Ist Obst gesund, nur weil es Vitamine hat? [aus: Magen-OP]

  • stimmt, zu gewissen Zeiten war das wirklich ein Hochgenuss.


    Die gewissen Zeiten müssen aber nicht zwingend mit dem Hauch des Verbotenen umweht sein, um etwas "komisches" freiwillig zu essen.


    Ich habe mich jahrelang gewundert, warum ich grünen Salat so unglaublich gerne mochte. Und zwar so gerne, daß ich ihn direkt nach dem Waschen - ohne Soße, ohne alles - einfach so reingeknuspert habe.
    Da war dann für die anderen als Vorspeise kaum noch mehr als die Hälfte da und gab Schimpfe :o
    Daß ich sonst kaum anderes Zeugs ohne Soße und Gedöns mochte, machte die Sache doppelt wunderlich. Warum war das bei Salat so anders?


    Viele Jahre später nach ziemlich heftigen Reaktionen auf anderes "gesundes" Zeugs, wurde von ärztlicher Seite eine Art Entgiftung eingeleitet. Da man sich aufgrund des kippeligen Zustands meines Immunsystems nicht einmal mehr traute, mir "richtige" Medikamente zu geben, wurden mir Mittel empfohlen, die unerwünschte Nahrungsbestandteile und Stoffwechselprodukte in Magen und Darm binden konnten. Dazu gehörten Heilerde, Glaspuder und ... horchet denn auf ... Chlorophyll-Tabletten!
    Ich denke deswegen, daß mein bislang unerklärlicher Appetit auf "Feld- und Kopfsalat pur" nicht von ungefähr kam, sondern der Körper sich sehr wohl selbst zu helfen weiß, wenn man ihn denn läßt. Blöderweise ist es nun aber wiederum nicht konform, Salat "roh" zu essen, sondern Salatsoße muß ja schließlich sein, ne? Nur dumm, daß der Inhalt der meisten Salatsoßen es war, der mich voll auf die Matte gehauen hat.


    Womit wir wieder beim Thema wären: Genausowenig wie Obst, "muß" auch Salat nicht deswegen gesund sein, weil er angeblich soviele wundertolle Vitamine hat (darf nach einem vergleichenden Blick in Tabellen eh bezweifelt werden :rolleyes: ) - ne, die schnöde grüne Farbe isses, die wahrscheinlich den positivsten Effekt auf die Verdauung hat.


  • Ich war schon immer ein selbstbestimmter Mensch, habe alles so durchgezogen, wie ich es wollte, meine Eltern haben nie auch nur einmal gesagt, iss das oder das, das ist besser, weil sie immer das Vertrauen in mir hatten, dass ich genau weiß, was ich möchte, was ich mag und was mir schmeckt.


    ich behaupte aus eigener erfahrung, dass man als gesundes Kind in seinen Vorlieben und Abneigungen schon in früher Kindheit geprägt wird.
    Ich bin bei meiner fränkischen Großmutter aufgewachsen mit ihrer derftigen örtlichen Küche.
    Als ich in die Schule kam übernahm meine böhmische Großmutter die Aufsicht und Ernährung. Beide Frauen kochten aus meiner Sicht heute sehr gut und abwechslungsreich. Aber bei der böhmischen Oma gab es Süssspeisen wie Griess-und Reisbrei, Buchteln mit Vanillesosse. Zwetschgen-Marillenknödel und ich bekam das Zeug einfach nicht runter. Natürlich gab es nicht nur Süssspeisen, aber die Sossen waren meist gebunden, der Salat anders angemacht, es wurde anders gewürzt. Nicht schlechter aber eben anders.
    Die Folge war, dass ich, eine ehemals stramme pumperlgesunde Landpomeranze, zum zaundürren, für Krankheiten anfälliges Kind wurde. Meine Schwester dagegen erblühte bei der böhmischen Kost.



