Manchmal wünsch ich mir ...

  • Hallo, Cailly!


    Nun, der Gedanke kommt bei mir daher, daß ich es so toll fände, keine Probleme mit engen Kinositzen, Flugzeugsitzen oder den Eisdielen/Cafe-Stühlen mit den seitlichen Armlehnen zu haben. Oder irgendwo einen StillBH mit Unterbrustumfang 115cm. Oder doch einfach mal in einen Laden wie jeden anderen zum Klamottenkaufen gehen. (ich hab schon einige gute Adressen, ich kann mich nicht beklagen, trotzdem). Oder etwas graziel aussehen und keine solche Schmerzen in den Füßen haben, wenn ich tanze (was ich wegen der Kondition und meiner damit verbundenen schlechten Laune nicht mehr tue.) usw. Ich fühle mich auch immer so energielos, alles ist anstrengend, ich krieg nix vorwärts - und ich denke natürlich, daß das an dem Gewicht liegt. Ich hab keinen rechten Elan.


    Ich denke, ein Hauptproblem, warum man sich so spontan-oberflächlich sowas wie Mag. oder Bul. wünscht, ist, weil man in Gedanken natürlich nur die Figur, nicht aber das Eßverhalten (+Konsequenzen) übernimmt. D.h. ich denke, ich wäre letztendlich einfach gerne normalgewichtig - und könnte mir's weiterhin schmecken lassen (vielleicht schon etwas verbessertes Eßverhalten..), aber ich möchte mich natürlich nicht mit 40kg zu dick fühlen. Das ist ein psychischer Druck und ein Problem - da bleibe ich lieber bei meinem...


    Das mit der Anerkennung trotz Pfunde oder dem trotzdem-ernst-genommen-werden etc. - damit habe ich (mittlerweile) keine Probleme. Ich habe sogar viele Nachhilfeschüler, die ganz coolen zwischen 14-16, die Supersportler in der Schule etc. - alle nehmen mich super ernst! Ich denke, daß ich da weniger Probleme habe, auch bei meinem Uni-job, weil ich Physiker bin. In meinem Umfeld kommt es sehr viel auf das an, was Du im Kopf hast. Da sind viele Menschen vernünftiger bzw. kümmern sich weniger darum, wie ich aussehe.
    Vor einigen Jahren habe ich das nicht so empfunden - ich dachte, ich kann meine Präsenz meinen Freunden und Bekannten nicht mehr zumuten. Aber die Erfahrung (und die Therapie) hat mich eines Besseren belehrt. Meine Mutter sagte vor 10 Jahren, als das so begann, ich sei undiszipliniert und so - da hatten wir schlimme Probleme. Heute versteht sie, daß es nix mit Disziplin zu tun hat. Das hat mir auch sehr geholfen.


    Also bleiben wir so mit unseren Pfunden, werden vielleicht noch etwas mutiger was das Baden etc. angeht. Und vielleicht kommt irgendwann die Wende und ich kriege mein Gewicht geregelt. Zwanglos. Dauerhaft. Wäre toll.

  • Hallo Chrissie,


    zuerst einmal möchte ich dir danken für deine Erklärung - ich find das beschreibt genau was sicher die meisten dabei denken :)


    Ich selbst habe allerdings das Problem das meine ES absolut nicht zu meiner Figur paßt, genausowenig wie meine Darmerkrankung -
    ich hab echt Probleme damit regelmäßig zu essen weil ich kein wirkliches "Hungergefühl" empfinde, apetit ja aber auch den meist nur wenn ich anderen beim kochen zusehe oder die Gerüche davon Wahrnehme - satt( eigentlich eher "voll"/ "überfüllt") fühl ich mich dagegen relativ schnell, obwohl ich mit ein wenig "Übung" (wenn mein Freund bei mir ist und für uns beide kocht) durchaus "normale Portionen" essen kann.
    Meine Darmerkrankung beruht auf einer Störung des Dünndarms, der nicht ständig aber anscheinend viel zu oft einfach "streikt" und dann alles nur "durchschiebt - möglichst schnell natürlich und ohn irgenwas zu verdauen" - was normalerweise dafür sorgen müsste das es zu einer Gewichtsabnahme kommen müsste (war oder ist in der AC auch eine Möglichkeit eine Gewichts-abnahme zu Provozieren indem Betroffenen ein "Stück des Dünndarms" entfernt wird ) stattdessen schwillt bei mir nur der Bauch noch stärker auf und ich hab mitlerweile fast ständig einen massiven "Blähbauch" den ich auch nur mit Medikamenten (natürlich nicht verschreibungsfähigen) soweit in den Griff bekomme das es zumindest nicht mehr so schmerzhaft ist.


