Essen in der Öffentlichkeit und Partnerschaft

  • Hallo,


    ich bin neu hier und fühle mich mal so lala und mal schlecht.


    Dünn war ich noch nie aber soviel wie jetzt habe ich noch nie gewogen. Durch 3 Hormonbehandlungen, 2 Schwangerschaften und meiner zügellosen Liebe zu Süßigkeiten haben mich zu dem gemacht was ich jetzt bin.


    Und ich hasse es. Ich fühle mich immer dumm angestarrt (nicht nur im Schwimmbad) und weiß sogar, dass eine Mutter ihrer Tochter verbietet, mit meiner Tochter zu spielen (sie ist eher untergewichtig) weil sie so eine fette Mama hat. Ich weiß das sollte mich nicht kümmern, mir geht es auch gar nicht um die Mutter aber um meine Tochter die unter meinem Übergewicht zu leiden hat. :(


    Kritisch ist auch immer das Einkaufen (immer diese Blicke wie "Die hat zwar 2 Kinder, hätte aber schon längst abnehmen können" und "Mal sehen was die dicke alles so einkauft und frisst). Oder auch wenn wir essen gehen. Als ob die anderen Leute mir keine einzige Kalorie gönnen. Darf man als Dicke in der Öffentlichkeit nicht essen oder was?


    Das mit der Partnerschaft ist so eine andere Sache. Mein Mann hat mich normalgewichtig kennen gelernt und weil wir auch sonst viel Stress mit Arbeiten, Kindern etc. haben reden wir selten über mein Übergewicht. Er sagt zwar immer, dass er kein Problem damit hätte dass ich soviel zugenommen habe aber das kann er seiner Oma erzählen.
    Ich habe manchmal sogar das Gefühl er bleibt nur wegen der Kinder bei mir (er regt sich ab und an auf weil nach der Trennung meist die Mütter die Kinder bekommen - haben wir gerade im Freundeskreis). Hat jemand Erfahrung wie sich Zunehmen auf die Partnerschaft ausgewirkt hat?


    Viele Grüße
    Jessi

  • Hallo Jessi, ich kenne diese Blicke in der Öffentlichkeit sehr gut. Mal kann ich gut damit umgehen, ein anderes mal nicht. Neulich stand ich im Supermarkt und schwitzte in Bächen, wischte mir den Schweiß natürlich auch ab und meine Blicke trafen sich mit denen eines Mannes aus der anderen Schlange, sie wirkten derart abschätzig. Ich bezog es auch auf mich, da er zu mir schaute ... Also, kein Verfolgungswahn etc.


    Mein Mann sagt auch, dass es ihm nichts ausmache, dass ich zugenommen habe seit wir uns 2004 kennenlernten. Ich war allerdings auch nie "normalgewichtig", nur ganz kurze Zeiten, in denen ich mich sehr schwach fühlte und wieder zielgenau auf die ÜHU zusteuerte.


    Er sagt zwar, es mache ihm nichts aus, da er selbst übergewichtig ist. Aber so richtig glauben kann ich es ihm auch nicht. Denn seit rund zwei Jahren ist unter der Bettdecke nicht mehr viel los. Beide sind gestresst von ihrer Arbeit. Er schiebt es dann auf die Arbeit, zieht sich aber eben am Wochenende immer seine P-Filmchen rein. Da ich einmal sah, dass keine mein Kaliber hat, glaube ich es ihm auch eben nicht so ganz ...


    Aber vielleicht liegt es wirklich insgesamt an unserem geringen Selbstbewußtsein. Ich knabber auch immer wieder neu an meiner Selbstakzeptanz. Mal kann ich es, mal nicht, ganz wie mein Allgemeinbefinden ist, ganz unabhängig von meinem Gewicht.


    Dass der Umgang Eurer Kinder von einer Mutter verboten wird, finde ich echt unter aller Sau. Wahrscheinlich bin ich auch die Falsche, Dich irgendwie zu trösten, da ich ähnlich empfinde wie Du. Vielleicht solltest Du sie einmal bei einem Elterntreffen darauf ansprechen, aber die meisten sind feige, und weichen einem offenen Gespräch aus. Geht ja hinterrücks auch besser, vor allem über die "unschuldigen" Kinder.


    Ich merke es auch an meinen KollegInnen, einige können gut mit meiner prachtvollen Figur umgehen, andere eben nicht. Ich habe eine reizende ganz junge Kollegin, gerade mal 21 Jahre, sie hat geradezu eine Modelfigur, aber sie hat mich noch nie komisch angesehen oder respektlos behandelt. Überhaupt haben die jungen Menschen an meinem Arbeitsplatz wenig Probleme mit mir.