    Zitat

    So bekommt man die vernünftigste Einstellung zum Essen, (und zum Leben, sich nicht irgendwelchen Zwängen von ausserhalb auszusetzen oder anzupassen) daher bin ich meinen Eltern sehr dankbar.


    natürlich ist es wichtig, dass ein Kind die Möglichkeit hat, Essen dass ihm nicht schmeckt zu verweigern was aber bei mehreren Kindern schon zum Problem werden kann.
    Alle Geschmackrichtungen unter einen Hut zu bringen ist nicht so einfach.

  • toni:
    ja, das mit dem Anlernen ist gut möglich.


    Ich lebe schon seit 2 Jahren in Frankreich und hier fällt es mir extrem auf, dass der Umgang mit dem Essen ein anderer ist, als ich es in Deutschland jemals mitbekam.


    Ich kenne keine einzige Person hier, die ein Unverträglichkeit hat oder eine Allergie gegen das oder das oder das und das nicht mag.


    Wenn ich erzähle, dass der oder der meiner Freunde in D eine Allergie gegen das oder jenes hat, sind alle geschockt, sie haben davon noch nie was gehört und kennen auch niemanden, der Probleme hat.


    Zudem ist es extrem auffallend, dass kleinen Kindern alles zum probieren gegeben wird: Froschfleisch, Schnecken, Oliven und sie werden an alles gewöhnt und so kenne ich hier kein Kind, dass Probleme hat, Salat oder ähnliches zu essen, die Kinder sind hier absolute Allesesser.
    Mit Süssigkeiten geht man hier im Gegensatz dazu eher sparsam um, da es sowieso immer ein kleines Desserts gibt und daher Gummibärchen oder ähnliches keine Verwendung mehr finden.


    Als Knabbereien, sog Aperitif werden Schälchen mit Oliven oder Karottenstückchen oder Minitomaten gereicht.



    Im Allgemeinen ist das Essverhalten meiner Meinung nach sehr viel vielfältiger und gesünder (damit meine ich, Essen ist ein Genuss, es wird stundenlang gekocht, langsam und lange gegessen) als das der Deutschen, zumindest nach allem, was ich aus Deutschland und aus Frankreich kenne.


    Noch nie habe ich einen solchen Genuss beim Essen empfunden wie hier.


    Auffallend ist hier (um das nebenbei anzumerken), dass die Menschen um einiges schlanker sind, was sicher auch mit dem zelebrieren des Essens zusammenhängt.
    Ich kenne keinen, der sich kasteit, sich etwas verbietet oder ähnliches.
    Diese Einstellung ist der Schlüssel zum Wohlfühlen.
    Das was schmeckt und bekommt, wird gegessen und das liebe ich hier :)


    Ein hoch auf die französische Küche kann ich da nur anbringen :)

  • Ich war auch Allesesser und auch niemand sonst in meiner Familie hat Probleme dieser Art. Es ist also keine erbliche Vorbelastung was Allergien oder Unverträglichkeiten betrifft.
    Bei mir ging der Unfug erst im Fast-Erwachsenenalter los als ich eine handvoll überflüssiger Antibiotika-Kuren wegen leichter Bronchitis hinter mir hatte.
    Das hat meine Darmflora dermaßen "gekickt", daß mein Darm sich danach nicht mehr richtig erholt hat und ich mit den typischen Bauchbeschwerden reagiert hab und auch unerklärlicherweise plötzlich Gewicht zulegte.
    Von da an prasselten dann all diese glorreichen Tips von Diäten und "gesundem" Essen auf mich ein. Da ich aber blöderweise niemals vorher Probleme dieser Art und damit keine Vergleichsmöglichkeiten hatte (und auch keiner in meinem Umfeld), habe ich (wir) den Scheiß unbesehen geglaubt - selbst dann noch als es sehr viel schlimmer wurde.


