Diskussion ums "Dickwerden"

  • Zitat von Alke

    Aber es gibt auch nun mal die Fälle wo das Dicksein nur durch zuviel und ungesundes Essen und null Bewegung zustande kommt. Und auch das müßt Ihr nun mal akzeptiren.

    Akzeptiere ich. Vorausgesetzt natürlich, diese Diagnose kommt nicht deshalb zustande, weil der Onkel Doktor schon mal gleich von vornherein davon ausgeht, dass das Übergewicht wohl ernährungsbedingt sei und deswegen gar nicht erst nach anderen Ursachen sucht...


  • Ich habe einfach mal so gut es auf die Schnelle geht geantwortet.


    Viele Grüße,
    Astrid

  • Hallo Astrid,

    danke für die Antwort. Mir persönlich wäre ein "vielleicht begründeter Verdacht" mittlerweile zu wenig, um meine Ernährung umzustellen und mehr Sport zu treiben, als mir Spaß macht. Wobei ich auch gegen intensiven Sport nichts einzuwenden habe, wenn er denn Spaß macht...

    Aber zum (angeblichen) Überessen mal eine Anekdote von mir: Im zarten Alter von 23 Jahren kam ich auf die (Schnaps-)Idee, doch 3-4 kg abzunehmen. Zufällig bot die Krankenkasse damals ein Programm an, das so in etwa dem Motto "fit statt fett" folgte, wenn auch ohne solche Slogans. Dazu war ein Ernährungstagebuch zu führen, interessanterweise aber kein Aktivitätentagebuch, es war auch uninteressant, ob und über welchen Zeitraum ich denn zugenommen hätte. Zusätzlich gab's einen Fragebogen zur Gesundheit, und abgesehen von meiner Unzufriedenheit mit meiner Figur war ich kerngesund. Naja, ich habe das also ausgefüllt und bekam in etwa folgende Antwort: Zunächst wurde mir von einer Gewichtsreduktion ausdrücklich abgeraten, da ich normalgewichtig war (stimmte ja auch). Zwei Sätze später gingen sie dann auf meine Ernährung ein: Meine Kalorienaufnahme sei für eine Frau meines Alters und meiner Größe deutlich erhöht, die Ernährung zu fett und zu süß, dafür zu wenig Gemüse und Ballaststoffe. Das sollte ich dringend ändern. Außerdem sollte ich unbedingt zunächst eine, später eine weitere Ausdauersportart betreiben.

    Wie denn nun? Da ernährte ich mich angeblich fett- und krankmachend, war aber trotzdem (über Jahre hinweg) normalgewichtig und gesund. Das mit dem Ausdauersport konnte ich auch nicht umsetzen. Irgendwie hätte das zeitlich mit meinem Wettkampfsport Badminton (3-4 Mal Training pro Woche) nicht mehr hingehauen...

    Damit möchte ich sagen, dass es nur sinnvoll sein kann, solche Ratschläge und Diagnosen zu hinterfragen - auch wenn sie weniger offensichtlich daneben liegen als bei mir damals. Im Zweifelsfall ersparst du dir damit nämlich eine Menge Stress und u.U. auch Selbstabwertung (als faul, wenn auch im Nachhinein, oder als undiszipliniert, wenn es dir schwer fällt, dich an die "vernünftige" Ernährung zu halten). Außerdem verstehe ich dich so, dass du dich aktuell nicht überernährst, dein Gewicht also stabil hälst und Überernährung nur für die Gewichtszunahme in der Vergangenheit verantwortlich machst.

    Zitat von Astrid84


    Ich denke im Nachhinein, ich habe damals aus Gewohnheit und Faulheit überessen. Ich habe schon als Kind viel Süßes zu gegessen. Von zuhause war ich auch fettige Mahlzeiten gewöhnt. Sport hatte ich irgendwann eingestellt. Als ich langsam aber sicher fetter wurde, habe ich das aus Faulheit erstmal ignoriert. Man müsste ja aktiv werden, um etwas zu ändern.