    Es hängt wirklich davon ab, wie zufrieden die Menschen mit sich selbst sind. Die meisten sollten eigentlich genug mit sich selbst zu tun haben, wenn nicht, sind sie nur mit anderen ingange. Wenn dann mal jemand nicht der "Norm" entspricht ... Dieses Gegaffe teilweise regt mich auch immer wieder auf. Aber ich beobachte auch, dass solche Menschen alles belauern, was sich nur rührt.

  • Es geht mir auch so, das ich in der Öffentlichkeit gar nichts mehr essen mag, weil ich das Gefühl habe, jeder guckt und denkt:" ach, die Dicken müssen doch immer fressen!" Aber ich glaube, zum Teil bildet man sich das auch ein-was jedoch das Gefühl nicht besser macht.
    Ich habe für mich festgestellt, das es mir nichts ausmacht, wenn die Leute blöd gucken, wenn ich mit meiner Familie unterwegs bin (die zum Glück alle hinter mir stehen, keiner schämt sich für mich, sie gehen auch selbstverständlich mit ins Schwimmbad und so und bauen mich auf, wenn ich mich blöd fühle).:)
    Auch wenn ich mit Freunden unterwegs bin, ist es okay. Aber alleine , da fühl' ich mich ziemlich schutzlos und angreifbar, da arbeite ich noch sehr an meinem Selbstvertrauen.
    Ich bin schon immer dick, man sollte meinen ich hätte mich dran gewöhnt, aber ich hasse es nach wie vor. Ich seh' mich einfach nicht so! Genauso wie ich mich nicht als 46-jährige sehe, sondern irgendwo Ende 20. Aber ich habe jetzt fast 30 Jahre versucht, weniger zu werden und bin inzwischen soweit, dass ich es akzeptiere, dass ich wohl nie schlank sein werde.
    Ich bin auch ziemlich aktiv und mache alles mögliche, schwimmen, radfahren, mit den Hunden durch den Wald laufen usw., aber auch wenn ich mir sage, ich kann alles machen was ich will, trotz meiner Figur, gibt's halt immer wieder Sachen, die ich eben nicht kann, und das finde ich dann echt traurig. Da kann ich mir dann auch nicht einreden, dass ich mich mit meiner Figur arrangiert habe.
    Aber im großen und ganzen ist es okay.
    Was ich hilfreich finde hier im Forum ist halt, das es noch andere "richtig" Dicke gibt, mit denen man sich austauschen kann und die wissen, um was es geht. Im wirklichen Leben trifft man (na, ich hier jedenfalls) wenig Dicke, die in der gleichen Liga spielen, und wenn doch , da rennt man ja auch nicht grade hin und spricht sie an, weil sie genauso mopsig sind wie man selbst.
    Und jemand mit 10,15 Kilo Übergewicht kann halt die Probleme von 50,60,70 Kilo Übergewicht dann doch nicht nachvollziehen, auch wenn er sich selbst auch dick findet.
    Hier kann man wenigstens sehen, dass man nicht alleine ist, weder mit seiner Figur noch mit seinen Problemen, und man kann Kraft gewinnen aus dem Selbstbewusstsein der Anderen. Also Kopf hoch und jeden Tag auf ein Neues!:rolleyes:

  • Hallo


    früher hat mich das auch ganz extrem gestört, hinter jedem Blick habe ich Mißbilligung vermutet.


    Inzwischen kümmert es mich nicht mehr angestarrt zu werden, wer nichts anderes zu tun hat als mich anzustarren oder anzupöbeln muß ein ziemlich armes Leben haben. :rolleyes:

    Liebe Grüße Mendi


    "Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid. Mein Name ist Hase, ich weiß Bescheid." (Bugs Bunny)

  • Hallo,


    danke für Eure Antworten.


    Wie ist das eigentlich mit den Kindern? Meine Kinder sind noch zu klein um sich für mich zu schämen aber wie ist das wirklich später? So im Kindergartenalter oder später? Ich möchte eigentlich nicht, dass meine Kinder sich mal für mich schämen und vielleicht auch noch negative Auswirkungen auf deren Akzeptanz bei anderen Kindern haben.


