretärin beim ausschreibenden Unternehmen 70 Bewerbungen eingehen, dann muss ich auch ganz schön schlucken, aber ich bin nicht bereit, mich in Pessimismus zu ergehen.


    Ich denke, es hat ganz viel mit dem eigenen Denken zu tun. Wenn Du jemanden anlächelst und eine Antwort erhältst, so hast Du schon sehr viel auch für Dich selbst getan. Ich denke, dieses sich selbst ausprobieren ist genau der richtige Weg. Ich bin von mir selbst immer ziemlich überzeugt, wenn ich merke, welche Wirkungen ich mit so einfachen Mitteln wie einem strahlenden Lächeln erzielen kann.


    Ich weiß nicht, ob Dir das etwas gibt, aber den Schalter hat bei mir vor ca. 10 Jahren dieser Satz umgelegt, den mir jemand sagte, als ich mal wieder in Selbstzweifeln versank: "Jeder Mensch ist ein Gedanke Gottes." Dieser Satz ist mir Ansporn und Trost zugleich. Es würde mich freuen, wenn Du ihm etwas abgewinnen könntest.


    Liebe Grüße
    Crassa

  • Hallo Pandora,


    auch mir haben diese Seiten schon viel Mut gemacht, obwohl ich keineswegs immer vor Selbstbewusstsein strotze. Ein ganz wichtiger Schritt für mich war, mein Gewicht nicht mehr als Ausdruck meines persönlichen Versagens, meiner Disziplinlosigkeit und mangelnden Durchhaltekraft zu sehen. Ich denke, erst wenn das Gewicht nicht mehr mit "Schuld" verbunden ist, kann sich auch vieles andere nach und nach ändern.


    Im übrigen kann ich Dir zustimmen - wenn man freundlich und offen auf andere Menschen zugeht, kommt das Lächeln meistens zurück. <g>


    Viele Grüße,


    Kimmie

  • Hallo Pandora,


    auch ich kann dir leider den WEG zur selbstakzeptanz nicht sagen; ich weiß nur, dass ich plötzlich die richtigen knöpfe gedreht habe und dass ich langsam, aber stetig immer sicherer wurde.


    früher habe ich z.b. gesagt: "meine freiheit hört da auf, wo die der anderen anfängt." das ist grundsätzlich auch immer noch meine meinung, doch vornehmlich sage ich jetzt: "die freiheit der anderen hört da auf, wo meine persönlichkeit anfängt!"


    auch mir wurde in meiner kindheit von meinen eltern klar gemacht, dass ich als "dickes" (was in soviel heißen soll, wie NICHT UNTERGEWICHTIG) kind keine daseinsberechtigung habe. das wurde mir in verbindung mit -zigtausend diäten derart eingetrichtert, dass ich es wirklich glaubte.


    ich hatte gestern ein erlebnis in der u-bahn, das mich noch vor wenigen monaten völlig aus dem gleichgewicht und wahrscheinlich zu einem tränenausbruch gebracht hätte. eine dame rutschte in der überfüllten bahn zur seite, so dass ein platz von etwa 25cm entstand, und bot mir den platz an. ob dies nun nett oder boshaft gemeint war, war mir völlig gleichgültig. ich lachte nur und fragte meinen begleiter, ob sie meinen hintern (braucht wenigstens 45cm sitzfläche) nicht gesehen habe, wahrscheinlich könne sie auch nicht einparken. und schon hatte ich die lacher auf meiner seite, habe sie aber dennoch - sollte es wirklich nur ein freundliches angebot gewesen sein - nicht beleidigt.


    kimmie, ich muss dir recht geben: sobald man sich nicht "schuldig" an seinem gewicht fühlt, geht man leichter und beschwingter durchs leben. mein gewicht ist absolut kein thema mehr für mich. früher war es mir absolut peinlich; heute kann ich mit meinem mann in möbelhäusern laut über die instabilität der meisten betten reden.

