Mal was aus meiner Sammlung :-)

  • Tja, ich schreibe eher kurze Texte als Gedichte.
    Diesen Text muss man langsam lesen, ansonsten verliert er seine Wirkung.


    Ich wünsche euch viel Spaß in "meiner Welt" ;)


    Lg Emma






    Meine Welt





    In meiner Welt… was ist da?
    Wenn ich es wüsste, würde ich nicht fragen.


    Ich sehe aus dem Fenster. Doch was ich da sehe… ist nicht das wonach ich suche. DAS ist nicht meine Welt. Ich sehe einen Baum. Im Frühling blüht er wunderschön rosa. Jetzt ist er grün, genauso wie die anderen Bäume, die auf dieser Seite der Straße stehen. Oder die bei uns im Garten. Hinter dem Baum ist ein Fenster. Wie fast jeden Abend sitzt dort jemand am Rechner. Ich glaub es ist ein Mann. Er sitzt wirklich jeden Abend dort… genau so wie ich. Vielleicht muss er arbeiten, vielleicht auch nicht. Vielleicht surft er durchs Internet Abend für Abend für Abend… so wie ich. Wonach er wohl sucht? Was er wohl treibt in den Weiten des „World Wide Web“? Vielleicht ist er einer von jenen, die sich verbotene Bilder herunterladen, einer von den „lieben Familienvätern“. Warum tut er das.. Abend für Abend? Warum spielt er keine Gesellschaftsspiele mit seiner Familie, so wie Väter das tun sollten? Reicht ihm seine Familie nicht? Wenn nicht, warum reicht sie ihm nicht. Sucht er „was besseres“? Fehlt ihm etwas in seinem Leben? Wenn ja, was ist es wohl, was ihm fehlt? Ist er nicht glücklich? Ist er nicht zufrieden? Ist er nicht genug gefordert… vom Leben? Viele Menschen sind vom Leben überfordert. Warum geht es ihm nicht genauso… oder fehlt ihm die Herausforderung? Aber was will er herausfordern? Das Leben… ist wohl ein zu übermächtiger Gegner für ihn. Das kostet Kraft. Und was ist mit dem Internet? Wie viel Kraft muss er aufbringen um seinen Herausforderungen zu trotzen? Kostet das Internet Kraft? Wohl kaum, eher kostet es eine Menge Zeit. Zeit, die man für andere Dinge aufbringen könnte, die man in sein Leben investieren könnte. Warum tut man das nicht? Was macht das World Wide Web so besonders? Spiegelt es nicht das Leben wider. Ist es nicht ein Produkt des realen Lebens, bloß in digitalisierter Form? Fordert es uns wirklich gar nicht heraus?


    Ich drehe mich um. Meine nächste Herausforderung bestünde eigentlich darin ins Bett zu gehen. Aber ich tue es nicht. Ich bleibe lieber wach und hänge meinen Gedanken hinterher. Fünf Stunden Schlaf sind ja auch nicht viel weniger als sechs. Diesmal hab ich verloren.


    Ich blicke zurück zum Fenster, sehe die Gestalt immer noch am Rechner sitzen. Das bläuliche Licht des Monitors erhellt sein Gesicht auf bizzare Weise. Ich bin nur nicht nahe genug dran um es wirklich erkennen zu können. Wieder drehe ich mich um. Diesmal fällt mein Blick auf meinen Computer. Wie eine Kugel, die auf der Spitze eines Berges stehen geblieben ist spielen meine Gedanken mit dem Gedanken… Die Kugel gerät wieder ins Rollen. Ich will noch ein Stück des Lebens. Des Lebens in digitalisierter Form. Ich will einen Teil der Welt erleben bevor ich den Tag… oder die Nacht… beende. Will meine Gedanken noch mal auf Reisen schicken… in die Welt. Bevor ich schlafen gehe. Tagsüber schlafe ich, nachts bin ich wach. Warum ist das so? Warum lässt mich die Welt nicht schlafen? Was ist das Leben? Was lebe ich jeden Tag wenn ich versuch mich vom Leben abzulenken, von der Welt so wie ich sie wahrnehme? Ist das wirklich meine Welt? Meine Welt, das reale Leben? Jetzt bin ich doch müde, müde vom Wachsein oder müde vom Schlafen? Ich weiß es nicht.

  • hallo emma,
    ich fühlte mich ermutigt kritik zu üben, da du eingangs schreibst man solle den text langsam lesen, da er sonst seine wirkung verliert. ich habe aber festgestellt, dass das nicht geht. im lesen kommt man durch die kurzen sätze und die rhetorischen fragen immer wieder in einen rhytmus, der das thempo beschleunigt. ich bin jetzt kein experte für kurzgeschichten, doch erinnere ich mich vage an ein paar zueignungen meiner deutschlehrerin in der abi-zeit, die etwas von bestimmten worten erzählt hat, die das tempo unterstützen. vielleicht ist es auch das, da du viele kurze worte benutzt.
    hoffentlich konnte ich dir beim durchbruch als autorin helfen. denk an mich, wenn du den friedenspreis des deutschen buchhandels entgegen nimmst... lg, karstem.

  • Hallo Karsten


    Dein Kommentar ist echt süß ;)


    Hmm, ich denke, nicht jeder Text ist jedermanns Sache. Daher erwarte ich auch nicht, dass andere meine Texte zwangsläufig nachvollziehen können müssen.


    Was das langsam lesen angeht...versuch dir den Text vielleicht mit einerm Unterton in einer Mischung aus Zynismus undMüdigkeit vorzustellen. Vielleicht gehts dann besser :)
    Die kurzen Sätze sind meiner Meinung nach eher Ausdruck der abgehakten Gedanken die wiederum durch die späte Zeit bedingt sind (hab den Text tatsächlich kurz bevor ich ihn hier reingesetzt habe geschrieben). Allerdings hab ich mir da beim SChreiben keine Gedanken drüber gemacht.


    Ich möchte übrigens keine Autorin oder ähnliches werden... das Schreiben ist phasenweise ein Hobby von mir.


    Aber danke für deinen Kommentar.


    Liebe Grüße


    Emma

  • weiterschreiben Emma :) Ich kann Deine Gedanken gut nachvollziehen. Und wenn man den Text um die Uhrzeit liest, zu der Du ihn verfasst hast, erzielt er die richtige Wirkung. gaaaaaaaaaaaanz langsam :)
    Und nun werde ich zusehen, dass ich heute mal NICHT verliere und bald schlafen gehen. Alles Gute!

  • Ich konnte mich prima in Diese Situation hineinversetzen....

    ....irgendwie kennt jeder doch diese Momente die man träge dahinsiniert.....


    ....und mir kam in den Sinn.....wie anders ich doch mittlerweile lebe, seitdem ich im WWW meinen Schatz gefunden habe.

    Hast Du sehr schön geschrieben....

  • Danke für eure lieben Kommentare!


    Es ist für mich sehr spannend zu lesen, wie ihr den Text empfunden habt. Danke dafür.


    Liebe Grüße


    Emma

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