    Ich finde deine nachträgliche Selbsteinschätzung erschreckend (ab)wertend. "Gewohnheit und Faulheit" bei Kindern und Jugendlichen sind m.E. nur Tarnbegriffe für Resignation und Frust, mitunter mühsam beherrscht und erträglich gemacht durch den Süßigkeitenkonsum. Und jetzt klingst du so, als hättest du es besser wissen und besser machen müssen und bekämst nun die gerechte Strafe, wahlweise als Reduktionskost oder Fettleibigkeit. Vielleicht hast du aber damals besser für dein (psychisches) Wohl gesorgt als heute. Du wirst Gründe gehabt haben, den Sport aufzugeben - kein Spaß mehr daran oder andere Prioritäten. Und klar wärst du wohl heute fitter, hättest du den Sport beibehalten. Hinterher ist man immer klüger, aber du kannst frühere (Fehl)Entscheidungen nur an deinen damaligen Möglichkeiten messen. Und selbst wenn du damals schon meintest, "etwas tun zu müssen", haben dem offensichtlich wichtige Gründe entgegengestanden, denn sonst hättest du etwas getan.

    Zitat von Astrid84


    Ab einem gewissen Alter bin ich natürlich selbst dafür verantwortlich, aber es wäre natürlich leichter, hätte ich mich von anfang an richtig ernährt.

    Ich persönlich halte es inzwischen für ausgeschlossen, sich durch bewusste Kontrolle "richtig" zu ernähren. Viel wichtiger finde ich es, solche Nahrungsmittel zu bevorzugen, die es dem Körper erlauben, anhand des Appetits eine richtige Entscheidung zu treffen. Aber in dieser Beziehung bin ich Pollmer-Jünger ;) . Sport finde ich gut - sofern er nicht selbstquälerisch betrieben wird. Gut fürs Körpergefühl, die Selbstwahrnehmung, die Fitness, die Leistungsfähigkeit, den Stresshormonpegel und gut, um soziale Kontakte zu knüpfen. Da sind einige indirekte Wirkungen auf das Gewicht zu erwarten - falls es eben doch nicht an der Kalorienbilanz liegt... :)

    LG, Rieke

  • Hallo!
    Erstmal wünsche ich Euch ein schönes Wochenende!
    ...ein interessantes Thema habt Ihr hier! Und ich möchte natürlich auch meinen Beitrag dazu leisten.
    Ja, warum wird man eigentlich dick? Liegt es an dem Alter? Liegt es nun daran, einfach nicht konsequent genug zu sein? Liegt es an Krankheiten? An zu wenig Bewegung? ...die Liste könnte meiner Meinung nach soo lang sein, weil jeder aus anderen Gründen dick wird und es dagegen meiner Meinung nach einfach kein Allheilrezept gibt. Jeder ist anders, hat einen anderen Körper und andere Emotionen! Deshalb halte ich auch nichts von Leuten, die mal eben so sagen , dass mit gesunder Ernährung und ein bißchen Bewegung alles schon gut wird.


    Ich KONNTE mich einfach eine ganze Zeit lang nicht gesund ernähren, weil ich esssüchtig war!!! Und das war ich für meinen Teil nicht, weil meine Eltern mit zu viel zu Essen gegeben haben, sondern deshalb, weil ich ohne dass etwas schreckliches in meinem Leben passiert ist mit meinen Emotionen nicht klargekommen bin und einfach nicht mehr so funktionieren konnte, wie man es heute gesellschaftlich verlangt. Und das fängt schon in der Schule an...leider:(. Heute bin ich froh, dass ich diese Emotionen habe. Sie machen mich aus und sie sind der Grund, weshalb mich meine Mitmenschen allgemein immer sehr gerne mögen. Aber ich habe mich darüber einfach selbst vergessen und alles mit Essen irgendwie mit mir ausgemacht. Besser ging es mir damit aber nicht.
    ...soviel zu meiner Person. Bei anderen liegen die Gründe ganz woanders, und ich habe sehr viel Kontakt zu dicken Menschen.


    Frage ist also immer: Wo liegen die Gründe eigentlich wirklich? Sicher, dick wird der Großteil durch schlechte Ernährung, aber eine "Aufklärung" bringt auch nicht immer was. Ich bin in meinem Leben genug aufgeklärt worden, und es hat nichts gebracht. ICH musste meine Grenzen kennenlernen, mal was für mich tun und auch fair zu mir sein. Ich sage immer "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" hätte man bei mir auch einfach umdrehen können in "Liebe Dich selbst so wie Deinen Nächsten und lerne, zu Dir zu stehen."


    Die Sache mit dem Gewicht wird sich so bei mir von ganz alleine regeln. Und ich bin gar nicht mehr so traurig um meine Erfahrungen...:) Nicht nur aufgrund der weniger werdenden Pfunde, sondern auch ganz allgemein.

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