    Dabei habe ich genauso wie du es schreibst-

    Zitat

    Ich fühle mich auch immer so energielos, alles ist anstrengend, ich krieg nix vorwärts

    -
    immer wieder bemerkt das bei mir was nicht Stimmt, nicht stimmen kann und bin doch immer wieder darauf reingefallen das dies auf mein Gewicht - ich hab nen BMI der stark schwankt und zwischen 27(früher) bzw 29(heute) und 31(immer wieder die "höchstmarke") liegt - geschoben wurde.
    Mitlerweile hab ich zwar einen Hausarzt der diese Dilemma verstanden hat - auch woher meine Energielosigkeit und das alles herkommt - aber geändert hat sich bis her nicht wirklich was.


    Eine zwanglose Einstellung bzw Umgang mit Essen - ich denke das ist der wichtigste Punkt für alle Ess-Gestörten und das Gewicht muss sich eh "von selbst" auf ein "gesundes Level" einpendeln, das kann man mit Essen nur bedingt beeinflussen.


    Liebe Grüße,
    Cailly

  • Hallo Ihr!

    Rein zufällig bin ich auf dieser Seite gelandet, möchte aber ein paar Worte zum Thema ES schreiben.

    Ich (1,70 m, 62kg) habe seit ~11 Jahren ein gestörtes Verhältnis zum Essen, welches phasenweise mal mehr und mal weniger schlimm ausgeprägt war/ist. Von einer MS bin ich in die Sportbulimie "abgerutscht", danach in die Bulimie und schliesslich BED:( ....fremd sind mir ES daher nicht (worauf ich aber alles andere als stolz bin!). Weil mir die körperlichen Konsequenzen auf die Dauer sehr zu schaffen machten, ich aber gleichzeitig wahnsinnige Angst vorm Zunehmen hatte, bin ich nicht bei einer ES geblieben (ausgenommen natürlich BED).

    Bis auf meine (nicht zu verbergende) MS hat niemand in meinem näheren Umfeld jemals von meinen ES mitbekommen, worüber ich aber ganz froh war, da ich die vielen geschockten Blicke in der Öffentlichkeit, das Getuschel der Nachbarn und den Druck meiner besorgten Mutter als ich nur noch 43 kg wog nicht ertragen konnte. Das ständige "Du musst doch was essen, Kind!", "Oh mein Gott, bist du krank?", etc..empfand ich als sehr belastend, wenn auch im nachhinein vollkommen verständlich. Darum kann ich den Wunsch, Aufmerksamkeit und Zuwendung auf diese Art und Weise zu erreichen, nicht wirklich nachvollziehen.

    Rein körperlich gesehen habe ich stärker unter MS, (Sport)Bulimie gelitten wobei ich aber auf gar keinen Fall BED verharmlosen oder relativieren möchte!!! Wie auch schon andere geschrieben haben, kreisten meine Gedanken permanent ums Essen. Ich plante meine Mahlzeiten, zählte akribisch Kalorien und konnte das Essen gar nicht mehr wirklich sorglos, ohne schlechtes Gewissen geniessen. Zwar begann ich "mir mehr zu gönnen" durch die Sportbulimie, setzte mich aber mit stundenlangen CrossTrainer Workouts, teilweise bis nach Mitternacht, sehr unter Druck, konnte aber nicht darauf verzichten. In der Zeit hatte ich Schlafstörungen, Muskelkrämpfe, war sehr gereizt und fühlte mich einfach nur matt.
    Während meiner Bulimiephase hatte ich oft Bauchschmerzen und Verstopfungen. Durch das selbstinduzierte Übergeben bekam ich Herzstechen, mein Gesicht schwoll stark an, in der Augenregion bildeten sich Blutergüsse und von der verätzten Speiseröhre hatten andere ja schon geschrieben. Soweit meine Erfahrungen.

    Nun sinds doch mehr als "ein paar Worte" geworden...ich hoffe, es sei mir verziehen:D Mittlerweile habe ich eine Therapie begonnen und befinde mich auf dem Wege der Besserung, wenngleich ich weiß, dass viel Arbeit auf mich wartet. Ich wünsche mir für euch, dass ihr einen gesunden Weg findet, mit Körper und Geist "ins Reine" zu kommen und MS oder Bulimie reines Wunschdenken bleibt!

  • Hallo Angelic,


    ich hab erstmal deine Antwort hier auf mich wirken lassen, aber jetzt möchte ich doch was dazu schreiben.


