Onlinesucht

  • Ich kenne einen Onlinesüchtigen (spielsüchtig) - er hat letztendlich alles was ihm wichtig war verloren (Freundin, Job, Freundeskreis) und hat sich schliesslich stationär aufnehmen lassen um von der Sucht loszukommen.


    Es gibt in vielen Städten schon Beratungsstellen zu denen man gehen kann, wie das dann konkret läuft weiß ich allerdings nicht.

  • Stationär in einer Reha-Einrichtung oder etwas ähnlichem ?
    Ich habe mich leider in einen Online-Süchtigen verguckt und leide
    jetzt seit 8 Monaten daran, daß er das Internet stets und ständig mir vorzieht.Freunde,Bekannte oder Arbeit hat er nicht mehr.
    Ich kenne ihn aus einer Zeit, als es noch kein Internet gab,damals waren wir beide liiert (also nicht miteinander, sondern mit jeweils anderen.Ich habe mit seinem Geliebte in einer WG gewohnt, er war dort häufig zu Gast). Dann haben wir uns nach vielen Jahren im Internet wieder getroffen ... da wußte ich noch nicht, daß er onlinesüchtig war.
    Wahrscheinlich wird auch mir nichts anderes übrig bleiben, als den Kontakt zu ihm abzubrechen, es ist einfach zu frustrierend.

  • Ein Satz zum Thema Süchtige „Der Süchtige muss es selbst wollen“. Wenn für dich der Kontakt zu dem Freund zu frustrierend ist, dann musst du wirklich den Kontakt abbrechen … du hilfst ihm nicht, wenn du händeringend versuchst ihn zu „retten“.

  • Wenn er nicht einsieht, dass er süchtig ist, leider ja :(.
    Aber ich ich finde mutig, dass du es schonmal wagst überhaupt sowas zu denken. Viele leiden über Jahrzehnte dann noch, weil sie meinen sie könnten den Partner mit viel Liebe noch ändern.


    Und selbst wenn er es einsieht, zwischen dem Punkt wo er dann was unternimmt und wo er erstmal diese Erkenntnis verdauen muss, kann auch nochmal viel Zeit vergehen.


    Ich kenne deinen Freund nicht, ich weiß also nicht an welchem Punkt er sich befindet. Sagt er oft, das er darunter leidet? oder sagt er das nur manchmal beiläufig? So wie dus beschreibst erscheints mir, dass er da noch gar nicht angekommen ist, der Leidensdruck noch nicht riesig vorhanden ist.


    Ebenso wie er sich bei einer Beratungsstelle informieren kann, kannst auch du als Angehöriger das tun und gemeinsam dort überlegen was am besten zu euch passt.


    Es gibt jedenfalls Programme speziell für Internetsucht, aber noch nicht viele.


    Viel Glück

  • Danke für die Antworten -
    wenn Unbeteiligte Dinge glasklar sehen und aussprechen, ist das hilfreich.Man selbst ist emotional zu sehr involviert und stochert
    manchmal im Nebel.
    Er hat anfangs - bevor ich überhaupt daran gedacht habe - mal ganz beiläufig und quasi in einem Nebensatz gesagt "Ich bin onlinesüchtig".Dann habe ich durch seine Bemerkungen mitbekommen, daß er sich der Problemtik bewußt ist und darüber gelesen hat (natürlich im Internet:mad:) und sich Dokus angeschaut hat.
    ----Als ich dann über das Thema mit ihm reden wollte, blockte er ab.Entweder es kam gar keine Antwort, oder eine relativierende ("von Sucht kann man bei mir nicht wirklich sprechen") und inzwischen leugnet er es mir gegenüber komplett und behauptet, ich phantasiere mir etwas zusammen.
    Er ist ständig in sozialen Netzwerken wie facebook unterwegs, außerdem hängt er inzwischen kruden Verschwörungstheorien an:cool:.
    Ich denke, daß seine Onlinesucht Symptom seelischer Probleme ist.Über die er aber weder mit mir noch mit irgend jemand anderem sprechen will.Je mehr ich versucht habe, auf die Thematik einzugehen, desto weniger reagierte er .... ich glaube er ist kurz davor, mich unsympathisch zu finden.Schließlich will ich ihm ja sein Facebook wegnehmen.Wahrscheinlich bin ich einfach naiv : Genau so gut könnte ich einem Junkie seine Spritze entreißen und erwarten, daß er mir dafür dankbar ist:p.
    Also ein hoffnungsloser Fall ?