    Ja das mit den "Möchtegern-Dicken" kenne ich auch. Ich habe 40kg (knapp unter 100) zuviel und kenne auch genug die wegen 5kg (mehr als Idealgewicht, sind also durchaus normalgewichtig) zuviel mit mir über das Abnehmen und Auswirkungen von Übergewicht in der Gesellschaft diskutieren. Deswegen habe ich mich hier angemeldet um endlich mal mit Gleichgesinnten zu reden. Im Freundeskreis gibt es ansonsten nur noch eine ganz Liebe mit 140kg. Die hat mir aber schon etwas voraus: sie akzeptiert sich und fühlt sich wohl.


    Viele Grüße
    Jessica

  • Ich denke, es gibt alle möglichen Gründe, warum Kinder ihre Eltern peinlich finden oder sich für sie schämen, und auf der Liste steht Dicksein wahrscheinlich noch nicht mal ganz oben.


    Ich habe mich früher geschämt, weil meine Eltern relativ alt waren (heutzutage lägen sie absolut im "Erstgebärenden-Durchschnitt")... :rolleyes:

    Liebe Grüße von Meryem und dem Tiger-Trio
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    Ich bin nicht dick, ich habe nur mehr erotische Nutzfläche!

  • Meine Kinder haben sich nie für mich geschämt, weder früher noch heute.Es gab auch nie blöde Kommentare von ihren Freunden oder deren Mamas, und meine Kinder haben mich jedem neuen Freund gleich vorgestellt.Inzwischen sind sie 21 und 18, der letzte "Neuzugang" war der Freund meiner Tochter, der auch nichts dabei findet, mit uns ins Schwimmbad zu gehen.
    Ich weiß nicht ob ich bloß Glück gehabt habe, aber in meiner Familie und dem Freundeskreis drumrum hat mein Gewicht noch nie eine Rolle gespielt.:)

  • Mein Sohn - jetzt 25 - musste mit einer dicken Mutter und mit einem dicken Vater großwerden - er hat sich unser nie geschämt und tut es auch heute nicht. Während seiner Schulzeit war unser Haus von seinen Freunden bevölkert und auch die haben sich nie über unsere Leibesfülle mokiert.


    Elterliche Korpulenz ist kein Grund, die Eltern abzulehnen oder zu verleugnen.

  • Meine Kinder haben sich nie für mich geschämt, weder früher noch heute.


    er hat sich unser nie geschämt und tut es auch heute nicht.


    was ihr alles wißt - faszinierend. :rolleyes:


    Ich war 4 oder 5 Jahre alt und habe mich geschämt, weil mein Papa eine Glatze hatte. Nur eine Sekunde lang - dann habe ich mich geschämt, weil ich mich wegen der Glatze geschämt hatte und mein Papa ja der beste Papa der Welt war.


    Ich schließe mich deshalb Gloriaviktoria an:

    Ich denke, es gibt alle möglichen Gründe, warum Kinder ihre Eltern peinlich finden oder sich für sie schämen,

  • Selber Kind dicker Eltern kann ich sagen, dass ich mich für manches geschämt habe, aber nie, weil meine Eltern dick sind. Auf die Idee wär ich garnicht gekommen.

  • Und woher weißt du das so genau? ;) Ich finde es völlig normal, dass Kinder sich in der einen oder anderen Situation mal für ihre Eltern schämen, für mich gehört das ehrlich gesagt zur normalen Entwicklung dazu. Ein Teenie, der nie augenrollend gesagt hat "Mama, du bist UNMÖGLICH" ist mir ein bisschen suspekt :p
    Ebenso normal finde ich es, dass Kinder ihre Eltern nicht in allen Einzelheiten an ihrer Gedankenwelt teilnehmen lassen, also kann man vielleicht hoffen, dass die Kinder sich nicht doch mal für die Eltern geschämt haben, aber WISSEN kann man es nicht.


    Und wenn schon, das ist ein ganz normales Gefühl. War euch nie nie nie jemand aus eurer Umgebung wenigstens ein bisschen peinlich? Betrunkene Freundin auf der Weihnachtsfeier? Mutti mit allzu jugendlichen Klamotten? Vati mit den ewig gleichen Sprüchen? :confused:

    Liebe Grüße von Meryem und dem Tiger-Trio
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    Ich bin nicht dick, ich habe nur mehr erotische Nutzfläche!

  • Ich glaub' schon, dass man merkt, wenn die Kinder sich schämen- wenn sie nicht vor der Tür abgesetzt werden wollen, sondern an der nächsten Ecke, wenn sie nicht mit dir im Schwimmbad gesehen werden wollen, wenn Einladungszettel von der Schule verschwinden, wenn sie keine gemeinsamen Eisdielenbesuche wollen usw.
    Außerdem ist es ja okay, wenn sie sich schämen weil die Eltern halt irgendwie peinlich sind, aber nicht dafür, wie sie aussehen!
    Doch, ich glaube sehr wohl, dass man das merkt.