    Und zwar geht es um das Thema der Reaktionen aus dem Umfeld...


    du schriebst:

    Zitat

    Das ständige "Du musst doch was essen, Kind!", "Oh mein Gott, bist du krank?", etc..empfand ich als sehr belastend


    diese Reaktionen aus deinem Umfeld kamen in einer Zeit wo du wie du ja selbst sagst eindeutig Untergewichtig warst und du hast sie eben als Belastung, als "contraproduktiv" empfunden.


    Genauso wirken aber die Reaktionen des Umfelds auf Übergewicht bei nunmal übergewichtigen Menschen mit Ess-Störung.
    Da wird ständig gesagt (ich zähl mal die gebräuchlichsten Beispiele auf)
    "Ess endlich mal weniger dann nimmst du auch ab." ;
    "So wie du aussiehst frisst du einfach zuviel, ess halt weniger und beweg dich mehr!"; usw.
    Kannst du verstehen das dies extrem Belastend wirkt, insbesondere auf Menschen die entweder ihr "Überessen" wirklich nicht selbst steuern können und noch mehr auf diejenigen die Versuchen diese "Ess-Attacken" mit allem möglichen Gegenmaßnahmen zu kompensieren? - noch schlimmer sind diejenigen dran die tatsächlich durch "zu wenig essen" zugenommen haben.


    Diese Gutgemeinten (das Gegenteil von Gut = Gutgemeint, kennst du diese Aussage?) Ratschläge sind in beiden Fällen - egal ob unter oder über Gewicht - absolut Unpassend.


    Aber die Art der Aufmerksamkeit ist jeweils eine Andere - und genau da wird bei vielen Betroffenen auch dieser Gedanke her kommen - ach wär ich doch Magersüchtig/schlanke Bulimikerin - sobald Untergewicht hinzukommt wird die Aufmerksamkeit so nervend sie auch sein kann, doch positiv es werden Krankheiten in Betracht gezogen - statt nur auf Mangelndem Willen & Disziplin zu bestehen.
    Kontraproduktiv ist zwar beides aber wie gesagt der Unterschied in den Reaktionen ist anders.


    Liebe Grüße,
    Cailly

  • Hallo! (nach 2 Wochen Pause - war bei meiner Mama, kurzer Urlaub daheim. War gut!)


    Und hallo Cailly im speziellen!


    Habe erst jetzt Deine Zeilen gelesen.


    Ich beneide Dich wirklich nicht um Deine Erkrankung - es scheint alles noch komplizierter zu machen mit dem Essen, dem Gewicht und dem Körpergefühl!


    Was ich immer ganz schlimm finde, ist, in irgendwelche Schubladen gesteckt zu werden, z.B.
    der/die ist zu dick -> sollte abnehmen, tut es aber nicht (oder: warum ist sie denn überhaupt zu dick?) -> willensschwach, faul :eek:


    Und wie Du schon schreibst - das mit der Willensschwäche oder fehlendem Verantwortungsbewußtsein wirft man nur den Eßgestörten mit Übergewicht vor! (Die MS sind "arme Würmchen", zu "bemitleiden" und krank). Vielleicht ist BED akut-medizinisch meist nicht so schlimm wie MS, aber die Vorurteile der Gesellschaft sind definitv größer. :( Der gesellschaftliche Schlankheitswahn "hilft" insofern den MS-Leuten. Nicht-vorhandene Pfunde lassen sich auch leichter verstecken als zu viele Pfunde...:rolleyes:


    Für uns ist dieser Wahn wirklich kontraproduktiv: Ich habe das Gefühl, eh nie wirklich dünn zu werden, der Weg von meiner Kleidergröße 54 ist einfach sooo (zuuu?) weit. Das heißt, ich habe keinen Ansporn, aktiv was an meinem Leben zu ändern, solange der Leidensdruck (- ganz wichtiges Wort, wichtigstes Wort, das ich bei meinem stationären Aufenthalt 2000 kennengelernt habe!) nicht zu groß ist. :( Und das ist er nicht, sonst wäre ich wieder depressiv wie damals: Man arrangiert sich und sein Leben im Laufe der Zeit mit dem Gewicht, nimmt manche Einschränkungen in Kauf und sucht sich genügend andere positive Beschäftigungen. Und man findet Tricks, den Demütigungen zu entgehen (wie den zu engen Stühlen etc.).


    Das mit der fehlenden Energie ist wohl das, was mich am ehersten zu einer Umstellung meines Lebens (Ernährung, mehr Bewegung etc.) bringen könnte! Oder vielleicht das Kind, damit man ihm ein gutes Vorbild ist und das Kind wegen meinem Gewicht keine Einschränkungen haben soll (rumtollen und toben, die Rutschen und Schaukeln auf dem Spielplatz etc.) Das bedeutet aber: Ich würde nicht direkt wegen mir und meines Gewichtes abnehmen, sondern nur indirekt wegen ganz anderen Gründen!!! Ist das nicht eigentlich interessant?!


