Stimmt schon. Diese Studien besagen (unter Einschränkungen wegen der Zusammensetzung der Stichproben), dass der Jojo-Effekt bei leicht übergewichtigen, nicht-adipösen Frauen nach einer kurzen Crashdiät ohne Sport nicht auf einen unverhältnismäßig gesenkten Grundumsatz zurückgeht.
Die erste Studie (http://www.jacn.org/cgi/reprint/18/2/115.pdf) untersuchte 20 Personen mit einem durchschnittlichen BMI von 35 (zwischen 30 und 40), die über 3 Monate eine 800kcal-Diät durchführten und dabei entweder Kraft- oder Ausdauersport betreiben und kam zur gleichen Interpretation der Ergebnisse bezüglich auf den Stoffwechsel.
Doch, es ist ein Streitpunkt. Hier schon hunderte Male durchdiskutiert.
Dann will ich den auch gar nicht weiter aufwärmen.
Hm, ich würde die Psyche weder als unüberwindbar, noch als Determinante betrachten. Allein für Letzteres hänge ich zu sehr psychodynamischen Ansichten an... Und naja, Hunger ist m.E. am wenigsten psychisch bedingt. Das ist ein ganz und gar körperliches Signal des Mangels. Ich finde es verhehrend, die Psyche (über motivationspsychologische Strategien und sog. "Disziplin") dazu zu missbrauchen, sinnvolle Körperfunktionen unter Kontrolle zu bringen.
Ich wollte darauf hinaus, dass das Hungergefühl an sich ja nicht direkt zu Übergewicht führt, sondern das Befolgen des Hungergefühls. Deswegen sprach ich auch von einer anderen Ebene. Die Disziplinierbarkeit des Hungergefühls sehe ich deswegen nicht darin, das Hungergefühl auszuschalten, sondern es nicht zu befolgen. Das kann je nach Intensität natürlich enorm schwer sein (wie du ja selbst gerade ausgeführt hast). Aber es behindert erstmal nicht die Argumente, die man auf der Ebene des Energieumsatz-Mechanismus anbringt und ändert damit nichts an ihrer Erklärungskraft für z.B. den Jojo-Effekt.
Zu Beginn des Threads wurden aber eben Erklärungen auf dieser Ebene in Frage gestellt. Darin das Faktoren auf der psychischen Ebene bei starker Ausprägung das Abnehmen "unmöglich" machen können, stimme ich dir voll zu.
Aber wie gesagt, ändert das nichts daran, dass diese Faktoren nach meiner Position von der Ebene des Energieumsatzes unabhängig sind. Sie beeinflussen die Menge, in der Energie zugegeben wird (z.B. erhöhte Kalorenzufuhr) oder verbraucht wird (z.B. verringerte Bewegung und Aktivität körperlicher Funktionen durch Schlafstörungen, Stress, usw.). Aber nach meiner Interpretation der Sachlage nicht die eigentliche Funktion des Umsatzes bzw. des An- und Abbaus von Fettdepots.
Ich sehe niemanden als hilfloses Opfer und niemanden als faulen Fresser. Beides fände ich anmaßend. Ebenso wie das hier:
Ich finde es nicht anmaßend sondern produktiv, wenn man erst von der positivistischen Haltung ausgeht, dass man einen ungewünschten Zustand selbst beseitigen kann, bis man vom Gegenteil überzeugt ist. Schon von Anfang an mit der Einstellungen anzufangen, dass man eh nichts verändern kann, ist ziemlich frustrierend und erstickt alle Motivation im Keim.
Wer von sich behauptet, alle Faktoren evaluiert zu haben und sein Übergewicht für unabänderlich hält, soll es mit reinem Gewissen behaupten, aber soll diese Faktoren dann auch wirklich mal evaluiert haben.
Und z.B. umfassender Sport - also Sport, der sich nicht aufeintönige Ausdauer beschränkt, sondern alle körperlichen Leistungen wie Ausdauer, Schnellkraft, Maximalkraft, Koordination umfasst - einfach Mal mal 3 Monate lang auszuprobieren, hat noch niemandem geschadet und macht vielen Leuten nach der Überwindung der ersten schweren Wochen auch Freude. Trotzdem probieren es sicher die wenigsten überhaupt mal aus, da man ja leider meistens nur Diäten und höchstens Ausdauersport propagiert.
Ich sehe keine Grundlage, anderen Leuten zu sagen, was sie tun und ausprobieren müssten, bevor sie die Haltung haben dürfen, die sie haben. Und auch was die Ursachen des Dickseins angeht, würde ich immer eine wie auch immer geartete Störung der sonst hervorragend funktionierenden körperlich-psychischen Feinabstimmung vermuten, statt erstmal die Sport-Diät-Variante unbesehen auszuprobieren.
(Ich würde es eher Sport-und-angmessene-Ernährung nennen, denn von Diäten halte ich auch nicht viel)
Na gut, dann sind wir hier unterschiedlicher Meinung.
Denn auch ein perfekt funktionierender Körper kann Fettdepots aufbauen, wenn man sein Hungergefühl mit Lebensmittel hoher Energiedichte deckt, statt mit Lebensmitteln geringere Energiedichte. Die Fähigkeit des Fettabbaus ist ja keine Störung, sondern eine wichtige Fähigkeit von Säugetieren. Das gesunde Hungergefühl zählt dementsprechend keine Kalorien und sagt dann "Stop", sondern ist ziemlich ungenau.
Und deswegen finde ich es nicht falsch, hier den Ausgangspunkt für die Erklärung von Übergewicht zu setzten. Das schließt ja nicht aus, dass man auch evtl. psychologische Störungen erkennt.
ZitatLies' doch noch mal nach, ob Du "anmaßend" wirklich unter "dankbar klatschend" einordnen würdest oder ob Du in meinen Beiträgen irgendwo Zustimmung zu dem - wie auch immer verpackten - nichtssagenden Allgemeinplatz "meist ist es doch so und so, bis auf die (begründeten) Ausnahmen" findest.
Der Allgemeinplatz "Jeder ist anders und wir wissen deswegen nur, dass wir nichts wissen" hat aber auch noch niemandem geholfen. Zudem geht es mir gar nichtmal nur darum, wie etwas ist, sondern wie man sich am besten im Informationschaos eine Meinung bilden kann, wie etwas am wahrscheinlichsten ist. Dem kann man zustimmen oder es ablehnen, aber eine innerhalb der vorhandenen Grenzen möglichst gut begründete Grundhaltung ist m.M.n hilfreicher zur eigenen Entscheidungsfindung, als gar keine Orientierung.
Wenn ich Caily richtig verstanden habe, frustriert sie gerade eben das Problem, dass sie keinen Standpunkt für ordentlich begründet findet und deswegen nicht entscheiden kann, was sinnvoll und was Mythos ist.