  • Hallo Pandora,
    gute Frage! Meine Selbstaktzeptanz wa eigentlich schon immer sehr ausgeprägt, nur war es so das die Familie meiner Mutter damit dar nicht umgehen konnten. Für die war ich fett, faul und gefrässig. (Orginalton) Die Familie meines Vaters dagegen ist ganz anders gestrickt und für die war ich das tolltste was man sich denken kann. Und auch mein Vater ging dann auf Auslandsmontage als ich 9 Jahre alt war.


    So hat die Einstellung die mir von meiner Verwandtschaft Mütterlicherseits entgegen schlug natürlich auch ihrer Spuren hinterlassen.


    Ich denke es gibt zwei Dinge die er mir leicht machen mich selbst zu aktzeptieren.


    1. Ich war immer sportlich und somit hat mich mein Übergewicht nie Einschränkungen auferlegt.


    2. Finde ich selbst Dicke nicht zwangsläufig hässlich.


    Zitat

    Wie lernt man mit diesen Voraussetzungen, sich selbst zu lieben? Es reicht ja wohl nicht, mich nackt im Spiegel zu sehen und zu sagen "Ich finde mich toll". Nö, wäre zu einfach. Oder eine Liste mit positiven Eigenschaften aufzustellen? Auch daran glaube ich nicht.

    Reichen tuts wohl nicht, aber es ist ein Anfang sich selbst nicht mehr als hässlich zu empfinden. Auserdem finde ich es ganz wichtig das man sich pflegt und schöne Klamotten kauft. Das ist schon die halbe Miete um sich wohl zu fühlen. Viele Dicke wollen sich das aufsparen für schlanke Zeiten, so mit dem Gedanken das es sich für Dicke nicht lohnt sich zurecht zu machen.


    Zitat

    Ich probiere mich in letzter Zeit sehr oft aus, vor allem im Umgang mit völlig fremden Menschen. Wenn ich z.B. der Kassiererin an der Kasse ein herzliches Lächeln schenke, kommt etwas zurück - und das ist keineswegs ein Blick von unten über den Speck nach oben ins Gesicht. Oder daß ich nicht mehr mit eingezogenem Kopf durch die Straßen gehe, ja, auch das funktioniert. Aber das alles sind Reaktionen von außen und mit Eigenliebe hat das herzlich wenig zu tun.

    Ich denke auch das ist ein guter und wichtiger Ansatz. Auch wenn das noch keine Eigenliebe ist, es ist ein Weg dahin.

  • [Blockierte Grafik: http://www.my-smileys.de/lieb.gif]Leute, Ihr seid so lieb - danke!


    Liebe Crassa - das ist schon richtig, daß einem nicht nur die Eltern das Leben schwermachen können. Aber die Mutter ist doch der erste Mensch, der einen entscheidenden Einfluß auf das Leben eines Kindes hat; die WICHTIGSTE Person eben. Und wenn die einem immerzu vermittelt, daß man ohnehin nicht erwünscht und dazu noch dick = schlecht ist, ist das eine sehr prägende Erfahrung. Und sich davon loszumachen, ist für mich verdammt schwer. Zudem meine Mutter keine böse Person ist (dann wäre es vermutlich leichter) - nein, sie ist abgesehen von ihrer Lieblosigkeit mir gegenüber nahezu perfekt.


    Natürlich wird dieses Gefühl, "ungenügend" zu sein, von anderen Leuten in der Umgebung (Lehrer, Mitschüler und später auch Chefs und Kollegen) mitgeprägt. Irgendwann fand ich mich in einer Rolle wieder, die eigentlich gar nicht zu mir paßt. Ich war immer eine Spur "dankbarer", z.B. bei Gehaltserhöhungen, die mir aufgrund meiner Leistungen zustanden oder auch für freundliche Bedienung in Geschäften.


    Daß du dir in deiner momentanen (Ausnahme-)Situation Sorgen machst, finde ich mehr als gerechtfertigt. Von vorne anzufangen erfordert sehr viel Mut - vor allem, wenn man wie du so viel zurückläßt. Und damit meine ich nicht einen vermeintlich sicheren Job, sondern z.B. Freunde. Und: Was ist schon der tollste Job, wenn man dafür die Möglichkeit erhält, mit einem lieben Menschen sein Leben verbringen zu können?