    LG Chrissie

  • Hallo,
    habt Ihr wirklich das Gefühl das Magersüchtige von der Gesellschaft netter behandelt werden?
    Ich höre über sehr dünne Frauen immer nur Bemerkungen wie:
    -Das ist doch gar keine Frau
    -An der ist doch nichts dran
    -Da holt mann sich ja blaue Flecken beim..
    -Männer mögen so etwas nicht


    Was ich mitbekommen habe, wird Magersüchtigen gerne unterstellt das sie das machen damit sie sexuell attraktiv für Männer sind.


    Irgendwie auch nicht besser als die undiszipliniert Nummer.


    Das größere Mitleid von einigen ist vielleicht auch Instinkt. Schließlich verhungert da gerade jemand vorm gefüllten Kühlschrank. Bei sehr stark Magersüchtigen kommt ja auch dieses Kindchenschema raus, riesen Augen (weil das Fett im Gesicht fehlt), riesen Kopf im Vergleich zum restllichen Körper.
    Das sterben an Magersucht (oder deren Begleiterscheinungen) geht vielleicht auch schneller als an BED.

  • Hallo LisaS,


    diese Kommentare über Magere höre ich (leider zu) selten. (Zugegebenermaßen höre ich selber auch zum Glück nicht oft "böse" Kommentare über Übergewichtige.)


    Aus meiner Sicht sollte trotzdem in der Öffentlichkeit das Image des Mageren nicht gleichgesetzt werden mit Schönheit, wie es doch noch häufig getan wird (K. Moss). Aber es stimmt schon - viele Menschen finden die echt dünnen auch nicht sexy etc.


    Mein Mann kam gerade aus Asien (geschäftlich) zurück und hat mir versichert, daß ihm diese Frauen (im allgemeinen) wegen ihres generell ziehrlichen und Mädchenhaften Körperbaus nicht gefallen. :D Ach, was ist das doch nett von ihm! (Ich habe das nicht aus ihm herausprügeln müssen, das hat er schon alleine ohne Anstoß gesagt!):)



    Je länger wir uns mit dem Thema "Was ist gesellschaftlich+gesundheitlich angenehmer: zu dünn oder zu dick" beschäftigen, desto eher muß man zugeben, daß es den Dürren auch nicht viel besser geht und wir doch nicht ganz so schlecht dran sind. Finde ich. Meine Erfahrung.


    Nur im ersten Moment, da denkt man halt gerne so.


    Grüße, Chrissie

  • Zitat von Chrissie

    ... desto eher muß man zugeben, daß es den Dürren auch nicht viel besser geht und wir doch nicht ganz so schlecht dran sind. Finde ich. Meine Erfahrung.
    Nur im ersten Moment, da denkt man halt gerne so.


    Ja manchmal meine ich, nur wir Dicken hätten gewisse Probleme. Ich bilde mir oft ein, schlank + gesund = keine Probleme.


    Aber welche Probleme haben die Schlanken denn?

  • Welche Probleme haben die Schlanken denn?

    Alle, die du auch hast.

    Probleme im Beruf/in der Schule, familiäre Probleme, Probleme bei der Partnersuche oder Probleme mit dem Partner, finanzielle Probleme, GESUNDHEITLICHE Probleme [als wenn Schlanke keine Krankheiten bekommen könnten..] usw.

    Von kleineren Wehwehchen - a la keine Jeans will so recht passen mal abgesehen.

  • Zitat von gerndabei

    Ja manchmal meine ich, nur wir Dicken hätten gewisse Probleme. Ich bilde mir oft ein, schlank + gesund = keine Probleme.


    Aber welche Probleme haben die Schlanken denn?


    Es ging um Magersüchtige. Nicht um Schlanke. Da besteht ein wesentlicher Unterschied.
    Angesichts der Tatsache das 10-15% der Magersüchtigen direkt an Ihrer Krankheit sterben, würde ich die Gefahr des schnellen Todes jetzt schon mal aufzählen. Und ob Sachen wie Depressionen, verschleppte Lungenentzündungen etc. dazu gezählt werden, weiß ich nicht. Und in den tödlichen Bereich kommen MS zum Teil sehr schnell. Ein Freundin hätte es beinah in einem Jahr geschafft. Glücklicherweise konnten die Ärzte sie noch retten (sie war noch nicht 18, da geht ja noch deutlich mehr).

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