  • Außerdem ist es ja okay, wenn sie sich schämen weil die Eltern halt irgendwie peinlich sind, aber nicht dafür, wie sie aussehen!


    Wo ist denn der Unterschied? Warum ist das eine okay und das andere nicht?

    Liebe Grüße von Meryem und dem Tiger-Trio
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  • Na ja, ich für mich find's halt okay, wenn sie die Augen verdrehen, wenn ich irgendeinen Spruch ablasse oder so, das ist dann auch irgendwie immer so ein bisschen mit Augenzwinkern dabei, aber es würde mich sehr treffen wenn eins meiner Kinder sagen würde, es schämt sich, mit mir im Schwimmbad oder der Eisdiele gesehen zu werden. Und dann lieber nicht mit kommt.:( Oder seine Kumpels nicht mit heim bringt, weil es nicht will, dass die mich sehen.
    Für mich ist das ein großer Unterschied!

  • Klar ist das ein Unterschied :) Aber wenn jetzt z. B. deine Kinder ihre Freunde nicht mehr einladen, weil sie sich wegen deines Charakters oder Benehmens schämen, sehe ich da nicht so den Unterschied zum Schämen wegen der Figur. Wenn es so weit geht, ist doch beides verletzend, oder nicht?

    Liebe Grüße von Meryem und dem Tiger-Trio
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  • also ich esse grundsätzlich nicht in der Öffentlichkeit, außer im gemütlichen Stamm-Lokal, da werde ich eigentlich nie angestarrt- gehe dort aber eben auch nicht alleine hin. Problematisch wäre zb ein Eiscafe, das meide ich schon seit Jahren. Und einkaufen gehe ich auch nicht gerne, das macht mein Mann. Wenn ich "ungesunde" Sachen einkaufe (die jeder andere Kunde ja auch kauft), werde ich tatsächlich abfällig gemustert. Mein Mann (schlank) könnte sich stattdessen den ganzen Einkaufswagen mit Eiscreme und Schoko vollknallen, da schaut niemand hin....


    Was die Kids betrifft, ich kenne das eigentlich auch aus eigener Erfahrung, dass man sich als Teenager schon mal dazu hinreissen lässt, das einem die Eltern auch mal peinlich sind, auch wenn man sich ein paar Sekunden später vielleicht schon wieder dafür schämt. Oder aber es ist einem unangenehm, wenn andere über die Eltern lästern. Das macht aber eher wütend.:mad:


    Mein Onkel zb war auch immer sehr dick und ich habe mal einen Streit mit meinem Cousin, also seinem Sohn, mitbekommen. Er sagte im Streit zu seinem Vater, dass er sich für ihn schämen würde weil er so fett wäre. Das hat er nicht nur einmal gesagt. Und sein Vater war so beschämt, dass er gar nicht wusste wo er hinschauen sollte.:eek:


    Zu der Zeit war ich selber noch ein Kind. Später dann wurde ich auch immer dicker und mein Cousin machte dasselbe mit mir. Immer wenn wir uns einige Jahre nicht mehr gesehen hatten und eine Familienfeier war, sagte er Sachen wie "man ist die fett geworden" oder "man, die ist ja noch fetter als vor 3 Jahren" oder sowas. Das sagte er dann immer zu seinem Sitznachbarn bzw anderen Verwandten, aber so dass ich es hören konnte. Das tat natürlich sehr weh und ich bekam eine Vorstellung davon, wie weh es einst seinem Vater getan haben musste.:(


    Tja, was soll ich sagen? Mein Cousin machte sich kurze Zeit später beruflich selbstständig, scheiterte kläglich und- fing an zu fressen (anders kann man es echt nicht sagen). Als ICH ihn dann 2 Jahre später wieder sah, war er fetter geworden als sein Vater ! Und entsprechend ruhiger. Aber anstatt, mich nun endlich zu akzeptieren, hasste er mich scheinbar noch mehr, wenn er mich ansah. Ich war wohl der Spiegel, den er nicht sehen wollte.


    Er hat zwei Töchter, die eine ist sehr lieb und total herzlich, die stört sich nicht daran. Die andere wirkt sehr distanziert und arrogant. Sie schämt sich für ihren Vater (geht zb nicht mehr mit ihm zum Schwimmen, obwohl die beiden das immer gerne gemacht haben).


    Es gibt wohl solche und solche.

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