    Kimmie - schon richtig, das mit den Schuldgefühlen. Aber mach' das mal dem überaus schuldigen Hirn einer Eßsüchtigen klar. Mein Gewicht kommt nicht von ungefähr; ich gehöre zu den Dicken, die sich alles selbst angefuttert haben. Natürlich versuche ich mir auch zu sagen, daß ich in einer Sucht stecke und eigentlich nichts "dafür kann". Aber ich bin noch meilenweit davon entfernt, wirklich so zu leben.


    Lulu - das mit den Knöpfen ist ja nicht schlecht :D . Aber wo und wie hast du damit angefangen? Weißt du, ich glaube nicht daran, daß ich eines Tages mit einer gehörigen Portion Selbstbewußtsein aufwache. Schwups, schon ist es da... schön wär's, aber nicht sehr realistisch.


    Susi -

    Zitat

    Für die war ich fett, faul und gefrässig. (Orginalton)

    Ja, das kenne ich. Komisch, bei mir war es der gleiche Wortlaut. Fällt unsensiblen Familienmitgliedern nichts anderes ein?

    Zitat

    Ich war immer sportlich und somit hat mich mein Übergewicht nie Einschränkungen auferlegt.

    Als Kind hatte ich großen Bewegungsdrang. Ich war - soweit ich mich erinnere - immer draußen, mit Fahrrad oder zu Pferd unterwegs, bin herumgetollt und auf Bäume geklettert. Auch als pummeliges/dickes Kind konnte mich niemand wirklich bremsen. Allerdings wurde auch das nicht gerne gesehen; ich wurde "umerzogen", mich gesittet zu benehmen, wie sich das ja "für ein Mädchen gehört".


    Was das Zurechtmachen angeht - das habe ich schon immer, dick wie schlank, für mich macht das keinen Unterschied. Allerdings spare ich mir auch einiges für "schlanke Zeiten" auf, doof eigentlich. Ich habe mir sogar schon mal eine Liste erstellt, auf der alles steht, was mir Spaß machen würde - ja, wenn ich denn schlank wäre. Diese Liste bin ich neulich mal durchgegangen - und es sind schon einige Dinge dabei, die ich auch jetzt schon machen kann.


    Also, Mädels - insgesamt gesehen bin ich schon auf einem recht guten Weg, da gebe ich euch recht :) . Es ist wohl die Ungeduld der Suchtpersönlichkeit, die alles sofort haben will. Vor kurzem habe ich hier einen Spruch gelesen "Lieber Gott, gib mir Geduld, aber ein bißchen plötzlich" oder so ähnlich (war das von Rita?). Das paßt ganz gut zu mir, denke ich.


    Liebe Grüße
    Pandora

  • Zitat

    Lulu - das mit den Knöpfen ist ja nicht schlecht . Aber wo und wie hast du damit angefangen? Weißt du, ich glaube nicht daran, daß ich eines Tages mit einer gehörigen Portion Selbstbewußtsein aufwache. Schwups, schon ist es da... schön wär's, aber nicht sehr realistisch.

    das kann ich zeitlich sehr gut eingrenzen: schau doch mal in mein profil, dann weißt du, wann es bei mir losging. ich war zu dem zeitpunkt derart verzweifelt, dass ich alles getan hätte, nur um nicht mehr dick zu sein. und wenn ich alles schreibe, meine ich wirklich alles (überlege dir, was das schlimmste wäre ... ALLES!!)


    durch den aufenthalt in diesem forum aber auch in einigen anderen "dicken-foren" wurde mir bewusst, dass ich ersteinmal nicht alleine auf der welt bin, die ein "umfangreiches" problem hat. zum ersten mal traf ich - wenn auch nur virtuell - menschen, die nicht anders sind als jeder, den man auf der straße trifft. und zu den alltäglichen problemen kannten diese leute die sorgen, die ein dicker mensch in deutschland hat.


    ich hatte eigentlich zwei vornehmliche probleme: ich war ohne einen partner und hatte gerade einen jungen mann (auch über i-net) kennengelernt, der ausgerechnet auf zierlich steht, der aber meine briefe und telefonate sehr schätzte. meinen frust, weil ich nicht abnehmen kann, kannst du dir ja vorstellen und wieder einmal - wie schon so oft in den letzten 10 jahren - glaubte ich, ich müsste nehmen, was die schlanken übriglassen.