  • Ja, in den Meisten Fällen steckt etwas seelisches dahinter.
    Das sich Betroffene (egal welcher Diagnose) erstmal verkriechen nachdem sie die Ahnung hatten, das etwas nicht stimmt, ist auch nicht ungewöhnlich. Zuersteinmal wird sicherlich versucht das bisherige Leben aufrecht zu halten, mit allen Mitteln.


    Und ja es kann gut sein das Angehörige, die "Mitwisser" sind, ersteinmal zum Störfakter werden, stellvertretend abgelehnt werden, weil man sich sonst ja stellen müsste.


    Mut etwas zu ändern und den Leichen im Keller ins Gesicht zu blicken kann man erst aufbringen, wenn man nichtmehr kann. Wenn man merkt, dass das Leben was man grad führt bröckelt. Wenn man nichts mehr zu verlieren hat.


    Das er mit dir oder andren nicht reden will ist deshalb auch nicht verwunderlich. Zum einen schämen sich die Meisten Betroffenen, haben Angst was passiert wenn sie sich öffnen. Es verändert alles, es reißt sozusagen die Maske runter und man wird danach nichtmehr sein wie vorher im Guten und Schlechten.


    Bitte nimm es ihm auch nicht krumm, wenn er sich zuersteinmal Andren öffnen sollte. Das Gefühl, das Normale sowieso nicht verstehen was mit einem los ist, lässt ihn unter Umständen ersteinmal bei Gleichgesinnten Rat suchen. (Nix andres machen Viele hier ja auch).


    Nein bis jetzt würde ich nicht sagen, das dein Freund ein hoffnungsloser Fall ist. Nur musst du dir klarmachen, das so ein Prozess Jahre dauern kann. Und die Frage ist ob du bereit bist Jahre von aufs und abs und Rückfällen mitzugehen und die Geduld mitbringst abzuwarten, bis er auf dich zukommt. Ich kenne Viele (mich eingeschlossen) die sich unter Druck gesetzt fühlen, wenn Angehörige arg mitfiebern.
    Und wenn du es tun willst, wie gesagt ich kann dir nur empfehlen auch Unterstützung zu suchen. Es gibt mittlerweile auch einige Selbsthilfegruppen für Angehörige.


    Edit:
    Auch unbekannterweise... ich würde dir ehrlich eher empfehlen dich nicht drauf einzulassen, wenn du nicht schon zu tief drinsteckst. Denn selbst wenn er in Behandlung geht, wir eure Beziehung immer Abstriche machen müssen, der Therapieprozess saugt einen förmlich aus, was Kraft, Geduld und auch Aufmerksamkeit angeht.


    Tja ich hoffe das hilft ;)

  • Von hoffnungslos würde ich bei Menschen wohl nur in den seltensten Fällen sprechen, wohl aber von Wahrscheinlichkeiten.
    Er hat seine derzeitigen Prioritäten deutlich gemacht und ich halte es für recht heikel, sich auf so eine Beziehung weiter einzulassen, wo es quasi von vornherein darum gehen soll, den Lebensstil des anderen zu ändern. Das ist dann ja eher ein Projekt als eine Beziehung, die von Geben und Nehmen lebt.


    Mir persönlich wären das einfach schon zu viele Einschränkungen, ich wünsche mir von einer Beziehung etwas ganz anderes.