    Zitat

    Das was schmeckt und bekommt, wird gegessen


    Solange dies ebenfalls in der Umkehrung gilt (Was nicht schmeckt, wird nicht gegessen) ist alles im Lot.
    Der Verzehr schmeckender Dinge bereitet dem Körper schließlich keine Probleme - denn der positive Geschmackseindruck ist ja das Belohungssignal, daß man die richtige Wahl getroffen hat.
    Andernfalls wäre es mit dem Genuß ganz fix vorbei.


    Blöde wird es nur, wenn man sich einreden läßt, man müsse diese Dinge, die man lieber ganz ganz weit an den Tellerrand schieben möchte, trotzdem essen, weil Vitaminehastenichgesehenpipapolabersülz und Experten und sowieso ...


    Ich bin mir ziemlich sicher, daß nicht alle Kinder toll finden, was man ihnen zum probieren gibt.
    Aber das ist der Zweck der Übung eines abwechslungsreichen Angebots. Nicht daß man alles immer essen müßte, sondern daß der Geschmackssinn lernen kann, was ihm mit welchen verwertbaren Inhaltsstoffen zur Verfügung steht. Nur aus diesem Angebot kann er auch auszuwählen (durch Appetit-Signale) wenn sich mal der Bedarf ergeben sollte. Daß sich dabei natürlich auch Abneigungen ergeben können, ist normal und wird erst dann zum Problem, wenn man sie nicht respektiert.


    Das funktioniert aber nicht nur bei Kindern. Klappt bei jedem, der sich endlich dazu entscheidet, die Finger von aromatisiertem und vitaminisiertem Industriefraß zu lassen.
    Das dürfe nämlich auch der Unterschied zum "zelebrierten" Kochen sein. Ich schätze jeder Franzose wäre tödlich beleidigt, wenn man ihm Tütenkram anstatt frischen Zutaten geben würde. Denn erst das befähigt den Geschmackssinn, vom Geschmackseindruck auf den Inhalt zu schließen und sagen zu können: "Ja, ist ok" oder "Geh wech mit dem Zeug!"
    Und deshalb klappt's auch mit den Nachbarn ... und dem eigenen Bauch ;)


  • Als Knabbereien, sog Aperitif werden Schälchen mit Oliven oder Karottenstückchen oder Minitomaten gereicht.


    na da sag ich doch "Prost"
    ich denke, Du meinst hier das hors-d'oeuvre oder amuse-guele.


    Ich habe zwar auch viele Erfahrungen mit der französischen Küche gemacht, kann mich aber nicht als Kennerin bezeichnen. Denn meine Erfahrungen sind hauptsächlich regional bedingt und da gibt es doch noch Unterscheide zwischen der privaten Küche und dem Essen im Restaurant und die Essgewohnheiten in der Normandie unterscheiden sich in vielem von der Küche Südfrankreich (wie bei uns eben auch)
    Eines stimmt, wenn man es mit dem Berufleben vereinbaren kann, dann nimmt man sich mehr Zeit zum essen und eine Mahlzeit hat gesellschafltich einen viel höheren Stellenwert.
    Dann haben die Franzosen ihre Küche vehement vor fremden Einflüssen verteidigt und ihr Essen kultiviert.
    Böse Zungen behaupten "in Frankreich beginnt die Kultur in der Küche, hört aber auch dort auf".
    Tielfkühlkost hat aber auch in so manchem Singlehaushalt Einzug gehalten und Kinder werden nur höchstselten mit Froschschenkel oder Schnecken traktiert.

  • Das mit den Kindern und Froschschenkeln und Schnecken kann ich so nicht bestätigen.
    Vor allem Schnecken in einer Knoblauchpaste werden sehr sehr häufig gegessen und auch von Kindern.
    Mir wurde so häufig schon, ein Schneckenkräcker untergejubelt lol.
    Schrecklich, nichts für mich, der Ekel ist zu groß.


    Frosch dagegen ist sehr nett, schmeckt wie Hühnchen mit einer etwas nussigen Note :)

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