    und hier sind wir bei meinem zweiten riesen-problem: ich zuckte jedesmal zusammen, wenn ich die worte schlank und dick hörte. sie waren für mich keine beschreibungen, sondern bewertungen!!
    und dieses zweite problem abzuschalten hat mir der kontakt mit "leidensgenossen" geholfen. als ich anfangs die postings von na_ich las, war ich ziemlich neidisch auf die selbstbewusste ausstrahlung dieser frau!


    ich habe hier gelernt, das wort "dick" nicht mehr als bewertung, sondern als beschreibung zu sehen. wahrscheinlich war das der auslöser. "dick" und "dünn" ist genausowenig eine positive oder negative bewertung wie "groß" und "klein". das habe ich kapiert.


    zum anderen, nicht weniger wichtig, hat mir die liebe eines mannes geholfen, mich zu akzeptieren. er ist sportler, durchtrainiert, kein gramm fett zuviel am körper und eigentlich überhaupt kein "bbw-lover" im eigentlichen sinn. für ihn hat meine figur keine bedeutung in dem sinne, dass ich unbedingt füllig sein muss oder unbedingt schlank werden muss. er liebt mich einfach, wie ich bin.


    achja - eines noch: ich habe mich endgültig von meiner familie, vornehmlich meiner mutter getrennt. durch ihren einfluss bin ich nicht nur so dick, sondern was noch schlimmer ist, auch fürchterlich krank geworden. ich will die letzten jahre meines lebens nicht mit einer frau vergeuden, die mich nicht liebt und die aus mir eine marionette machen will!!


    dennoch glaube ich, dass der erste und wichtigste schritt einfach war und ist, sich zu nehmen, wie man ist. ein schöner spruch passt auch auf die selbstakzeptanz bei gewichtsproblemen:


    Gib mir die Kraft, Dinge zu aktzeptieren die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, zu unterscheiden!

    [ 30-09-2003, 08:28: Beitrag editiert von: Lulu ]

  • Hallo Pandora,


    sicher gibt es nicht DEN Weg. Jeder wird einen anderen Weg finden. Bei mir war es auch nie so das es klick gemacht hätte und ich habe mich anders gefühlt als vorher, es war eine langsame Veränderung.


    Ich habe für mich angefangen mich selbst zu ändern, ich habe damit aufgehört es jedem "recht" machen zu wollen, habe aufgehört überall die Beste sein zu wollen, habe aufgehört perfekt zu sein. Und als ich dies ganz vorsichtig probiert habe, stellte ich fest das das Leben trotzdem weiterläuft und das man mich trotzdem mag, egal was ich mache oder nicht.


    Ich habe das schon bei sehr vielen dicken Menschen festgestellt das sie immer versuchen mit Leistungen ihren "Mangel" auszugleichen. Und dieser Druck macht einen auf Dauer fertig.


    Wenn dieser Druck dann mal weg ist kann man sein Leben besser geniessen und wenn man besser geniesst wird man auch aufgeschlossener, ist für viele Dinge offener und kann somit noch mehr Veränderungen an sich selbst bemerken. Mit jedem Schritt steigt das Selbstvertrauen an.


    Ich habe auch viele Bücher gelesen zu dem Thema, und aus jedem Buch habe ich eine Kleinigkeit mitgenommen. Ausserdem habe ich auch Seminare besucht, da habe ich dann erstmal festgestellt das "Dicksein" nicht das einzige Problem auf der Welt ist, da waren Menschen die haben mit anderen Problemen gekämpft, nur sah man ihnen die äusserlich nicht an - aber einfacher hatten die es auch nicht. Es hat mir gezeigt das diese Suche nach dem absolut glücklichen sorgenfreien Leben einen daran hindert sein Leben zu geniessen, und zwar genau jetzt und ohne warten auf DEN Tag an dem alles passt.


    Am Ende von allem bin ich dann noch in den Dickenforen gelandet, die mir dann noch vermittelt haben das was ich bisher festgestellt habe nicht nur für mich alleine zutrifft und viele Gespräche und Posting haben mir geholfen dies alles noch zu verfestigen.