    Ein Freund von uns tendierte nach einem schwerwiegenden Burnout und Jobaufgabe ebenfalls in diese Richtung, er war aber ohnehin schon in ambulanter Behandlung. Er begann auch eine stationäre Therapie in einer Klinik, wo es auch Gruppen zu diesem speziellen Thema gab (ich weiß leider nicht, welche), aber er konnte sich mit den anderen Teilnehmern nicht wirklich indentifizieren und hat die ganze Sache abgebrochen und ambulant weitergemacht.
    Heute hat er mit Unterstützung von Therapie und sozialpsychiatrischem Dienst wieder eine Vollzeitarbeit, die verdiensttechnisch zwar überhaupt nicht seiner damaligen Stufe auf der Karriereleiter entspricht aber die ihn eben auch nicht wieder an die Grenzen seiner Belastbarkeit bringt.
    Am sozialen Leben nimmt er auch wieder etwas mehr teil, ist aber nach wie vor recht eingeschränkt.
    Und es geschehen noch Zeichen und Wunder, er erschien letztes Jahr zu Geburtstagsfeier meines Partners, was jahrelang völlig unmöglich gewesen wäre, da war ich unglaublich stolz auf ihn
    . Aber wie gesagt, es hat dafür Jahre gebraucht.

  • [...]
    Also ein hoffnungsloser Fall ?


    Für dich ja – aber er hat, wie jeder andere Mensch, die Möglichkeit sein Leben zu ändern. Ob dein Bekannter die Hoffnung schon verloren hat, oder weitestgehend nicht mehr daran glaubt, dass sich die Dinge ändern können, dass kann dir leider niemand sagen. Wenn dein Bekannter auf dich zukommt und dich um Hilfe bittet, dann zeige ihm den Weg, aber jetzt musst du ihn wohl loslassen.


    Mein Tipp – schau nach dir selbst … was kannst du dir gutes tun, was möchtest du noch erreichen, wo willst du die Hoffnung nicht verlieren ... :)

  • Es klingt so hartherzig, aber ich würde gehen solange Du das noch kannst. Nimm die Beine in die Hand und lauf - so schnell es geht.


    Nicht wegen ihm, sondern wegen Dir und Deinem Seelenfrieden.


    Helfen kann man jemandem der noch so wenig bereit ist sein Verhalten als Sucht anzuerkennen meiner Meinung nach nicht, auch wenn man es sich noch so sehr wünscht.


    Umgekehrt ist aber die Gefahr in diesen Alptraum reingezogen zu werden recht groß.


    Sich auf einen Süchtigen einzulassen (sei das Alkohol oder Internet oder was auch immer) der sich nicht aus seiner Situation lösen kann und will kann sehr qualvoll werden.


    Und wenn es ganz dumm läuft bist Du am Ende noch derjenige der jeglicher Energie beraubt dann weggeworfen und wie ein kaputtes Spielzeug ausgetauscht wird, weil Du in seinen Augen Schuld hast, dass er seine Sucht nicht lassen kann ... schliesslich hätte er es lassen können wenn Du ihm nur genug Liebe, Hilfe, Unterstützung gegeben hättest.


    Und ganz ehrlich: wenn Du ihm wirklich was bedeutest, kann der Akt des Verlassens in ihm durchaus den letzten Anstoss geben etwas zu verändern. Aber das kann und muss er entscheiden und wollen. Nicht Du.

