Essgestört, nur weil ich dick bin???

  • Mal vorweg: Ich habe mein Übergewicht nicht wegen einer köperlichen Krankheit.

    Eigentlich würde ich mich nicht als essgestört sehen, aber das muss nichts heißen.

    Vor ein paar Jahren war ich mal mit meiner Tante (mit der ich mich sehr gut verstehe) und einer Freundin essen. Die Freundin erwähnte, dass sie sich vornimmt mal einen Monat keine Schokolade zu essen. (War glaub' ich grade zur Fastenzeit oder so). Ich meinte darauf, dass ich das auch mal versuchen würde, aber nicht glaube, dass ich es schaffe. Und meine Tante dann (O-Ton): "Du bist auch essgestört". Sie sagte das nicht beleidigend, sondern nur als Feststellung. So wie wenn jemand sagt: "Ich möchte auf einen Berg klettern." und ein anderer:" Du hast doch aber ein gebrochenes Bein."

    Das hat mich nachdenklich gemacht.

    Ab wann ist man essgestört?

    Natürlich esse ich nicht normal, sonst wäre ich wohl nicht zu dick.

    Ich habe aber zB keine Fressanfälle. Damit meine ich, dass ich noch den Kühlschrank aufgerissen habe und alles in mich hineingestopft.

    Allerdings habe ich ein Problem damit, etwas übrig zu lassen. Ich esse so gut wie immer alles auf was ich mir gekocht hab. Ich koche aber nicht die 4fache Menge, dann würde ich wohl schon was übrig lassen, aber ich esse leider schon manchmal weiter, obwohl ich satt bin. Weils eben so lecker is.
    Dabei mag ich das Völlegefühl nachher gar nicht.

    Well, if you want to sing out, sing out
    And if you want to be free, be free
    'Cause there's a million things to be
    You know that there are

  • Für mich ist eine Eßstörung oder der Beginn dafür dann zu sehen, wenn Nahrung nicht nur den einen Zweck erfüllt: zu ernähren, mit Genuß essen.


    Wenn ich wiederholt aus anderen Gründen esse z.B. aus Frust, aus Langeweile, aus Heißhunger, aus Einsamkeit (sprich: Essen als Ersatz herhält) - dann ist es für mich der Weg in eine Eßstörung möglich und wenn man das nicht erkennt kommt man möglicherweise in einen schlimmen Kreislauf. Dazu müssen das nicht unbedingt Freßanfälle sein, es kann einfach immerzu die zu große Portion sein die man ißt (ohne dass man wirklich den Hunger danach hat) oder das ständige Futtern - den ganzen Tag lang. Mag auch Gewohnheit dabei sein. Häufiges Überessen finde ich auch nicht als normal.


    Auch wenn ich z.B. nach oder während einer Diät oder irgendwelchen Maßregelungen in der Ernährung (sog. Ernährungsumstellung) mich plötzlich an keine Regeln mehr halte und esse ohne Mengenbegrenzung was mir gerade einfällt fände ich das nicht mehr normal - der Weg in eine Eßstörung scheint möglich; je nachdem wie oft man das macht.


    Wenn jemand sehr häufig auf Diät ist, sich ständig kasteit - dann ist das für mich auch eßgestört.


    Magersucht und Bulimie sind auch Eßstörungen.


    Es gibt wohl unzählige Bilder von Eßstörungen, auch Mischungen aus allem Möglichen.


    Nicht jeder der dick ist, ist eßgestört - und nicht jeder der eßgestört ist, ist dick.


    Gruß


    Ulrike

  • Hallo Agnetha,

    für mich sind dick und dünn genauso biologische Größen wie groß und klein!
    Ich habe 10 Jahre in Nordafrika gelebt und konnte folgendes beobachten: gerade bei der ärmeren Landbevölkerung, die kein Geld für Fressorgien haben, die noch nie auf einer Waage standen, und die wirklich ganz andere Sorgen haben, als Figurprobleme gibt es die unterschiedlichsten Körperformen, um die sich aber auch niemand Gedanken macht. Das tun nur die neureichen Frauen in den Hauptstädten, und prompt kommt bei denen dann auch das Thema "Diäten" auf.