    Klar habe ich auch heute noch Tage an denen ich an allem, der Welt und an mir zweifle. Aber ich habe diese Durchhänger nur noch sehr kurz und komme relativ schnell wieder in meine Mitte (soll heissen in mein Gleichgewicht) zurück. Früher bin ich da viel öfter und viel länger hin und her gependelt und habe mich am Ende gefühlt. Es gibt auch nur noch sehr wenige Situationen vor denen ich wirklich ein ungutes Gefühl habe, ich habe auch gelernt nicht mehr alles was mir im Leben passiert auf mein Übergewicht zu schieben. Und ich lasse auch nicht mehr alles auf mein Übergewicht schieben, wenn ein Arzt meint er muss mich bei einem Schnupfen auf mein Übergewicht ansprechen hat er Pech gehabt, ich lasse mir das nicht mehr gefallen. Ich bin offen für ein vernünftiges Gespräch und ich kenne die Risiken die mein Übergewicht hat, aber ich lasse mich nicht wie ein dummes dickes Frauchen behandeln die von nichts Ahnung hat. Und was dabei interessant ist, seit ich dies gelernt habe, habe ich auch kaum mehr Probleme in dieser Hinsicht.


    Im Moment kann ich sagen das mir mein Leben wie es ist Freude macht, ich mache alles wozu ich Lust habe und lasse mich von nichts davon abhalten. Mein Selbstvertrauen ist ausgewogen, ich kenne meine Grenzen und scheue mich nicht anderen zu sagen wenn sie ihre Grenzen in Bezug auf mich überschreiten.

    Inside me is a thin woman screaming to get out ....I can usually keep the bitch quiet with chocolate. ;)

  • Danke, Lulu - jetzt kann ich das mit den Knöpfen besser verstehen ;) .


    Also, dieses Gefühl, nicht mehr alleine dazustehen, hilft mir auch sehr. Hat es mich doch erstmal dazu gebracht, überhaupt darüber nachzudenken, daß es auch anders geht. Und jetzt fühle ich mich wie ein kleines Kind, das unbedingt lesen lernen will, aber die Buchstaben noch nicht genügend kennt. Vielleicht ein blöder Vergleich; mir fiel gerade kein besserer ein. Aber Ihr versteht sicher, was ich meine.


    Ach ja - den Spruch kannte ich bereits; steht in den Büchern von OA und AA. Ich finde ihn auch sehr schön, aber für mich (noch) nicht wirklich umsetzbar.


    @Feee -

    Zitat

    Ich habe das schon bei sehr vielen dicken Menschen festgestellt das sie immer versuchen mit Leistungen ihren "Mangel" auszugleichen. Und dieser Druck macht einen auf Dauer fertig.

    Stimmt. Aber wie hört man damit auf, wenn man ein Leben lang nichts anderes gewöhnt ist, als immer "besser" zu funktionieren als andere? Ich habe kein Problem damit, "nein" zu sagen, wenn ich mich überfordert fühle. Trotzdem mache ich mir diesen Druck; wie ein Uhrwerk erledige ich alle mir gestellten Aufgaben.


    LG
    Pandora

    [ 30-09-2003, 11:03: Beitrag editiert von: pandora1966 ]