  • Wow, ich bin beeindruckt !
    Danke für eure Antworten, sie sind klar und strukturiert und man
    merkt, daß ihr euch Gedanken und Mühe gemacht habt:).
    Ich bin nämlich ein bißchen ( offensichtlich ein bißchen zu sehr:o)
    verliebt in meinen Freund, und da ist man zu klaren, strukturierten Gedanken nicht so wirklich in der Lage, glaube ich.
    Ihr habt alle Recht, ich weiß , daß ich ihn verlassen muß, um meinen Seelenfrieden zu behalten.Und daß es eher ein "Therapieprojekt" als eine Beziehung wäre, wenn ich bliebe.Mit ungewissem Ausgang.
    Im Moment antwortet er wieder nicht und ich werde versuchen, es dabei zu belassen und nicht wieder von mir aus auf ihn zuzugehen.Bis lang habe ich das immer gemacht, und er hat sich jedes Mal drüber gefreut (das ist ja die Krux, wir würden gut zueinander passen, hätte er diese Problematik nicht).
    Die Probleme, die ich habe, mich von ihm abzuwenden, sind mehrere : Erstens hätte ich Skrupel, jemanden "in Stich zu lassen".Außerem kenne ich ihn ja wie gesagt aus Zeiten, als wir beide noch Jugendliche waren, so etwas verbindet ziemlich. Zweitens ist er optisch leider mein Traummann....er ist ziemlich gut aussehend (auch noch in unserem fortgeschrittenem Alter) und könnte ich mir jemanden backen, sähe er genau so aus wie er.Und drittens verstehe ich mich an und für sich gut mit ihm, komme gut aus und mag (meistens) auch seine Art, sich zu geben.
    Nützt leider alles nichts, ich weiß.
    Ich muß ihn loslassen.
    Danke noch mal für die klasse Antworten.Ich höre gerne auch weiter von euren Erfahrungen/Gedanken zum Thema Onlinesucht.Und berichte, wie es bei mir weiter geht.

  • In den letzten sechs Wochen war Funkstille zwischen uns.
    Während er vor kurzem noch über mich schimpfte, scheint er jetzt
    über eine "zweite Chance" nachzudenken.Womit er wahrscheinlich meint, er wolle MIR noch mal eine geben.
    Scheinbar immer noch keine Einsicht in sein Suchtverhalten (bzw. er weiß es, gibt es aber gegenüber mir nicht zu).Er hat übrigens auch einen Wasch- und Putzzwang.Als Handwerker kamen, hat er seine Waschmaschine komplett mit Folie umwickelt.... als Vorsichtsmaßnahme, falls die Handwerker die Waschmaschine zufällig berühren würden:D.
    Sein ständiges Händewaschen kann man vielleicht auch als "Schuld von sich waschen" deuten.Ein gemeinsamer Freund hatte ihm mal den sehr treffenden Spitznamen "Lady Macbeth" gegeben ( in dem
    Stück von Shakespeare sucht Lady Macbeth immer nach Flecken, die noch gereinigt werden müßten.Dabei handelt es sich aber um Blutflecken, also Zeugnisse des Mordes an ihrem Mann).
    Wahrscheinlich wird er sich so jemand wohl nie ernsthaft mit seinen
    Problemen auseinandersetzen, sondern immer einen Schuldigen suchen (daher auch díese ganzen Verschwörungstheorien).

  • Das ist schon ein heikles Thema. mein Bruder ist süchtig. es fing in den 80er Jahren an, da spielte er noch an Automaten in Pommesbuden. Das steigerte sich bis hin zu Spielhallen. Bis dann das große www für jedermann zugänglich war.
    Er ist Spielsüchtig und diese Menschen spielen auch mit anderen Menschen. Da werden Reue und Gefühle nur vorgegaukelt. Er hat jeden beklaut mal abgesehen und die Wertgegenstände im Elternhaus und Vaters Auto, hat er sich als Babysitter ausgegeben und wildfremde Menschen beklaut und die Babys/ Kleinkinder sich selbst überlassen.
    Er war auch im Gefängnis durch seine Kriminelles.
    Bis heute streitet er ab Spielsüchtig und Internet süchtig zu sein. meine Eltern haben seit 1999 keinen Kontakt mehr zu ihn und ich habe vor 4 Jahren einen Kontakt zu ihn gesucht um zu sehen ob nicht doch noch was aus ihn geworden ist. Musste leider feststellen das er sich kein Stück geändert hat. naja das wars dann.
    Man muss halt vorsichtig sein und aufpassen egal um welche Sucht es geht.

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