    Dass es gute und schlechte Futterverwerter gibt, ist von der Natur so gewollt, die Vielfalt soll z.B. das Fortbestehen der Rasse in einer Hungersnot gewährleisten.

    Niemand der dick ist, ist zwangsläufig essgestört, aber in großer Gefahr es zu werden. Und zwar nicht, weil es ihm so gut schmeckt, sondern weil ihm alle Welt einredet, dass etwas mit ihm nicht stimmen kann.

    Die Ursachen für ES sind sehr vielfältig. Viele essen aus Langeweile, Frust, schieben Gefühle damit weg, suchen Trost, unterdrücken Wut usw.

    Aber besonders schlimm finde ich die "hausgemachte" ES, für die ich die Intoleranz unserer Gesellschaft verantwortlich mache. Einem mopsfidelen Dicken, der selbstbewusst durch sein Leben geht, wird von allen Seiten eingeredet, dass das nicht "normal" ist. Und mit der ersten Diät ist dann oft der Teufelskreis in die ES vorprogrammiert.

    Liebe Agnetha, wenn du selbst kein Problem mit deinem Körper hast und nur einfach dein leckeres Essen genießt, solltest du auf niemanden hören, der dir eine ES einreden will. ;)

    Liebe Grüßlinge
    Eva

  • Zitat von Agnetha



    Natürlich esse ich nicht normal, sonst wäre ich wohl nicht zu dick.
    ... .



    Hallo Agnetha,

    Eben genau das ist ein Vorurteil, unter dem viele Leiden. Solange du nicht dauernd zunimmst, hast du auch keinen Grund dir Sorgen zu machen. Es ist ja nicht so, daß sich Schlanke Menschen niemals über den Hunger essen. Wenns halt schmeckt, langen alle gern ein bischen mehr zu. Das du nun ein bischen mehr auf den Rippen hast, sollte dich nicht beunruhigen, mindestens solang du dein Gewicht hälst ist das m. e. absolut unbedenklich :).

    Liebe Grüße

    Netter

  • Hallo Agnetha!



    Natürlich bist Du nicht automatisch essgestört, nur weil Du dick bist. Da kommen noch ein paar andere Indikatoren dazu. Ich selbst bin esssüchtig. Anhand der Beschreibungen, die ich Dir hier mal reinkopiert habe, konnte ich das gut erkennen. Wenn die Merkmale nicht auf Dich zutreffen, bist Du auch nicht essgestört!




    Essstörungen beginnen im Kopf. Die ständige Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper führt zu Diätversuchen oder eingeschränktem Essen, d.h. bestimmte Nahrungsmittel werden vermieden (z.B. hochkalorische) oder die Menge und Zeiten stark eingeschränkt.


    Diäten und eingeschränktes Essverhalten können ein Einstieg in Essstörungen sein! Sie verstärken die Fixierung des Denkens auf das Essen, der Körper wird mit seinen Bedürfnissen als bedrohlich gesehen, denn er signalisiert Hunger oder sogar Gier.


    Die Gedanken kreisen ständig um das Essen, der Umgang mit Nahrung und mit dem Körpergewicht wird immer zwanghafter. Das beherrschende Thema ist: Kontrolle. Schritt für Schritt wird alles andere unwichtig: Freunde, Spaß haben, etwas zusammen unternehmen....