  • Hallo Pandora,
    Sich selbst zu akzeptieren ist ein langer Weg, ich denke die meisten haben dazu sehr lange gebraucht. Ich weiß nicht wie lange ich dazu gebraucht habe, aber ich denke dass ich mich immer wieder mal daran erinnern muß, dass ich „in Ordnung“ bin.
    So seit ca. 7 Jahren bin ich gedanklich im „Umbruch“ und ich denke einiges ist schon ganz gut geworden. Seitdem mache ich auch keine Diäten mehr, das war für mich der erste Schritt: den Entschluß meinen Körper nicht mehr unnötig zu quälen – ja ich sah es nur noch als Qual an, die ich mir antat.
    Selbstakzeptanz fängt mit vielen Dingen an, einiges wurde schon genannt. Den Kopf und die Haltung aufrecht, mit freundlichem Gesicht rumlaufen, sich vom Outfit her pflegen (ok dazu hat jeder seine eigenen Vorstellungen) sind ja eher äußerliche Dinge. Aber davon erhält man meistens Feedback – positives! :)
    Man muß sich in seiner eigenen Gedankenwelt sich selbst akzeptieren, sich mögen lernen – nicht nur nackt vor dem Spiegel ;)
    Den Erwartungsdruck von außen abbauen, das finde ich wichtig. Nicht unbedingt weil ich dicker war und von mir deshalb mehr erwartert wurde – nein einfach der „normale“ Druck immer gut zu sein, das Vorbild für meinen jüngeren Bruder, die liebe und gute Tochter die immer alles richtig und auch alles macht. Glücklicherweise war ich immer eine gute Schülerin und mußte mich selten dahingehend anstrengen.
    Nun bin ich nicht mehr immer nur die „Liebe“ und meine Umgebung hat sich daran gewöhnt, kommt erstaunlicherweise gut zurecht damit. Ich bin ja auch weiterhin hilfsbereit, setze wenn nötig Grenzen und gestehe mir selbst mehr Freiraum zu – und wenn ich mal absolut keine Lust zu irgendwas habe dann sage ich das auch. Siehe auch das Buch „Gute Mädchen kommen in den Himmel – Böse überall hin“.
    Wichtig: sich überlegen, warum man sich nicht akzeptieren konnte oder was einem an einen selbst stört. Nun, das ist nicht so einfach, sich klarzuwerden was da ist. Wenn andere Menschen einen nicht akzeptieren die Ablehnung nicht sofort auf eigene Unzulänglichkeiten sondern in dem Unvermögen dieser Menschen sehen. Sich von ungeliebten Menschen oder Nörglern trennen und wenn es sein muß gedanklich und/oder persönlich „entsorgen“. Was nützt immer wieder die Konfrontation damit, es bringt nur Verletzungen. Meine Großmutter väterlichseits bsp.weise wollte mich immer anders haben, hat mir immer die Erfolge meiner (in jeglicher Weise geförderten) Cousine vorgehalten (ich wurde überhaupt nicht gefördert, mir wurde es nur vorgehalten). Der Kontakt ist mittlerweile nur noch spärlich; sie vergißt auch meine Geburtstage und will/kann sich den Namen meines Partners nicht merken (wir sind auch erst 10 Jahre zusammen, leben 7 Jahre zusammen), aber inzwischen ist mir das egal. Klar, sie ist inzwischen sehr alt (wird 85 im Dez.) aber was kann ich dafür dass ich es ihr nie Recht machen konnte? :confused:
    Ich war schon immer anders als „die anderen“, das weiß ich, heute kann ich damit leben weil ich akzeptiert habe dass ich nie so wie andere sein werde oder wie andere mich haben möchten; egal wie sehr ich mich bemühe. Das beziehe ich sowohl auf äußerliche Dinge wie auch auf innere Einstellungen.
    Wichtig: Das, was man möchte, sich zu definieren, also festlegen. Die unakzeptablen Dinge ebenfalls definieren, damit einen automatische Denkweisen oder Handlungsweisen nicht mehr so leicht „unterlaufen“.
    Mein Partner nimmt mich so wie ich bin, auch wenn er ein paar Kilo weniger gut finden würde. Aber er läßt mich das nicht spüren oder macht es gar zum Vorwurf. Mein Partner hat auch ein Stück dazu beigetragen, dass ich mich so mag wie ich bin – er kann es ja auch.
    Übrigens denke ich dass jeder Mensch sich selbst akzeptieren lernen sollte, egal ob dick, dünn oder sonstwie nicht dem Durchschnittstyp oder irgendeiner Erwartungshaltung entsprechend. Manchen Menschen scheint es leichter, sich dem Mainstream anzupassen, als eine eigene Einstellung „durchzuziehen“; je nachdem wie man damit umgeht kann das auch klappen. Aber ob sie wirklich glücklich sind?!?


    Pandora , wir sehen uns morgen abend, ich freue mich schon!


    Liebe Grüße
    Ulrike

  • Hi Pandora


    Ich glaube, ich kann Dich gut verstehen. Meine Mutter hat mir mein ganzes Leben lang zu verstehen gegeben, dass ich als dicker Mensch nicht liebenswert bin. Ab 9 Jahren habe ich jede Diät ausprobiert, die es gibt. Mein ganzes Glück habe ich immer nur an meinem Gewicht festgemacht und mein Leben auf einen Zeitpunkt verschoben, an dem ich dann mal schlank sein werde. Und klar, der Jojo-Effekt hat dann den Rest erledigt.

    Ich habe natürlich meine Verletztheit und Unsicherheit auch ausgestrahlt. Und wenn dann doch mal jemand so stur war und mir seine Liebe zeigen wollte, habe ich das nicht verstanden und wahrgenommen. Weil, das kann ja gar nicht sein...


    Inzwischen haben mir schon einige Menschen bewiesen, dass ich sehr liebenswert bin. Ich war auch in einer geleiteten Therapiegruppe für essgestörte Frauen, die mir sehr viel gebracht hat. In Punkto Selbstwertgefühl sowieso, aber auch zu erkennen, wie ich mit meinem Igelverhalten Leute verprellt habe, wie ich die Manipulationskünste meiner Mutter übernommen habe, wie ich Leute mit meiner überströmenden "Liebe" überfordert habe.


    Und mach Dich selber nicht klein. Diese Reaktionen von aussen spiegeln Dein eigenes Verhalten. Andere Menschen sehen sehr wohl Dein freundliches Lächeln und nehmen noch viel mehr an Dir wahr als nur Deinen Umfang.


    Und viele dünne Frauen haben übrigens auch Probleme mit dem Selbstwertgefühl. Meine süsse kleine blonde Schwester würde mir jetzt wahrscheinlich grade eine hauen, wenn sie diese ihre Beschreibung lesen würde. Sie hat immer darunter gelitten, dass sie zwar süss, blond und klein ist, aber alle denken, dass sie auch ein bisschen doof, naiv und nicht ernst zu nehmen ist. Das ist zwar nicht so sichtbar wie unser Fett, aber macht einen auch kaputt.


    Glück hängt nicht und niemals vom Umfang ab.

  • also, mir haben bücher sehr bei der suche meines anfangs geholfen. die autorin und frauenrechtlerin Angelika Aliti hat sehr schöne bücher geschreiben, die einer frau helfen sich auf den weg in ihre mitte zu begeben. denn (selbst)-liebe, ein selbst - bewußtsein, kannst du nur in dir finden. ohne äußerliche reize, produkte und menschen. das erste buch von ihr, das ich las heißt : die wilde frau, dann mama ante portas, der weise leichtsinn und dann macht und magie. natürlich übernimmt man nicht 100% des inhaltes eines buches, dafür ist es zu subjektiv geschrieben, aber Angelika Aliti macht dir erst einmal bewußt, wie wertvoll du als frau und mensch bist. ich las auch noch die bücher von Rita Freedmann, die opfer der venus/vom zwang schön zu sein und von Robin Norwood, wenn frauen zu sehr lieben. es gab noch zahlreiche andere bücher, aber das sind ja schon mal ein paar, nicht? ;)
    wichtig ist es, daß du dir erst einmal klar machst, daß DU etwas einzigartiges bist. du bist eine tochter dieser erde und als solche willkommen und geliebt! (das ist einer meiner lieblingssätze) wer hat denn das recht sich in den kreis DEINES lebens zu stellen und zu behaupten, daß du es(was auch immer) nicht wert seist??? die menschen, die soetwas sagen, oder solche, die dich verletzen überschreiten unsichtbare grenzen, die zu deiner persönlichkeit gehören! das können sie aber nur, weil du ihnen unbewußt ein signal sendest, was ausdrückt, daß du mit "deren" meinung eigentlich konform gehst, dh. daß du insgeheim denkst, daß sie recht haben, wenn sie dich runtermachen. somit öffnest du ihnen selber eine tür und läßt sie hinein...