    Die Diagnosekriterien für Ess-Sucht / Binge Eating sind:

    • [font=Verdana, Arial, Helvetica]wiederkehrende Episoden von Heisshungeranfällen, d.h. mindestens zwei pro Woche über sechs Monate. [/font]
    • [font=Verdana, Arial, Helvetica]Diese Anfälle werden als zwanghaft und unkontrolliert erlebt. [/font]


    • [font=Verdana, Arial, Helvetica]Danach Unbehagen, Schuldgefühle, Depressionen, Selbstvorwürfe[/font]


    [font=Verdana, Arial, Helvetica]Mindestens drei der nachfolgenden Merkmale:[/font]


    • [font=Verdana, Arial, Helvetica]Übermäßig schnelles Essen, Schlingen[/font]


    • [font=Verdana, Arial, Helvetica]Essen bis zu einem unangenehmen Völlegefühl[/font]


    • [font=Verdana, Arial, Helvetica]Essen ohne körperliches Hungergefühl[/font]


    • [font=Verdana, Arial, Helvetica]Allein essen aus Scham[/font]


    • [font=Verdana, Arial, Helvetica]Ekel, depressive Verstimmungen und Schuldgefühle nach dem Essen[/font]


    [font=Verdana, Arial, Helvetica]Die Essanfälle werden nicht ungeschehen gemacht.[/font]




    Ich hoffe sehr für Dich, dass Du Dich in der Beschreibung nicht wiederfindest!

    LG Kugelfischchen

  • Danke für eure Antworten.

    @netter mensch: Nun ja, ich habe ja nicht ein bißchen zu viel auf den Rippen, sondern wiege über 130kg. :rolleyes:


    Bei den Merkmalen erkenne ich mich nicht wieder, außer bei dem Punkt mit dem Essen bis zu einem unangenehmen Völlegefühl. Das mache ich aber nicht immer, sondern ab und zu. Ist in letzter Zeit auch besser geworden.

    Well, if you want to sing out, sing out
    And if you want to be free, be free
    'Cause there's a million things to be
    You know that there are

  • Nun fällt mir doch noch was ein.

    Ein bischen viel also 130 Kilo muss man schon schauen woher es kommt. Aber was falsch ist, ist sofort deinem Essverhalten die Schuld zu geben.
    Meine Tante ißt seit sie lebt wie ein Spatz. Ihr Gewicht hängt auch bei 130 ca. Grund ist grantiert nicht das Essverhalten sondern Ihre Schilddrüse. Nach einsetzen der Behandlung sank das Gewicht um gut 10 Kilo ohne weiteres Zutun.
    Ihr Mann hat Astma und bekommt damit verbundene Medikamente. Seitdem hat er gut über 20 Kilo zugelegt.
    Ihre Kinder sind das schönste Beispiel.
    Alle werden gleich behandelt, niemand bekommt mehr Süßes wie der andere und jedes Kind im allgemeinen das was alle Essen. Die Kinder mögen alle ein bestimmte s Obst oder Gemüse am liebsten und im Gegensatz zu anderen Familien werden nciht die Süssigkeiten sondern oft die Tomaten/Gurken aufgegessen:).
    Ergo so wie es sein sollte. Keine Zwänge keine Verbote.
    Trotzdem sind alle drei anders gebaut. Die eine Tochter kommt tendenziell sehr kräftig und fast dick ist auch sehr groß für ihr alter. Das zweite Kind, Sohn, kommt auf ein ganz gesundes schlankes äußeres. Gut genährt aber normal halt. Das dritte Kind ist seit der Geburt dünn. Sehr dünn.

    Dir ist sicher klar warum ich diese Familie als plastisches Beispiel anführe. Es zeigt deutlich wie wenig oft das Essen an sich mit der Figur zu tun hat. Veranlagung, Medikamente, Krankheiten körperlich oder seelischer Natur können zum Übergewicht beitragen. Nicht einfach Maßloses Essen. Unterstellst du dir das nicht selbst indem du die Vorwürfe deiner Umwelt aufnimmst und wiederholst?

    Das man zuviel isst, also die Mengen zu groß sein sollen, da kann ich schlecht raten, daran arbeite ich ja selbst und bin nicht ganz schlüssig.

    Viel Erfolg für dich Agnetha


    NetterMensch

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!