    stell dir vor, du sitzt in deinem wohnzimmer und die haustür steht auf. dauernd kommen leute von der strasse herein, latschen mit ihren dreckigen schuhen überall herum, fassen alles an und das eine oder andere geht dabei auch zu bruch. dann stellen sie sich vor dich und lachen dich aus und gehen wieder... und du fühlst dich nur ohnmächtig und weißt nicht, was du machen sollst.


    nimm dir gedanklich einen großen besen in die hand! stehe energisch auf und sage laut: ICH WILL DAS NICHT MEHR! sag: ICH WILL EUCH NICHT MEHR HIER HABEN - MACHT, DAß IHR RAUS kOMMT! dann nimm den besen und feg sie alle zu tür raus! und dann schließt du die tür hinter ihnen! denk ganz oft daran, daß du die leute nicht "in" dir haben willst. dies ist dein leben Pandora, DU bist der mittelpunkt darin. eine wunderbare, einzigartige frau mit vielen facetten des seins. alle gehören zu dir, alle seiten in dir haben das recht sich zu zeigen, denn nur alle seiten zusammen ergeben dich!


    kein anderer mensch hat das recht, dir zu schaden oder dich zu verletzen. nimm dich wichtig - sag dir, daß du wichtig bist - zeige anderen, daß du wichtig bist!


    den weg zu dir findest du nur alleine. horch offter einmal in dich hinein...welche gefühle oder gedanken kommen dir entgegen? sprich diese an, frage sie, was sie dir mitteilen wollen. es dauert eine zeit - du wirst antworten bekommen. verurteile nicht, was du fühlst oder denkst. nichts, was aus deinem inneren kommt ist schlecht oder will dir schaden. alles ist ja ein teil von dir. verdrängte gefühle werden allerdings im laufe der zeit sehr mächtig und angsteinflößend - allerdings nicht, weil sie es sind, oder weil sie dir schaden wollen. sie möchten nur gehör finden. gehe auf diese gefühle zu und du wirst erstaunt sein.


    wie gesagt, der weg fängt IN dir an. du schaffst das, denn im prinzip bist du ja unbemerkt schon auf dem weg ;) du hast dir nämlich schon gedanken darum gemacht und hast angefangen zu fragen...


    viele grüße Stöpsel

  • @Ulrike - ich mich auch :)


    Eure Antworten haben mich richtig umgehauen - im positiven Sinn. Im Moment ist bei mir viel im Umbruch; zwar nicht unbedingt, was Äußerlichkeiten angeht, sondern innen drin. "Sinneswandel" ist vielleicht das rechte Wort dafür. Und das ist wie eine Achterbahn der Gefühle. Wahnsinnig anstrengend, kräftezehrend und gleichzeitig unheimlich motivierend.


    Anstrengend, weil ja da die (noch nicht mal soo)alten Verhaltensmuster sind, in die ich noch zu leicht zurückfalle (Talfahrt) und motivierend, wenn ich es mal wieder geschafft habe, mich gerade zu halten und Menschen in die Augen zu sehen, statt gebeugt und Blick auf dem Boden durch die Straßen zu gehen (bergauf). Oh, diese Vogel-Strauß-Politik beherrsch(t)e ich wirklich zur Perfektion.


    Choulette - Therapie steht bereits an. Erst stationär, dann ambulante Nachsorge (so mein Plan ;) ). Ich verspreche mir viel davon und trotz aller meiner Ängste und Befürchtungen freue ich mich schon darauf.


    Stöpsel - ob mir Bücher weiterhelfen können, weiß ich nicht. Deine Worte jedenfalls konnten es. Ich bin ja auch ein Freund von bildlichen Vergleichen - da kann ich mit der offenen Haustür durchaus etwas anfangen, und auch der Rest war mir nicht fremd.

    Zitat

    Verdrängte Gefühle werden allerdings im Laufe der Zeit sehr mächtig und angsteinflößend...

    Oh ja, das werden sie. Aber es sind MEINE. Und ich werde sie kennenlernen und ihnen zuhören.


    Ihr Lieben habt euch so viel Zeit für mich genommen; ein dickes [Blockierte Grafik: http://www.my-smileys.de/thanx.gif]an euch alle. Ich bin sehr froh, euch gefunden zu haben.


    Liebe Grüße
    Pandora

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